Sieht man von den jüngsten zeithistorischen Forschungen zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ab, die einer wissenschaftlich interessierten Leserschaft lang verwehrte Einblicke in die Geschichte eines deutschen Leitmediums eröffnen, ergibt sich bei der täglichen Zeitungslektüre folgender Befund: Die Namen und Gesichter der FAZ-Gründungsgeneration werden vom Radar der Öffentlichkeit nicht mehr erfasst. Anders als manche Debatte, die nach wie vor mit der FAZ und ihrer über siebzigjährigen Geschichte verbunden wird,1 haben die Journalistinnen und Journalisten den Sprung in das kollektive Gedächtnis nicht geschafft. Dieser Lücke trotzt ein Ort in Hessen, der seit 1989 beharrlich an einen der frühen Hauptakteure erinnert. 50 Kilometer westlich von Frankfurt, am südlichen Rand des Rheingaus, liegt Eltville am Rhein. Wer den alten Leinpfad entlangwandert, der von der benachbarten Gemeinde Walluf nach Eltville führt, und auf der Höhe der Stadt den Blick über die Kurfürstliche Burg streifen lässt, wird fündig: An der Burgmauer prangt eine Gedenktafel, um an drei Herren zu erinnern, die sich um den Erhalt des Rheinufers bei Eltville verdient gemacht haben.2 Unter ihnen ist einer der Gründungsherausgeber der FAZ, der Journalist Karl Korn, von 1949 bis 1973 verantwortlich für das Feuilleton.
Dass Korns Name den Weg aus dem Impressum einer großen Tageszeitung an die Außenfassade der Burgmauer von Eltville fand, basiert auf einer Erfolgsgeschichte, die zunächst keine zu werden versprach. Sie begann in den ausgehenden 1950er Jahren, als das Land Hessen Pläne für eine Umgehungsstraße entwarf. Die Bundesstraße 42, die das Ballungsgebiet Rhein-Main mit Bonn verbindet, führte noch durch den mittelalterlichen Ortskern Eltvilles und war zunehmend überlastet. Um sie umzuleiten, wurden mehrere Szenarien entwickelt, von denen zwei die Oberhand gewannen: den Treidelpfad im Süden zu einer Schnellstraße auszubauen und Eltville vom Fluss abzutrennen oder auf Kosten des Reblandes eine Nordumgehung zu errichten. Die Entscheidung spaltete die Geister. Weil sie um ihre Anbauflächen bangten, sprachen sich viele Winzerinnen und Winzer für die Straßenführung am Rhein aus und wurden darin von den Verkehrsministerien in Wiesbaden und Bonn bestärkt. Gegenwehr leistete der „Verein zum Schutz der Eltviller-Wallufer-Rheinlandschaft“, der auf das historische Stadtbild und das als „Rheingauer Riviera“ bekannte Naherholungsgebiet am Fluss verwies. Prominente Unterstützung erhielt die Bürgerinitiative vom Deutschen Rat für Landespflege, von der Professorenschaft aus den Fachbereichen Landschaftsökologie, Städtebau und Landesplanung, von Naturschützerinnen und -schützern und, an entscheidender Stelle, von der Presse.3
Aus diesen Interessenlagen entspann sich in den 1960er und 1970er Jahren eine emotionale Debatte, die bald auch außerhalb des Rheingaus Aufmerksamkeit erregte. Dass „[e]ine hessische Lokalposse“4, so die Süddeutsche Zeitung (SZ), zum Gegenstand des öffentlichen Interesses wurde, ja dass sich Eltville zu einem Symbol für den an Bedeutung gewinnenden Umweltschutz entwickelte,5 war auch das Verdienst der FAZ. Ein Vierteljahrhundert lang machte sich Korn im Feuilleton der Zeitung zum Wortführer gegen die Zerstörung des Fluss- und Uferpanoramas von Eltville. Er verfasste Glossen und Essays, in denen er mit viel Pathos die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft skizzierte und wachstumskritisch vor den Kosten bedingungslosen Fortschritts warnte. „Ein Stromufer“, schrieb er 1964, sei „so kostbar wie ein Rembrandt“6. In anderen Artikeln sprach er vom „geistigen Haushalt der Nation“7 oder ging die Verkehrsminister harsch an.8 In Eltville sah Korn einen von vielen „Fälle[n] von Substanzverlust“9. Er war es auch, der das Thema Umweltschutz auf die Zeitungsagenda hob. „Wir müßten wissen“, zitiert ihn das Protokoll der Redaktionskonferenz vom 27. April 1971, „was uns wichtiger sei, neue Industrie, neue Ballungsräume, neue Flughäfen oder der Schutz der Umwelt, und dann müßten wir sagen, in der letzteren stecke der höhere Wert“10. Umwelt, so Korn 1974, bedeute schließlich auch Geschichte und Traditionen, Mauern und Türme, kurz: Kultur.11 Die Frage, wie ökonomische und arbeitsmarktpolitische Interessen mit den Belangen des Landschaftsschutzes in Einklang gebracht werden können, hatte im Feuilleton seit Eltville Konjunktur.12
Und tatsächlich zeichnete sich nach jahrelangem politischen Für und Wider und mehreren Schlussworten13 Korns Mitte der 1970er Jahre ein Erfolg ab. SZ und Zeit hatten sich der Kritik an der Uferstraße Ende der 1960er Jahre angeschlossen und, unter Berufung auf das FAZ-Feuilleton,14 den Druck erhöht.15 1976 wurde der Planfeststellungsbeschluss für die Rheinufer-Linie aufgehoben. Korn, der von den Befürworterinnen und Befürwortern der Nordumgehung immer wieder als ausschlaggebende Schützenhilfe gewürdigt worden war,16 wurde zum Retter Eltvilles ernannt.17 „Karl Korn […] hat uns mit seinen vielen brillanten und ins Grundsätzliche gehenden Artikeln die geistige Ausrichtung gegeben“18, hieß es in der großen Anzeige des „Vereins zum Schutz der Eltviller-Wallufer-Rheinlandschaft“, die im Mai 1976 in der FAZ erschien. „Der längste Streit, der jemals um einen Straßenbau tobte“19, war vorbei. 1989 wurde die Nordtrasse eröffnet, das Rheinufer blieb und Korns Name wanderte zum Dank auf die Burgmauer, wo er bis heute zu finden ist.20
Dass die Debatte um Eltville am Anfang dieser Arbeit steht, liegt nicht daran, dass Erfolgsgeschichten gerne gelesen werden. Sie dient vielmehr als Beispiel, um einige zentrale Gedanken über den Journalisten Korn, das frühe FAZ-Feuilleton und den Kulturjournalismus im vordigitalen Zeitalter zu skizzieren. So wird an der Diskussion um sieben Kilometer Bundesstraße deutlich, dass sich das Gewicht einer Debatte nicht zwangsläufig an ihrem Gegenstand bemisst. Debatten werden gemacht, sie leben von der Ausdauer und Heterogenität der Debattierenden, die untereinander wiederum Koalitionen und Netzwerke bilden können. In der Causa Eltville kam neben Korn, einigen FAZ-Redaktionsmitgliedern und Gastautoren auch der hessische Verkehrsminister zu Wort.21 Durch die gegenseitige Bezugnahme der Medien untereinander verlor das Thema auch über weite Strecken nicht an Dynamik. Darüber hinaus lassen sich über Eltville einige Rückschlüsse auf die feuilletonistische Kritik ziehen. Diese Kritik trug idealistische und moralisierende Züge, war wertkonservativ.22 Korn, der dem Rheingau als Ort seiner Kindheit auch ein Buch gewidmet hatte,23 argumentierte mit Werten, die der bürgerlichen, modernitätsskeptischen Heimat- und Naturschutzbewegung nahestanden.24 Zugleich war diese Kritik zweifellos modern. Korn war seiner „vorökologischen“ Zeit voraus, wenn er die Umwelt als gefährdete Lebensgrundlage beurteilte,25 Natur- und Kulturlandschaften gesetzlich zu schützen empfahl oder wie 1969 kapitalismuskritisch schrieb:
Es gilt […] dem öffentlichen Bewußtsein einzuprägen: 1. Unsere Reserven sind aufs Ganze gesehen erschöpft. 2. Neue Erschließungen von Reserven der Natursubstanz müssen durch Kompensation ausgeglichen werden. 3. Jede neue Erschließung muß einem Gesamtplan unterworfen werden […]. Dies durch Instanzen, die über den partikularen Interessen stehen.26
Im Feuilleton der 1960er Jahre klangen also „Themen an, die schon bald auf den Fahnen einer sich links verstehenden Umweltopposition stehen sollten.“27 Das folgende Jahrzehnt markierte den Auftakt für die moderne Umweltschutzbewegung, in deren Folge sich Naturschutzorganisationen, Umweltverbände und 1980 auf Bundesebene „Die Grünen“ gründeten.28 Sie erreichte, was Korn noch als Zukunftsagenda formuliert hatte: „Im öffentlichen Bewußtsein muß der Gedanke Grund fassen, daß die Erhaltung der Substanz eine moderne Parole ist“29.
Und schließlich führt der „Fall Eltville“ anschaulich vor, dass Massenmedien die Realität nicht einfach abbilden. Indem sie auswählen, gewichten, kritisieren und mitunter provozieren, formen sie ihre Gegenwart mit. Durch das geschriebene Wort Einfluss zu nehmen, gehörte neben der Unterrichtung, Aufklärung und all den anderen Funktionen, die in ihrer Gewichtung von Zeitung zu Zeitung und von Ressort30 zu Ressort changierten, zum Anspruch der Arbeit im Feuilleton.31 Dieser Anspruch konnte in der Kritik an einem misslungenen Theaterstück ebenso zum Ausdruck kommen wie in kulturpolitischen Fragen. Anders als in der Zeit und SZ wurde die Debatte in der FAZ nämlich nicht im Politikteil, sondern über weite Strecken im Feuilleton geführt. Eltville markiert in diesem Punkt zugleich das Finale einer Entwicklung, an deren Ende ein FAZ-Feuilleton stand, das bis heute zu den meinungsprägenden Foren der Bundesrepublik zählt. Wie es dazu kam, wird Thema der Arbeit sein.
Thema, Fragestellung und Prämissen
Als die FAZ am 1. November 1949 zum ersten Mal die Schreibtische, Küchen und Bibliotheken der Bundesrepublik erreichte, war der westdeutsche Staat erst wenige Monate alt. Der verlorene Krieg und der Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ zeigten noch deutliche Spuren, die militärische, politische und moralische Niederlage war in der Städtelandschaft nach wie vor so gegenwärtig wie in den Köpfen der Überlebenden. Materielle und soziale Unsicherheiten, Ängste und Zweifel an der Tragfähigkeit des demokratischen Systems bestimmten die Mentalität bis in die 1950er Jahre hinein.32 Doch seit 1945 wurde wieder diskutiert. Das öffentliche Gespräch erlebte nach zwölf Jahren kultureller Stagnation eine Renaissance: In evangelischen und katholischen Akademien, losen Vereinigungen („Gruppe 47“) und lokalen Gesprächskreisen („Kölner Mittwochsgespräche“) wurden Gegenwartsdiagnosen angestellt und Prognosen abgegeben, Rede und Gegenrede geübt. Philosophen, Literaten und Künstler debattierten vor und mit ihrem Publikum über die Rolle des Geistes im „Wiederaufbau“ und die Kultur einer demokratischen Gesellschaft. Kultur, dieses Konglomerat aus Ideen, Werten und Überlieferungen, war nach der Diktatur und inmitten des Kalten Krieges ein verbindender, aber scheinbar unverfänglicher Gegenstand, um sich über das Wesen der zukünftigen Nation zu verständigen.33 Zu keiner anderen Zeit, schreibt der Historiker Axel Schildt, habe es „eine derart breite und massenmedial vermittelte gesellschafts- und kulturdiagnostische Diskussion als Dauerzustand gegeben“34.
