Briefe sind keine Texte; Briefe sind schriftbildliche Artefakte eigenen Rechts. Anhand zweier Briefwechsel, die auf instruktive Weise die Medialität des Briefes im brieflichen Medium thematisieren – anhand des Liebesbriefwechsels zwischen Achim von Arnim und Bettine Brentano (1799–1831) sowie des umfangreichen Briefœuvres Theodor Fontanes (1846–1898) –, führt die Studie in minutiösen analytischen Lektüredurchgängen vor, dass für die Botschaft eines Briefes dessen skripturale Beschaffenheit, also die eigentümlichen konstellativen Lineamente und pikturalen Applikationen auf den Papieren, nicht minder von Belang ist als das sprachliche Mitgeteilte.
Copyright Year:
2022
Letters possess, apart from their textual message, aesthetic dimensions originating in the notational iconicity of individual handwritings. Thus, they can only be “read,” in the emphatic sense of the word, as long as they are perceived as manuscripts: with the eyes upon the various traces made by the quills in highly individual topographical arrangements.
Thorsten Gabler war Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit: Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen“ der Freien Universität Berlin. Zurzeit arbeitet er als Oberstudienrat an einem Frankfurter Gymnasium.