In der Einleitung zu seiner bahnbrechenden Monografie über das Warschauer Alltagsleben während der Besatzungszeit (1973 erschienen) zählte der polnische Historiker Tomasz Szarota neben Władysław Bartoszewski, Karol Marian Pospieszalski und Czesław Madajczyk auch Kazimierz Wyka zu den wichtigsten Autoren, deren Schriften er für diese Arbeit verwendet habe.1 Wie kam es, dass der Literaturwissenschaftler Wyka in einer Reihe mit Historikern und ihren Standardwerken über den Zweiten Weltkrieg genannt und sein Essayband Życie na niby [Leben als ob] nicht nur von Wissenschaftler:innen, die zu Krieg und Besatzung forschen, als eine Art Pflichtlektüre immer wieder gelesen und neu interpretiert wird?
Kazimierz Wyka wurde am 19. März 1910 in Krzeszowice, 25 km von Krakau entfernt, in die Familie eines Holzhändlers und Sägewerkbesitzers geboren. Wie sich herausstellen sollte, waren diese Gegebenheiten für seine Biografie (und das vorliegende Buch) nicht ohne Bedeutung. Mit seinem Jahrgang gehört Wyka zur sogenannten 1910er-Generation, einer der interessantesten und wichtigsten intellektuellen Formationen in Polen, deren Leistungen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die Kulturlandschaft (und nicht nur die polnische!) prägen sollten. Noch in der Teilungszeit geboren, erfuhren sie ihre gesamte Sozialisation (Schule, Studium, Beginn des Berufslebens) im unabhängigen Polen. Als Kinder erlebten sie die Bildung der Zweiten Polnischen Republik, als Jugendliche waren sie Mitte der 1920er Jahre Zeugen der Hinwendung des Staates zum Autoritarismus und machten schließlich die traumatischste Erfahrung: die des Krieges und der Besatzung.2 Anders als die um ein Jahrzehnt jüngere sogenannte Generation Kolumbus3 kämpften sie während des Krieges weniger mit dem Gewehr als vielmehr mit der Feder in der Hand und betrachteten die Besatzungsrealität weniger idealistisch, sondern eher analytisch, während sie zugleich mit der Zwischenkriegszeit radikal abrechneten.
Dieser intellektuellen Formation gehörten neben Kazimierz Wyka u. a. folgende Persönlichkeiten an: der Literaturnobelpreisträger von 1980 – Czesław Miłosz (1911‒2004); die feministische Dichterin Anna Świrszczyńska (1909–1984); der im Jahr 1969 für den Literaturnobelpreis nominierte Prosaautor Jerzy Andrzejewski (1909–1983); Teodor Parnicki (1908–1988), Verfasser innovativer historischer Romane; der international geschätzte Shakespeare-Forscher Jan Kott (1914–2001); der Feuilletonist und Komponist Stefan Kisielewski (1911–1991); der Literaturkritiker Artur Sandauer (1913–1989), der Gründer des polnischen Literaturinstituts in Paris – Jerzy Giedroyc (1906–2000); der Publizist und langjährige Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung Tygodnik Powszechny – Jerzy Turowicz (1912–1999); der Literaturhistoriker und Politiker Stefan Żółkiewski (1911–1991) sowie der Schriftsteller und Publizist Jerzy Putrament (1910–1986). Mit vielen von ihnen (so mit Miłosz, Andrzejewski und Turowicz) verband Wyka nicht nur die Generationszugehörigkeit und eine intellektuelle Nähe, sondern auch eine tiefe Freundschaft.
Es war naheliegend, dass Kazimierz Wyka die Jagiellonen-Universität (Uniwersytet Jagielloński, UJ) in Krakau wählte, um dort von 1928 bis 1932 bei so herausragenden Literaturwissenschaftlern wie Ignacy Chrzanowski, Stefan Kołaczkowski und Kazimierz Nitsch polnische Philologie zu studieren. Die Jahre 1933 bis 1934 verbrachte er als Stipendiat des Nationalen Kulturfonds (Fundusz Kultury Narodowej) in Frankreich und Belgien. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Assistent an der UJ und promovierte 1937 über Młoda Polska (Junges Polen), eine Literaturströmung der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zeitgleich debütierte er als Publizist und veröffentlichte u. a. in Zeitschriften, die dem herrschenden Piłsudski-Lager nahestanden. Er sprach sich aber mitnichten für eine unkritische Billigung der sogenannten Sanacja-Politik aus [gemeint ist die „Genesung“ bzw. Sanierung des Landes, Anm. d. Ü.], die sich in den letzten Jahren vor dem Krieg zunehmend an italienischen und deutschen Vorbildern orientierte. Obwohl nur ein Teil der 1910er-Generation (wie Putrament, Kott, Żółkiewski) bereits vor dem Krieg dezidiert linke Positionen vertrat, war die Mehrheit von der offiziellen Politik zunehmend desillusioniert. Der Soziologe Jan Szczepański (1913–2004) notierte am 9. Oktober 1938, eine Woche nach der polnischen Besetzung des 1920 der Tschechoslowakei zugefallenen Olsagebiets, in seinem Tagebuch: „Seltsame Zeiten. Deutschland besetzt ungestraft die Tschechoslowakei. England und Frankreich zwingen die Tschechen zur tatenlosen Kapitulation. Polen, angeführt von einem vertrottelten ,kleinen Marschall‘ [Edward Rydz-Śmigły] hilft den Deutschen, indem es wie ein kleines Hündchen Schritt für Schritt dem Hitlerschen Schäferhund folgt und sich damit selbst die Schlinge um den Hals legt. Seltsame Zeiten.“4
Weniger als ein Jahr später schlugen die „seltsamen Zeiten“ ins Blutige und Tragische um. In Krakau waren anfangs Hoffnungen auf eine „zivilisierte“ Besatzung weit verbreitet (die Verwaltung der Universität hatte noch den Tag bekanntgegeben, an dem das akademische Jahr eröffnet werden sollte), doch wurden sie jäh zunichte gemacht: Am 6. November 1939 verhaftete die Gestapo während der sogenannten Sonderaktion Krakau 183 Hochschullehrer der Jagiellonen-Universität und der Akademie für Bergbau und Hüttenindustrie (AGH) – darunter die drei erwähnten Professoren Wykas – und verschleppte sie nach Sachsenhausen. Überlebt hat nur Nitsch, Chrzanowski starb im Januar 1940 im Lager, Kołaczkowski einen Monat später, kurz nach seiner Entlassung. Kazimierz Wyka entging der Verhaftung nur, weil er damals in Krzeszowice wohnte und erst am Nachmittag in Krakau eintraf, als die Aktion bereits beendet war.5 So wurde er in den mehr als fünf Jahren, die folgen sollten, zum aufmerksamen und einfühlsamen Beobachter, Akteur und Kritiker des Dramas, welches sich auf der merkwürdigen Bühne des sogenannten Generalgouvernements abspielte.
