Der Code der Leidenschaften

Fetischismus in den Künsten

Der Fetischismus ist ein Schlüsselphänomen der modernen Gesellschaften. Er bestimmt nicht nur religiöse und mentale Formationen, sondern auch die libidinösen Objektbeziehungen in der Konsum- und Massenkultur. Bemerkenswert unterbelichtet sind die Spielarten fetischistischer Formen und Praktiken in den Künsten, Medien und Literaturen. Diese Lücke schließt 'Der Code der Leidenschaften'. Das Phänomen des Fetischismus ist gewiss älter als sein Diskurs. Er ist ein Leitfossil unserer Kultur. Seit es die Verkultung von Kunstobjekten oder Künstlern gibt, also seit der Renaissance, wissen Kritiker und Interpreten, dass es nicht nur um Geschmacksurteile, Stilkritik, Form- und Gattungsanalyse, um die Ermittlung von Bedeutungen oder die Situierung von Werken in kulturellen Kontexten geht. Die Faszinationsgeschichte, durch die Leser und Betrachter mit Werken und ihren Schöpfern verbunden sind, ist auch eine Geschichte der ebenso grandiosen wie skurrilen Passionen, welche die Rezipienten an Objekte der Kunst oder an ihre Autoren fesseln – auf durchaus erklärungsbedürftige Weise. Der vorliegende Band soll die Spielarten der fetischistischen Mechanismen in den Künsten erkunden und dabei die Codes der Leidenschaften entziffern, die das Kraftfeld zwischen Künstlern, Werken, Sammlungen und Rezipienten bestimmen. In diesem Sinn sind die einzelnen Beiträge zweierlei: fachwissenschaftliche Analysen künstlerischer und literarischer Prozesse und zugleich auch Beiträge zu einer allgemeinen Geschichte der fetischistischen Praktiken unserer Kultur.

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Codes der Enträtselung
Neusemantisierungen von Fetisch und Tabu in Wissensdiskursen um 1900
Pages: 32–53
Idolologie
Heideggers Andere Bildwissenschaft
Pages: 54–69
Moses in Wonderland
Oder Warum Literatur (Nicht) Fetischisierbar Ist
Pages: 70–95
Der weg vom Fetisch zum Kunstwerk
Eine Psychoanalytische Perspektive
Pages: 96–105
Objekte der Berührung
Der Tastsinn und die Erfindung der Ästhetischen Erfahrung
Pages: 106–123
„Du Lebst und Thust mir Nichts“
Aby Warburg und die Lebendigkeit der Kunst
Pages: 124–145
Der Auftritt der Waren
Verkehrsformen der Dinge Zwischen Warenhaus und Museum
Pages: 146–157
Verdammtes Ding
Über die Unmenschlichkeit der Gegenstände
Pages: 158–169
Das Rauschen der Fetische
Populäre Stilisierungen des Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Pages: 170–195
Gold, Gips und Linienzug
Kostbare Materialien und Bilder ad Vivum in der Kunst des 16. Jahrhunderts
Pages: 196–229
Der Bart als ex voto
Der Fetisch in der Pogonologie
Pages: 230–243
Puppenspiele
Die Kinderbücher der Dare Wright
Pages: 244–269
Der Schrei
Pages: 290–305
Das Zeichen mit der Bedeutung ‚Nicht-Zeichen‘
Die Paradoxe Signifikanz des Fetischs für die Kultur- und Literatursemiotik
Pages: 306–323
Ding und Fetisch
Überlegungen zu Stifters Dingen
Pages: 324–343
„Deine Braunen Pantöffelchen“
Gustave Flaubert an Louise Colet
Pages: 344–361
„Des Dingseins Leise Erlösung“
Rilkes Ding-Poetik als Kontrafaktur zum Fetischismus-Diskurs
Pages: 362–381
Mode, Maske, Mimikry
Fetischismus und Kulturelle Differenz in Claire Golls der Neger Jupiter Raubt Europa
Pages: 382–407
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