An der Entstehung einer kritischen Öffentlichkeit, in der die großen kulturellen, sozialen und politischen Fragen der Nachkriegszeit, nun wieder mehrperspektivisch, verhandelt wurden, waren die Printmedien maßgeblich beteiligt. Neben dem „Kulturradio“35 und einer Vielzahl an kulturpolitischen Zeitschriften36 war es vor allem das Feuilleton der auflagenstarken Presse, das Diskussionen aufgriff, sie über die eigenen Kanäle an eine breitere bürgerliche Öffentlichkeit37 vermittelte und neue Impulse setzte.38 Das Zeitungsfeuilleton bildete eine wichtige Nahtstelle zwischen Kultur, Kulturbetrieb und Öffentlichkeit. Hier wurden, möglichst unabhängig, Informationen und Meinungen zusammengetragen, aufbereitet, eingeordnet, gedeutet und kommentiert.39 Nach Provinzialismus, Zensur und Indoktrination bot es sich als Diskursraum ohne Einschränkung dar, verkörperte es Weltläufigkeit, Freiheit und Modernität. „Der Feuilletonist“, so der 1928 geborene Publizist Hermann Glaser, „war die Freiheitsstatue, die uns den Einzug ins gelobte Land geistiger Umwertung signalisierte“40. Das Feuilleton war, das suggeriert Glasers Rückschau, eine Einladung zur Überwindung alten Denkens.
Unter den Medienakteuren der Nachkriegszeit nimmt das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen ohne Zweifel einen besonderen Stellenwert ein. Bis heute gilt die FAZ als „Leitmedium“, sprich als Blatt, „dem gesellschaftlich eine Art Leitfunktion zukommt, dem Einfluß auf die Gesellschaft und auf andere Medien beigemessen wird.“41 Manche Stimmen sprechen der Zeitung eine „monopolistische Macht“42 zu, andere sagen ihr nach, dass das Land ohne sie ein anderes sei.43 Tatsache ist indes, dass die FAZ zu den wenigen Tageszeitungen mit überregionaler Ausstrahlung gehört. Schon 1955, nur sechs Jahre nach ihrer Gründung, unterhielt sie die größte Redaktion unter den deutschen Tageszeitungen.44 Ihre Leserschaft ist in weiten Teilen der politischen, wirtschaftlichen und intellektuellen Führungsschicht zuzurechnen,45 den „Deutungseliten“, wie der Historiker Marcus M. Payk für das Feuilleton feststellt.46 Von ihrer Reichweite und Resonanz im In- und Ausland – kein anderes Blatt werde in Frankreich so oft zitiert, ließ der Schriftsteller Joseph Breitbach Korn 1958 wissen – profitierte freilich auch das Feuilleton,47 dessen Stellenwert in intellektuellen Kreisen verschiedentlich hervorgehoben wurde.48
Die Quellen unterstreichen diesen Status auch für die junge Bundesrepublik. Für den Literaturbetrieb war das Ressort seit den frühen 1950er Jahren eine wichtige Orientierungsmarke. Ob und wie Neuerscheinungen im angegliederten Literaturblatt besprochen wurden, hatte nach Ansicht vieler Autorinnen und Autoren Einfluss auf die öffentliche Meinung.49 Auch bekannte Philosophen wie Max Horkheimer und Theodor W. Adorno maßen dem Feuilleton große Wirkungskraft bei. Es sei ein Ort, so Adorno 1952, an dem ein Journalist wirklich etwas verändern könne.50 Entsprechend bemüht war man, das Ressort als medialen Resonanzraum für sich einzunehmen.51 Bis in die Gegenwart wird die FAZ oft über ihren Politikteil wahrgenommen. Für viele Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler und Intellektuelle aber war es das Feuilleton, das sie zur Zeitung greifen ließ, weil es als erstklassig, freigeistig und unabhängig galt.52 So teilte die Lyrikerin Hilde Domin dem Ressortchef Hans Schwab-Felisch 1960 mit, dass sie das Feuilleton – allerdings nur das Feuilleton – auch an schlechten Tagen stets aufmerksam lese.53 Selbst Kritiker attestierten ihm Gewicht und sammelten engagiert Zeitungsausschnitte.54 Als ein Student seinem Ärger über die Popmusikberichterstattung 1965 Luft machte, war in seinem Leserbrief zu lesen, „daß F.A.Z.-Urteile zum Maßstab anderer Urteile geworden sind. Das F.A.Z.-lesebeflissene und kulturheischende deutsche Publikum scheint manchmal gar nicht mehr zu eigenem Urteil fähig: ein Film, zum Beispiel, ist erst dann gut, […] wenn die F.A.Z. eine entsprechend positive Kritik veröffentlicht hat. Wen die F.A.Z. verdammt – auf dem trampelt dann Kulturdeutschland herum.“55
Das Ziel der vorliegenden Dissertation kann es nicht sein, die Geschichte des Feuilletons mit all ihren Haupt- und Nebensträngen auszuerzählen. Viele Zweige dieser Geschichte, darunter der Reise-, Architektur- oder Bildjournalismus, gilt es auch weiterhin aus einer historischen Perspektive in den Blick zu nehmen. Sie wurden auf den folgenden Seiten ausgespart, weil sie keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn versprachen. Die Arbeit erzählt daher nicht die, sondern eine Mediengeschichte des FAZ-Feuilletons von der Gründung 1949 bis in das Jahr 1973. Anders als die meisten Qualifikationsarbeiten verzichtet sie auf einen streng chronologischen Zugriff und beschränkt sich darauf, fünf markante kulturgeschichtliche Themen und ihre Beobachtung, Prägung und Befundung durch das Feuilleton zu analysieren. Anhand des Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit (1), den politischen, kulturellen und lebensweltlichen Umbrüchen der Nachkriegszeit (2), der modernen Literatur, Kunst und Musik (3), der „68er“-Bewegung (4) und der Emanzipation (5) sollen sowohl die großen Linien der Berichterstattung als auch zentrale redaktionelle und strukturelle Veränderungen nachgezeichnet, Programm- und Institutionengeschichte verflochten werden. Beides ist ohnehin kaum voneinander zu trennen: Was in der Zeitung Aufsehen erregte, sorgte auch hinter den Kulissen für Bewegung.
Die Auswahl ist das Ergebnis intensiven Quellen- und Lektürestudiums. Alle fünf Themen erzählen ein Stück deutsche Kulturgeschichte und spielen in der Zeitung, in der journalistischen Korrespondenz, in den Protokollen der Herausgeber- und Redaktionskonferenzen, in den autobiographischen Zeugnissen ehemaliger Redaktionsmitglieder und in den Zeitzeugengesprächen eine wiederkehrende Rolle. Die Häufigkeit, mit der sie in den Quellen und in der einschlägigen Forschungsliteratur auftauchen, macht sie ebenso zu zeithistorischen Schlüsselthemen wie ihre Anschlussfähigkeit: Sie weisen Schnittstellen auf, überlappen sich teilweise.56 Darüber hinaus wurden die Themen lange und kontrovers diskutiert, was ihre Analyse aus mehreren Gründen aufschlussreich macht. Erstens lassen sich an ihrem Beispiel zentrale Standpunkte herausarbeiten, die zu anderen in Beziehung gesetzt werden können. Aufgrund ihrer anhaltenden Präsenz bieten sie zweitens die Möglichkeit, die Konturen, Prozesshaftigkeit und Widersprüchlichkeit eines tiefgreifenden Wandels in der Geschichte der jungen Bundesrepublik abzubilden,57 der in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre einsetzte und 1973/74 weitgehend abgeschlossen war. Die „langen 1960er Jahre“ gelten in der Forschung als „Scharnierjahrzehnt“, „in dem die bereits im Wiederaufbau der 50er Jahre immer stärker mit modernen Elementen versetzte Gesellschaft […] in einem enormen Tempo die Nachkriegszeit […] hinter sich ließ und Züge einer kulturellen Moderne ausprägte, die unsere Gegenwart nach wie vor zu einem großen Teil bestimmt.“58 In dieser Transformationsphase, die oft mit einem Generationswechsel verbunden wird, veränderten sich die gesellschaftlichen Einstellungen und Werte hin zu mehr Partizipation, Pluralismus und Individualismus.59 Je nach Schwerpunkt und Perspektive, wird sie mit den Narrativen „Demokratisierung“, „Modernisierung“ (präziser für die 1950er Jahre: „Modernisierung unter konservativen Auspizien“60), „Westernisierung“ oder „Liberalisierung“ überschrieben.61
Diese Leiterzählungen rahmen den Untersuchungszeitraum der Arbeit, deren Schluss mit dem Ende der „langen 1960er Jahre“ korrespondiert. Die „Strukturbrüche“ im folgenden Jahrzehnt, das Ende der Nachkriegsprosperität, Globalisierung, Digitalisierung und Neoliberalismus, leiteten um die Mitte der 1970er Jahre einen neuen Abschnitt der Zeitgeschichte ein.62 Die Dissertation deckt die Zeitspanne von 1949 bis 1973 ab, erstreckt sich also über das erste Vierteljahrhundert der Zeitungsgeschichte; formative fünfundzwanzig Jahre, in denen die FAZ zum Leitmedium und ihr Feuilleton zum einschlägigen Forum für Kulturkritik aufstiegen. Bestimmt wird dieser Zeitraum auch von der Herausgeberschaft Karl Korns, der bis zu seiner Pensionierung im November 1973 für das Feuilleton verantwortlich war. Dafür spricht nicht nur die gute Quellenlage. Angenommen wird zudem, dass mit Korns Ausscheiden eine Ära des FAZ-Feuilletonjournalismus zu Ende ging. Personalwechsel, neue Themen und ein anderes Klima sorgten dafür, dass der Übergang von Korn zu seinem Nachfolger Joachim Fest als Zäsur empfunden wurde.63 Der Medientheoretiker Harry Pross vertrat später sogar die Ansicht, dass mit dem Tod von Publizisten wie Korn, Walter Dirks (Frankfurter Hefte) oder Hans Paeschke (Merkur) ein ganzes Zeitalter vorübergegangen sei. Der Journalismus dieser „Gründergeneration“ habe sich durch eine gesunde „Distanz zu den Themen und das Engagement für den Dialog“ ausgezeichnet, durch „Diagnostik und Polarität“64, schrieb er 1991 in der Zeit.
Die Dissertation orientiert sich an mehreren – basalen – Leitfragen, die erstmals ein mediengeschichtliches Panorama des frühen FAZ-Feuilletons entwerfen sollen. Am Beispiel der herausgegriffenen Themenfelder fragt sie erstens nach den Merkmalen und Spezifika des Ressorts. Welche Grundpositionen vertrat es und inwiefern lässt sich daraus eine Agenda ableiten? Welches Selbstverständnis, welche Motive lagen der redaktionellen Arbeit im Feuilleton zugrunde? Daran schließt sich zweitens die Frage nach seiner Rolle und Funktion innerhalb der FAZ, nach der „organisationalen Identität“65 an, die für die Redaktion aus noch darzustellenden Gründen eine größere Rolle spielte als für die Politik- und Wirtschaftsredaktion. Wo also kann das Feuilleton in der Binnenarchitektur der Zeitung verortet werden? Und was bedeutete diese Ordnung für die interne Dynamik? Der dritte Fragenkomplex dreht sich schließlich um die Bedeutungen und Funktionen des Feuilletons für die Nachkriegsöffentlichkeit. Es geht also um die Wechselbeziehungen zwischen der FAZ, dem Kulturbetrieb, der Wissenschaft und anderen Medien. Wie sahen diese Beziehungen aus? Wo fand Kooperation, wo Beeinflussung, wo Abgrenzung statt? In den Antworten liegen wichtige Bausteine für die wissenschaftliche Durchdringung von Leitmedien, ihren Funktionen und Funktionsweisen, die mit Blick auf die bundesdeutschen Printmedien noch lange nicht abgeschlossen ist.
