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(Ver-)Führung der sanften Gewalt
Author:
Dieses Buch erbringt den Nachweis, dass das Werk des vermeintlichen Käferdichters Adalbert Stifter durchdrungen ist von Formen der Gewalt und der (Ver-)Führung. In einem werkübergreifenden Ansatz werden einerseits zentrale theoretische Schriften Stifters, andererseits – in einem breit angelegten Close Reading-Teil – einige seiner Erzählungen und autofiktionalen Texte analysiert (u. a. Abdias, Brigitta, Aus dem bairischen Walde). Die Untersuchung der literarischen Texte erfolgt dabei mit Fokus auf die Darstellung von Gewaltphänomenen und deren Verbindung zur Dichterseherthematik, zu großen Führungsfiguren, gewalttätigen Erziehungskonstellationen und leidenschaftlich-erotischen Verführungsszenarien. Die Studie zeigt, dass Stifters Texte zwar vielfach durchdrungen sind von Versuchen einer Gewaltbesänftigung, dabei aber nicht selten auf Formen der Führung zurückgreifen, die selbst gewalttätige Züge tragen. Freigelegt wird so Stifters Poetik einer (Ver-)Führung der sanften Gewalt.
On the Narrative Formation of Violence
Adventure fiction suggests that social conflicts can be displaced from the centre to the periphery of culture in order to be settled there by violent means. Its protagonists are endowed with extraordinary physical agency and a strange resilience to bodily and psychic wounds. This volume proposes a critical analysis of adventurous violence that foregrounds narratological issues as well as their socio-historical, political, and anthropological implications. Predicated on a broad diachronic perspective that challenges simple generalizations, the articles presented here cover a wide array of genres from ancient romance to the swashbuckling novel and a variety of contexts ranging from early modern state-building to colonialism, imperialism, and modern warfare.
Literarische Figurationen der Gewaltherrschaft vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Author:
Tyrannen stehen in Kulturen seit der Antike mit Gewalt, Herrschaft, Willkür und Hybris in Beziehung, insbesondere ab dem 18. Jahrhundert treten sie in literarischen Texten zudem als narzisstische, gierige und manipulative Männerfiguren in Erscheinung, zeigen sich jedoch auch belehrend oder unbelehrbar und wirken monströs oder kreatürlich.
Tyrannenfiguren und die Gewaltherrschaft der Tyrannis sind politisch und ästhetisch konstruiert. Die interdisziplinäre Studie verschränkt ästhetische Theorien mit der Analyse von politischen Imaginationen der Tyrannis in literarischen Texten. Staatstheoretische Erörterungen (Aristoteles, Machiavelli, Hobbes, Arendt), die Reflexion tyrannischer Männlichkeiten (Theweleit, Connell, Bourdieu), die Kulturtheorien von Freud, Benjamin, Elias und Foucault sowie die Ästhetiktheorien von Baumgarten, Schopenhauer, Rosenkranz und Nietzsche bilden die Grundlage für die Untersuchung der literarischen Tyrannis-Figurationen. Ästhetiken der Tyrannis werden in Texten von Dante, Gellert, Wieland, Schiller, Bettina von Arnim, George, Thomas und Heinrich Mann, Ebner-Eschenbach, Kafka, Bronnen, Camus und Süskind mit einem Ausblick auf Millers Film MAD MAX: FURY ROAD analysiert. Hierbei stehen antike Tyrannen, Künstlertyrannen, Haustyrannen, Lehrertyrannen und dystopische Tyrannen im Fokus, verbunden mit den Themenbereichen Räume, Binnenkunstwerke, Theatralität und Spiel im Spiel sowie Morden und Tyrannenmord.
Die Studie untersucht die seit dem 18. Jahrhundert andauernde ästhetisch-literarische Affinität von Kulturen zur Gewaltherrschaft und beinhaltet zugleich eine kritische Reflexion der Tyrannis.
