In der Reihe jena-sophia wird mit Hermann von Kehlers Mitschrift zu Hegels Ästhetikvorlesung aus dem Sommersemester 1826 ein wichtiges Dokument aus dem Besitz der Universitätsbibliothek Jena veröffentlicht. Hegel hat sich in dieser Vorlesung besonders intensiv mit der Kunst seiner Zeit auseinandergesetzt und ein breites Spektrum künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten vorgestellt, das vom Schönen über das Charakteristische bis zum Häßlichen reicht. Unter der Leitfrage seiner Ästhetik, der Frage nach der Relevanz der Kunst „für uns“ und für die durch die Vernunftforderung bestimmte moderne Welt sieht Hegel seine „These vom Ende der Kunst“ bestätigt. Die Künste sind nicht die Quelle der modernen Kultur, sondern ein Faktor neben anderen. Dennoch bleibt die Kunst ein unverzichtbares Element der humanen Kultur. Ihre „Zukunft“ liegt sowohl in der Vielfalt möglicher Gestaltung als auch in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung: Die Pflege der Künste als Element der Bildung des Menschen fällt unter die Aufgaben des Staates; die Künste vermitteln dem modernen Menschen ein geschichtliches Bewußtsein sowohl aus den Quellen der eigenen Kultur, als auch durch die Integration des Fremden: der Weltkulturen. In der Enzyklopädie von 1827 hat Hegel die Ergebnisse dieser Vorlesung systematisch zu einer Erweiterung der ersten Paragraphen des „absoluten Geistes“ über die Kunst genutzt. Daher bietet die Vorlesung nicht nur einen für Studenten (von Hegel selbst) entwickelten Einblick in seine Ästhetik, sondern auch die wissenschaftliche Grundlage für die systematische Erschließung seiner Philosophie der Kunst. Die vorliegende Edition präsentiert den Text der Hegelschen Vorlesung mit (kenntlich gemachten) Ergänzungen und Sachanmerkungen. Eine knappe Einleitung zur Vorlesung stützt sich auf eine in Vorbereitung befindliche Einführung in Hegels Ästhetik, die ebenfalls im Wilhelm Fink Verlag erscheint.