Niemand kann sagen, was vor dem Anfang des Lebens war und was nach dessen Ende kommt – oder ob es überhaupt Anfang und Ende gibt, die unabhängig sind von kulturellen Mustern. Das Weltbild der Moderne baut allerdings auf solchen Unterscheidungen auf. Denken wir nur zum Beispiel an Immanuel Kant, der dem Menschen einen freien Willen zugesteht, weil er die Fähigkeit hat, sich an den Anfang von etwas zu setzen.
Der vorliegende Band versammelt Texte aus verschiedenen kulturwissenschaftlichen Disziplinen, die unterschiedliche Perspektiven auf Anfang und Ende entwickeln und, an ausgewählten Beispielen, chronologisch und thematisch ein weites Feld abdecken – von der Antike bis zur Postmoderne, von historischen Quellen bis zum Film, von der Philosophie bis zur Medienwissenschaft, von William Shakespeare bis Michael Ende, von ersten Sätzen in der Literatur bis zu Schlüssen in der Musik. Das ist sicher nicht das Ende der Beschäftigung mit dem Thema, aber immerhin ein – hoffentlich vielversprechender – Anfang!
Copyright Year:
2019
To begin with the beginning – if it was as easy as that figure of speech. You cannot communicate or act without beginning to do so. Why is it so difficult to begin? It means to make an effort, to be active as an expression of one’s own free will (says Immanuel Kant). Human beings are able to start something new, which is the foundation of freedom and, in a broader sense, of culture as well. But if there is a beginning, there will also be an end, which can be triumphant or fatal. Next to linear concepts, we find cyclical ones: in the beginning is the end, and the end is the beginning. Beginnings and endings are preserved in collective memory and the media. They form crucial boundaries and thresholds in thought and knowledge. This volume discusses beginnings and endings in sixteen contributions, which range from ancient writings, such as the Bible, to early modern and modern literature, music and film.
Stefan Neuhaus studierte Germanistik in Bamberg und Leeds. 1996 promovierte er zu „Freiheit, Ungleichheit, Selbstsucht? Fontane und Großbritannien“. 2001 folgte die im darauffolgenden Jahr veröffentlichte Habilitation zum Thema „Literatur und nationale Einheit in Deutschland“. Nach Professuren an den Universitäten Oldenburg und Innsbruck ist er seit 2012 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Koblenz-Landau, Standort Koblenz. 2005 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Göteborg. Petra Weber studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie sowie mehrere Beifächer bis zur Zwischenprüfungsreife in München und Paris. Ihre Promotion erfolgte 1980 in München über die Herkunft und Erscheinungsform der Lieder Mussorgskijs. In Würzburg habilitierte sie sich 1990 über Beethovens Bearbeitungen britischer Lieder. Nach mehreren Gastprofessuren im In- und Ausland ist sie seit 2000 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz. Ihre Hauptarbeitsgebiete sind: frühe Theorie der Mehrstimmigkeit, deutsche Musik des 17. Jahrhunderts, Beethoven und die Geschichte der Tonalität.