Das Ezechielbuch als Trauma-Literatur

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The book of Ezekiel has long astonished its readership. In the history of exegesis, the book's (supposed) author has often been regarded as mad or ill, or as suffering from "Post-Traumatic Stress Disorder" according to a recent diagnosis. The present study radicalizes this approach by investigating the book of Ezekiel as trauma literature. On the basis of a multi-faceted trauma hermeneutics the peculiarities as well as the inconsistencies of the book are shown to be material aspects of a fictionalised trauma process in the context of Israel's experiences of siege warfare and mass deportation in the early 6th century bce. The analysis demonstrates that the potential for violence inherent in the catastrophe has created not only an intense discourse about blame and punishment but also a theologically disturbing picture of a traumatized deity; in both cases the purpose is to assure the survival of Yhwh and the people.

Das Ezechielbuch hat seine Leserschaft seit jeher verwundert und verwirrt. Den vermeintlichen Autor des Buches hat man im Laufe der Auslegungsgeschichte immer wieder pathologisiert – zuletzt ist Ezechiel mehrfach die Diagnose „Posttraumatische Belastungsstörung“ attestiert worden. Die vorliegende Studie nimmt diesen Krankheitsansatz auf und radikalisiert ihn, indem sie das Ezechielbuch konsequent als fiktionale Trauma-Literatur analysiert. Vor dem Hintergrund einer mehrdimensionalen Trauma-Hermeneutik erschließt sie die Ezechielprophetie neu als literarisch-theologische Auseinandersetzung mit den traumatisierenden Kriegsereignissen, die Juda und Jerusalem zu Beginn des 6. Jh.s v.u.Z. getroffen haben. Es zeigt sich, dass die ungeheure Gewaltfülle der Exilskatastrophe nicht nur einen massiven Schuld-Strafe-Diskurs, sondern auch das theologisch erschütternde Bild einer traumatisierten Gottheit aus sich herausgesetzt hat – beides mit dem Ziel, das Überleben JHWHs und des Volkes zu sichern.

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Ruth Poser, Dr. theol. (2011) in Old Testament, Philipps-Universität Marburg, is academic staff member at the Department of Protestant Theology at this university and administrator of the Master program inProtestant Theology.

Ruth Poser, Dr. theol. (Promotion 2011 s.c.l. im Alten Testament) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg und Administratorin für den Masterstudiengang Evangelische Theologie.
Kapitel Eins: Einleitung: Das Ezechielbuch verwunde(r)t

Kapitel Zwei: Die Befremdlichkeiten des Ezechielbuchs im Spiegel der Forschung
A. Die Diagnostizierung des historischen Autor-Propheten Ezechiel
B. Die (Re )Prophetisierung des historischen Autor-Propheten Ezechiel
C. Ezechiels Sprachlosigkeit und Gebundensein in literar- und redaktions-kritischer Perspektive
D. Gemischte, vermittelnde und weitere Deutungen

Kapitel Drei: Trauma – ein literarhistorisches Sensibilisierungs-, Beschreibungs- und Erkenntnismodell
A. Trauma I: Individuelles Trauma in psychotraumatologischer Perspektive
1. Eine ganz kurze Geschichte der Psychotraumatologie
2. Was heißt ‚psychische Traumatisierung‘?
3. Zur Phänomenologie des (individuellen) Traumas
4. Aspekte des therapeutischen Umgangs mit Traumatisierungen und Trauma-Behandlung
B. Trauma II: Kollektives Trauma in sozialpsychologischer und kultur-wissenschaftlicher Perspektive
1. Vom individuellen zum kollektiven Trauma
2. Vom kollektiven Gedächtnis zum kollektiven Trauma
C. Trauma III: Trauma und Literatur, Trauma als Literatur – (Wie) ist Trauma erzählbar?
1. Von der Unmöglichkeit und der Notwendigkeit des Erzählens
2. Erzählen als Bezeugen
3. Traumatisches Erzählen, Zeugenschaft – und Fiktionalität
4. Merkmale und Kennzeichen trauma-bearbeitender Literatur

