»Wieso waren denn einst die bemalten Fußböden Ausdruck einer Hochkultur, wenn heute die bemalten Dosen Ausdruck der Massenkultur sein sollen?«

In: Große Sätze machen: Über Bazon Brock
Author:
Thomas Hecken
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Type:
Chapter
Pages:
46–49
DOI:
https://doi.org/10.30965/9783846758786_009

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Series:  Forschungsreihe von HfG und ZKM Karlsruhe, Volume: 9
Cover Große Sätze machen: Über Bazon Brock
E-Book ISBN:
9783846758786
Publisher:
Brill | Fink
Print Publication Date:
01 Jan 2016
Preliminary Material
Siglenverzeichnis
Einleitung
»Wie ein Tun als Unterlassen betrieben werden kann und in die Geschichtsschreibung auch jene großen Ereignisse eingehen können, die nicht geschahen, weil man sie verhinderte (wie in der erfolgreichen Bekämpfung des Terrors), das üben wir in der Praxis der Künste; in der Beschränkung, heißt es dort, liegt erst die Meisterschaft; less is more, less irritations is more clarity; Vollendung ist eine Frage des rechtzeitigen Aufhörens und nicht der Vollständigkeit.«
»Man muss also das Publikum befähigen, das Gezeigte zu bewerten, indem man es auch das Nicht-Gezeigte kennen lernen lässt.«
»Ich bin hauptamtlich als Beweger zu bezeichnen, als Gelegenheitsmacher und einer der ersten Dichter ohne Literatur.«
»Avantgarde ist nur das, was uns veranlasst, neue Traditionen zu bilden.«
»Der Utopos – das Nirgendwo – ist das Überall in der erzwungenen Gleichheit.«
»Nicht-Tun statt Sabotage! Aber wir müssen nun endlich mit dem Nicht-Tun als Verhindern anfangen, und zwar vorschriftsmäßig, sonst werden Sabotage oder subversive Aktionen für manchen zu den einzig noch praktizierbaren Formen der relativ risikofreien Verhinderung von Katastrophen.«
»Ein Gehirn ohne körperliches Trägersubstrat ist nicht funktionsfähig.«
»Die einzige haltbare Begründung von Hossnung ist als apokalyptisches Denken durch die Evolution dem Menschen anerzogen worden. Das heißt, wenn vor 35.000 Jahren ein Clan in seiner Höhle saß, hatten die 15- bis 25-jährigen männlichen Führer der Truppe nur eine einzige Chance, mit Lebensmitteln zurückzukommen zu den Frauen und Kindern, die auf sie warteten, wenn sie alles, was ihnen außerhalb der Höhle passieren konnte, minutiös antizipierten. Grundlegend war und ist die Fähigkeit, das Ende zu antizipieren, um in der Gewissheit dessen, was alles möglich ist, tatsächlich darauf vorbereitet zu sein, dem drohenden katastrophalen Schicksal zu entgehen – das ist apokalyptisches Denken. Dieses ist gerade nicht die Unterwerfung unter die Katastrophendrohungen, sondern notwendig, damit wir die Kraft des Beginnens entwickeln können: initium ut esset homo creatus.«
»Es gelang den Nazis weder, einen Stil noch eine eigene Bildsprache zu erarbeiten, geschweige denn durchzusetzen.«
»Medien sind keine Lösungen, sondern Darstellungen des Problems selbst.«
»An die, die dies hören: Ein Hinweis auf den Ohr-Mundverbund, den Ohr-Ohrverbund, den Ohr-Hirnverbund.«
Jonathan Meese
»Fishing for Complications«
Silke Rehberg
»Die Strategie assirmativer Praxis versucht, die Herrschenden beständig mit ihrem Selbstverständnis, sprich ihrer Herrschaftsideologie zu konfrontieren.«
»Das bin ich, erfolgreich, gutangezogen und wohl anzuschaun. Ich, Bazon, der Schwätzer, Brock, der Mann mit dem Agit Pop unterm Arm, immer. Mir wird es nie zuviel. Ich kann mich nicht beruhigen, Monica Vitti mit mir eine Hoteltreppe hinabschreiten zu sehen, weil ich berühmt bin und immer wieder berühmt die Hoteltreppen hinabschreite, um den guten Menschenkindern zuzuwinken. Während beständig die Sonne scheint, ich nie die Grippe bekomme und viel, viel reise.«
»Folgenlosigkeit ist der höchste Ausdruck von Kunst in der Eichung am verbotenen Ernstfall.«
»Musealisierung ist die Strategie des Fortschritts, vor allem der Zähmung des Mutwillens von Kulturkämpfern, Testosteronkriegern, Virilblutern und ihrer ideologischen Betreuer. Nur wenn die Zivilisierung jener Kulturbarbaren gelingt, besteht Aussicht auf Normalität.«
Ding-Porträt, Ikebanaobjekt
»Was ich will, weiß ich nicht; was ich weiß, kann ich kaum sagen; was ich sage, meine ich vielleicht so, guck mal her!«
»Nachdem die Aufklärer glaubten, alle Welt aufklären zu sollen, ist es jetzt an der Zeit, mit den eigenen Macken, Interessen und Machtgelüsten vertraut zu werden.«
»Souverän ist, wer den Normalfall garantiert.«
»Kritik ist Problematisierung, die ihre Leistungsfähigkeit erst erweist, wenn ihr nicht mehr abverlangt wird, das Kritisierbare durch ein anderes Besseres, weniger Kritisierbares zu ersetzen.«
»Philosophie ist außerhalb der Kritik der Wahrheit völlig sinnlos.«
»Wer nicht über sich selbst spricht, hat nichts zu sagen.«
»Wir fordern Sie auf, alles in Ihrer Macht Stehende zu unterlassen.«
Erwin Wurm
»Der Tod muss abgeschasst werden, diese verdammte Schweinerei muss aufhören. Wer ein Wort des Trostes spricht, ist ein Verräter.«
»Pausenlos agieren und Nichtstun synthetisierte ich zum Nichttun, einer Ästhetik des Unterlassens.«
Nachwort
Schriftenreihe der HfG Karlsruhe Neue Folge

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