Der Erfolg des FAZ-Feuilletons beruhte auf mehreren Eigenschaften, von denen die Dissertation eine besonders stark machen will: die Absicht, sich einzumischen. Als Aushandlungsfeld der gesellschaftlichen Selbstverständigung war das Feuilleton an den maßgeblichen öffentlichen Debatten der 1950er, 1960er und frühen 1970er Jahre beteiligt, sei es an der schwierigen Frage nach einem adäquaten Umgang mit dem Nationalsozialismus, den intellektuellen Reflexionen über „Massenkultur“ und Verwestlichung oder den hitzigen Diskussionen um die Kunst der Moderne, „1968“ und die Gleichstellung der Geschlechter. Dennoch wird der Begriff „Debattenfeuilleton“ in der Regel nur auf das FAZ-Feuilleton unter Joachim Fest (1973–1993) oder Frank Schirrmacher (1994–2014) angewandt und mit großen Kontroversen wie dem Historikerstreit verbunden.66 Er beschreibt ein post-literarisches, streitbares und politisches Zeitungsfeuilleton, das Diskussionen medial inszeniert.67 Anders als seinen Vorgängern wird dem Debattenfeuilleton die Eigenschaft zugeschrieben, „selbst Themen zu setzen und nicht einfach nur, wie noch im klassischen Rezensionsfeuilleton, […] auf die vom Kulturbetrieb vorgegebenen Themen zu reagieren.“68 Schirrmacher selbst gab 2006 in einem Interview mit dem Deutschlandfunk sogar an, Fest habe das eigentliche Feuilleton überhaupt erst erfunden, das es zuvor nur „unter dem Strich“ im Politikteil der Zeitung gegeben habe. Debatten seien bis dahin vor allem in Zeitschriften ausgetragen worden.69 Doch weder das debattierende noch das politische Feuilleton waren Erfindungen von Fest oder Schirrmacher. Schon das frühe FAZ-Feuilleton, so die zentrale Hypothese dieser Arbeit, war ein Ort der Rede und Gegenrede, ein Debattenort, an dem Themen und Ereignisse nicht nur vermittelt wurden, sondern auch entstanden.70 Der Titel „Kultur im Widerstreit“ greift diese Hypothese auf. Verstanden als beständige diskursive Auseinandersetzung mit konkurrierenden Meinungen, Ideen, Kräften und Entwürfen, bildet der Widerstreit ein Leitmotiv, das alle Ebenen der Dissertation vom Selbstverständnis der Redaktion über die Zeitungsarchitektur bis zu den Inhalten und Debatten im Blatt berührt.
Im Sinne der modernen Mediengeschichte tritt das Feuilleton also nicht als chronikartige Quelle für historische Entwicklungen auf, sondern als Medienakteur mit spezifischen Interessen und Logiken.71 Spätestens seit Niklas Luhmanns „Die Realität der Massenmedien“72 (1995) hat sich die These durchgesetzt, dass Massenmedien die Wirklichkeit nicht speichern und spiegelnd vermitteln, sondern konstituieren.73 Gesellschaftliche Prozesse werden in ihnen nicht abgebildet, sondern interpretiert und mitgeprägt.74 Das verweist auf die Medialität der Geschichte, hat aber auch Folgen für die Mediengeschichtsschreibung, also für den Zweig der Mediengeschichte, der sich traditionell mit der Historizität von Medien beschäftigt.75 Wenn Massenmedien keine seismographische Funktion erfüllen, wenn sie keinen isolierten Beobachtungsposten bekleiden, von dem aus sie reflexartig auf Impulse ihrer Umwelt reagieren, dann werden sie zu handlungsfähigen Akteuren mit eigenen Werten, Zielen und Ressourcen, die sich selbst als Akteure verstehen und von anderen als solche wahrgenommen werden.76
Die Agenda-Setting-Theorie der kommunikationswissenschaftlichen Medienwirkungsforschung greift diese Prämisse auf.77 Sie basiert auf der Annahme, dass Massenmedien durch die Auswahl der Themen, die Häufigkeit und die Intensität, mit der bestimmte Themen (und andere nicht) behandelt werden, die Präsentation und den vorgegebenen Interpretationsrahmen mitentscheiden, was in der Öffentlichkeit als wichtig erachtet wird; dass die Medienagenda also starken Einfluss auf die Publikumsagenda hat.78 Die Dissertation kann die Wirkung der Feuilletonberichterstattung zwar nur in wenigen Fällen konkret bestimmen, weil dafür die entsprechenden Quellen fehlen. Sie kann ihr Augenmerk aber auf das vorgelagerte Agenda-Building richten.79 Warum wurde im Feuilleton wie über welche kulturell und gesellschaftlich relevanten Themen berichtet? Wie wurden Ereignisse und Narrative erschaffen?80 Diese Fragen lenken den Blick von den Medienwirkungen auf die Medieninhalte und -logiken, die Arbeitsweisen, die Akteurinnen und Akteure und auf die Spannungsfelder, in denen Medien agieren.81
Dass die modernen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts massenmedial durchdrungen sind, dass sich gesellschaftliche Teilsysteme wie die Politik an Medienlogiken ausgerichtet, sich medialisiert haben, steht außer Frage.82 Die Entstehung und Ausdifferenzierung von Massenmedien und medialen Öffentlichkeiten gilt als zentraler Prozess vor allem der westlichen Moderne und hatte starke Auswirkungen auf ganze Gesellschaftsbereiche.83 Auch die FAZ bewegte sich nicht im luftleeren Raum. Aus den Beziehungen zu Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Wissenschaft ergaben sich Wechselwirkungen von unterschiedlicher Quantität und Qualität, die es zu beschreiben gilt (Interaktion, Kommunikation, Abhängigkeit, Konkurrenz). Dafür verzichtet die quellengeleitete, induktiv angelegte Dissertation auf große Journalismustheorien.84 Obwohl das Systemdenken gerade in den Sozialwissenschaften populär ist,85 erweist sich etwa die Systemtheorie nach Luhmann als kaum operationalisierbar, ohne mit ihrer Erkenntnislogik zu brechen oder die Theorie zur Metapher herabzusetzen. Anders als bei Luhmann, dessen Forschungen auf dem System-Umwelt-Paradigma beruhen,86 handelt diese Arbeit auch von Subjekten, von Meinungen, Geschmäckern, Geschlechtern und Lebenswegen.87 Stattdessen die „redaktionelle Gesamtleistung“ zu analysieren, würde bedeuten, „Varianten des ‚Qualitätsjournalismus‘ aus[zuklammern], die man nur an Subjekten, Personen, Individuen ausmachen kann.“88
Die Dissertation versteht sich als Beitrag zur Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts und ist als solcher weder system- noch akteurszentriert. Sie verfolgt einen integrativen Ansatz, der sowohl die Medieninhalte als auch die Redaktion, die institutionellen Kontexte, den „Apparat“, in den Blick nimmt,89 um die Rolle des Feuilletons in der Nachkriegsöffentlichkeit und die an das Ressort gekoppelten Bedeutungen zu erfassen.90 Wie komplex Massenmedien sind, hat der Kommunikationsforscher Siegfried Weischenberg am Modell einer Zwiebel skizziert. Wer sich mit Journalismus beschäftigt, sollte demnach nicht nur seine Akteure und die Medienaussagen berücksichtigen, sondern auch die gesellschaftlichen Institutionen und Mediensysteme.91 In einem anderen Kontext hat auch Wolfgang Donsbach das mediale Beziehungsgeflecht dargelegt. Der Kommunikationswissenschaftler ermittelte vier Faktoren, die auf die Entstehung von Medieninhalten einwirken.92 Neben der „Subjekt-Sphäre“ (Aufgabenverständnis, Einstellungen, Publikumsvorstellung) führt er die „Professions-Sphäre“ (Ausbildung, Ethos, Rollenverständnis, Standards), die „Institutions-Sphäre“ (innere Pressefreiheit, Technik, Redaktionslinie) und die „Gesellschafts-Sphäre“ (Pressefreiheit, politische Kultur, Netzwerke) an.93 In konzeptioneller Anlehnung an diese Modelle gilt es auch auf den nächsten Seiten, „der Geschichte der Massenmedien in ihren jeweiligen historischen Kontexten nachzuspüren“94.
Forschung und Quellen
Obwohl sich die Mediengeschichte seit der Jahrtausendwende als populäres Forschungsgebiet erweist,95 zählen archivgestützte Arbeiten zu den großen deutschen Tageszeitungen weiterhin zu den Raritäten der zeitgeschichtlichen Forschung.96 Dieser Befund galt viele Jahre lang auch für die FAZ, die zwar in verschiedenen Fachdisziplinen als serielle Quelle herhalten musste,97 aber kaum je selbst zum Forschungsobjekt wurde. Bevor 2016 in Würzburg das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Geschichte eines Leitmediums. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung von ihrer Gründung 1949 bis zur Gegenwart“ unter der Leitung von Peter Hoeres begann, fiel der Forschungsstand zur Geschichte der FAZ mehr als unbefriedigend aus: Das überschaubare Forschungsinteresse, das vermutlich mit der schwierigen Quellenlage korrespondierte, richtete sich auf die Gründungsgeschichte und die Anfangsjahre der Zeitung.98 Einige Jahre später muss diese Einschätzung revidiert werden. Mittlerweile liegen zwei Dissertationen und eine Gesamtdarstellung vor, eine Geschichte des Politikteils wird folgen.99 Maximilian Kutzner hat in „Marktwirtschaft schreiben. Das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von 1949 bis 1992“100 (2019) den Wirtschaftsteil in den Blick genommen und dabei vor allem die spannungsreichen Wechselbeziehungen zwischen dem Wirtschaftsressort und Wirtschaft, Wissenschaft und Politik herausgearbeitet. Kutzner konnte zeigen, dass die Zeitung das Bundeswirtschaftsministerium und Zweige der Industrie und Wissenschaft mit Erfolg für die Bedeutung massenmedialer Öffentlichkeiten sensibilisierte.101 Seine quellengesättigte Studie macht außerdem deutlich, warum es sich lohnt, eine Geschichte der FAZ mehrperspektivisch anzugehen: weil Politik, Wirtschaft und das Feuilleton, drei Ressorts, die aus ganz unterschiedlichen Materien speisen, weitgehend autonom arbeiteten, mehr Eigenleben als Unternehmenskultur entwickelten. Dem ersten Wirtschaftsherausgeber hat sich Christina Schäfer in der Biographie „Erich Welter – Der Mann hinter der F.A.Z.“102 (2019) angenommen. Ihre Dissertation betont die zentrale Rolle Welters für den Aufstieg der FAZ, indem sie die vielfältigen Netzwerke des ordoliberalen Journalisten und Wirtschaftswissenschaftlers herausstellt.
Mit dem knapp sechshundertseitigen Opus „Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ“103 (2019) liegt außerdem erstmals die Geschichte einer überregionalen deutschen Tageszeitung und eine profunde Geschichte der FAZ aus der Feder eines Historikers vor, die bis an die Gegenwart heranreicht. Hoeres zeichnet in seinem Buch die großen Linien der Zeitungsgeschichte nach, bettet sie in das historische Panorama der alten Bundesrepublik ein und gelangt zu einer schillernden Gesamtschau auf siebzig Jahre Zeit- und Zeitungsgeschichte. Die großen FAZ-Paradigmen werden ebenso beleuchtet wie die zentralen Medienumbrüche und das institutionalisierte Konfliktpotential zwischen Politik, Wirtschaft und Feuilleton. Allen drei Studien ist gemein, dass sie sich nicht auf die Analyse der Berichterstattung beschränken, sondern auch das Personal und die Organisationsstrukturen hinter der Zeitung in den Blick nehmen. Sie bilden daher eine wichtige Grundlage der vorliegenden Arbeit, ohne die eine hinreichend kontextualisierte Geschichte des FAZ-Feuilletons kaum denkbar gewesen wäre.
