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Im Zuge der epistemologischen Ausdifferenzierung des Antagonismus von Traumrealität und ›wirklicher‹ Realität nehmen Jorge Luis Borges’ lebenslange Dantelektüren eine markante Position ein, die zu seiner Aufhebung führen. Eine textnahe Analyse des funktionalen Spektrums der Traumpassagen führt zur Erkenntnis ihrer besonderen affekt- und empathiesteigernden Effizienz.
Der Beitrag fasst die Etappen der inhaltlichen, formalen und funktionalen Korrelation der Traumaspekte mit Bezug zu Dante zusammen und beschreibt anhand exemplarischer Passagen aus Prosa und Lyrik die Thematik von Körper, Geburt und Tod. Dabei wird die Rolle der Empathie in der funktionalen Architektur des Traummotivs fokussiert und in ihrer werkgenetischen und literaturhistorischen, auf Dante gestützten Entwicklung gezeigt. Dabei stellt Borges’ Befreiung der Paolo-und-Francesca-Szene von moralischer Verurteilung zurück ins Buch und gleichzeitig enthebt sie die Traumlogik der Vorstellung linearer Ursprünglichkeit. Im zyklischen Traum der Liebe manifestiert sich im Augenblick der Epiphanie die Zeitlosigkeit.