18 Die gelehrte Bildung nach der göttlichen Idee in Über das Wesen des Gelehrten
In: The Enigma of Fichte’s First PrinciplesSearch for other papers by Quentin Landenne in
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Zusammenfassung
Der vorliegende Aufsatz bietet eine Rekonstruktion der spekulativen Begründung, der polemischen Implikationen und der pragmatisch-rhetorischen Wirkung des Übergangs vom moralischen zum religiösen Standpunkt in den Vorlesungen Über das Wesen des Gelehrten. Erst muss gezeigt werden, wie Fichte das Wesen des Gelehrten und das Programm einer gelehrten Bildung aus der ursprünglichen Differenz zwischen Sein und Dasein, zwischen Gott und seiner Darstellung in der Welt ableitet – auch wenn diese Ableitung in den zwei ersten Vorlesungen nur populär skizziert wird. Zweitens weisen wir darauf hin, dass der Hintergrund der Auseinandersetzung mit Schelling für Fichte noch in dieser Zeit entscheidend war, um eine Reihe von wichtigen Begriffen – die göttliche Idee, die Natur, die Welt, das praktische Wissen, die Religiosität – genauer zu erklären. Schließlich wird argumentiert, dass der religiöse Standpunkt der Vorlesungen, weder ein Verzichten auf das in 1794 sehr klar ausgedrückte politisch-praktische Engagement, noch ein Defizit an rhetorischer Sorgfalt bedeutet, sondern eine höhere Interpretation des Handelns als Wirken der Idee und eine pragmatische Inszenierung des religiösen Enthusiasmus des Gelherten als Triebfeder einer pädagogisch-populären Rhetorik mit sich bringt.
Abstract
The present paper delivers a reconstruction of the speculative foundation, the polemical implications and the rhetorical effects of the passage from the moral point of view to the religious point of view in the lessons Über das Wesen des Gelehrten (1805). First, it shows how the essence of the scholar and the program of an education of scholars are deduced from the original difference between being and existence, between God and his self-exposition in the world. Next, we establish that the controversy with Schelling still plays an important role in the clarification of some important concepts, like the divine idea, the nature, the world, practical knowledge or religiosity. Finally, we claim that the religious point of view of the lectures of 1805 does not involve a renouncement of strong practical engagement, which was clearly expressed in the lectures of 1794 (Über die Bestimmung des Gelehrten), or even a lack of rhetorical attention, but brings a higher interpretation of human action as the work of the divine idea, as well as a new conception of the religious enthusiasm of the scholar.