In den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts setzte mit der Entstehung der Elektro-, Chemie- und Automobilindustrie eine neue, zweite Phase der Industrialisierung ein. Die vergleichend angelegte Studie fragt danach, inwieweit Deutschland den Vorsprung Großbritanniens in der industriellen Produktion und im Konsumniveau bis zum Zweiten Weltkrieg aufholen konnte. Über diese klassische Frage nach dem Verhältnis von Pionier und Nachzügler hinaus behandelt der Band soziale Nivellierungsprozesse zwischen Mittel- und Unterschichten in beiden Ländern. Vor dem Hintergrund einer breiten Darstellung der Industrialisierung untersucht der Autor auf nationaler und lokaler Ebene - am Beispiel von Leeds und York, Dortmund und Münster - zentrale Elemente des materiellen und kulturellen Konsumverhaltens: die Energieversorgung, die Nutzung von Haushaltstechnik und die Wahrnehmung populärer Kulturangebote aus den Bereichen Sport, Film, und Rundfunk. Im Ergebnis zeigt sich, dass das Deutsche Reich bis zur Jahrhundertwende den industriellen Vorsprung Großbritanniens wettmachen konnte, den britischen Konsumstandard jedoch bis zum Zweiten Weltkrieg nicht erreichte. In beiden Ländern hielten sich Differenzen zwischen den sozialen Schichten im Erwerb von materiellen Konsumgütern, während sich die Teilhabe an der Massenkultur anglich. Generell bildete die Stärkung des materiellen und kulturellen Konsums in den 1930er Jahren die Voraussetzung dafür, dass der Lebensstandard in Großbritannien und Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg ein ähnliches Niveau erreichte und die soziale Integration zunahm.