Kapitel Vier: Geschichtliche und psychotraumatologische Referenzpunkte des Ezechielbuchs
A. Geschichtliche Referenzpunkte des Ezechielbuchs
1. Hinführung und Quellen
2. Zur politischen Großwetterlage in der Levante in der zweiten Hälfte des 7. Jh.s v.u.Z.
3. Politische Entwicklungen in Juda zwischen 701 und 582 v.u.Z.
4. Der archäologische Blick
B. Zum psychotraumatologischen Hintergrund des Ezechielbuchs
1. Die Kriegs- und Deportationsereignisse in Juda/Jerusalem zu Beginn des 6. Jh.s v.u.Z. und der Trauma-Begriff
2. Quellen
3. Traumatogenese I: Antiker Belagerungskrieg
4. Traumatogenese II: Massendeportation(en) und Exilssituation(en)

Kapitel Fünf: Das Ezechielbuch als (Trauma )Literatur
A. Zum Genre des Ezechielbuchs oder: Das Ezechielbuch als fiktionale Erzählung
1. Einleitendes
2. Fiktionalität als besondere Repräsentationsform von Wirklichkeit
3. Das Ezechielbuch als fiktionale Erzählung
4. Zusammenfassung
B. Traumatische Strukturen im Ezechielbuch – Annäherungen
1. Das Ezechielbuch als Trauma-Literatur wahrnehmen: Herangehensweisen und Leitfragen
2. Traumatogene (Erzähl )Ereignisse im Ezechielbuch
3. Exemplarischer Trauma-Text: Ez 7 – der Tag der Katastrophe
4. √ – ein Trauma-Wort im Ezechielbuch?
C. Das Ezechielbuch als trauma response
1. Die Strukturelemente der trauma response
2. Die Strukturelemente fragmentation, regression und reunification im Ezechielbuch

Kapitel Sechs: Das Ezechielbuch als trauma response – eine kursorische Lektüre mit Vertiefungen
A. Ez 1,1-3,15
1. Vertiefung: Prophetische Berufung oder: Ezechiel muss (s)ein Trauma schlucken (Ez 2,8b-3,3)
B. Ez 3,16-7,27
C. Ez 8,1-19,14
2. Vertiefung: (Kriegs )Traumata und Geschlecht (Ez 16,1-43)
D. Ez 20,1-23,49
3. Vertiefung: Bildüberfälle – Bildüberfülle (Ez 21)
4. Vertiefung: Geschichtsklitterung und exzessiver Realismus einer Metapher (Ez 23)
E. Ez 24,1-25,17
5. Vertiefung: Traumatische Rache-Impulse
F. Ez 26,1-28,26
G. Ez 29,1-16
H. Ez 29,17-30,19
I. Ez 30,20-26
J. Ez 31,1-18
K. Ez 32,1-16
L. Ez 32,17-33,20
M. Exkurs: Die Datumsangaben in Ez 24 bis 33
N. Ez 33,21-39,29
6. Vertiefung: Beschämung und Scham im Ezechielbuch
7. Vertiefung: Re-Symbolisierung am Beispiel von 
8. Vertiefung: Re-Inszenierung der traumatischen Katastrophe mit anderen Ausgängen (Ez 38-39)
O. Ez 40-48
9. Vertiefung: Ez 40-48 als literarische Raumdarstellung und als priesterlich geprägte Imagination eines „sicheren Ortes“

Kapitel Sieben: Schlussbetrachtung: Das Ezechielbuch in trauma-t(he)ologischer Perspektive
A. Die Präsenz der Phänomenologie des individuellen Traumas im Ezechielbuch
B. Kollektive Trauma-Phänomene im Ezechielbuch
1. Individuelles und kollektives Trauma im Ezechielbuch
2. Kollektives Gedächtnis und kollektives Trauma im Ezechielbuch
C. Das Ezechielbuch als fiktionales Zeugnis vom ‚Anderen der Geschichte‘
1. Das Ezechielbuch als fiktionale Trauma-Literatur
2. Zum Verhältnis von Trauma und Geschichte im Ezechielbuch
3. Das Ezechielbuch als Zeugnis-Literatur
D. Noch einmal: Das Ezechielbuch verwunde(r)t
All those interested in the history of the Ancient Near East, the Hebrew Bible, biblical theology and biblical hermeneutics, as well as spiritual caregivers working with traumatized people, and those interested in trauma studies, especially in war traumas, and the phenomenon of survival literature.

Alle, die sich für die Geschichte des Alten Orients, die Hebräische Bibel, biblische Theologie und Hermeneutik interessieren; Seelsorgende und andere mit traumatisierten Menschen arbeitende Personen; alle, die sich für die Themen "(Kriegs-)Traumatisierung" und "Überlebensliteratur" interessieren.
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