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Der Beitrag widmet sich dem Thema Hochsensibilität, das erst allmählich in den empirischen Wissenschaften der Psychologie, Medizin und Neurowissenschaft erforscht wird, aber bislang in der Philosophie und den Geisteswissenschaften generell kaum Beachtung fand. Gesellschaftlich gesehen lässt sich jedoch von einem „Modetrend“ sprechen, auf den immer mehr ausgebrannte Menschen aufspringen, weil diese Etikette nobler klingt als „Burnout“ oder „Depression“. Im Artikel wird die in der Sachbuch- und Lebenshilfeliteratur oft postulierte These kritisch erörtert, derzufolge die Gesellschaft Hochsensible brauche. Analysiert werden im Hauptteil die wichtigsten zur Stützung dieser These angeführten Argumente: das Argument der Einzigartigkeit jedes Menschen (1), der Funktion als Seismographen (2), der besonderen ethischen Qualifikationen (3), der Natürlichkeit (4) und der besonderen Fähigkeiten im Kunstbereich (5). Am Ende wird ein Fazit gezogen und skizziert, in welche Richtung die öffentliche Diskussion aus sozialethischer Sicht gehen sollte, um die Verengung auf liberale individualethische Appelle zur Selbstoptimierung zu überwinden.