Psychologie und Neurowissenschaft scheinen eine generelle Skepsis gegenüber dem freien Willen zu befördern: Sind unsere Entscheidungen nicht letztlich immer durch wissenschaftlich beschreibbare Faktoren festgelegt? In diesem Buch wird dagegen eine starke, libertarische Form von Willensfreiheit verteidigt: In vielen Situationen liegen offene Möglichkeiten vor uns, zwischen denen mit vernünftigen Gründen zu wählen ist. Diese grundsätzlich bestehende Freiheit kann unterminiert werden, etwa durch unbewusste Einflüsse oder sehr starke Antriebe wie Süchte oder Zwänge. Bei Urteilen darüber, ob und inwieweit das in konkreten Situationen der Fall ist, bleiben Spielräume für informierte Entscheidungen, die wiederum frei und verantwortlich getroffen werden müssen – im Alltag, aber auch etwa in Strafprozessen. Solche Urteile können durch wissenschaftliche Befunde gestützt, aber kaum erzwungen werden. Hier wirken die Perspektiven der diskursiven Vernunft und der empirischen Wissenschaften zusammen.
Copyright Year:
2024
This book defends a strong, libertarian form of free will: We can often choose one of several options on the basis of reasonable grounds. Freedom can be undermined, e.g. by unconscious influences or addictions. Whether and to what extent this is the case in specific situations is itself a matter of informed choice, to be made freely and responsibly. Scientific evidence can support these judgements.
Uwe Meyer lehrt Philosophie im Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück. Nach Promotion und Habilitation in Osnabrück war er in verschiedenen Positionen an den Universitäten Bielefeld, Mainz und Greifswald tätig. Bei Brill | mentis sind von ihm ebenfalls erschienen: „Glaube und Notwendigkeit“ (1998) und „Offenheit“ (2014).