Weitere Anknüpfungsmöglichkeiten bieten Publikationen aus der Feuilletonforschung.104 Bevor sich in den 1980er Jahren ein reges literaturwissenschaftliches Interesse begründete, war es vor allem die Zeitungs- und Publizistikwissenschaft, die sich mit der Geschichte des Feuilletons beschäftigte.105 Aus ihren Reihen stammen neben Arbeiten zur Frühgeschichte die lange als Grundlagenwerk geltende Überblicksdarstellung „Das deutsche Feuilleton. Ein Beitrag zur Zeitungskunde“106 (1931) von Hans Jessen und Ernst Meunier sowie Wilmont Haackes dreibändiges „Handbuch des Feuilletons“107 (1951–1953).108 Beide bieten neben einer großen Bibliographie eine nützliche Systematik, sind aber mit Vorbehalt zu genießen. Erstens sind sie in großen Teilen präskriptiv.109 Zweitens basiert Haackes Handbuch auf einer 1943 veröffentlichten Habilitationsschrift, die antisemitische und nationalsozialistische Passagen enthält. Für die Neuauflage wurden diese Abschnitte zwar verändert oder gestrichen, Episoden etwa der Feuilletongeschichte im „Dritten Reich“ blieben jedoch ausgespart oder wurden verfälscht.110 Drittens, und hierin unterscheidet sich die zeitungs- und literaturwissenschaftliche Feuilletonforschung vom mediengeschichtlichen Ansatz dieser Arbeit, tritt das Feuilleton in erster Linie als Gattung auf. Als Zeitungsressort wird es dagegen eher stiefmütterlich behandelt.111
In der literaturwissenschaftlichen Feuilletonforschung, die bis in die jüngste Zeit grundlegende Aufsätze und Einführungen zum Begriff, zum Quellencharakter und zur Geschichte des Feuilletons hervorgebracht hat,112 war in der Vergangenheit vor allem das Weimarer Feuilleton Thema.113 Mit der Frankfurter Zeitung (FZ) hat sich die Germanistin Almut Todorow in mehreren Aufsätzen und in der Habilitationsschrift „Das Feuilleton der ‚Frankfurter Zeitung‘ in der Weimarer Republik. Zur Grundlegung einer rhetorischen Medienforschung“114 (1996) beschäftigt. Anhand der Zeitungsjahrgänge 1919 und 1929, die in Kleinarbeit zusammengetragen wurden (das FZ-Archiv wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört)115, arbeitet sie die rhetorischen Strategien und das Selbstverständnis der Feuilletonredaktion heraus. Anders als viele Forschende vor und nach ihr, begreift sie „das Feuilleton als konstitutiven Teil eines Massenmediums“116. Der Fokus bleibt gleichwohl ein sprach- und literaturwissenschaftlicher, ihr Ausgangspunkt die Frage nach den „inhaltlichen und organisatorischen Bedingungen“117 der Textproduktion. Für die Feuilletonforschung ist dieser Schwerpunkt symptomatisch. Die institutionellen Strukturen der betrachteten Medien bleiben in den meisten Studien ausgeklammert. Das Gros der Publikationen konzentriert sich auf herausragende Persönlichkeiten und deren Vermächtnis,118 auf einzelne Sparten und Genres,119 oder auf sprachwissenschaftliche Fragen.120
Ein besonderes Desiderat bildet die Geschichte des Feuilletons seit 1945. Weder die Germanistik noch die Geschichtswissenschaft hat sich ihr bislang systematisch angenommen. Sieht man von Hoeres‘ Gesamtdarstellung zur Geschichte der FAZ und einer noch zu diskutierenden Dissertationsschrift von Marcus M. Payk ab, gilt mit wenigen Einschränkungen nach wie vor, was Todorow bereits 1988 bemängelte: Es „fehlen […] notwendige Grundlagenkenntnisse über das Feuilleton, seine Geschichte und seine charakteristischen Ausprägungen, […] presse-historiographische Untersuchungen generell.“121 Neben den praxisnahen Handbüchern zum Feuilletonjournalismus aus den 1990er und 2000er Jahren,122 der ein oder anderen Publikation aus der Journalistik und den Kulturwissenschaften, die meistens quantitativ und eher gegenwartsorientiert angelegt sind,123 und einer (journalistischen) Bestandsaufnahme124 zum Feuilleton im 21. Jahrhundert liegen bis heute nur zwei Studien zum Nachkriegsfeuilleton vor: Sabine Rollbergs schlanke Dissertation über das Feuilleton der Neuen Zeitung,125 die in Anbetracht der Quellenlage erstaunlich hypothesenfreudig ist, und Christina Prüvers literaturwissenschaftliche Arbeit „Willy Haas und das Feuilleton der Tageszeitung ‚Die Welt‘“126 (2007). Prüver, die dafür zahlreiche Zeitungsartikel, Korrespondenzen, Akten aus dem Unternehmensarchiv und Interviews ausgewertet hat, beschäftigt sich am Beispiel des emigrierten Publizisten Haas mit der Bedeutung des Welt-Feuilletons für die kulturelle Entwicklung nach 1945. Sie kommt zu einem nüchternen Fazit: Das Ressort habe zwar eine wichtige Informations- und Brückenfunktion erfüllt. Sein Beitrag zum geistigen „Wiederaufbau“ sei in Anbetracht der eingeschränkten Themenauswahl, des fehlenden Interesses an Debatten und der NS-Belastung (Haas freilich ausgenommen) ansonsten jedoch nicht besonders hoch einzuschätzen.127
Über das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen ist damit noch nichts gesagt, historische Vergleiche blieben bislang aus. Auch in den wenigen älteren Publikationen zur Geschichte der FAZ spielt das Kulturressort eine untergeordnete Rolle. Friedemann Siering, der sich in seinem 2002 erschienenen Aufsatz „Zeitung für Deutschland. Die Gründergeneration der ‚Frankfurter Allgemeinen‘“128 erstmals mit der NS-Vergangenheit der frühen FAZ beschäftigte, widmet sich zwar der Biographie Karl Korns, schenkt dem Feuilleton darüber hinaus aber keine Aufmerksamkeit. Auch Rolf Martin Korda behandelt das Ressort in seinem Aufsatz „Für Bürgertum und Business“129 (1980) nur behutsam. Umso größer ist das Gewicht der doppelbiographischen Studie „Der Geist der Demokratie. Intellektuelle Orientierungsversuche im Feuilleton der frühen Bundesrepublik“130 (2008). Darin untersucht Marcus M. Payk die Dynamiken der intellektuellen politischen Kultur anhand der Lebenswege, Einstellungen und publizistischen Programme Karl Korns und Peter de Mendelssohns (Der Tagesspiegel, Die Welt).131 Payk unternimmt „eine Sondierung durch das Zeitalter der Ideologien, durch persönliche wie weltgeschichtliche Konflikte“132, um die Leiterzählungen über die alte Bundesrepublik auf den Prüfstand zu stellen.133 Er beschreibt dabei auch die formativen Jahre des FAZ-Feuilletons, die von Korns Einsatz für die literarische Avantgarde ebenso geprägt waren wie von kulturkritischen Vorbehalten gegenüber der modernen westlichen Zivilisation. Payks Ansatz ist akteurszentriert: Mediengeschichtliche Entwicklungen werden meist an Korns Person gekoppelt, dessen Veröffentlichungen und Korrespondenz die Quellengrundlage bilden. Das Feuilleton ist aus dieser Sicht vor allem Resonanzraum biographisch geprägter Ideengeschichte und Basis intellektueller Existenz.134
Payks Dissertation bildet eine wichtige Grundlage, weil sie Auskunft über den Journalisten Korn, die Etappen seines Werdegangs und die intellektuellen Orientierungsprozesse nach 1945 gibt. Wichtige Ereignisse und Entwicklungen wie die Konflikte um Korns Tätigkeit im „Dritten Reich“, die auch von Hoeres und Schildt aufgearbeitet wurden,135 sind bekannt und erleichterten die Recherchen enorm. Das gilt auch für den Antagonismus zwischen Korn und Friedrich Sieburg oder die Auseinandersetzung mit umstrittenen Geistesgrößen wie Gottfried Benn, Ernst Jünger, Carl Schmitt und Martin Heidegger.136 Nichtsdestotrotz ist die Geschichte des Feuilletons damit noch nicht auserzählt. Als Herausgeber nahm Korn zweifelsfrei eine besondere Stellung ein. Neben ihm gab es aber noch andere Akteurinnen und Akteure, deren Bedeutung bislang unterbelichtet blieb, neben den genannten Themen andere, die ausgespart wurden. So sind weder die Biographien der übrigen Redaktionsmitglieder noch ihr Umgang mit dem Nationalsozialismus erforscht. Eine eingehende Auseinandersetzung mit der Literatur-, Kunst- und Musikkritik steht ebenso aus wie ein Blick auf „1968“. Auch die Geschlechterverhältnisse und das medial vermittelte Frauenbild harren weiterhin der wissenschaftlichen Analyse.
Eine mediengeschichtliche Rahmung des Feuilletons, die nicht nur weitere Personen, Themen und Quellen berücksichtigt, sondern zudem die spezifische Konstitution des Massenmediums FAZ in den Blick nimmt, verspricht also neue Einblicke in die Frühgeschichte des Ressorts. Dies scheint auch in Anbetracht des Umstandes, dass über die Zeitung nur wenige differenzierte Urteile kursieren, überfällig. Zeitungen werden oft als homogen wahrgenommen.137 Selbst die treuen Leserinnen und Leser arbeiten sich selten bis zur letzten Seite durch das Blatt und wissen wenig über die inneren Strukturen und Funktionsweisen. Während SZ und Zeit dem linksliberalen Medienspektrum zugeordnet werden, gilt die FAZ als „Forum der konservativen Politik“ oder „der deutschen Industrie“138. Sogar in den Selbstbeschreibungen wird die Zeitung bisweilen pauschal im rechtsliberal-konservativ-großbürgerlichen Spektrum verortet.139 Welches Profil einer Zeitung zugeschrieben wird, hängt also vor allem mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Ausrichtung zusammen, nicht mit ihrem Kulturteil, der selten explizit erwähnt wird. Ist das doch der Fall, so wird das FAZ-Feuilleton in der Regel als linksliberales Kontrastprogramm und Korrektiv beschrieben.140 In Texten über Korn entsteht das Bild eines liberalen, gemäßigt linken Feuilletons,141 dessen Einfluss auf das „geistige“ Deutschland ebenso so hoch zu veranschlagen wäre wie der des Politikteils auf das politische. Auch diese dichotomischen Zuschreibungen sollen hinterfragt, das Verhältnis zwischen Politik, Wirtschaft und Feuilleton einer näheren Betrachtung unterzogen werden.
Journalistische Arbeit vollzieht sich zu einem beträchtlichen Teil über die Textproduktion. Journalistinnen und Journalisten schreiben, um die Seiten der nächsten Ausgabe zu füllen und die Leserschaft über das Gesehene, Gehörte oder Gelesene zu unterrichten. Sie schreiben, um mit ihrem Umfeld zu kommunizieren, Aufgaben zu delegieren, Informationen einzuholen und Konflikte auszutragen. Sie schreiben, um Diskussionspunkte, Entscheidungen oder strukturelle Einschnitte zu dokumentieren. Einige schreiben sogar dann noch, wenn sie von dieser Pflicht längst entbunden sind, um ihre Erinnerungen an das tägliche Schreiben festzuhalten. Diese vier Textkorpora, die Feuilletonberichterstattung, die Redaktions- und die private Korrespondenz, die Protokolle der Herausgeber- und Redaktionskonferenzen und die Erinnerungsliteratur, bilden die Quellengrundlage dieser Arbeit. Aus ihrer Verknüpfung ergeben sich nicht nur positive Synergieeffekte, sondern auch die Möglichkeit, einzelne Perspektiven zurechtzurücken. Während die Berichterstattung mit einem kostenpflichtigen Zugang jederzeit über das digitale Zeitungsarchiv abgerufen werden kann, handelt es sich bei der Korrespondenz um Archivgut. Ein Teil der überlieferten Korrespondenz liegt in den Nachlässen ehemaliger Journalistinnen und Journalisten, ein anderer in den Vor- und Nachlässen von Personen des öffentlichen Lebens aus dem Umfeld der FAZ, so im Nachlass Max Horkheimers und im Vorlass von Jürgen Habermas im Universitätsarchiv Frankfurt (UBA Ffm), im Nachlass von Jürgen Eggebrecht in der Münchner Monacensia, im Theodor W. Adorno Archiv in Frankfurt (TWAA) und im Heinrich-Böll-Archiv in Köln (HBA).142 Von den Herausgebern hat Welter mit Abstand die größte Sammlung an Redaktionskorrespondenz hinterlassen. Sein im Bundesarchiv Koblenz (BArch) verwahrter Nachlass umfasst zahlreiche Briefe, die neben dem Zeitungsgeschehen und den Belangen der Wirtschaftsredaktion auch das Feuilleton zum Inhalt haben.143 Welters Nachlass ist nicht nur dank seines enormen Umfangs von Bedeutung. Die darin enthaltene Korrespondenz zwischen Welter, Korn und den Mitgliedern der Feuilletonredaktion gibt darüber hinaus einzigartige Einblicke in die FAZ-Binnenstrukturen, die über andere Quellen nur schwer greifbar sind.
