Vor 175 Jahren schrieb Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland das Deutschlandlied - heute die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Untergang des "Dritten Reichs" reichten Tausende von Deutschen selbst Ideen ein. Diese zahlreichen Vorschläge lassen einen Blick in die verwundete deutsche Nachkriegsseele zu.
Die Bonner Republik hatte zunächst keine eigene Hymne. Dies wurde besonders augenfällig, als mit zunehmender staatlicher Selbstständigkeit sich vermehrt offizielle Kontakte zum Ausland ergaben. Die Hymnen-Abstinenz der Bundesrepublik wurde in den Briefen an die Bundesorgane bedauert und teilweise harsch kritisiert.
Waschkörbe voller Anregungen wurden in den Jahren 1949-1952 nach Bonn geschickt. Clemens Escher hat die damaligen Zuschriften und die Debatten um sie systematisch auf-gearbeitet. Seine Untersuchung liefert überraschende Ein-sichten in Kontinuitäten und Umbrüche des deutschen Selbstverständnisses - nicht zuletzt auf die Sehnsuchtsland-schaften, wie man sich, im Liede ausgedrückt, "sein" Deutschland wünschte.
Das fieberhafte Aufsuchen eines deutschen Arkadiens nennt Escher eine "Epochenverschleppung" im Bewusstsein der Bundesbürger. Er hinterfragt dieses Verschmelzen des Neu-en mit dem Dagewesenen.
Clemens Escher, 1980 in Berlin geboren, promovierte mit vorliegender Arbeit im Fach Geschichte an der TU Berlin. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag.
Gerda Henkel Stiftung, 29.08.2017: Lesen Sie hier das vollständige Interview mit Clemens Escher.
Süddeutsche Zeitung, 24.08.2017: "Es ist der Vorzug Clemens Eschers, sich gerade für das zu interessieren, was der Durchschnittsbürger dachte." (Stephan Speicher)
FAZ, 16.05.2017: "Den zahlreichen Eingaben - teils Umdichtungen, teils Neudichtungen - wendet sich Escher mit großer Akribie und durch selbstgesetzte Schwerpunkte [...] zu." (Rainer Blasius)
Die WELT, 08.05.2017: Lesen Sie hier das vollständige Interview mit Clemens Escher.