Katastrophenereignisse bringen menschliche Handlungs- und Deutungsgewissheiten zum Einsturz. Sie stellen bestehende Ordnungen in Frage und konfrontieren die Gegenwart mit einer ungewissen Zukunft. Das institutionalisierte Wissen wird in seinen Deutungsansprüchen herausgefordert; Möglichkeiten der Darstellung und Imaginierbarkeit werden ebenso in Frage gestellt wie ästhetische Konzepte und künstlerische Verfahren. Vor diesem Hintergrund interessiert sich der Sammelband für die affektiven Dimensionen von Katastrophen: Momente des Schocks, der Erschütterung oder des Schreckens, die der Plötzlichkeit des Ereignisses entsprechen, Verunsicherung, Staunen, Neugier und Zweifel, die sich mit der Dauer der wissenschaftlichen oder künstlerischen Bewältigung der Katastrophe verbinden.
Existenzielles Leiden in Literatur und Film der Gegenwart
Author:
Wie soll mit dem Sterbewunsch betagter Paare umgegangen werden, die einander nicht überleben wollen – gerade wenn nur eine*r der beiden schwer erkrankt ist? Und soll der*die Hinterbliebene, der*die den Verlust des geliebten Menschen nicht erträgt, ihm durch Sterbehilfe in den Tod folgen dürfen? Diese aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen werden wiederholt auch von Literatur und Film aufgegriffen. Mehr noch: Sie lassen sich ohne literarischen Bezugshorizont nicht denken. Mit dem Liebestod haben unzählige Geschichten seit der Antike die affektiv meist positiv besetzte Vorstellung davon geschaffen, wie Liebende den Tod einem Leben ohne den*die andere*n vorziehen. Die Studie untersucht dreizehn literarische und filmische Werke der Gegenwart, die das Motiv im Kontext der Sterbehilfe aktualisieren. Sie fragt danach, in welcher Weise es erzählerisch fruchtbar gemacht wird. Wie wird der Verlust des*der Geliebten als Sterbemotiv greifbar? Wie wird dieses reflektiert, kommentiert, kritisiert oder affirmiert? Welche ethischen Perspektiven eröffnet das traditions- und facettenreiche Motiv im Sterbehilfediskurs des 21. Jahrhunderts?
Zum Fortleben von Werk und Autor
Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor des 20. Jahrhunderts lebt prominenter und auf eine so medial vielfältige Weise im Kunstbetrieb weiter. Thomas Manns (1875–1955) Werk, Leben und Umfeld wurden bereits früh und werden auch heute in Literatur, Film, Oper, Ballett, Comic adaptiert, imitiert, parodiert. Seine Wirkung reicht über den deutschsprachigen Raum weit hinaus: Früh in mehrere Sprachen übersetzt, sind seine Texte der weltweiten Rezeption zugänglich. Nach wie vor fehlt jedoch eine systematische Erhebung von deren literarischer und medialer Verarbeitung. Der vorliegende Band versammelt Beiträge, die einen vergleichenden Blick auf unterschiedliche Phänomene der ›produktiven Rezeption‹ erlauben. Das Beispiel Thomas Manns gibt Anlass, dieses in der Forschung vielfach verwendete Konzept unter aktuellen Perspektiven der Intertextualitäts- und Materialitätsforschung kritisch zu befragen, konzeptuell zu schärfen und für weitergehende Forschung nutzbar zu machen.
„… die Freiheit, / Aufzubrechen“, wie Friedrich Hölderlin in „Lebenslauf“ dichtet, kann als Schlüssel für die Kultur der Zeitenwende vor und nach 1800 gesehen werden. Der Impuls, Freiheit zu denken, in die Freiheit aufzubrechen, der Hölderlins Dichten und Denken, der Hegels spekulative Philosophie, der Beethovens Komponieren maßgeblich bestimmt hat, ist ein Impuls, der auch Schiller, Goethe, Heinse und viele mehr leitete, und der heute wieder von großer Brisanz ist. Ziel der Beiträge dieses Bandes ist es, die Interdisziplinarität in den Vordergrund zu stellen, die den Werken Hölderlins, Hegels und Beethovens je schon (implizit) zu eigen ist, und diese sichtbar zu machen. WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen arbeiten charakteristische Aspekte der Freiheitsemphase, der Revolution im Denken dieser Werke heraus und beziehen neben Protagonisten der Zeit auch Sokrates und Platon, oder den Komponisten Hans Zender, Hölderlin wie Beethoven verbunden, in ihre Betrachtungen mit ein.
