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Etwa zur gleichen Zeit wie Pierre Maine de Biran (1766–1824) bietet auch Schopenhauer (1788–1860) im deutschsprachigen Raum ein philosophisches Denken nach Kant, welches mit der Vorherrschaft der Vorstellung bricht. Im Sinne einer Ersten Philosophie tritt der Wille als ein „Leben-Wollen“ auf, das mit dem Leib identisch ist. Dadurch bringt er in das Denken der Moderne die Möglichkeit einer „Lebensphilosophie“ ein, welche die rein wissenschaftlich-technische Rationalität in ihrem Alleinanspruch hätte verändern können. Aber Schopenhauer muss an entscheidenden Stellen seiner Analyse doch wieder auf die Vorstellung zurückgreifen, um die Vielheit der Körper und den Illusionscharakter der Welterscheinung plausibel zu machen. Damit verlässt er aus radikal phänomenologischer Sicht ein an sich angedachtes reines Immanenzdenken des Willens, wodurch dann ebenfalls seine Ethik einer dualistischen Erlösungssehnsucht geprägt ist, anstatt von der Fülle der Unmittelbarkeit des Lebens, wie es seiner Grundinspiration nach möglich gewesen wäre.