Sie sind auch darum schwer greifbar, weil Korn seiner Nachwelt keinen Nachlass vermacht hat. Aus seinem Besitz stammt nur ein kleines Konvolut aus Briefen, Manuskripten und Zeitungsausschnitten, das im Deutschen Literaturarchiv (DLA) in Marbach liegt.144 Dort wird auch der Nachlass Sieburgs verwahrt, der an seinem Wohnsitz in Gärtringen sowohl mit dem Kollegium als auch mit Autorinnen und Autoren rege korrespondierte.145 Dass eine Geschichte des Feuilletons ohne Nachlass des verantwortlichen Herausgebers auskommen muss, ist ungünstig, aber kein Desaster. Denn erfreulicherweise kann diese Lücke durch mehrere Parallelüberlieferungen kompensiert werden. Ersatz bietet zum einen die Korrespondenz mit Ernst Niekisch aus dem Nachlass des Politikers und Schriftstellers im Bundesarchiv.146 Sie erstreckt sich von 1947 bis in die 1960er Jahre und gibt Aufschluss über Korns philosophisch-politische Gedankenwelt.147 Dank der freundlichen Genehmigung durch die Familie Korn wurde außerdem die Korrespondenz mit Margret Boveri erstmals gesichtet, die sich in ihrem Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (PSB) befindet. Sie umfasst mehr als fünfhundert Briefe aus vier Jahrzehnten und wurde von Korn noch zu Lebzeiten gesperrt.148
Der Briefwechsel ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert. Ungewöhnlich dicht und ohne große Unterbrechung erstreckt er sich über einen Zeitraum von fast vier Jahrzehnten (1935 bis 1974) und deckt damit wesentliche Kapitel der Journalismusgeschichte im 20. Jahrhundert ab: von der gemeinsamen Volontärszeit am Berliner Tageblatt (BT), Korns Arbeit für Die Neue Rundschau und das Reich und Boveris Anfänge bei der FZ über die Orientierungsphase in der Nachkriegszeit bis hin zu Korns Einstieg in die FAZ, für die auch Boveri schrieb. Beide gehörten in der Presselandschaft der 1950er und 1960er Jahre zur Grundausstattung und waren sich eng verbunden. Anders als Niekisch, mit dem Korn vor allem den geistigen Austausch suchte, war die vernetzte Boveri Vertraute, Kritikerin und Beraterin in einer Person. In schonungsloser Offenheit wandte sich Korn an seine Briefpartnerin, um Meinungen einzuholen, markante Ereignisse in der Medien- und Kulturbranche zu besprechen und dem Ärger über die Zeitung Luft zu machen. Boveri war dafür nicht nur deshalb eine ideale Ansprechperson, weil sie als Leserin und ständige Mitarbeiterin bestens mit ihr vertraut war, sondern auch, weil sie für Kritik überaus empfänglich war: Da ihr politisches Urteil nicht gefragt war, sah sich die Publizistin dazu verdammt, ihre Mitarbeit in der FAZ auf das Feuilleton zu beschränken.149 Im Unterschied zur täglichen Redaktionspost zeichnet sich die Korrespondenz also durch die Vertrautheit und Freimütigkeit der Briefpartner auch in inoffiziellen Angelegenheiten aus. Sie gewährt tiefe Einblicke in Korns Selbstverständnis, seine Konzeption von Feuilletonjournalismus und zeitungsinterne Konstellationen und Dynamiken.
Daneben gilt es die autobiographischen Erinnerungen von Karl Heinz Bohrer, Maria Frisé, Helene Rahms und Vilma Sturm, den Austausch mit Eduard Beaucamp, Frisé, Günther Rühle, Dieter Hildebrandt und Dietrich Ratzke und die Korrespondenz des Feuilletonstabs zu berücksichtigen.150 Letztere befindet sich in den Nachlässen Hans Heinz Stuckenschmidts im Archiv der Akademie der Künste, Hans Schwab-Felischs im Rheinischen Literaturarchiv (RLA) und Hilde Spiels im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (LIT). Einen weiteren wichtigen Baustein bilden die Protokolle der Herausgeber- und Redaktionskonferenzen, die der DFG-Projektgruppe im alten Redaktionssitz in Frankfurt erstmals gebündelt vorgelegt wurden. Die Beschlussprotokolle der meist wöchentlich abgehaltenen Herausgebersitzungen und die ab den 1960er Jahren überlieferten Redaktionskonferenzprotokolle aus dem Archiv der FAZ bieten komprimierte Inhaltsangaben des Besprochenen und dokumentieren in reduzierter Komplexität dominante Themen und wichtige administrativ-personelle Zäsuren.151
Methodisches Vorgehen
Die Geschichte einer Zeitung zu erforschen, gestaltet sich heute einfacher denn je, zumindest, was die technisch-methodische Seite eines solchen Forschungsvorhabens betrifft. Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, Medieninhalte systematisch zu sichten, ohne einzelne Ausgaben von Anfang bis Ende durchblättern oder aber größere Lücken in Kauf nehmen zu müssen. Neben dem Spiegel, der SZ und der Zeit hat auch die FAZ ein digitales Volltextarchiv, das fast alle der seit 1949 erschienenen Artikel samt der jeweiligen Zeitungsausgabe in der Originalansicht versammelt und durchsuchbar macht.152 Allein für das Feuilleton bedeutetet das im Untersuchungszeitraum von 1949 bis 1973: rund 57.000 Beiträge aus dem Tagesfeuilleton, 19.000 aus der Beilage „Bilder und Zeiten“ und weitere Tausende aus dem Reiseblatt, „Natur und Wissenschaft“ und den literarischen Sonderbeilagen. Um diese Datenmenge handhaben zu können, wurde die Recherche strukturiert und eingegrenzt. Sie orientierte sich an markanten Personen, Themen, Begriffen und Ereignissen (Debatten, Jahrestage, Neuerscheinungen, politische und kulturelle Zäsuren), die von Kapitel zu Kapitel variierten. Die Suchbegriffe leiteten sich aus dem Archivgut und der einschlägigen Forschungsliteratur zur Kulturgeschichte153 der Bundesrepublik ab. Sie wurden im Verlauf der Recherche erweitert oder leicht modifiziert.154 Die Auswertung der auf diesem Weg zustande gekommenen Artikelauswahl wie der schriftlichen Quellen insgesamt speist sich aus dem klassischen Methodenarsenal der Geschichtswissenschaft und folgt der historischen Methode (Heuristik, Quellenkritik, hermeneutisch-interpretierende Analyse). Wo möglich und wichtig, wird die Berichterstattung punktuell dem Spiegel, der Zeit und SZ gegenübergestellt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen.
Im siebten Kapitel wurde das qualitative Verfahren probeweise durch ein quantitatives ergänzt. Bei der sogenannten „systematischen Zufallsauswahl“155 handelt es sich um ein gängiges Verfahren aus der empirischen Kommunikationsforschung, bei dem aus einer Grundgesamtheit (etwa alle Ausgaben des FAZ-Feuilletons) jedes „n-te“ Element gezogen wird (z. B. jede siebzehnte Ausgabe dieses Feuilletons). Die so zustande gekommene Teilmenge ergibt, so die Theorie, ein verkleinertes, aber strukturgleiches Abbild der Gesamtmenge und lässt – gepaart mit einer Inhaltsanalyse – längerfristige Schlüsse über die Tendenzen in der Berichterstattung zu.156 Dieses Verfahren wurde anhand der FAZ-Frauenseite erprobt, für alle anderen Kapitel aber als unfruchtbar befunden. Um die Verteilung von Themen, Rubriken und Genres über einen langen Zeitraum beschreiben und vergleichen zu können, bieten sich Zufallsauswahl und Inhaltsanalyse zweifelsohne an.157 Gerade bei den Frauenseiten handelt es sich schließlich um exotische Produkte, die es in dieser Form seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gibt. Abgesehen davon, stehen Aufwand und Ertrag für die Mediengeschichte nicht im richtigen Verhältnis. Auch ein qualitativer Zugang legt offen, was quantitative Studien gerne belegen: dass sich das Feuilleton maßgeblich am institutionalisierten Kulturbetrieb orientierte und vor allem Referate und Kritiken enthielt.158
Die Dissertation folgt keiner strengen Chronologie. Anders als im Politikbetrieb, der durch Regierungs- und Amtszeiten zwangsläufig stärker vorstrukturiert ist, gibt es in der Kultur eher weiche Zäsuren, fließende Übergänge. Daher verfolgen die nächsten sieben Kapitel zwar eigene zeitliche Schwerpunkte, aus denen sich eine gewisse Gesamtchronologie ergibt, greifen jedoch stets vor und zurück. Bevor in den Kapiteln drei bis sieben die großen Themenblöcke abgehandelt werden, dienen die folgenden beiden Kapitel „Ortsbestimmung. Das Feuilleton und die Frankfurter Allgemeine“ (I) und „Hinter den Kulissen. Die Feuilletonredaktion“ (II) als Einführung in die Chiffre FAZ. Sie beschäftigen sich mit der Geschichte des Feuilletons, der Zeitungsgründung, den institutionellen Strukturen, Arbeitsweisen und dem Selbstverständnis der Feuilletonredaktion und bilden deshalb eine wichtige Basis für die späteren Ausführungen. Auf die einführenden Kapitel folgt schließlich der Hauptteil, beginnend mit den Kapiteln „Rückblicke. Die nationalsozialistische Vergangenheit“ (III) und „Gegenwartsdiagnosen. Die deutsche Nachkriegsgesellschaft“ (IV), die sich schwerpunktmäßig über die 1950er Jahre erstrecken. Kapitel fünf und sechs – „Schauplatz Kultur. Moderne Literatur, Kunst und Musik“ (V) und „Aufwinde, Gegenwinde. ‚1968‘“ (VI) – schließen daran an und erzählen die Geschichte des Feuilletons von den späten 1950er Jahren bis in die frühen 1970er Jahre. Bevor die Dissertation mit einem Ausblick auf die Ära Fest und einer Schlussbetrachtung endet, holt das vorletzte Kapitel „Frauen fragen. Geschlechterverhalten und -verhältnisse“ (VII) noch einmal weiter aus und nimmt das Feuilleton aus einer geschlechtergeschichtlichen Perspektive seit 1949 in den Blick.
Zu den großen Feuilletondebatten (Historikerstreit, „Fassbinder-Kontroverse“ u. a.) unter den FAZ-Herausgebern Joachim Fest (1973–1993) und Frank Schirrmacher (1994–2014) vgl. Hoeres, Peter: Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ. München / Salzburg 2019, S. 317–355.
Eine Fotografie ist über die Plattform Wikimedia Commons abrufbar. Online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gedenkplatte_Erich_Kapitzke_Karl_Korn_Edmund_Gassner_Eltville_am_Rhein.jpg (16.3.2022).