Das Üben der antiken Rhetorik als Praxis der Subjektivierung
Was geschieht, wenn wir eine Sache im Rahmen einer strukturierten Praxis immer wieder tun? Was ereignet sich, wenn wir üben? Wie kann die im Anschluss an Foucault oft formulierte Hoffnung auf kritische Selbstkultivierung fundiert werden? Üben befähigt und gewöhnt, es automatisiert und diszipliniert – es subjektiviert. Zugleich vollziehen sich in jeder Übungspraxis Momente, die nicht unmittelbar von Regelwerk und Rahmen kontrolliert werden können. Ausgehend von der Übungspraxis der Rhetorik im antiken Rom und insbesondere Quintilians „Institutio oratoria“ widmet sich diese Studie den vielfältigen Effekten des Übens. Dabei wird die Rolle des rhetorischen Übens innerhalb des Dispositivs der antiken Rhetorik Roms beleuchtet. Zudem wird in systematischer Absicht ein praxistheoretisch informierter, phänomenologischer Nachvollzug angestellt, der die Rolle der Aisthetis, von Gewohnheit und Aufmerksamkeit, Situation und Affekt im rhetorischen Üben herausarbeitet.
Author:
Im Mittelpunkt der Studie steht die Rekonstruktion des Schreibverfahrens in Lichtenbergs Sudelbüchern, in denen der Physiker, Philosoph und Literat von 1765 bis zu seinem Tod 1799 Notizen verschiedenster Art zusammentrug. Das „Buch, in das ich alles eintrage“, wird Schauplatz einer Evidenzerzeugung, wie sie zwischen Descartes und Kant Programm war. Im Schreibverfahren Lichtenbergs erreicht die Zeit der Evidenz einen Höhepunkt, sie stößt aber auch an ihre Grenze.
Ältere Arbeiten Campes sind in diesem Buch mit neuen zu einer in sich geschlossenen Studie zusammengefügt. Das methodische Konzept der „Schreibszene“, mit dem Autorschaft und Kreativität in Wissenschaft und Literatur neu zu durchdenken sind, wird an literarischen Aufsätzen und Experimentalberichten erprobt. Im Fokus stehen aber Lichtenbergs Sudelbücher: Hier ist exemplarisch zu beobachten, wie etwas, das wohl nie als Werk geplant war, für uns heute aber Lichtenbergs wichtigstes Werk darstellt, Gestalt annimmt.
Schreibtische aus medien-, theater- und literaturwissenschaftlicher Perspektive
Verspricht das ‚Home-Office‘ eine neue Arbeitsform, treten häufig Spannungen zwischen ‚Home‘ als Raum des Privaten und ‚Office‘ als Sphäre des Bürokratischen auf. Das Private erzeugt Widerstände, die es einzuschränken gilt, um dem Arbeiten (mehr) Raum zu geben. Mit solchen Machtkämpfen am bzw. um den Schreibtisch befasst sich der 32. Band der ZGDS-Reihe. Etymologisch wird Bürokratie als Schreibtisch-Herrschaft in zwei Richtungen verstanden: Einerseits wird vom Schreibtisch aus Macht verübt, andererseits werden am Tisch Herrschaftsverhältnisse im Schreiben ausgefochten. Schreibtische werden zu Bühnen des Bürokratischen, die aus medien-, theater- und literaturwissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden. Als „Imperative ihrer Inszenierung“ (Campe) wird sich der Bürokratie in Schreibszenen gewidmet, die ihre Imperative nicht nur implizit beinhalten, sondern auch solche Imperative innerhalb einer Machtstruktur explizit im Szenischen lesbar machen.