Bereits Anfang Oktober verzichtete Berlin auf die Bildung einer Art polnischen „Reststaates“. Die nicht ins Reich eingegliederten Gebiete der Zweiten Polnischen Republik wurden im sogenannten Generalgouvernement (GG) zusammengefügt. Im Sommer 1941 umfasste es 95.743 km2 und nach dem Überfall auf die Sowjetunion und der Gründung des Distrikts Galizien 145.180 km2 – mit einer Bevölkerung von 17,7 Millionen, die im Februar 1942, vor der Hauptphase der Shoah, circa 1,5 Millionen Jüdinnen und Juden miteinschloss. Selbst unter deutschen Juristen, die das Gebilde bisweilen als „ungewöhnlich“ bezeichneten6, sorgte der rechtliche Status des GG für Kontroversen und Unsicherheiten. Das GG war nämlich weder ein eigener Staat oder ein Protektorat (wie „Böhmen und Mähren“) noch wurde es, wie das Wartheland, in das Reich eingegliedert. Trotz einiger Merkmale einer „Unabhängigkeit“ (politische und zollrechtliche Grenze, eigene „Regierung“ und eine Notenbank) sollte das GG weniger im Interesse seiner Bürgerinnen und Bürger (es gab keine GG-Staatsbürgerschaft!) agieren als vielmehr der Verteidigung der politischen und wirtschaftlichen Interessen des Dritten Reiches dienen. Es handelte sich um eine Kolonie, die zum einen zwecks gnadenloser Ausbeutung, zum anderen als Puffer zur UdSSR (und 1941 als Ausgangspunkt für einen Angriff auf diese) sowie schließlich als eine Art Reservat aufrechterhalten wurde, in dem Polinnen und Polen wie Jüdinnen und Juden sowohl aus dem „alten“ als auch aus dem „neuen“ Reich angesiedelt werden sollten. Die offizielle Bezeichnung „Das Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“ wurde im Juli 1940 durch das enigmatische „Generalgouvernement“ ersetzt. Auch die zuvor verwendete Formulierung „Heimstätte des polnischen Volkes“ änderte man in „Nebenland des Reiches“.
Die Funktion des Generalgouverneurs übertrug Hitler Hans Frank, einem Juristen, der 1933 die Akademie für Deutsches Recht gründete.7 Er war direkt Hitler unterstellt, und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich manchmal als „Vizekönig“ bezeichnete. Zumal er das königliche Schloss auf dem Wawel als seine Residenz bezog. Es war nämlich Krakau, das zur „Hauptstadt“ des Generalgouvernements wurde, während die deutschen Besatzer Warschau zur Hauptstadt eines der zunächst vier (ab August 1941 fünf) Distrikte degradierten. Frank verfügte im GG über eine nahezu uneingeschränkte Macht: Er leitete den gesamten Verwaltungs- und Justizapparat, als Bevollmächtigter für den Vierjahresplan lenkte er die Wirtschaft, war Reichsverteidigungskommissar, Chef der NSDAP und entschied über die Verschärfung bzw. Abschwächung des Terrors. Den Stellenwert des Terrors veranschaulichte Frank anhand eines Vergleichs des Generalgouvernements mit dem Protektorat Böhmen und Mähren – in einem Interview, das er im Februar 1940 dem Völkischen Beobachter gab: „Einen plastischen Unterschied kann ich Ihnen sagen. In Prag waren z. B. große rote Plakate angeschlagen, auf denen zu lesen war, daß heute 7 Tschechen erschossen worden sind. Da sagte ich mir: wenn ich für je sieben erschossene Polen ein Plakat aushängen lassen wollte, dann würden die Wälder Polens nicht ausreichen, das Papier herzustellen für solche Plakate.“8 Gleichzeitig spielte er die Rolle des „guten Herrschers“, der bei Erntedankfesten Delegationen polnischer Dorfbewohner empfing und Neujahrsbotschaften an seine Untertanen übermittelte.
Obwohl im Generalgouvernement unvorstellbarer Terror, Raub und Ausbeutung herrschten, glich es im Vergleich zu den an das Reich angeschlossenen Gebieten einer Art sozioökonomischen Freilichtmuseums, in dem die meisten Bauern und Gutsbesitzer ihre Höfe beziehungsweise ihre Ländereien behalten konnten, wie auch der Klerus seine Kirchen und die (polnischen!) Kleinbürger ihre Werkstätten, Geschäfte und Restaurants. Die Exklusion betraf vor allem Jüdinnen und Juden (aus allen Bereichen des sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens), das Bürgertum (aus den Fabriken, dem Kommunikations- und Banksektor), die Intellektuellen und höheren Beamten. Da nicht alle Stellen mit Deutschen besetzt werden konnten, blieben die polnische Polizei, ein Teil des Gerichtswesens, die Grund- und Berufsschulen, Genossenschaften, karitative und – in begrenztem Umfang und auf niedrigem Niveau – kulturelle Einrichtungen erhalten. Auch in den unteren Verwaltungsebenen überwogen Polinnen und Polen. In verschiedenen Verwaltungsstrukturen waren im GG etwa 260.000 Polinnen und Polen beschäftigt. Sie befanden sich zwischen der Scylla des Terrors und der Ausbeutung der Besatzungspolitik, die sie wie auch immer unterstützten, und der Charybdis entgegengesetzter Ziele der Widerstandsbewegung und der Interessen der Zivilbevölkerung. Einerseits handelte es sich meistens um eine freiwillige Arbeit für den Besatzer, bei der die Loyalität mit Angst (aber auch mit Privilegien: zusätzliche Zuteilungen oder größere Sicherheit) erzwungen wurde; andererseits wäre die Okkupation ohne die polnischen Verwaltungsangestellten, Richter und Polizisten wahrscheinlich noch schwieriger und die Erfahrungen der Bevölkerung noch tragischer gewesen. Gleichzeitig ist anzumerken, dass einige von ihnen, wie Julian Kulski, der kommissarische Bürgermeister von Warschau, ihre Funktionen mit der Zustimmung des Untergrunds oder nach Absprache mit der Exilregierung ausübten, wie im Fall von Feliks Młynarski, dem Präsidenten der Emissionsbank. Der Untergrundstaat nahm sich dieser Phänomene an, indem er verbindliche Verhaltensnormen für die Gesellschaft als Ganzes sowie auch für bestimmte Gruppen (Bauern, Priester, Industrielle, Beamte, Frauen, Ärzte, Jugendliche, Polizisten) formulierte und veröffentlichte und die Verstöße gegen diese Normen mit allerlei Sanktionen belegte. Die schwerwiegendsten Fälle wurden von der Untergrundjustiz verhandelt, die circa 3.000 Todesurteile aussprach, von denen etwa 2.500 vollstreckt wurden.
Mit dem Tod wurden u. a. Erpressung und Verrat von untergetauchten Jüdinnen und Juden bestraft. Dass dieses Verhalten allgemein verbreitet war, zeugt von einer Tragik der Besatzungszeit im GG. Mehrere Faktoren trugen dazu bei: der Antisemitismus, der vor allem in den sogenannten unteren Gesellschaftsschichten sichtbar wurde, die Anzahl der Juden (die Hälfte der jüdischen Vorkriegspopulation lebte auf dem Gebiet des GG) und schließlich die Tatsache, dass die Hauptphase des Holocaust primär im GG oder in seiner unmittelbaren Nachbarschaft durchgeführt wurde. In den Vernichtungslagern Bełżec, Sobibór und Treblinka (im östlichen Teil des GG) sowie in Auschwitz-Birkenau, das bereits in einem dem Reich eingegliederten Gebiet lag (an der Grenze zum GG), wurden etwa 2,5 Millionen Jüdinnen und Juden aus Polen wie auch aus ganz Europa (von Italien und Griechenland bis Norwegen) ermordet.
