Wie kann menschliches Leben gelingen angesichts der Fähigkeit zur Verfehlung und zum Bösen? Die Antwort der christlichen Ethik ist die vergebende Barmherzigkeit Gottes als Konkretion seiner nicht nachtragenden und niemals berechnenden Liebe.
Der Mensch erlebt sich als Mängelwesen, als durch Defekt und „Ursünde“ je schon in seiner Freiheit zum Guten und zum Glück eingeschränkt. Schuld und Sünde gehören zur faktischen Natur des Menschen. Er bedarf deshalb der Vergebung, die christlich verstanden die stets und immer wieder geschenkte Liebe Gottes zum Ausdruck bringt, ungeachtet von Hass und Ablehnung, ungeachtet der Schuld, die sich am Recht des Mitmenschen auf Liebe versündigt. Die vergebende Barmherzigkeit wird in diesem Buch als Konkretion der göttlichen Liebe und als Prinzip und Schlüsselbegriff der christlichen Anthropologie entfaltet.
Guilt and sin belong to the factual nature of man. He therefore needs forgiveness which, understood in Christian terms, expresses God’s love given again and again, notwithstanding hatred and rejection, notwithstanding the guilt which sins against one’s fellow man’s right to love. The forgiving mercy is unfolded in this book as concretion of divine love and as principle and key concept of Christian anthropology.
Markus Graulich ist Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte.
Peter Schallenberg ist Professor für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Paderborn und zusätzlich Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach.