Die Widerspruchslösung lässt aus rechtsethischer Sicht Anfragen offen. Um diese Rechtsregelung zu legitimieren, lassen sich zwei Strategien finden. Im moralischen Kontext ist sie unplausibel, da Gründe gegen ein moralisches Recht auf eine Organspende vorgebracht werden können. Im ethischen Kontext folgt der Widerspruchslösung ein Paradigmenwechsel, da das Recht Vorstellungen des Guten aufnimmt und den liberalen Ansatz verlässt. Zudem wird die existenzielle Bedeutung der Entscheidung und der supererogatorische Charakter vernachlässigt.
From a legal ethical perspective, the opt-out system leaves questions unanswered. Two strategies legitimizing this legal regulation can be identified. In the moral context, it is implausible due to reasonable arguments against a moral right to an organ donation. In the ethical context, the opt-out system is followed by a paradigm shift as the law incorporates ideas of the good and abandons the liberal approach. In addition, the existential significance of the decision and its supererogatory character are neglected.
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