Im Generalgouvernement wurden Jüdinnen und Juden viel früher als im Reich – bereits Ende 1939 – gezwungen, eine Armbinde mit dem Davidstern zu tragen. Im GG befanden sich auch die meisten der 400 Ghettos auf polnischem Boden, mit dem größten in Warschau. Durch die physische und rechtliche Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung, ihre Entrechtung, die in einem höheren Ausmaß vollzogen wurde, als es beim polnischen Bevölkerungsteil der Fall war, durch aggressive Propaganda, hohe Strafen für Hilfe und Belohnung für Beteiligung am Mord gelang es den Besatzern, die kurz vor dem Krieg geknüpften Fäden einer polnisch-jüdische Solidarität, die sich gegen einen gemeinsamen Feind richtete, zu kappen. Ein polnischer Historiker fasste diesen Prozess wie folgt zusammen: „Den Besatzern ist es weitgehend gelungen, die Juden in den Augen der Polen zu entmenschlichen. Sonst wären Sätze wie ,Wir Polen sollten Hitler ein Denkmal setzen, weil er uns ein für alle Mal von den Juden befreit hat‘ kaum zu erklären, und man könnte das Fehlen von Mitleid für ein zum Tode verurteiltes jüdisches Kind nicht nachvollziehen.“9 Von da an war es nur noch ein Schritt zu niederträchtigem Verhalten, wie den bereits erwähnten Denunziationen oder Erpressungen von Menschen, die sich außerhalb der Ghettos versteckt hielten. Bei der Vernichtung der Juden wirkten Angehörige der polnischen Polizei und der Feuerwehr mit. An der Suche nach versteckten Juden auf dem Land nahmen oft Bauern teil: zum einen aus Angst vor Repressionen, zum anderen wegen des materiellen Gewinns. Es kam auch vor, dass Juden von rechten Untergrundeinheiten ermordet wurden. Auf dem Gebiet der früheren sowjetischen Besatzung nahm man den Vorwurf der jüdischen Kollaboration mit Kommunisten in den Jahren 1939 bis 1941 als Vorwand für Pogrome, die die Deutschen inspirierten oder zumindest billigten. Der bekannteste Mord an jüdischen Nachbarn – es war nicht der einzige – wurde am 10. Juli 1941 in Jedwabne verübt.10
Doch auch die Hilfsbereitschaft gegenüber jüdischen Mitbürger:innen war weit verbreitet. Manche leisteten Hilfe des Geldes wegen, andere völlig selbstlos, alle aber setzten dabei ihr Leben aufs Spiel. Zur Abschreckung wurden nicht selten ganze Familien ermordet, wie die achtköpfige Familie Ulma aus Markowa bei Łańcut, die mehrere Jüdinnen und Juden versteckt hatte. Es gibt bekannte Beispiele eines bemerkenswerten Engagements von Menschen, die vor dem Krieg antisemitische Positionen vertreten hatten. Die wichtigste Untergrundorganisation zur Rettung von Juden – Rada Pomocy Żydom [Rat für die Unterstützung von Juden], die sogenannte Żegota – wurde unter anderem von der Schriftstellerin Zofia Kossak-Szczucka initiiert und mitgegründet, die vor 1939 keinen Hehl aus ihren antisemitischen Ansichten gemacht hatte.11 Katholische Priester fertigten zwecks Erstellung „arischer“ Dokumente falsche Taufurkunden an. Als Angehörige der Żegota setzte sich Irena Sendler für die Rettung jüdischer Kinder ein und brachte circa 2.500 von ihnen sowohl in polnischen Familien als auch in zum Teil kirchlichen Waisenhäusern unter.12
Auch wenn Polinnen und Polen zweifellos bessere Überlebenschancen hatten, galten sie ebenfalls als minderwertig und sollten in einer unbestimmten Zukunft entfernt werden. Vorerst aber musste die polnische Bevölkerung möglichst viele Arbeitskräfte (vor Ort und im Reich, wohin etwa 2,8 bis 3 Millionen Menschen aus Polen verschleppt wurden), Rohstoffe und Lebensmittel bereitstellen. Das Ausmaß der Ausbeutung war so enorm, dass Hans Frank sich 1943 rühmen konnte, der größte Anteil der Lebensmittel, die aus dem Osten ins Reich geliefert wurden („von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer“), stamme aus „seinem“ GG. Das Instrument dafür war ein Reglementierungssystem für die nichtdeutsche Bevölkerung, das eine völlige sozioökonomische Fiktion darstellte. Von den offiziellen Zuteilungen konnte man schlicht nicht leben. Im GG waren die Lebensmittelrationen für Polinnen und Polen – ganz zu schweigen von der Zuteilung für die jüdische Bevölkerung – um ein Vielfaches geringer als die für die Deutschen, die gleichzeitig ein breiteres Warensortiment zur Verfügung hatten und viel höhere Löhne bekamen. Dies zwang die „nichtdeutsche Bevölkerung“ zu kreativen Strategien, um sich über die Anordnungen der Besatzer hinwegzusetzen: Ein Bauer züchtete und schlachtete illegal ein Schwein, ein Arbeiter ließ aus der Fabrik Kohle und Zigaretten mitgehen, ein Intellektueller gründete eine kleine illegale Fabrik, ein Angestellter des Arbeitsamts sanktionierte Scheinbeschäftigungen … Während der illegale Handel in den ins Reich eingegliederten Gebieten sich in einem kleineren Umfang und meist in geschlossenen, vertrauten Gruppen abspielte, entwickelte sich der Schwarzmarkt im Generalgouvernement zu einem spezialisierten Bereich. Hier war der Umsatz höher, die Produktpalette reichhaltiger und die Offenheit größer. Der Austausch von Waren und Dienstleistungen fand auf der Straße, auf Märkten, in Geschäften und Restaurants statt, wobei die Käufer:innen und Verkäufer:innen sich in der Regel nicht kannten. Der Schwarzmarkt, dem die polnische Gesellschaft ihr biologisches Überleben verdankte, wurde ermöglicht sowohl durch die enorme Korruption unter den deutschen Besatzern als auch dadurch, dass die Einhaltung von zahllosen, in der Regel mit hohen Strafen verbundenen Anordnungen und Anweisungen nicht kontrollierbar war. So hat ein drakonisches System von Vorschriften und Verboten, das marktwirtschaftliche Verhaltensweisen unterbinden sollte, paradoxerweise zu deren Entfaltung geführt. Denn auch die strengsten Sanktionen konnten die Befolgung des Besatzungsrechts nicht erzwingen. Einerseits stand auf das illegale Schlachten oder Schnapsbrennen sogar die Todesstrafe, andererseits waren diese Tätigkeiten äußert lukrativ, und die Kontrolle aller Schweineställe, Schuppen und aller Straßen, die in die Städte führten, überstieg die Kapazität der Besatzungstruppen. Eindrucksvolle Beschreibungen dieser Welt finden wir in den kurz nach dem Krieg niedergeschriebenen Erinnerungen des polnischen Schriftstellers Ferdynand Goetel: „Ein italienischer Diplomat, den ich zweimal in Warschau getroffen habe, bezeichnete Warschau als etwas, das sich allen Kriterien entziehe. ,Wo rasen diese Menschen hin, wovon leben sie?‘, fragte er erstaunt, indem er die belebte Straße beobachtete. ,Diese Stadt lebt entgegen allem, was greifbar und vorhersehbar ist. […] Verzeihen Sie, mein Herr, haben wir ein Verbrechen begangen, weil wir gerade dieses wunderbare Kotelett in dem Restaurant verspeist haben?‘
‚Ja, streng genommen wird es mit dem Tode bestraft.‘
‚Und diese Frau, die hier Wurst verkauft, verdient sie auch den Tod?‘
‚Zweifellos!‘
‚Aber sie lebt und verkauft weiter.‘
‚Ja, und manchmal auch unter einer deutschen Bekanntmachung, in der genau für diesen Handel mit der Todesstrafe gedroht wird.‘
‚Das ist ja Wahnsinn.‘
‚Nicht größer als der Wahnsinn der Deutschen, die mit ihren unausführbaren Anordnungen davon ausgehen, dass sich die Warschauer widerstandslos ausrotten lassen.‘“13
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Kazimierz Wyka war mit der Gabe ausgestattet, Beobachtungen anzustellen und ebenso aufschlussreich wie originell den Besatzungsalltag zu beschreiben. Er verfügte über das intellektuelle Instrumentarium und die Sensibilität, Phänomene wahrzunehmen, die nur selten registriert und analysiert wurden, sie zu interpretieren und ihre Quintessenz herauszudestillieren. Mit seinem Wohnort Krzeszowice bei Krakau hatte er zudem eine hervorragende Beobachtungsstelle. Die Kleinstadt mit ihrer bis ins Mittelalter reichenden Geschichte gewann an Bedeutung, nachdem Ende des 18. Jahrhunderts die heilende Wirkung der örtlichen Quellen entdeckt worden war. Bereits im 19. Jahrhundert war Krzeszowice ein beliebter Kurort, vor allem nachdem 1847 die Eisenbahnlinie nach Krakau und ins preußische Oberschlesien gebaut worden war. In den 1850er Jahren errichtete die Adelsfamilie Potocki hier einen Palast im Stil der italienischen Renaissance und legte einen Park an. Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert brachte eine wirtschaftliche und demografische Entwicklung mit sich, es entstanden kleine Industriebetriebe, darunter ein Sägewerk, das später dem Vater von Kazimierz Wyka gehörte. 1939 hatte das Städtchen 3.500 Einwohnerinnen und Einwohner, von denen etwa ein Fünftel Jüdinnen und Juden waren. Bereits am 5. September 1939 wurde Krzeszowice von den Deutschen besetzt und befand sich nun im Generalgouvernement, unmittelbar an der Grenze zum Reich.
Anders als die meisten polnischen Intellektuellen, Künstler und Angestellten, die buchstäblich von einem Tag auf den anderen ihrer Existenzgrundlage beraubt wurden, war Wyka schon zu Beginn der Besatzung in einer privilegierten Lage. Einige seiner Kollegen mussten körperliche Arbeit verrichten (so arbeitete der Archäologe und Rektor der Warschauer Universität Włodzimierz Antoniewicz als Heizer), andere betätigten sich im Dienstleistungssektor oder im Handel. Jedoch nahm die Verarmung dieser gesellschaftlichen Gruppe sichtlich zu. Wyka wohnte in einem Haus, das sein Vater für ihn gebaut hatte. Nicht unwesentlich für die Beobachtungen der Besatzungsrealität war die Tatsache, dass dieses Haus mit „der örtlichen Gestapostelle und ähnlichen Häuschen des volksdeutschen Bürgermeisters und des Hauptmanns der Blauen Polizei [umgangssprachliche Bezeichnung für die polnische Polizei im GG, Anm. d. Ü.]“14 benachbart war und etwas weiter in der Nachbarschaft der Generalgouverneur wohnte. Im Jahr 1940 erkor nämlich Hans Frank das Potocki-Schloss in Krzeszowice zu seiner Sommerresidenz und änderte bei der Gelegenheit den schwer auszusprechenden Namen der Ortschaft in Kressendorf.15
Offiziell war Wyka in der Firma seines Vaters beschäftigt, was ihm materielle Sicherheit wie einen gewissen Schutz im Falle einer Polizeikontrolle garantierte und ihm viel Zeit für die geistige Arbeit ließ. Gleichzeitig war das Sägewerk in Krzeszowice ein hervorragender Ort, um die Wirtschaft und das soziale Leben unter der Besatzung studieren zu können. Wie Tausende anderer kleiner und großer polnischer und deutscher Unternehmen im GG konnte der Betrieb von Wyka-Senior nur dank der erwähnten rechtlichen Verstöße oder/und einer kreativen Umgehung der behördlichen Anordnungen funktionieren, und das oft mit dem Wissen und der Zustimmung der deutschen Amtsträger. „Jede Regel oder Vorschrift wird umgangen oder gebrochen“, schrieb 1943 ein deutscher Unternehmer, der im GG tätig war. „Bestechungsgelder werden rechts und links verteilt und gerne angenommen, denn es ist kaum verwunderlich, dass ein Verwaltungsangestellter, der einen Hungerlohn bekommt, nicht empfänglich für eine Bestechung ist, die ihn und seine Familie vor dem Verhungern retten würde. Auf dem Schwarzmarkt gibt es alle Arten von Waren, die man offiziell gar nicht kaufen kann, egal wie viele Bezugsscheine man legal besitzt, sie sind nur auf dem illegalen Weg zu bekommen. Man kann 25 Sägewerke mit etlichen ,Holzeinkaufsscheinen‘ aufsuchen und dort trotzdem kein Stück Holz erhalten. Bei einem Schieber kann man so viel Holz kaufen, wie man will. Oft steht ein Unternehmer vor der Alternative, den Betrieb wegen Rohstoffmangels zu schließen oder ihn durch den Kauf aller Rohstoffe bei den Schiebern am Laufen zu halten. Die meisten wählen das Zweite.“16
Wacław Kubacki (1907–1992), Literaturhistoriker, Kritiker und Schriftsteller, übrigens ein enger Bekannter von Kazimierz Wyka, erinnerte sich an eine Szene, als er während der Besatzungszeit im Osten des GG ein Sägewerk leitete: „Zunächst kam ein gut aussehender junger Mann, der vor dem Krieg Eintänzer in Kattowitz gewesen war, in Begleitung einer älteren deutschen Frau aus dem Reich mit einem Automobil vorgefahren. Sie hatten aus dem Amt des Generalgouverneurs eine Genehmigung, zwei Waggons Bauholz zu kaufen. Sie wählten die schönsten Stücke, die sie auf dem Platz fanden. Sie verhandelten nicht. Zahlten im Voraus und baten, das gesamte Baumaterial in Stücke von einem halben Meter Länge zu sägen. […] Dies führte im Kontor zu Empörung und großer Aufregung unter den Arbeitern. Der Gigolo sagte kurz: ,Im Ghetto braucht niemand Möbel. Die Juden warten auf Brennholz.‘“17 Das Sägewerk der Familie Wyka in Krzeszowice bot zweifellos viele Gelegenheiten für ähnliche Erfahrungen und lieferte Argumente für die Definition der Besatzungswirtschaft als „eine[r] in moralischer Hinsicht abgekoppelte[n] Wirtschaft, abgekoppelt von der staatlichen und sozialen Gemeinschaft“ [S. 144]. Ähnlich wie Kazimierz Wykas Teilnahme an den sogenannten Nachtwachen: „Nacht für Nacht ging man durch das ausgestorbene Städtchen, auf dass keine Gefahren die Sicherheit des großen Reiches bedrohten. Dies geschah in denkbar gemischter Gesellschaft – ein Sattler, ein Totengräber, ein Müller, ein Kartenspieler, und selbstverständlich hatten diese Menschen so manches zu erzählen. Jene bestirnten Nächte, hier unter einem Herbst-, dort unter einem Winterhimmel, machen den wichtigsten Bestandteil meiner Bibliographie für diese Überlegungen aus.“18
Die nahegelegene Stadt Krakau ermöglichte es Wyka, am konspirativen wissenschaftlichen und kulturellen Leben teilzunehmen. Er beteiligte sich an der Arbeit der geheimen Kommission für die Geschichte der polnischen Literatur (Komisja Historii Literatury Polskiej), war Mitherausgeber der im Untergrund erscheinenden Zeitschrift Miesięcznik Literacki (Literarische Monatsschrift) und hielt Vorlesungen an der Jagiellonen-Universität im Untergrund.19 Er schloss sich einer vom Krakauer Verleger und Buchhändler Stefan Kamiński (1907–1974) initiierten Aktion an, die darin bestand, arbeitslose Wissenschaftler:innen und Schriftsteller:innen mit dem Verfassen von Werken (insgesamt waren es etwa 200!) zu beauftragen. Die Abschlagszahlungen ermöglichten ihnen das Überleben. In der 1940 gegründeten Redaktion dieses konspirativen Unternehmens leitete Wyka den Bereich der Belletristik.20 1943 schloss er selbst einen Vertrag für eine Essaysammlung mit dem in Warschau aktiven Zbigniew Mitzner ab, der Texte für den „nach dem Krieg“ neu zu gründenden Verlag „Wisła“ [Weichsel] sammelte.21 Abgesehen von Warschau, das trotz der erwähnten Degradierung ein unbestrittenes Zentrum des militärischen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Widerstands blieb, besuchte Wyka auch Lemberg und die Gutshöfe seiner Freunde, darunter den Jerzy Turowiczs.
