Warum bildete sich im Deutschen Kaiserreich die Vorstellung einer "Mitteleuropäischen Zeit" (MEZ) heraus? Wieso kam es hier 1916 erstmals zur Verordnung einer "Sommerzeit"? Welche Erfahrungen wurden mit dem "Achtstundentag" gemacht? Und bis zu welchem Grad orientierten sich die Menschen überhaupt an offiziellen Vorgaben abstrakter Zeit? Diesen und weiteren Fragen geht Caroline Rothauge auf einer breiten Quellenbasis sowie unter Berücksichtigung transnationaler Wechselbeziehungen und technisch-materieller Aspekte nach. Ihre geschichtswissenschaftliche Studie zeigt, dass temporale Aushandlungsprozesse in Deutschland zwischen 1879 und 1919 höchst dynamisch und konfliktreich waren. Sie mündeten nicht in einer standardisierten Form der Zeitordnung, sondern führten – paradoxerweise – zu einer weiteren Pluralisierung von Zeiten. So bietet Rothauges Buch einen nuancierten Blick auf das Deutsche Kaiserreich, ein 'langes' 19. Jahrhundert und die '(Hoch-)Moderne'.
Copyright Year:
2023
In her book, Caroline Rothauge investigates which concepts of time took shape in Germany between 1879 and 1919 and how they were discussed, partly codified and, contested. Drawing on a broad range of sources, Rothauge shows that standardization efforts did not lead to the implementation of one '(high) modern regime of time' but paradoxically resulted in a further pluralization of times.
Caroline Rothauge ist Historikerin mit der Lehrbefugnis für das Fach "Neuere und Neueste Geschichte". Nach einem Studium der "Angewandten Kulturwissenschaften" an der Universität Lüneburg wurde sie an der Justus-Liebig-Universität Gießen promoviert. Anschließend war sie als Akademische Rätin auf Zeit tätig, bevor sie sich mit der vorliegenden Arbeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt habilitierte.