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Leibliche Autonomie Zum Umgang mit Ambivalenzen des Autonomiebegriffs in der »individualisierten Medizin«

In: Zeitschrift für medizinische Ethik
Author:
Thomas Wabel
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Auch wenn das Ideal einer »individualisierten Medizin« mit genombasierter Prädiktion von Erkrankungsrisiken und differenzierten Therapieangeboten noch in weiter Ferne liegt, gilt die zunehmende Individualisierung etwa in der Krebsmedizin als Gewinn an Autonomie für den Patienten. Gleichzeitig wird vor Entsolidarisierungseffekten gewarnt, wenn die Möglichkeiten prädiktiver Diagnostik und Prävention dazu führen, dass die Verantwortung für die Ermittlung des genetischen Risikos und für Präventionsmaßnahmen dem Einzelnen zugeschrieben wird. Der Beitrag argumentiert, dass die Einschätzung des Für und Wider wesentlich vom Verständnis der Begriffe von Risiko und Autonomie bestimmt wird. Ein zu enges Verständnis von Autonomie als Freiheit von Zwang und Möglichkeit eigenverantwortlicher Entscheidung trägt zu einer Individualisierung von Verantwortung bei, die Autonomie de facto einschränkt. Mit Hilfe der systemtheoretischen Figur des »Wiedereintritts des Ausgeschlossenen« (re-entry) und des phänomenologischen Leibbegriffs schlage ich ein erweitertes Konzept »leiblicher Autonomie« vor. Ziel von Autonomie in diesem Sinne ist es, ein Verhältnis zu den Grundlagen von Leben und Gesundheit zu entwickeln, die außerhalb des Zugriffs eigenverantwortlichen Handelns liegen.

Even though the ideal of »personalised medicine« is far from being reality, personalised medicine promises to increase the patient’s autonomy. But having the choice to make use of diagnostic and preventive means can also be a burden for the individual. When genetic risk and the responsibility for prevention are individualised, traditional notions of solidarity are undermined. Combining approaches from system theory and phenomenology, the concepts of genetic risk and of autonomy are analysed. Too narrow an understanding of autonomy as freedom from external constraint and as decision-making capacity leads to a tendency towards the individualisation of responsibility, thereby in fact limiting autonomy. Taking up the figure of including what is excluded (re-entry), I suggest a wider concept of »bodily autonomy«, which entails a relation to conditions of life that are beyond human reach.

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