Krakau, Warschau oder Lemberg waren für Kazimierz Wyka jedoch nur der Hintergrund, eine Verzierung von „Kressendorf in der Grafschaft Tenczyn“, dem wichtigsten Schauplatz der Besatzungszeit, an dem sich „wie in einem Prisma alles bündelt, was der verborgene Untergrund, anders gesagt: die wesentliche Triebfeder der Hitler-Herrschaft in Polen gewesen ist“22, und der es ihm ermöglichte, „mit einem Blick von unten diese bunte Mischung verschiedener widersprüchlicher gesellschaftlicher Tendenzen zu erfassen, die das Erscheinungsbild und den Verlauf der deutschen Besatzungszeit in Polen bestimmten.“23 Dass sich gerade in solchen Provinzstädtchen, die bis heute die polnische Landschaft prägen, das „wirkliche Leben als ob“ abspielte, zeigte Zygmunt Klukowski, ein Arzt aus Szczebrzeszyn bei Zamość, dessen ausführliches Tagebuch – 1958 publiziert, fast zeitgleich mit Wykas Essayband – eines der erschütterndsten Zeugnisse der Besatzung darstellt.24
Anders als viele Intellektuelle (wie Maria Dąbrowska, Zofia Nałkowska, Jarosław Iwaszkiewicz, Arnold Szyfman, Wacław Borowy, Jan Szczepański) führte Wyka während der Okkupationszeit kein Tagebuch. An die Stelle der Tageschronik trat in einem nicht geringen Maße die Korrespondenz mit Czesław Miłosz, Jerzy Andrzejewski, Jerzy Turowicz, Karol Irzykowski und dem jungen Dichter Tadeusz Gajcy. In diesem Gedankenaustausch ging es um verschiedene Aspekte des Alltagslebens, aber auch um intellektuelle Pläne, Dilemmata und Ängste.25 Dabei kamen sehr unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache, die sich nicht so sehr auf die Gegenwart als vielmehr auf die Zukunft bezogen. Während die Älteren (Irzykowski, Jahrgang 1873) aus ihrer Hoffnung auf eine Rückkehr zur Vorkriegsrealität keinen Hehl machten, lehnten die Jüngeren (Gajcy, Jahrgang 1922) jede Rückkehr zu den vergangenen Zeiten ab und sahen radikale soziale, politische und wirtschaftliche Veränderungen als Folgen von Krieg und Besatzung voraus.
Dies beschäftigte auch Kazimierz Wyka, der seine Gedanken, Beobachtungen und Analysen in seiner bevorzugten Ausdrucksform, dem Essay, darzustellen pflegte. Im Unterschied zu täglichen Tagebucheinträgen oder Informationen in (zensierten!) Briefen, ermöglichte der Essay eine distanzierte Beobachtung und Bewertung und vermittelte eine interdisziplinäre Botschaft, die die „teilnehmende Beobachtung“ der Besatzungsrealität mit den Erfahrungen, dem Wissen und der Gelehrsamkeit eines Wissenschaftlers verband. Wyka war kein Chronist, der Fakten aufzeichnete, sondern ein Analytiker, der nach allgemeineren Definitionen suchte und nicht einzelne Ereignisse, sondern umfassende Prozesse und Phänomene beschrieb. Gleichzeitig verspürte er das innige Bedürfnis, ein „alltägliches Zeugnis“ in seinen realen historischen Dimensionen wiederzugeben, als rechnete er damit, dass in Zukunft die „heroische Erfahrung“ die Erinnerung dominieren und der „Druck der Gefühlstradition“ nicht zulassen würde, „den geschmuggelten Speck zu einem Symbol der Besatzung zu machen, gleich dem Birkenkreuz auf dem namenlosen Grab eines Partisanen“.26 Er wollte kein Propagandist, sondern ein Realist sein und nahm damit in gewisser Weise die große Nachkriegsentwicklung dieser Richtung vorweg. So scheute er sich nicht, sowohl banale wie alltägliche Verhaltensweisen als auch die beschämenden und schmerzhaften zu zeigen, wie etwa das Verhältnis zu den Juden und ihrer Vernichtung. Die polnische Literaturhistorikerin (und enge Bekannte Wykas) Maria Janion beschrieb dies wie folgt: „Wykas Diagnose ist in dieser Hinsicht sowohl soziologisch als auch ethisch – so wie es sich für einen ,Realisten‘ gehört, der – wie man früher sagte – den Schleier lüftete und die materiellen wie ökonomischen Mechanismen erfasste, die die gesellschaftliche Schizophrenie massenhaft erzeugt haben. Sie manifestierte sich schließlich im ,Leben als ob‘, das in ein äußerliches, verachtetes öffentliches Leben und ein verborgenes, authentisches Privatleben unterteilt war.“27
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Literaturwissenschaftler:innen besitzen nicht selten die Gabe, treffende Metaphern zu formulieren. Zweifellos ist der Titel „Leben als ob“, der in drei kurzen Worten die Realität der Besatzungszeit definiert, eine solche Metapher. Schwieriger verhält es sich mit dem ursprünglichen Untertitel, denn es handelt sich weniger um „Skizzen aus den Jahren 1939–1945“ (Szkice z lat 1939–1945) als vielmehr um „Skizzen über die Jahre 1939–1945“ (Szkice o latach 1939–1945). Paradoxerweise wurden seine zwei ersten Essays aus der Kriegszeit, namentlich Pamiętnik po klęsce [Tagebuch nach der Niederlage], entstanden zwischen 1939 und 1940, und Pesymizm a odbudowa człowieka [Pessimismus und der Wiederaufbau des Menschen], den er fast ein Jahr später schrieb (Dezember 1940 bis Januar 1941), nicht zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Der erstgenannte, der eine fundierte Analyse der Ursachen der polnischen Niederlage von 1939 darstellt, erschien erst 1984.28 Der zweite Essay wurde im Nachlass des bereits erwähnten Zbigniew Mitzner wiederentdeckt und 2000 veröffentlicht.29 Die Texte, die in den ersten Ausgaben von „Leben als ob“ zu finden waren, verfasste Wyka in den Jahren 1942 bis 1957, wobei er einige auch für eine Weile beiseitelegte, um später an ihnen weiterzuschreiben (so zum Beispiel bei Dwie jesienie [Zwei Herbste] – dieser Essay wurde 1946 und 1948 verfasst). Wyka schrieb aus einem tiefen inneren Bedürfnis heraus, wohl wissend, dass die Texte in gedruckter Form in unbestimmter Zukunft nach dem Krieg (vielleicht) erscheinen werden.
