In Weltgeschichtsschreibung zwischen Schia und Sunna, Philip Bockholt addresses the question of how history was written in the premodern Islamic world, and offers new insights into one of the most important chronicles composed in Persian, Khvāndamīr’s universal history Ḥabīb al-siyar. Taking into account the political events which occurred in Iran and India around 1500, he examines the manuscript tradition of the work, and gives an in-depth analysis of how the author adapted his chronicle to the Shiʿi and Sunni religio-political outlook of his Safavid and Mughal overlords. Making use of new approaches in the fields of history and philology, Philip Bockholt convincingly proves how texts were transmitted and modified for various audiences during premodern times.
In Weltgeschichtsschreibung zwischen Schia und Sunna untersucht Philip Bockholt am Beispiel von Ḫvāndamīrs Weltgeschichtschronik Ḥabīb as-siyar, wie Geschichte in der islamischen Vormoderne geschrieben wurde. Vor dem Hintergrund der politischen Umbrüche in Iran und Indien um 1500 analysiert er die intentionale Ebene von Historiografie und zeigt auf, wie ein Historiker sein Werk in verschiedenen Fassungen sowohl für die Safaviden als auch die Moguln an schiitische und sunnitische Kontexte anpasste. Mit der Erforschung der Handschriftentradition eines der am häufigsten kopierten Geschichtswerke der islamischen Welt legt Philip Bockholt die Techniken des Autors offen, die Darstellung von Ereignissen im Sinne des jeweiligen Patrons zu verändern, wodurch Einblicke in den Prozess von Geschichtsschreibung sowie zu Textüberlieferung und Leserschaft im Handschriftenzeitalter möglich werden.
Philip Bockholt, Ph.D. (2018), Freie Universität Berlin, is research associate at Leipzig University. His PhD dissertation was awarded the Annemarie Schimmel Prize for Islamic Studies, the Classical Islamic World Book Prize of Gorgias Press, and an Honourable Mention of the S.I.E. European Award for Iranian Studies.
Philip Bockholt promovierte 2018 an der Freien Universität Berlin und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig. Seine Dissertationsschrift wurde mit dem Forschungspreis der Annemarie-Schimmel-Stiftung für Islamkunde, dem Classical Islamic World Book Prize von Gorgias Press und einer Honourable Mention des S.I.E. European Award for Iranian Studies ausgezeichnet.
Vorwort
Transkription
Anmerkungen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung: Geschichtsschreibung im Handschriftenzeitalter
2 Weltgeschichte auf zweieinhalbtausend Seiten: Ḫvāndamīrs Abfassung des Ḥabīb as-siyar im Zeitalter des Umbruchs
2.1 Vorbemerkungen
2.2 Im timuridischen Herat
2.3 Anbruch einer neuen Zeit: Schah Ismāʿīl und die Qızılbaš
2.4 Eine Weltgeschichte für die Safaviden
2.5 Zurück zu den Timuriden: Zur Fertigstellung von Fassung C im Mogulreich
2.6 Zwischenergebnis: Ḫvāndamīrs Abfassung des Ḥabīb as-siyar
3 Das Ḥabīb as-siyar in der Tradition persischer Geschichtsschreibung
3.1 Vorbemerkungen
3.2 Zur Tradition persischer Geschichtsschreibung
3.3 Zum Genre der Weltchronik als Heilsgeschichte
3.4 Zu Geschichtsverständnis und Aufgaben von Geschichtsschreibung
3.5 Zur Arbeitsweise des Historikers: Auswahl und Verwendung von Quellen
3.6 Was bedeutet „Weltgeschichte“? Zu Zeitvorstellungen und Chronologie im Ḥabīb as-siyar
3.7 Grenzen der Wahrheit?
3.8 Zwischenergebnis: Zur Verortung des Ḥabīb as-siyar in der Tradition persischer Geschichtsschreibung
4 Frühislamische Geschichte als funktionalisiertes Heilsnarrativ
4.1 Vorbemerkungen
4.2 Fassung A und ihre Funktionalisierung der Heilsgeschichte für Schah Ismāʿīl
4.3 Der Tod des Propheten und die Nachfolgefrage: Heilsgeschichte zwischen Schia und Sunna
4.4 Zwischenergebnis: Das Ḥabīb as-siyar als auf die Gegenwart ausgerichtetes Heilsnarrativ
5 Die Gegenwart aus Sicht eines Augenzeugen
5.1 Vorbemerkungen
5.2 Sulṭān-Ḥusain Bāiqarā: Legitimation durch Tradition
5.3 Schah Ismāʿīl: Legitimation durch Umdeutung
5.4 Safaviden und Osmanen: Wie die Niederlage darstellen?
5.5 Bābur und das Bāburnāma: Legitimation durch Hinzufügung
5.6 Zwischenergebnis: Ḫvāndamīr als vertrauenswürdiger Augenzeuge?
6 Ein Werk und sein Weg: Zur Textüberlieferung des Ḥabīb as-siyar im Handschriftenzeitalter
6.1 Vorbemerkungen
6.2 Das Ḥabīb as-siyar vor dem Hintergrund von Textverständnis und Textüberlieferung in der Vormoderne
6.3 Von den Handschriften zum Druck
6.4 Zwischenergebnis: Die Textüberlieferung des Ḥabīb as-siyar vom Handschriftenzeitalter bis heute
7 Fazit: Das Ḥabīb as-siyar als sinnstiftendes historiografisches Narrativ Appendix: Vergleich ausgewählter Textstellen des Ḥabīb as-siyar Quellen- und Literaturverzeichnis Personen-, Sach- u. Ortsindex Handschriftenindex
All interested in Islamic history and historiography of premodern times, and anyone concerned with Sunni and Shi’a Islam in Safavid Iran and Mughal India.
Das Buch richtet sich an alle, die sich für islamische Geschichte und Geschichtsschreibung in der Vormoderne sowie den Gegensatz zwischen schiitischem und sunnitischem Islam in Iran und Indien zur Safaviden- und Mogulzeit interessieren.