Vgl. Engels, Jens Ivo: Naturpolitik in der Bundesrepublik. Ideenwelt und politische Verhaltensstile in Naturschutz und Umweltbewegung 1950–1980. Paderborn u. a. 2006, S. 165–167; Verein zur Erhaltung des Eltviller Stadtbildes und der Eltviller Rheinuferlandschaft e. V. (Hg.): Der Fall Eltville. Eine Dokumentation zur jüngeren Geschichte des Rheingaus. Eltville 2014. Für einen Überblick vgl. außerdem Behr, Alfred: Fünfundzwanzig Jahre und noch immer kein Ende? Das Autobahnprojekt von Eltville, eine Zwischenbilanz, in: FAZ vom 11.9.1974, S. 7; Heptner, Bernd Erich: Der Rheingau atmet auf. Eltville – vorerst letzter Akt, in: FAZ vom 18.8.1989, S. 7; Bock, Oliver: Wie die kleine Riviera am Rhein gerettet wurde, in: FAZ vom 16.8.2014, Rhein-Main-Teil, S. 44.
Ihlau, Olaf: „In einem Tollhaus baut man nicht“. Der Streit um die Umgehungsstraße für das Rheingaustädtchen Eltville wird selbst das Kabinett beschäftigen, in: SZ vom 29.3.1971, S. 3.
Vgl. Kuenheim, Haug von: Proteste – nur Schall und Rauch?, in: Die Zeit vom 9.3.1973, S. 59.
Korn, Karl: Nur ein Stückchen Rhein? Appell, das Stromufer bei Eltville zu retten, in: FAZ vom 24.12.1964, BuZ, S. 5.
Korn, Karl: Das Patrimonium. Oder: Brauchen wir Geschichte?, in: FAZ vom 24.8.1965, S. 18. Vgl. auch ders.: Bravo, in: FAZ vom 14.4.1965, S. 28.
Vgl. u. a. K.K. (= Karl Korn): Köstliches Eltville, in: FAZ vom 12.1.1965, S. 18; ders.: Die am Rhein diktieren. Vierbahnige Autostraße am Ufer von Eltville?, in: FAZ vom 17.10.1966, S. 24.
Korn, Karl: Der Fall Eltville. Anmerkungen zu einem offenen Brief, in: FAZ vom 7.10.1970, S. 28.
Protokoll der Dienstagskonferenz vom 27.4.1971, in: FAZ-Archiv, Redaktionskonferenzen 1.1.1970–31.12.1971.
Vgl. Korn, Karl: Was heißt eigentlich Umwelt? Dargetan an dem hessischen Musterfall: Eltville, in: FAZ vom 22.7.1974, S. 15.
Vgl. Sturm, Vilma: Die Herrlichkeit Erpel. Keine Alternative für die Trasse einer Bundesstraße?, in: FAZ vom 19.9.1966, S. 20; K.K. (= Karl Korn): Hände weg!, in: FAZ vom 19.10.1966, S. 24; Menck, Clara: Bald gras‘ ich (unter Beton) am Neckar, in: FAZ vom 14.2.1970, BuZ, S. 2.
Vgl. etwa K.K. (= Karl Korn): Schlußwort, in: FAZ vom 6.9.1968, S. 32.
Vgl. Hachmann, Horst: Todesurteil für eine Landschaft. Wider Demokratie und Vernunft, in: Die Zeit vom 27.9.1968, S. 47; Kuenheim, Haug von: Schwarze Fahnen. Die Rheinuferstraße ist die schlechteste Lösung, in: Die Zeit vom 23.10.1970, S. 19; ders.: Darum bleibt es am Rhein so schön, in: Die Zeit vom 2.4.1976, S. 55.
Vgl. Herles, Helmut: An einer Straße scheiden sich die Geister. Seit 20 Jahren zankt man in Eltville am Rhein um neue Trassenführung, in: SZ vom 7.3.1973, S. 36; ders.: Umdenken beim Umgehen einer Stadt. Der jahrelange Protest gegen einen Autobahnbau am Rheinufer von Eltville scheint nun zu wirken, in: SZ vom 26.8.1974, S. 3.
Vgl. den Leserbrief von Josefine Fellmer, in: FAZ vom 16.1.1965, S. 12; Leserbrief von Albrecht Prinz von Hohenzollern, in: FAZ vom 31.10.1966, S. 11; Brief von Josef Hölzer an Karl Korn vom 14.11.1966, in: FAZ-Archiv, Eltville I 1966–1968; Brief von Erich Kapitzke an Karl Korn vom 22.5.1967, in: ebd.
Vgl. Frisé, Maria: Meine schlesische Familie und ich. Erinnerungen. Berlin 2004, S. 302.
Anzeige „Eltville ist gerettet, wir danken!“ des Vereins zum Schutz der Eltville-Wallufer Rheinuferlandschaft e. V., in: FAZ vom 17.5.1976, S. 6.
MZ (= Monika Zimmermann): Eltville am Ende?, in: FAZ vom 21.1.1987, S. 23.
Vgl. Quermann, Renate: Die Retter: Erich Kapitzke – Dr. Karl Korn – Prof Dr. Edmund Gassner. Eine Gedenktafel am Rhein als Ehrung und Mahnung für die Nachwelt, in: Verein zur Erhaltung des Eltviller Stadtbildes und der Eltviller Rheinuferlandschaft e. V. (Hg.): Der Fall Eltville. Eine Dokumentation zur jüngeren Geschichte des Rheingaus. Eltville 2014, S. 47–55, hier S. 47.
Vgl. den Leserbrief von Rudi Arndt, in: FAZ vom 18.5.1967, S. 6. Als Reaktion erschienen u. a. Korn, Karl: Eltville – ein Fall? Oder: Minister Arndts Vernunftlinie, in: FAZ vom 20.5.1967, S. 17–18; Leserbrief von Erich Kapitzke, in: FAZ vom 2.6.1967, S. 11. Aus der Redaktion und ihrem Umfeld vgl. E.B. (= Eduard Beaucamp): Umdenken, in: FAZ vom 20.2.1973, S. 24; Bornheim gen. Schilling, Werner: Das Eltviller Modell, in: FAZ vom 18.1.1975, BuZ, S. 1–2; Sternberger, Dolf: Zu Fuß am Fluß entlang, in: FAZ vom 18.1.1975, BuZ, S. 2. In den Leserbriefspalten erklangen bisweilen auch kritische Töne. Vgl. den Leserbrief von Helmut Witte, in: FAZ vom 22.10.1966, S. 13; Leserbrief von Maria Quitmann, in: FAZ vom 29.10.1966, S. 10.
Vgl. Payk, Marcus M.: Der Geist der Demokratie. Intellektuelle Orientierungsversuche im Feuilleton der frühen Bundesrepublik: Karl Korn und Peter de Mendelssohn (= Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, Bd. 23). München 2008, S. 138.
Vgl. Korn, Karl: Die Rheingauer Jahre. Frankfurt am Main 21993. Die erste Fassung wurde 1946 veröffentlicht.
Vgl. Engels: Naturpolitik in der Bundesrepublik (2006), S. 12.
Vgl. Engels: Naturpolitik in der Bundesrepublik (2006), S. 21.
Korn, Karl: Supermädchen Loreley. Ein Brückenprojekt und ein Beitrag zur Sozialhygiene, in: FAZ vom 28.8.1969, S. 16.
Engels: Naturpolitik in der Bundesrepublik (2006), S. 208.
Vgl. Kupper, Patrick: Die „1970er Diagnose“. Grundsätzliche Überlegungen zu einem Wendepunkt der Umweltgeschichte, in: AfS 43 (2003), S. 325–348, hier S. 328.
Korn, Karl: Supermädchen Loreley. Ein Brückenprojekt und ein Beitrag zur Sozialhygiene, in: FAZ vom 28.8.1969, S. 16.
Die Begriffe Feuilleton und (Kultur-)Ressort werden synonym verwendet. Sie bezeichnen den Teil der gedruckten Zeitung, der kulturellen Inhalten vorbehalten ist, können aber auch den dahinterstehenden Redaktionsverband einschließen. Ist von der Redaktion die Rede, sind dagegen explizit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeint.
Vgl. den Brief von Karl Korn an Erich Welter vom 23.9.1965, in: BArch Koblenz, N 1314/398.
Vgl. Schildt, Axel: Moderne Zeiten. Freizeit, Massenmedien und „Zeitgeist“ in der Bundesrepublik der 50er Jahre (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 31). Hamburg 1995, S. 306.
Vgl. Jähner, Harald: Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945–1955. Berlin 32019, S. 337; Payk: Der Geist der Demokratie (2008), S. 100, 216.
Schildt, Axel: Zwischen Abendland und Amerika. Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 50er Jahre (= Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, Bd. 4). München 1999, S. 1.
Zum Nachkriegsradio vgl. aus ideengeschichtlicher Perspektive Boll, Monika: Nachtprogramm. Intellektuelle Gründungsdebatten in der frühen Bundesrepublik (= Kommunikationsgeschichte, Bd. 19). Münster 2004; dies.: Kulturradio. Ein Medium intellektueller Selbstverständigung in der frühen Bundesrepublik, in: Bösch, Frank / Frei, Norbert (Hg.): Medialisierung und Demokratie im 20. Jahrhundert (= Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 5). Göttingen 2007, S. 121–144.
Zur Zeitschriftenlandschaft der Nachkriegszeit vgl. Wilke, Jürgen: Leitmedien und Zielgruppenorgane, in: ders. (Hg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 361). Bonn 1999, S. 302–329, insbesondere S. 305–310.
In Anlehnung an Christina von Hodenbergs Konzept der politischen Medienöffentlichkeit beschreibt der Begriff Öffentlichkeit die über das FAZ-Feuilleton und andere Medien vermittelte Kommunikation über Gegenstände und Fragen kultureller und kulturpolitischer Art. Vgl. Hodenberg, Christina von: Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945–1973 (= Moderne Zeit. Neue Forschungen zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. 12). Göttingen 2006, S. 7.
Vgl. Boll: Kulturradio (2007), S. 144.
Vgl. Haacke, Wilmont: Das Feuilleton des 20. Jahrhunderts, in: Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung 21 (1976), H. 3, S. 285–312, hier S. 287; Payk: Der Geist der Demokratie (2008), S. 11, 194; Schildt: Zwischen Abendland und Amerika (1999), S. 12.
Glaser, Hermann: Die Kultur-Boutique der Presse. Das Feuilleton – ein Ding mit Zukunft?, in: Die Zeit vom 16.8.1974, S. 13.
Wilke: Leitmedien (1999), S. 302. Ob eine Zeitung als Leitmedium gilt, ist dem Kommunikationswissenschaftler zufolge von mehreren Kriterien abhängig. Ausschlaggebend sind eine hohe Auflagenzahl und Reichweite, eine Leserschaft, die sich aus gesellschaftlichen „Entscheidungsträgern und Angehörigen der Elite“ zusammensetzt, die „Zitierhäufigkeit in anderen Medien“, eine klare publizistische Absicht sowie die Fähigkeit, Themen zu setzen und zu framen. Ebd., S. 302–303. Vgl. darüber hinaus den neueren, leicht ergänzten Aufsatz von ders.: Historische und intermediale Entwicklungen von Leitmedien. Journalistische Leitmedien in Konkurrenz zu anderen, in: Müller, Daniela / Ligensa, Annemone / Gendolla, Peter (Hg.): Leitmedien. Konzepte – Relevanz – Geschichte, Bd. 1 (= Medienumbrüche, Bd. 31). Bielefeld 2009, S. 29–52.
Mohler, Armin: Vergangenheitsbewältigung ist Gegenwartsmanipulation. Am Beispiel des Falles Karl Korn, in: Criticon. Konservative Zeitschrift 34 (1976), S. 57–62, hier S. 60.
Vgl. den Anreißer zu Burkhardt, Kai: Hinter den Artikeln. Entschlüsselungsreiz: 60 Jahre „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, in: Funkkorrespondenz 45 (2009), S. 3–18, hier S. 3.
Vgl. Schildt, Axel: Medien-Intellektuelle in der Bundesrepublik. Göttingen 2020, S. 148.
Vgl. Wilke: Leitmedien (1999), S. 310.
Vgl. Payk: Der Geist der Demokratie (2008), S. 217.
Vgl. den Brief von Joseph Breitbach an Karl Korn vom 15.1.1958, in: DLA Marbach, A:Breitbach, Joseph, HS.NZ86.0004.