Als dieses „nach dem Krieg“ im Januar 1945 endlich eintrat, stürzte sich Wyka in einen Strudel literarischer und wissenschaftlicher Arbeit, die ihn völlig vereinnahmte, als wollte er die angestauten Aufgaben der Besatzungszeit nachholen. Lange könnte man die Ämter und Funktionen aufzählen, die er in den folgenden 30 Jahren wahrnahm (er starb am 19. Januar 1975). Rasch kehrte er an die Jagiellonen-Universität zurück, wo er 1948 zum Professor ernannt wurde und von 1963 bis 1965 als Prorektor tätig war. In den Jahren 1945 bis 1950 war er Chefredakteur der Monatszeitschrift Twórczość [Das Schaffen] und arbeitete auch mit der ersten gesellschaftlich-literarischen Wochenzeitung Odrodzenie [Wiedergeburt] zusammen. Im Jahr 1948 zählte er zu den Mitbegründern des Instituts für Literaturforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Instytut Badań Literackich Polskiej Akademii Nauk), das er von 1953 bis 1970 leitete. Er war zweifellos einer der berühmtesten und produktivsten polnischen Literaturwissenschaftler (die Bibliographie der zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Werke zählt 954 Titel30 ). Es fiel ihm nicht schwer, Epochen-, Stil- und Formgrenzen zu überschreiten. Der deutsche Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Gründer des Deutschen Polen-Instituts, Karl Dedecius, erinnerte sich mit folgenden Worten an ihn: „Er war der erste Professor, der mir mit seinen Büchern bewies, daß die Wissenschaft nicht aus Eisenbeton, nicht schwer verdaulich sein muß, daß sie sehr wohl aus Fleisch und Knochen sei, so daß man sie geradezu umarmen, liebgewinnen und sich lebenslänglich an ihren Gaben erfreuen kann.“31 Nicht unerheblich für sein Werk waren auch seine politischen Entscheidungen. Wie ein nicht geringer Teil der 1910er-Generation unterstützte Wyka die Idee eines „sozialistischen Staates“ und saß von 1952 bis 1956 im Sejm. Doch bald schon mussten die Vertreter und Vertreterinnen dieser Generation zum zweiten Mal in ihrem Leben ihre eigene Einstellung zu den Herrschenden revidieren. Es genügt ein Blick auf die Liste der Unterzeichner:innen des ersten Sammelprotests gegen die staatliche Kulturpolitik aus dem Jahr 1964. Neben Wyka unterzeichneten ihn unter anderem Andrzejewski, Kisielewski, Kott, Sandauer und Turowicz …32
Es ist auch bezeichnend, dass Wyka 1945 eine „neue Zeit“ hinsichtlich der Abrechnung mit dem Krieg und der Besatzungszeit begann. Einerseits würdigte er die im Warschauer Aufstand gefallenen jungen Dichter Krzysztof Kamil Baczyński und Tadeusz Gajcy, deren Genie er während der Besatzungszeit erkannt hatte, und gab bereits 1945 eine Anthologie ihrer Gedichte heraus.33 Andererseits konnte er endlich seine „Besatzungsessays“ veröffentlichen. 1945 erschien im ersten Heft von Twórczość mit „Die abgekoppelte Wirtschaft“ (Gospodarka wyłączona) der wichtigste dieser Essays. In der Zeitschrift Odrodzenie hingegen veröffentlichte Wyka „Haus Kressendorf in der Grafschaft Tenczyn“ (Haus Kressendorf w hrabstwie tęczyńskim, Nr. 14), „Das Schwert der Sirene“ (Miecz Syreny, Nr. 22) und den Essay „Die Macht des Pöbels ist bestätigt“ (Potęga ciemnoty potwierdzona, Nr. 43), der unter dem Einfluss des antijüdischen Pogroms in Krakau am 11. August 1945 entstanden war.34 1946 veröffentlichte er ebenfalls in Odrodzenie „Faust auf Ruinen“ (Faust na ruinach, Nr. 43) und 1947 den Beitrag „Die Geschichte dreier Stunden“ (Historia trzech godzin), der in der Wochenzeitung Przekrój [Querschnitt] (Nr. 93) erschien. Noch im Jahr 1949 gelang es Wyka, einen kleinen Auszug aus „Zwei Herbste“ (Odrodzenie, Nr. 12) zu publizieren, bevor eine lange Zeit des Schweigens eintrat. Erst das Tauwetter der Jahre 1956 bis 195735 brachte Personen und Themen zutage, die vermeintlich dem Vergessen anheimgefallen waren. Dazu zählten sowohl die Heimatarmee (Armia Krajowa) als auch der zwiespältige Alltag der Besatzungszeit. Wyka nutzte die kurze Zeitspanne der liberalen Kulturpolitik und veröffentlichte Mitte 1957 den Essayband Leben als ob (Życie na niby), in dem die meisten der zwischen 1945 und 1949 publizierten Texte zu finden sind. Während der im August 1942 verfasste Essay „Im Morgengrauen“ (O świcie) noch in den Band aufgenommen wurde, konnte „Die Macht des Pöbels ist bestätigt“ nicht mehr abgedruckt werden, vor allem auch wegen der Welle des Antisemitismus, die 1956/1957 durch Polen rollte.
1959, noch im Zuge des Tauwetters, erschien die zweite Auflage von Leben als ob, die durch die beiden „Skizzen“ „Goebbels, Hitler und Cato“ (Goebbels, Hitler i Kato) und „Von den Ordnungen der Geschichte“ (O porządkach historycznych) ergänzt wurde, bevor erneut eine Zeit des Schweigens eintrat, die dieses Mal ein Vierteljahrhundert dauern sollte. Die nächste Ausgabe, ergänzt durch das „Tagebuch nach der Niederlage“ (Pamiętnik po klęsce) erschien erst 1984, während die erste wirklich vollständige Ausgabe mit „Pessimismus und der Wiederaufbau des Menschen“ (Pesymizm a odbudowa człowieka) und „Die Macht des Pöbels ist bestätigt“, versehen mit einem Nachwort Adam Michniks – „Die polnische Gewissenserforschung“ (Polski rachunek sumienia) – zum hundertsten Geburtstag von Kazimierz Wyka, veröffentlicht wurde.36
Wykas „Besatzungstexte“ wurden vor der vorliegenden Übertragung ins Deutsche erstaunlich selten übersetzt. Auf Deutsch erschien vor 25 Jahren „Faust auf Ruinen“ in einer Anthologie polnischer Essays des 20. Jahrhunderts.37 Die englische Übertragung von Gospodarka wyłączona (The Excluded Economy) eröffnete den von Janine R. Wedel herausgegebenen Sammelband The Unplanned Society, der sich der polnischen Nachkriegsgeschichte widmete.38 Mit dem vorliegenden Essayband bekommt die deutschsprachige Leserschaft eine repräsentative Auswahl von Texten, die Wyka für die Ausgaben von 1957 und 1959 zusammengestellt hatte, ergänzt um den Beitrag „Die Macht des Pöbels ist bestätigt“, der der damaligen Zensur zum Opfer gefallen war. Aufgrund der wesentlichen Unterschiede bezüglich Form und Inhalt wurden die beiden oben erwähnten Texte, die zwischen 1939 und 1941 entstanden waren – „Tagebuch nach der Niederlage“, „Pessimismus und der Wiederaufbau des Menschen“ –, nicht aufgenommen.
