Über 70 Jahre in der Sowjetunion haben die Erinnerungskultur der Russlanddeutschen nachhaltig und generationenübergreifend geprägt. Angesichts der etwa 2,4 Millionen Bundesbürger:innen mit russlanddeutscher Migrationsgeschichte stellt ihre Erfahrung von Verfolgung, aber auch vom Leben in einer Diktatur einen erheblichen Teil gesamtdeutscher Erinnerung dar. Dieses spezifisch russlanddeutsche Gepäck ist jedoch bisher kaum bekannt, geschweige denn sichtbar. Der vorliegende Band möchte für die Vielstimmigkeit einer sich immer wieder neu aushandelnden Erinnerungskultur in Deutschland sensibilisieren. Am russlanddeutschen Beispiel wird auf die Herausforderungen, aber auch die Chancen neuer, migrantischer Narrationen verwiesen. Diese können Perspektiven aufzeigen, wie sich zukünftig Erzählungen im postmigrantischen Deutschland des 21. Jahrhunderts etablieren lassen könnten.
More than 70 years of Soviet rule have set their marks on the memorial culture of several generations of Russian-Germans. By examining the experiences of persecution, dictatorship and migration, the present volume aims to raise awareness for the complexities of the ever changing memorial culture in Germany. In doing so, the authors emphasize both the challenges and the chances of new migrant narrations, highlighting possibilities for future narrations in post-migrant Germany.
Kornelius Ens ist Leiter des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. Jannis Panagiotidis ist wissenschaftlicher Leiter des Forschungszentrums für die Geschichte von Transformationen (RECET) an der Universität Wien. Hans-Christian Petersen ist Wissenschsftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa und Dozent an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.