Nach dem Glück in Texten von Franz Kafka zu fragen, erscheint als Wagnis. Immerhin ist Kafka in der Regel für die Ausweglosigkeit seiner Figurenentwürfe bekannt. Wenn nun dennoch nach Aspekten und Strategien des Glücks gefragt wird, die sowohl im literarischen Werk Kafkas wie auch in seinen immer stark literarisierten Lebenszeugnissen wie Briefen und Tagebüchern aufscheinen, kann es keinesfalls um ein naives, märchenhaftes Glück gehen. Mit der Formel einer „Dialektik des Glücks“ soll vielmehr die dynamisch gleitende, paradoxe Verbindung des Glücks mit seinem Gegenteil sichtbar gemacht werden. Vor einem breiten theoretischen Hintergrund, der von antiker Glücksphilosophie bis zu Schopenhauer, Kierkegaard und Nietzsche reicht, rücken unterschiedliche Motivkomplexe in den Blick. Diese umspannen Kafkas Erkenntnisskepsis, sein Verhältnis zum Judentum und zu seinem eigenen Schreiben, sowie die Frage nach möglichen Glücksorten bis hin zu Komik und Sport.
Copyright Year:
2024
Asking about happiness in Franz Kafka’s texts seems like a risk. After all, Kafka is generally known for the hopelessness of his characters. If the question of aspects and strategies of happiness in his literary work, his letters and diaries is nevertheless posed, it can only be about a “dialectic of happiness” – a dynamic, paradoxical connection between happiness and its opposite.
Konrad Dreyer studierte Germanistik und Philosophie sowie Ethik der Textkulturen in Augsburg. In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit Glückskonzeptionen in Texten des 20. Jahrhunderts. Diesen Schwerpunkt vertiefte er mit einer Arbeit zur Dialektik des Glücks in Texten von Franz Kafka innerhalb des internationalen Doktorandenkollegs „Forms of Cultural Exchange“.