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„Was wird sein und wie wird es sein?“, notierte der Schriftsteller Jerzy Zawieyski am ersten Tag des Jahres 1957 in sein Tagebuch. „Was Ende letzten Jahres in Polen geschehen ist, verspricht keine Stabilisierung. Ganz im Gegenteil, alles ist unsicher, dynamisch und konfliktgeladen. Eines aber ist offensichtlich: Nichts wird zu den alten Mustern und Gepflogenheiten zurückkehren. Denn es sind unumkehrbare Fakten eingetreten.“39 In Wykas Einleitung zu der Essaysammlung aus dem Jahr 1957 sind vergleichbare Gefühle und Befürchtungen zu finden: „Das Leben als ob ist gleichwohl nicht nur eine für immer abgeschlossene und auf einige Jahre beschränkt gebliebene soziologische Form. Wer weiß, ob wir hier nicht die Frage des Nationalcharakters berühren. ,Ihr Polen, Ihr Polen! – lieben müsst ihr die eigene Rückständigkeit – das ist die Niederlage‘, ruft Gombrowicz. Und diese Furcht mag wohl auch 1957 noch ihre Gültigkeit haben.“40 Sowohl die Frische als auch die Aktualität, die Wykas Erkenntnisse ausstrahlen, wurden von den damaligen Rezensenten hervorgehoben (und bestätigt). So wies beispielsweise der Philosoph Stefan Morawski auf die lange Dauer der „abgekoppelten Wirtschaft“ hin: „Während der Besatzung war die Fiktion offenkundig, der Zynismus unverhohlen und keine der beiden Seiten gab vor, etwas anderes zu tun. Nach dem Krieg fielen Entbehrungen und Hypokrisie zusammen. Das Leben verläuft nun wirklich, doch gibt es zwei Bewusstseinsformen: die eine für den Personalleiter und die andere für den Korrupten.“41 Janine R. Wedel, die Wykas Essay zwei Dekaden später las, „was impressed with the parallels between wartime occupation and Communist omnipresence“42, und 2010 übertrug Adam Michnik ganz ähnliche Gedanken auf „unsere“ Zeiten.43 Rein zufällig schreibe ich diese Einleitung am 16. April 2021, genau 11 Jahre nach der Veröffentlichung von Adam Michniks Text, und bin noch mehr als er von Wykas Scharfsinn und seinen prophetischen Fähigkeiten überzeugt. In unserer wankenden Realität, in der die Spaltungen zwischen „uns“ und „denen da oben“ immer tiefer werden und in immer neuen Konfigurationen aufbrechen, und in der sowohl Werte als auch Begriffe ihre bisherige Bedeutung verlieren, sind Wykas Essays nicht nur lehrreich, sondern auch warnend.
Aus dem Polnischen von Jakub K. Sawicki
Vgl. Tomasz Szarota, Okupowanej Warszawy dzień powszedni. Studium historyczne, Warszawa 1973, S. 10 [Warschau unter dem Hakenkreuz. Leben und Alltag im besetzten Warschau 1.10.1939 bis 31.7.1944, übers. von Claudia Makowski und Ryszard Makowski, Einl. von Wolfgang Jacobmeyer, Paderborn 1985].
Vgl. Jakub Telec, Piotr Zaremba i generacja 1910 [Piotr Zaremba und die 1910er-Generation], in: Autobiografia. Literatura. Kultura. Media, 2, 2014, S. 165–176, hier: S. 165; Formacja 1910. Świadkowie nowoczesności [Die Formation der 1910er. Zeugen der Moderne], hg. v. Dorota Kozicka, Tomasz Cieślak-Sokołowski, Kraków 2011; Formacja 1910. Biografie równoległe [Die Formation der 1910er. Parallelbiografien], hg. v. Krzysztof Biedrzycki, Jarosław Fazan, Kraków 2013.
Vgl. Rafał Wnuk, „Die Kolumbus Generation“. Überlegungen zu einer kollektiven Biographie, in: Die polnische Heimatarmee. Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg, hg. v. Bernhard Chiari unter Mitarbeit von Jerzy Kochanowski, München 2003, S. 777‒806; Joanna Wawrzyniak, Kolumbusgeneration, in: Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung, hg. v. Jerzy Kochanowski, Beate Kosmala, Potsdam-Warschau 2013, S. 324‒325.
Jan Szczepański, Dzienniki z lat 1935‒1945 [Tagebücher aus den Jahren 1935‒1945], Ustroń 2009, S. 62.
Vgl. Irena Paczyńska, Aktion gegen die Universitäts-Professoren (Kraków, 6 listopada 1939) i okupacyjne losy aresztowanych [Aktion gegen die Universitäts-Professoren (Krakau, 6. November 1939) und das weitere Schicksal der Verhafteten während der Besatzungszeit] Kraków 2019, S. 184‒185. Vgl. „Sonderaktion Krakau“. Die Verhaftung der Krakauer Wissenschaftler am 6. November 1939, hg. v. Jochen August, Hamburg 1997.
Vgl. Marek Mączyński, Organizacyjno-prawne aspekty funkcjonowania administracji bezpieczeństwa i porządku publicznego dla zajętych obszarów polskich w latach 1939‒1945. Ze szczególnym uwzględnieniem Krakowa jako stolicy Generalnego Gubernatorstwa [Organisatorisch-rechtliche Aspekte der Funktionsweise der Sicherheits- und Ordnungsverwaltung für die besetzten polnischen Gebiete in den Jahren 1939‒1945 unter besonderer Berücksichtigung von Krakau als Hauptstadt des Generalgouvernements], Kraków 2012, S. 154.
Zu Hans Frank, vgl. u. a. Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, hg. v. Werner Präg, Wolfgang Jacobmeyer, Stuttgart 1975; Christian Schudnagies, Hans Frank. Aufstieg und Fall des NS-Juristen und Generalgouverneurs, Frankfurt/Main 1989; Dieter Schenk, Hans Frank. Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur, Frankfurt/Main 2006; Ders., Krakauer Burg. Die Machtzentrale des Generalgouverneurs Hans Frank 1939–1945, Berlin 2010.
Das Diensttagebuch [wie Anm. 7], S. 104f.
Grzegorz Kołacz, Czasami trudno się bronić. Uwarunkowania postaw Żydów podczas okupacji hitlerowskiej w Polsce [Manchmal ist es schwierig, sich zu verteidigen. Die Bedingungen der Verhaltensweisen von Juden während der nationalsozialistischen Besatzung Polens], Warszawa 2008, S. 103‒104.
Vgl. Jan Tomasz Gross, Nachbarn. Der Mord an den Juden von Jedwabne, München 2001; Edmund Dmitrów, Paweł Machcewicz, Tomasz Szarota, Der Beginn der Vernichtung. Zum Mord an den Juden in Jedwabne und Umgebung im Sommer 1941, Osnabrück 2004; Andrzej Żbikowski, U genezy Jedwabnego. Żydzi na kresach Północno-Wschodnich II Rzeczypospolitej – wrzesień 1939 ‒ lipiec 1941 [Zur Genese von Jedwabne. Juden in den nordöstlichen Gebieten der Zweiten Polnischen Republik. September 1939 bis Juli 1941], Warszawa 2006; Jan Grabowski, Hunt for Jews. Betrayal and Murder in German Occupied Poland, Bloomington 2013; Klucze i kasa. O mieniu żydowskim w Polsce pod okupacją niemiecką i we wczesnych latach powojennych 1939‒1950 [Schlüssel und Kasse. Über jüdisches Eigentum in Polen unter deutscher Besatzung und in den ersten Nachkriegsjahren 1939‒1950], hg. v. Jan Grabowski, Dariusz Libionka, Warszawa 2014; Dalej jest noc. Losy Żydów w wybranych powiatach okupowanej Polski [Immer noch Nacht. Das Schicksal der Juden in ausgewählten Landkreisen des besetzten Polens], hg. v. Barbara Engelking und Jan Grabowski, Bd. I‒II, Warszawa 2018.
Vgl. Carla Tonini, Czas nienawiści i czas troski. Zofia Kossak-Szczucka antysemitka, która ratowała Żydów [Zeit des Hasses und Zeit der Fürsorge. Zofia Kossak-Szczucka, eine Antisemitin, die Juden rettete] Warszawa 2007.
