Die Übernahme der deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Grenze durch Polen war ein schwieriger Prozess der Neubesiedlung und Inbesitznahme einer vom Krieg stark zerstörten Region.
Die Bezeichnung »Polens Wilder Westen« stand damals für das herrschende Chaos und das im Oderraum geltende »Recht des Stärkeren«. Das Zusammenkommen von polnischen Zwangsarbeitern, Neusiedlern und Vertriebenen aus anderen Teilen Polens mit deutschen Einwohnern und Flüchtlingen bewirkt eine vorübergehende Begegnung von Deutschen, Polen und Angehörigen der Sowjetarmee. Deren Zusammenleben auf oft engem Raum war kompliziert. Doch in diesem östlichen »Wilden Westen« gab es auch neue Freiheiten und die Möglichkeit, etwas von Grund auf Neues zu schaffen.
Jenseits der bislang dominierenden Meistererzählungen - dem deutschen Vertriebenendiskurs und der polnischen Rede von den »Wiedergewonnenen Gebieten« - schildert Beata Halicka die Geschichte vom Untergang einer alten und der Bildung einer neuen Grenzlandschaft - facettenreich, mit großer Anschaulichkeit und aus der Sicht zahlreicher Betroffener.
Copyright Year:
2016
The takeover of the German territories east of the Oder-Neisse border by Poland was a difficult process of resettlement and seizure of a region severely damaged by the war. At that time, the term "Poland's Wild West" stood for the prevailing chaos and the "law of the strongest" that applied in the Oder region. The coming together of Polish forced laborers, new settlers and expellees from other parts of Poland with German inhabitants and refugees causes a temporary encounter between Germans, Poles and members of the Soviet Army. Their coexistence in an often confined space was complicated. But in this eastern "Wild West" there were also new freedoms and the possibility of creating something new from scratch. Beyond the hitherto dominant master narratives - the German discourse on expellees and the Polish talk of the "regained territories" - Beata Halicka depicts the story of the downfall of an old border landscape and the formation of a new one - multifaceted, with great clarity and from the point of view of numerous victims.
Beata Halicka ist Professorin für Kulturgeschichte Ostmitteleuropas am Deutsch-Polnischen Forschungsinstitut im Collegium Polonicum in Slubice, einer gemeinsamen Einrichtung der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznan und der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).
taz-die tageszeitung, 10.08.2013
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