Vgl. Busche, Jürgen: Unsere Zeitung, in: Kursbuch 125 (1996), S. 37–44, hier S. 41, Schildt: Medien-Intellektuelle (2020), S. 146, 494 sowie aus der Presse etwa Cammann, Alexander: Der neue Chef, in: Die Zeit vom 4.12.2014, S. 59.
Vgl. die Briefe von Erich Przywara an Reinhold Schneider vom 27.5.1954 und 23.7.1954, in: Przywara, Erich (Hg.): Briefwechsel Reinhold Schneider Erich Przywara. Zürich 1963, S. 67–72; Brief von Wolfgang Bächler an Robert Held vom 9.11.1964, in: Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, WoB B 332.
Vgl. den Brief von Theodor W. Adorno an die FAZ-Schriftleitung vom 25.6.1952, in: TWAA, Frankfurt am Main, Ve_113.
Vgl. den Brief von Max Horkheimer an Helene Rahms vom 26.9.1957, in: UBA Ffm, Na 1, 94 sowie allgemeiner Kernmayer, Hildegard / Jung, Simone: Feuilleton. Interdisziplinäre Annäherungen an ein journalistisch-literarisches Phänomen, in: dies. (Hg.): Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Bielefeld 2017, S. 9–30, hier S. 18.
Vgl. Baier, Lothar: Kulturlandschaft mit Giftzwergen. Das Feuilleton der ‚Frankfurter Allgemeinen‘ – Geschichte und Gegenwart eines Mythos, in: Reus, Gunter: Ressort: Feuilleton. Kulturjournalismus für Massenmedien (= Reihe praktischer Journalismus, Bd. 2). Konstanz 1995, S. 226–232, hier S. 226–227.
Vgl. den Brief von Hilde Domin an Hans Schwab-Felisch vom 16.3.1960, in: DLA Marbach, A:Domin, Hilde, HS.2007.0002.
Vgl. den Brief von Gustav Diehl an Alois Melichar vom 28.11.1959, in: Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, AM B 105.
Leserbrief von Heinz Schilling, in: FAZ vom 23.9.1965, S. 10.
Vgl. Kiessling, Friedrich: Die undeutschen Deutschen. Eine ideengeschichtliche Archäologie der alten Bundesrepublik 1945–1972. Paderborn 2012, S. 127.
Vgl. ebd., S. 129.
Schildt, Axel / Siegfried, Detlef / Lammers, Karl Christian: Einleitung, in: dies. (Hg.): Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 37). Hamburg 2000, S. 11–20, hier S. 13.
Vgl. Engels: Naturpolitik in der Bundesrepublik (2006), S. 18.
Zuerst bei Klessmann, Christoph: Ein stolzes Schiff und krächzende Möwen. Die Geschichte der Bundesrepublik und ihre Kritiker, in: GG 11 (1985), H. 4, S. 476–494, hier S. 485.
Vgl. Doering-Manteuffel, Anselm: Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert. Göttingen 1999; Görtemaker, Manfred: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart. München 1999; Herbert, Ulrich: Liberalisierung als Lernprozeß. Die Bundesrepublik in der deutschen Geschichte – eine Skizze, in: ders. (Hg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945–1980 (= Moderne Zeit. Neue Forschungen zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. 1). Göttingen 2002, S. 7–49; Koch, Lars (Hg.): Modernisierung als Amerikanisierung? Entwicklungslinien der westdeutschen Kultur 1945–1960. Bielefeld 2007; Schildt: Moderne Zeiten (1995); ders. / Sywottek, Arnold (Hg.): Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre. Bonn 21998; ders.: Fünf Möglichkeiten, die Geschichte der Bundesrepublik zu erzählen, in: Bajohr, Frank u. a. (Hg.): Mehr als eine Erzählung. Zeitgeschichtliche Perspektiven auf die Bundesrepublik. Göttingen 2016, S. 15–26. Aus der Soziologie vgl. etwa Berger, Johannes: Was behauptet die Modernisierungstheorie wirklich – und was wird ihr bloß unterstellt?, in: Leviathan 24 (1996), H. 1, S. 45–62.
Vgl. dazu u. a. Doering-Manteuffel, Anselm / Raphael, Lutz: Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970. Göttingen 32012, Reitmayer, Morten / Schlemmer, Thomas (Hg.): Die Anfänge der Gegenwart. Umbrüche in Westeuropa nach dem Boom (= Zeitgeschichte im Gespräch, Bd. 17). München 2014 sowie jüngst aus globaler Perspektive Bösch, Frank: Zeitenwende 1979. Als die Welt von heute begann. München 2019.
Vgl. die Gespräche mit Maria Frisé am 24.6.2017 in Bad Homburg und mit Eduard Beaucamp am 29.3.2019 in Frankfurt.
Pross, Harry: Kultur haben! Ein Zeitschriftenreport, in: Die Zeit vom 8.11.1991, S. 52. Andere Stimmen bewerteten die Jahre 1973/74 als Umbruch, weil sich der Kulturjournalismus grundlegend in Frage zu stellen begonnen habe. Vgl. Zimmer, Dieter Eduard: Die eigene Sache. Warum der Feuilletonjournalismus sich selbst unter die Lupe nehmen sollte, in: Die Zeit vom 16.8.1974, S. 13. Ähnlich auch bei Glaser, Hermann: Die Kultur-Boutique der Presse. Das Feuilleton – ein Ding mit Zukunft?, in: Die Zeit vom 16.8.1974, S. 13.
Als „organisationale Identität” (englisch „organizational identity”) gilt in der Organisationstheorie „that which members believe to be central, enduring, and distinctive about their organization“, sprich „core values, organizational culture, mode of performance, and products.” Albert, Stuart / Whetten, David A.: Organizational Identity, in: Research in Organizational Behaviour 7 (1985), S. 263–295, hier S. 265. Während organisationale Identität die Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine Organisation widerspiegelt, beschreibt die Corporate Identity die durch die Führungsebene bestimmte und gesteuerte Unternehmensidentität. Vgl. Vogel, Kathrin: Corporate Style. Stil und Identität in der Unternehmenskommunikation (= Europäische Kulturen in der Wirtschaftskommunikation, Bd. 17). Wiesbaden 2012, S. 109–111.
Vgl. Hachmeister, Lutz: Nervöse Zone. Politik und Journalismus in der Berliner Republik. München 2007, S. 183, 191–192; Lüddemann, Stefan: Kulturjournalismus. Medien, Themen, Praktiken (= Kunst- und Kulturmanagement). Wiesbaden 2015, S. 67.
Vgl. Kernmayer / Jung: Feuilleton (2017), S. 18–19; Bonfadelli, Heinz: Kulturberichterstattung im Wandel, in: ders. u. a. (Hg.): Seismographische Funktion von Öffentlichkeit im Wandel (= Mediensymposium Luzern, Bd. 10). Wiesbaden 2008, S. 300–319, hier S. 300.
Lüddemann: Kulturjournalismus (2015), S. 67.
Vgl. das Interview von Dina Netz mit Frank Schirrmacher vom 12.9.2006, online unter: https://www.deutschlandfunk.de/schirrmacher-fest-hat-hitler-entdaemonisiert-100.html (25.3.2022).
Vgl. Kernmayer / Jung: Feuilleton (2017), S. 19.
Vgl. Bösch, Frank / Vowinckel, Annette: Mediengeschichte, in: Bösch, Frank / Danyel, Jürgen (Hg.): Zeitgeschichte – Konzepte und Methoden. Göttingen 2012, S. 370–390, hier S. 375. Ähnlich auch Bösch, Frank: Zeitungen als historischer Gegenstand. Gesellschaftsgeschichtliche Zugänge, in: Kuchler, Christian / Städter, Benjamin (Hg.): Zeitungen von gestern für das Lernen von morgen? Historische Tagespresse im Geschichtsunterricht. Göttingen 2016, S. 15–30, hier S. 16. Anders etwa noch bei Ebel, Walter: Das Feuilleton einer Tageszeitung als Spiegel der kulturellen und politischen Verhältnisse einer Zeit. Dargestellt am Feuilleton der „Kölnischen Volkszeitung“ während des Krieges 1914–1918 (= Unveröffentlichte Inaugural-Dissertation). München 1953.
Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien (= Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften). Wiesbaden 52017.
Vgl. Missfelder, Jan-Friedrich: Endlich Klartext. Medientheorie und Geschichte, in: Hacke, Jens / Pohlig, Matthias (Hg.): Theorie in der Geschichtswissenschaft. Einblicke in die Praxis des historischen Forschens (= Eigene und fremde Welten, Bd. 7). Frankfurt am Main 2009, S. 181–198, hier S. 183.
Vgl. Requate, Jörg: Öffentlichkeit und Medien als Gegenstände historischer Analyse, in: GG 25 (1999), H. 1, S. 5–32, hier S. 9.
Vgl. die gleichnamigen Aufsätze von Crivellari, Fabio / Sandl, Marcus: Die Medialität der Geschichte. Forschungsstand und Perspektiven einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Geschichts- und Medienwissenschaften, in: HZ 277 (2003), S. 619–654; Crivellari, Fabio u. a.: Einleitung: Die Medialität der Geschichte und die Historizität der Medien, in: ders. u. a. (Hg.): Die Medien der Geschichte. Historizität und Medialität in interdisziplinärer Perspektive (= Historische Kulturwissenschaft, Bd. 4). Konstanz 2004, S. 9–45.
Vgl. Reinemann, Carsten: Subjektiv rationale Akteure: Das Potenzial handlungstheoretischer Erklärungen für die Journalismusforschung, in: Hanitzsch, Thomas / Altmeppen, Klaus-Dieter / Schlüter, Carsten (Hg.): Journalismustheorie: Next Generation. Soziologische Grundlegung und theoretische Innovation. Wiesbaden 2007, S. 47–67, hier S. 53.
Zur Grundlegung des Ansatzes vgl. Rössler, Patrick: The Agenda-Setting Function of Mass Media von Maxwell E. McCombs und Donald L. Shaw (1972), in: Potthoff, Matthias (Hg.): Schlüsselwerke der Medienwirkungsforschung. Wiesbaden 2016, S. 121–133.
Vgl. Bonfadelli: Kulturberichterstattung im Wandel (2008), S. 303–304; Gleich, Uli: Agenda Setting in der digitalen Medienwelt. Evolution eines Ansatzes der Medienwirkungsforschung, in: Media Perspektiven 3 (2019), S. 126–140, hier S. 126. Einen kompakten Überblick bietet Rössler, Patrick: Agenda-Setting, in: Weischenberg, Siegfried / Kleinsteuber, Hans J. / Pörksen, Bernhard (Hg.): Handbuch Journalismus und Medien (= Praktischer Journalismus, Bd. 60). Konstanz 2005, S. 11–13.
Vgl. Raupp, Juliana / Vogelgesang, Jens: Medienresonanzanalyse. Eine Einführung in Theorie und Praxis. Wiesbaden 2009, S. 50–51.
Vgl. Bösch, Frank: Mediengeschichte im 20. Jahrhundert. Neue Forschungen und Perspektiven, in: NPL 52 (2007), H. 3, S. 409–429, hier S. 429; Gleich: Agenda Setting in der digitalen Medienwelt (2019), S. 127.
Vgl. Requate: Öffentlichkeit und Medien (1999), S. 9.
Vgl. Bösch, Frank / Frei, Norbert: Die Ambivalenz der Medialisierung. Eine Einführung, in: dies. (Hg.): Medialisierung und Demokratie im 20. Jahrhundert (= Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 5). Göttingen 2006, S. 7–23, hier S. 9; Daniel, Ute / Schildt, Axel: Einleitung, in: dies. (Hg.): Massenmedien im Europa des 20. Jahrhunderts (= Industrielle Welt. Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte, Bd. 77). Köln / Weimar / Wien 2010, S. 9–32, hier S. 9. Als Massenmedien definieren Daniel und Schildt „Medien, die sich in massenhafter Verbreitung an ein disperses Publikum wenden“.
Vgl. Meyen, Michael: Medialisierung, in: Medien & Kommunikationswissenschaft 57 (2009), H. 1, S. 23–38, hier S. 23–25.
