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Der Ausgangspunkt für meine Überlegungen sind Archivmaterialien der polnischen Exilregierung in Paris und London, die von den ersten Kriegswochen an Unterlagen zur Zerstörung und Verbringung polnischer Kulturgüter sammelte. Ihr Ziel war es zum einen, die Weltöffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, und zum anderen, diese Formen der Migration von Büchern zu dokumentieren und damit deren Rückgabe nach Kriegsende zu ermöglichen. In diesen Materialien finden sich unter anderem einige Hinweise darauf, dass für Buchausstellungen, die die Propagandaabteilung der NS-Distriktverwaltung in Warschau eigens organisierte, gezielt Bücher aus bestehenden polnischen Sammlungen benutzt und herausgenommen wurden, um sie als Träger einer anderen historischen Narration in neuen Zusammenhängen zu präsentieren. Wie ich am Beispiel von zwei solcher Ausstellungen aus den Jahren 1940 und 1941 zeigen möchte, stand diese Praxis in völligem Einklang mit der NS-Kulturpolitik und sollte die deutsche Besatzung Polens in den Jahren 1939–1945 legitimieren. Auf Seiten der Exilregierung wurde hingegen befürchtet, dass für Ausstellungen aus den Bibliotheken entnommene Werke anschließend nicht wieder zurückgegeben wurden und so für die Sammlungen verloren gingen. Wie im Artikel an ausgewählten Beispielen gezeigt wird, lassen sich solche Fälle durchaus belegen.1