Vgl. Teresa Prekerowa, Konspiracyjna Rada Pomocy Żydom w Warszawie 1942–1945 [Der konspirative Rat für die Hilfe von Juden in Warschau 1942–1945], Warszawa 1982; A. Mieszkowska, Die Mutter der Holocaust-Kinder. Irena Sendler und die gerettenen Kinder aus dem Warschauer Ghetto, München 2006; Beate Kosmala, Irena Sendler, in: Deutschland, Polen [wie Anm. 3], S. 308‒311.
Ferdynand Goetel, Czasy wojny [Kriegszeiten], Vorwort v. Władysław Bartoszewski, bearb. v. Marek Gałęzowski, Kraków 2005, S. 51.
Zit. nach Maria Janion: Wojna i okupacja w oczach Kazimierza Wyki [Krieg und Besatzung mit den Augen Kazimierz Wykas], in: Kazimierz Wyka. Charakterystyki, wspomnienia, bibliografia [Kazimierz Wyka. Charakteristiken, Erinnerungen, Bibliographie], hg. v. Henryk Markiewicz, Aleksander Fiut, Kraków 1978, S. 146.
Über Krzeszowice während der Besatzung vgl. Adam Fujarski, Kronika miasta Krzeszowic 1939‒1945 [Chronik der Stadt Krzeszowice/Kressendorf], Krzeszowice 1993. Einsichten in die „Residenz“-Funktion von Krzeszowice haben wir zeitgenössischen Amateurfilmen zu verdanken, vgl. Hist_PL, Krzeszowice und Krakau während der Besatzung, URL: https://www.youtube.com/watch?v=u0mhuiy2aOc [Zugang: 13.04.2021].
Archiwum Akt Nowych, Delegatura Rządu na Kraj, 202/IV-1, k. 82, Miesięczny przegląd sprawozdawczo-sytuacyjny, XI‒XII 1943, 31.XII.1943 [Archiv Neuer Akten, Landesvertretung der Exilregierung, 202/IV, Blatt 82, Überblick über die monatliche Berichterstattung]. Bei der zitierten Quelle handelt es sich um eine zeitgenössische polnische Übersetzung des deutschen Originals [Anm. d. Ü.].
Wacław Kubacki, Dziennik 1959–1965 [Tagebücher 1959–1965], Warszawa 1974, S. 201.
Kazimierz Wyka, Wędrując po tematach. Cz. I: Czasy [Durch Themen wandern. Teil 1 Zeiten], Kraków 1971, S. 131.
Vgl. Izabela Kleszczowa, Wspomnienie z okupacji [Erinnerungen aus der Besatzungszeit], in: Kazimierz Wyka [wie Anm. 14], S. 274‒276.
Vgl. Paczyńska, Aktion gegen Universitäts-Professoren [wie Anm. 5], S. 706 und 767.
Vgl. Piotr Mitzner, Dzieje jednego tekstu [Die Geschichte eines Textes], in: Kwartalnik Artystyczny, 3, 2000, S. 88‒89. Über den Verlag „Wisła“ vgl. ders., Wydawnictwo „Wisła“ [Der Verlag „Wisła“], in: Jan Szeląg (Zbigniew Mitzner), Felieton o mojej Warszawie [Feuilleton über mein Warschau], bearb. v. P. Mitzner, Warszawa 2014, S. 453‒508.
Wyka, Wędrując [wie Anm. 18], S. 11.
Janion, Wojna i okupacja [wie Anm. 14], S. 147.
Vgl. Zygmunt Klukowski, Tagebuch aus den Jahren der Okkupation 1939‒1944, hg. v. Christine Glauning und Ewelina Wanke, übers. Karsten Wanke, Einleitung v. Ingo Loose, Berlin 2017.
Vgl. Jerzy Andrzejewski, Stefania Baczyńska, Tadeusz Gajcy, Karol Irzykowski, Karol Ludwik Koniński, Czesław Miłosz, Jerzy Turowicz, Kazimierz Wyka, Pod okupacją. Listy [Unter der Besatzung. Briefe], Einleitung v. Marta Wyka, bearb. v. Maciej Urbanowski, Warszawa 2014.
Andrzej Kijowski, Arcydzieło nieznane [Das unbekannte Meisterwerk], Kraków 1964, zit. nach Janion, Wojna i okupacja [wie Anm. 14], S. 151.
Janion, Wojna i okupacja [wie Anm. 14], S. 150.
Vgl. Życie na niby. Pamiętnik po klęsce [Leben als ob. Ein Tagebuch nach der Niederlage], Kraków 1984.
Vgl. Kwartalnik Artystyczny, Nr. 3, 2000, S. 65‒88 und Nr. 4, 2000, S. 9‒35.
Vgl. die von Zofia Głowacka und Marta Grabowska erstellte Bibliographie Kazimierz Wykas der Jahre 1930‒1975, in: Kazimierz Wyka [wie Anm. 14], S. 463‒631.
Karl Dedecius, Kazimierz Wyka – ein Pionier der deutsch-polnischen Verständigung, in: Kulturpolitische Korrespondenz 351/352 vom 25.09.1978, S. 30‒33, hier, S. 30.
Vgl. Jerzy Eisler, List 34 [Manifest der 34], Warszawa 1993.
Z lat wojny. Poezja polska 1939–1945 [Aus den Kriegsjahren. Polnische Poesie 1939–1945], hg. v. Kazimierz Wyka, Kraków 1945.
Der Titel spielt auf einen Text von Mieczysław Jastrun an, der in der Zeitschrift Odrodzenie erschien; der Beitrag befasst sich mit dem polnischen Antisemitismus: „Potęga ciemnoty“ [Die Macht des Pöbels], (Nr. 29, 17.06.1945).
Vgl. vor allem die Bibliographie in: Jerzy Kochanowski, Rewolucja międzypaździernikowa. Polska 1956‒1957 [Die Revolution zwischen den beiden Oktobern. Polen 1956‒1957], Kraków 2017.
Vgl. die Besprechung von Klaus-Peter Friedrich: Rezension zu Kazimierz Wyka, Życie na niby [Leben als ob], in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 60 (2011) H. 2, S. 311‒312.
Vgl. K. Wyka: Faust auf Ruinen, in: Polen zwischen Ost und West. Polnische Essays des 20. Jahrhunderts. Eine Anthologie, hg. v. Marek Klecel, Frankfurt am Main 1996, S. 218‒234.
The Excluded Economy, in: The Unplanned Society. Poland During and After Communism, edited, annotated, and with Introductions by Janine R. Wedel, Columbia University Press, New York-Oxford 1992, S. 23‒61.
Jerzy Zawieyski, Dzienniki, t. I: Wybór z lat 1955–1959 [Tagebücher, Bd. 1. Auswahl aus den Jahren 1955‒1959], hg. v. Agnieszka Knyt, Warszawa 2011, S. 333.
Kazimierz Wyka, Życie na niby. Szkice z lat 1939–1945 [Leben als ob. Skizzen aus den Jahren 1939–1945], Warszawa 1957, S. 10.
Stefan Morawski, Książka z trzeciej jesieni [Ein Buch aus dem dritten Herbst], Polityka, 31, 25.09.1957.
Janine R. Wedel, Introduction, in: The Unplanned Society [wie Anm. 38], S. 3.
Adam Michnik: Polski rachunek sumienia, czyli człowiek prawdziwy w życiu na niby [Polnische Gewissenserforschung oder ein echter Mensch im Leben als ob], in: K. Wyka: Życie na niby, Kraków 2011, S. 363‒384 [erschienen auch in: Gazeta Wyborcza, Magazyn, 16.04.2010; https://wyborcza.pl/magazyn/1,124059,7751758,Polski_rachunek_sumienia__czyli_czlowiek_prawdziwy.html, [Zugang: 16.04.2021].