Sozialethiker, Wirtschaftswissenschaftler, Politikberater, Bischof: Joseph Kardinal Höffner (1906–1987) zählt unbestritten zu den zentralen Figuren im theologisch-gesellschaftlichen Diskurs der frühen und mittleren Bundesrepublik Deutschland. Ob es unter Ludwig Erhard um die Etablierung der Sozialen Marktwirtschaft oder unter Johannes Paul II. um die Weiterentwicklung der Katholischen Soziallehre ging – stets war Höffner beteiligt, wenn es darum ging, Neuformatierungen kritisch zu begleiten und sozialethische Hintergründe präzise zu erhellen. Über mehr als vier Jahrzehnte prägte er, erst als Professor und seit 1962 als (Erz-)Bischof in Münster und Köln, gesellschaftliche und kirchliche Debattenlagen entscheidend mit.
Die Bandbreite der von Höffner behandelten Themen – u.a. Wirtschaftsethik, Fragen sozialer Gerechtigkeit, Internationale Zusammenarbeit – wirkt dabei unmittelbar auf gegenwärtige Herausforderungen: Welche Rolle muss der Staat spielen, wenn Wirtschaft im Dienst des Menschen stehen soll? Wie sollen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung beschaffen sein, um das Attribut „gerecht“ zu verdienen? Welche Auswirkungen hat eine global vernetzte Wirtschaft auf gewachsene Strukturen im Verhältnis von Arbeitgebern und -nehmern?
Die bis 2016 in sieben Bänden erscheinenden Schriften Höffners zur Wirtschafts- und Sozialethik verfolgen nicht nur den Anspruch, über 100 seiner wichtigsten Artikel und Beiträge zugänglich zu halten, sondern gleichzeitig die Entwicklung seines Denkens in den verschiedenen Bereichen nachzuzeichnen. So enthalten die Bände unter anderem auch seine wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten, die Höffners wissenschaftliche Bildung wie auch seine Weitsicht bereits in frühen Jahren dokumentieren. Dies sind u.a. seine beiden (!) theologischen und die wirtschaftswissenschaftliche Dissertation sowie die Habilitationsschrift.
Eingeleitet werden die nach Themenfeldern geordneten Bände jeweils mit einem Essay von renommierten Expert_innen, die Höffners Schriften in ihren zeitlichen Kontext einordnen, vor allem aber zeigen, wo seine Beiträge in Diskussionen unserer Zeit ihre Wirksamkeit entfalten.