Die Ethik des Anderen im Werk von Emmanuel Lévinas beruht auf einem vollkommen neuen Denken der Zeit.
In seiner Auseinandersetzung mit Heidegger, Husserl, Rosenzweig und anderen Autoren entwickelt Lévinas den für seine Alteritätsphilosophie so zentralen Begriff der Diachronie und bestimmt die Zeit im Ausgang einer primären Diskontinuität und Unabgeschlossenheit, die sich als ein originäres Struktur-Moment im Subjekt ausweisen lässt. An der Schnittstelle zwischen Ethik und Zeit bietet Lévinas’ Denken hier völlig neue Anschlussmöglichkeiten an andere Forschungskontexte, etwa der dekonstruktivistischen Queer Theory des Literaturwissenschaftlers Lee Edelman. Im Dialog zwischen beiden Forschungsfeldern lässt sich schließlich eine radikale Ethik der Alteration begründen.
Copyright Year:
2022
The Lévinasian idea of an ethical subject that is called upon by the other underlies a groundbreaking theory of time. A reading of Lévinas that focuses on his conception of diachronic time encourages new ways of connecting Lévinas to other fields of research, such as queer theory and its recent debates about queer ethics after the so called antisocial turn.
Anna Fleischer promovierte am Institut für Philosophie der FernUniversität Hagen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der philosophischen Ethik, der Sozialphilosophie und der poststrukturalistischen Theorie.