Dass die göttliche Gegenwart in weltlicher Greifbarkeit bezeugt wird, ist paradox. Doch genau dies ist die ursprüngliche Aufgabe von Auserwählten. Was aber leisten diese Figuren für die Literatur, die sie auch in der aufgeklärten Moderne so zahlreich bevölkern? Auserwählte stellen als ›Sprachrohre Gottes‹ Medien im herkömmlich naiven Sinn dar. In Auserwählten kristallisieren sich Fragen der Vermittlung und Darstellung; insbesondere dessen, was sich als Unmittelbares entzieht. Ausgehend vom religiösen Hintergrund dieser Figuren, doch aus entschieden moderner Perspektive untersucht dieses Buch die besondere Leistung, die Auserwählung für Fragen der Kunst bereithält. Im Zentrum stehen das Körperbild der Stigmatisation um 1300, Clemens Brentanos Emmerick-Projekt um 1800 und Thomas Manns Josephsromane in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Studium der Komparatistik, Germanistik, Philosophie und Kulturwissenschaft in Zürich, Krakau und Berlin; Doktorandin im Nationalen Forschungsschwerpunkt „Mediality: Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen: Historische Perspektiven“ des Schweizerischen Nationalfonds; Assistentin am Seminar für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Zürich.