Bürgerkrieg global

Menschenrechtsethos und deutschsprachiger Gegenwartsroman

Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur ist welthaltiger, innovativer und kosmopolitischer als die Kritik des wahrhaben will. Innerhalb der postkolonialen und globalen Tendenzen der internationalen Literatur überraschen die Romane aus den deutschsprachigen Ländern durch ihr seismographisches Erfassen von Krisen aus unterschiedlichen Kontinenten, die im Zeitalter der Globalisierung auch die heimische Kultur betreffen. Zum Beispiel die Bürgerkriege der letzten Jahrzehnte mit ihren Menschenrechtsverletzungen und zivilisatorischen Verwüstungen: Es sind die Romanschriftsteller, die durch das Erzählen individueller Schicksale differenzierte Einblicke in die persönlichen und gesellschaftlichen Katastrophen jener Konflikte vermitteln, und die gleichzeitig eine Ästhetik entwickeln, die die Schwierigkeit des Sprechens vom Krieg reflektiert. Es zeichnet sich dabei eine Poetik der Globalisierung ab, bei der historisches Wissen, politische Kritik und ästhetische Innovation durch ein Menschenrechtsethos miteinander verklammert werden. In der Einleitung des Buches wie im Ausblick am Schluss wird dieser Konnex thematisiert, wobei Theorien von Menschenrecht und Menschenwürde sowie Bürgerkrieg und Gewalt diskutiert bzw. mit aktuellen ethisch-ästhetischen Positionen in einen Zusammenhang gebracht werden. Im Zentrum des Buches steht die Detailanalyse von zwölf Romanen, die von zeitgenössischen Bürgerkriegen in Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa handeln. Die Romanautoren sind: Norbert Gstrein, Lukas Bärfuss, Hans Christoph Buch, Jeannette Lander, Dieter Kühn, Nicolas Born, Christian Kracht, Michael Roes, Gert Hofmann, Friedrich Christian Delius, Uwe Timm und Erich Hackl.

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Jugoslawien: Norbert Gstrein, Das Handwerk des Tötens (2003)
Über ästhetisches und politisches Scheitern
Pages: 67–99
Ruanda I: Lukas Bärfuss, Hundert Tage (2008)
Negativer Entwicklungsroman und fatale Entwicklungshilfe
Pages: 101–125
Ruanda II: Hans Christoph Buch, Kain und Abel in Afrika (2001)
Ein Du-Erzähler im Inferno der Flüchtlingslager
Pages: 127–145
Sri Lanka: Jeannette Lander, Jahrhundert der Herren (1993)
Ehekrieg und Bürgerkrieg
Pages: 147–169
Oman: Dieter Kühn, Und der Sultan von Oman (1979)
Literatur-Mosaik und Ölkrise
Pages: 171–183
Libanon: Nicolas Born, Die Fälschung (1979)
Kritik der Medialisierung und verselbständigter Bürgerkrieg
Pages: 185–196
Iran: Christian Kracht, 1979 (2001)
Popkultur und Fundamentalismus
Pages: 197–207
Jemen: Michael Roes, Leeres Viertel Rub’ Al-Khali (1996)
Spielästhetik und Kriegerethos
Pages: 209–219
Exkurs: Nationalsozialisten im Nahost-Exil bei Born und Koeppen
Negativer Kulturtransfer und „Viertes Reich“
Pages: 221–229
Bolivien: Gert Hofmann, Vor der Regenzeit (1988)
Mimikry feindlicher Brüder: Klaus Barbie und Ernesto Che Guevara
Pages: 231–249
Chile: Friedrich Christian Delius, Adenauerplatz (1984)
Exilroman und schmutziger Krieg
Pages: 251–269
Argentinien: Uwe Timm, Der Schlangenbaum (1986)
Literarisches Kenotaph für die Verschwundenen
Pages: 271–291
Uruguay: Erich Hackl, Sara und Simón (1995)
Ein Dokumentar-Roman über die Folter
Pages: 293–315
Exkurs: NS-Emigranten in Lateinamerika bei Timm, Schneider und Hofmann
Kriminalgeschichte(n) des Holocaust
Pages: 317–333
Ethik und Ästhetik
Pages: 335–346
Namenregister
Pages: 347–360
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