Die Wassermühle mit Wasserrad ist heute noch vom Mythos einer vorindustriellen Form der Energiegewinnung umsponnen. Tatsächlich jedoch blieben diese »alten« Antriebstechniken an vielen Bächen mindestens bis in die Zwischenkriegszeit der wichtigste Kraftspender.
Diese »old technologies« (David Edgerton) der Wasserkrafttechnik wurden mit der Verwissenschaftlichung im Turbinenbau und der Elektrifizierung nicht obsolet. An vielen Wasserläufen in den südwestfälischen Mittelgebirgen lagen Einsatzbedingungen vor, die den Betreibern kleiner Hammerwerke oder Drahtrollen noch lange aus praktischen Gründen die Beibehaltung ihrer »alten« Wasserräder nahelegten.
Diese Technik-, Umwelt- und Wissensgeschichte der Kleinwasserkraft fragt nicht wie oft üblich nach dem Neuigkeitsgrad des technischen Wandels, sondern nach der Beständigkeit des Alten und Traditionellen.
Copyright Year:
2018
The water mill with the water wheel is still surrounded today by the myth of a pre-industrial form of energy production. In fact, these "old" drive technologies remained the most important source of energy at many streams at least until the interwar period. These "old technologies" (David Edgerton) of hydroelectric power engineering did not become obsolete with the scientificisation of turbine construction and electrification. Many watercourses in the low mountain ranges of South Westphalia were subject to operating conditions which, for practical reasons, suggested that operators of small hammer mills or wire reels should retain their "old" water wheels for a long time to come. This technical, environmental and knowledge history of small hydropower does not, as is often the case, ask about the degree of novelty of technical change, but about the durability of the old and the traditional.
Christian Zumbrägel arbeitet seit März 2016 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Umwelt- und Technikgeschichte am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung (IZWT) der Bergischen Universität Wuppertal.