Man muss dran glauben

Die Theologie der Märkte

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Der Gottes- und Geldglauben sind struktur- und funktionsverwandt. Gott und Geld stehen vor ähnlichen Problemen, wenn ihnen der Glaube bzw. die Beglaubigung verwehrt wird. Theoriegeschichtlich fällt auf, dass die ökonomietheoretische Debattenlage seit dem "Finanzbeben" heute wieder vor dem Theodizee-Problem steht. Damals fragten sich etwa Diderot und Voltaire: Wenn die Hand des Gottes, der, wie behauptet, gütig und allmächtig ist, alles so herrlich regieret, wie kann er dann ein solches Schrecknis zulassen, das die Gerechten wie die Ungerechten trifft? - Zweihundertfünfzig Jahre später haben die aktuellen Diskussionen der Ökonomen allenfalls in Randbezirken das Niveau der Theologie in der Mitte des 18. Jahrhunderts erreicht. - Die invisible hand des Marktes, die alles so herrlich wenn nicht regieret, so doch regelt, in Frage zu stellen, ist unter den meisten Ökonomen noch heute ein tabubewehrtes Sakrileg - selbst wenn sie über Fälle von Marktversagen nachdenken. Nach dem Finanzbeben (welche begriffliche Nähe zum Erdbeben von Lissabon!) zu beten »Invisible hand, wenn es dich gibt, rette meine Guthaben, wenn ich noch welches habe«, kommt kaum einer Wirtschaftslehre in den Sinn; ihr Glauben ist dogmatisch unerschütterlich. Man muss dran glauben versucht, die ökonomische Aufklärung auf das Niveau der religiösen Aufklärung zu bringen.

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Jochen Hörisch ist Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim.
SRF Kultur, 20.05.2013
Im Gespräch mit Judith Wipfler erklärt der Kulturkritiker, was ihm an der Sprache des Geldes verdächtig erscheint.
Hier geht es zur Sendung.

Deutschlandradio Kultur, 29.08.2013
Lesen Sie hier die gesamte Besprechung.

literaturkritik.de, 05.12.2014
"Selten findet man so viel Weisheit gepaart mit so viel Witz auf so wenigen Buchseiten."
Lesen Sie hier die gesamte Besprechung.

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