Eine Übersicht über die gängigen Journalismustheorien bieten Hanitzsch, Thomas / Altmeppen, Klaus-Dieter (Hg.): Journalismustheorie: Next Generation. Soziologische Grundlegung und theoretische Innovation. Wiesbaden 2007 und Löffelholz, Martin (Hg.): Theorien des Journalismus. Ein diskursives Handbuch. Wiesbaden 22004.
Der Kommunikationsforscher Manfred Rühl hat Ende der 1960er Jahre am Beispiel einer Nürnberger Zeitung erstmals einen empirischen Blick auf „Die Zeitungsredaktion als organisiertes soziales System“ geworfen und die Funktionen der Redaktion für ihre Umwelt untersucht. Er betrachtet die Redaktionsmitglieder als Rollenträgerinnen und -träger, die Redaktion als Ort redaktionellen Handelns. Vgl. Rühl, Manfred: Die Zeitungsredaktion als organisiertes soziales System (= Gesellschaft und Kommunikation, Bd. 1). Bielefeld 1969, S. 13–15, 37–38.
Vgl. Löffelholz, Martin: Theorien des Journalismus. Eine historische, metatheoretische und synoptische Einführung, in: ders. (Hg.): Theorien des Journalismus. Ein diskursives Handbuch. Wiesbaden 22004, S. 17–63, hier S. 53.
Vgl. Dovifat, Emil / Wilke, Jürgen: Zeitungslehre, Bd. 2: Redaktion, die Sparten, Verlag und Vertrieb, Wirtschaft und Technik, Sicherung der öffentlichen Aufgabe (= Sammlung Göschen, Bd. 2091). Berlin / New York 61976, S. 12; Hanitzsch, Thomas / Altmeppen, Klaus-Dieter / Schlüter, Carsten: Zur Einführung: Die Journalismustheorie und das Treffen der Generationen, in: dies. (Hg.): Journalismustheorie: Next Generation. Soziologische Grundlegung und theoretische Innovation. Wiesbaden 2007, S. 7–23, hier S. 9–10.
Hömberg, Walter: Journalismus – eine Kulturleistung? Die journalistische Persönlichkeit wird wiederentdeckt, in: Duchkowitsch, Wolfgang u. a. (Hg.): Journalistische Persönlichkeit. Fall und Aufstieg eines Phänomens. Köln 2009, S. 43–52, hier S. 46.
Vgl. Hodenberg: Konsens und Krise (2006), S. 25.
Vgl. Bösch / Frei: Die Ambivalenz der Medialisierung (2006), S. 15–16.
Vgl. Weischenberg, Siegfried: Journalistik. Medienkommunikation: Theorie und Praxis, Bd. 1: Mediensysteme – Medienethik – Medieninstitutionen. Wiesbaden 32004, S. 69–71.
Vgl. Donsbach, Wolfgang: Journalismusforschung in der Bundesrepublik: Offene Fragen trotz „Forschungsboom“, in: Wilke, Jürgen (Hg.): Zwischenbilanz der Journalistenausbildung (= Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 14). München 1987, S. 105–142, hier S. 111.
Vgl. ebd., S. 113.
Daniel / Schildt: Einleitung (2010), S. 23.
Vgl. aus den Geschichtswissenschaften Behringer, Wolfgang / Havelka, Miloš / Reinholdt, Katharina (Hg.): Mediale Konstruktionen in der frühen Neuzeit (= Studien zur Mediengeschichte, Bd. 1). Affalterbach 2013; Bösch, Frank / Borutta, Marcel (Hg.): Die Massen bewegen. Medien und Emotionen in der Moderne. Frankfurt am Main 2006; Bösch, Frank / Frei, Norbert (Hg.): Medialisierung und Demokratie im 20. Jahrhundert (= Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 5). Göttingen 2006; Bösch, Frank: Mediengeschichte. Vom asiatischen Buchdruck zum Fernsehen. Frankfurt am Main 22019; Daniel, Ute / Schildt, Axel (Hg.): Massenmedien im Europa des 20. Jahrhunderts (= Industrielle Welt. Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte, Bd. 77). Köln / Weimar / Wien 2010; Daniel, Ute: Beziehungsgeschichten. Politik und Medien im 20. Jahrhundert. Hamburg 2018; Führer, Karl Christian: Medienmetropole Hamburg. Mediale Öffentlichkeiten 1930–1960 (= Forum Zeitgeschichte, Bd. 20). München / Hamburg 2008; Hodenberg: Konsens und Krise (2006); Hoppe, Nicole: Bilder in der Tagespresse. Die „Saarbrücker Zeitung“ und die FAZ im Vergleich (1955–2005) (= Studien zur Mediengeschichte, Bd. 2). Korb 2007; Lehn, Marcel vom: Westdeutsche und italienische Historiker als Intellektuelle? Ihr Umgang mit Nationalsozialismus und Faschismus in den Massenmedien (1943/45–60) (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 206). Göttingen 2012; Lindenberger, Thomas (Hg.): Massenmedien im Kalten Krieg. Akteure, Bilder, Resonanzen (= Zeithistorische Studien, Bd. 33). Köln / Weimar / Wien 2006. Eine junge Symbiose von Medien- und Intellektuellengeschichte erschien im letzten Jahr aus der Feder von Schildt: Medien-Intellektuelle (2020). Zur Mediengeschichte als zeitgeschichtliches Forschungsfeld vgl. Bösch / Vowinckel: Mediengeschichte (2012).
Bei den vorliegenden Monographien und Sammelbänden handelt es sich überwiegend um literaturwissenschaftliche Arbeiten, Eigenpublikationen und journalistische Darstellungen. Vgl. Harbou, Knud von: Als Deutschland seine Seele retten wollte. Die Süddeutsche Zeitung in den Gründerjahren nach 1945. München 2015; Janssen, Karl-Heinz / Kuenheim, Haug von / Sommer, Theo: Die Zeit. Geschichte einer Wochenzeitung 1946 bis heute. München 2006; Magenau, Jörg: Die taz. Eine Zeitung als Lebensform. München 2007; Prüver, Christina: Willy Haas und das Feuilleton der Tageszeitung „Die Welt“ (= Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Reihe Literaturwissenschaft, Bd. 614). Würzburg 2007. Aus der Zeitgeschichtsforschung liegen nur Kruip, Gudrun: Das „Welt“-„Bild“ des Axel Springer Verlags. Journalismus zwischen westlichen Werten und deutschen Denktraditionen (= Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, Bd. 3). München 1999, Payk: Der Geist der Demokratie (2008) sowie Schildt, Axel / Haase, Christian (Hg.): DIE ZEIT und die Bonner Republik. Eine meinungsbildende Wochenzeitung zwischen Wiederbewaffnung und Wiedervereinigung (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 43). Göttingen 2008 vor. Zur Schweizer Neuen Zürcher Zeitung vgl. Maissen, Thomas: Die Geschichte der NZZ 1780–2005. Zürich 2005.
Den Quellenwert von Zeitungen stellte Wilhelm Mommsen schon 1951 heraus. Mommsen, Wilhelm: Die Zeitung als Quelle der modernen Geschichtswissenschaft, in: Ester, Karl d‘ / Remy, Ewald W. (Hg.): Der Journalist. Das Handbuch für den Publizisten, Bd. 1. Gießen / Berlin / München 1951, S. 103–110.
Vgl. Blasche, Siegfried: Die Gründungen der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e.V. und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (1949). Vortrag am 20. Oktober 2004 in den Räumen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Online unter: https://www.wipog.de/veranstaltungen/vortragsmanuskripte/ (16.3.2022); Pufendorf, Astrid von: Otto Klepper (1888–1957). Deutscher Patriot und Weltbürger (= Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 54). München 1997; Siering, Friedemann: Zeitung für Deutschland. Die Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen“, in: ders. / Hachmeister, Lutz (Hg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 35–86.
Die Dissertation von Frederic Schulz trägt den Titel „Am Webstuhl der Zeit – Das Politikressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von 1949 bis1982“.
Kutzner, Maximilian: Marktwirtschaft schreiben. Das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949 bis 1992 (= Medienakteure der Moderne, Bd. 1). Tübingen 2019. Zuvor erschienen bereits ders.: Das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und die Medialisierung der Wirtschaftspolitik in den 1950er Jahren, in: VSWG 101 (2014), H. 4, S. 488–499; ders.: Ludwig Erhard und die Frankfurter Allgemeine Zeitung, in: Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik 143 (2016), S. 31–37; ders.: Der Salamander Generaldirektor und das Frankfurter Weltblatt – Alex Haffner und die frühen Jahre der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in: Kornwestheimer Geschichtsblätter 26 (2016), S. 37–45; ders.: Vom „Fluch der Unterbelastung“ zur „Last der reifen Jahre“. Die Wertewandel-Debatte in der bundesdeutschen Presse zwischen 1950 und 1990, in: Dietz, Bernhard / Neuheiser, Jörg (Hg.): Wertewandel in der Wirtschaft und Arbeitswelt. Arbeit, Leistung und Führung in den 1970er und 1980er Jahren. Berlin / Boston 2017, S. 207–238.
Vgl. Kutzner: Marktwirtschaft schreiben (2019), S. 317–318.
Schäfer, Christina: Erich Welter. Der Mann hinter der F.A.Z. Würzburg 2019. Online unter: https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/frontdoor/index/index/docId/19211 (26.3.2022).
Hoeres: Zeitung für Deutschland (2019). 2015 lotete Hoeres erstmals die Potentiale einer FAZ-Geschichte aus, vgl. ders.: Geschichte eines Leitmediums für Wirtschaft, Politik und Public History. Medienhistorische Überlegungen zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in: gfh 8 (2015), H. 2, S. 14–27. Seitdem erschienen ders.: Neoliberalismus und Soziale Marktwirtschaft in der FAZ. Vom Ordoliberalismus bis zu den Reformen Thatchers und Reagans, in: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 29 (2017), S. 265–282; ders.: Die „Prawda der Bourgeoisie“. Die FAZ als neues konservatives Leitmedium?, in: Gallus, Alexander / Liebold, Sebastian / Schale, Frank (Hg.): Vermessungen einer Intellectual History der frühen Bundesrepublik. Göttingen 2020, S. 351–369. Auch in ältere Studien fand die FAZ Eingang, vgl. ders.: Außenpolitik und Öffentlichkeit. Massenmedien, Meinungsforschung und Arkanpolitik in den deutsch-amerikanischen Beziehungen von Erhard bis Brandt (= Studien zur Internationalen Geschichte, Bd. 32). München 2013; ders.: Von der „Tendenzwende“ zur „geistig-moralischen Wende“. Konstruktion und Kritik konservativer Signaturen in den 1970er und 1980er Jahren, in: VfZ 61 (2013), S. 93–119.
Für eine Übersicht über die Gegenstände, Methoden und Perspektiven der Feuilletonforschung vgl. die Berichte von Kauffmann, Kai: Zur derzeitigen Situation der Feuilleton-Forschung, in: ders. / Schütz, Erhard (Hg.): Die lange Geschichte der Kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Berlin 2000, S. 10–24; Kernmayer, Hildegard / Reibnitz, Barbara von / Schütz, Erhard: Perspektiven der Feuilletonforschung. Vorwort, in: ZfGerm NF 22 (2012), H. 3, S. 494–508.
Vgl. Kernmayer / Jung: Feuilleton (2017), S. 20.
Meunier, Ernst / Jessen, Hans: Das deutsche Feuilleton. Ein Beitrag zur Zeitungskunde (= Zeitung und Zeit. Fortschritte der internationalen Zeitungsforschung, Bd. 2). Berlin 1931.
Haacke, Wilmont: Handbuch des Feuilletons, Bd. 1–3. Emsdetten 1951–1953. Vgl. auch ders.: Das Feuilleton des 20. Jahrhunderts (1976).
Als zwei von vielen Beispielen vgl. Ebel: Das Feuilleton (1953) und die Dissertationsschrift des späteren FAZ-Reiseredakteurs Wagner, Friedrich: Der Kulturteil der Breslauer Zeitungen von der Aufklärung bis zum Vormärz. Gesellschaft und Kunstleben der schlesischen Hauptstadt im Spiegel der Tagespresse (= Zeitung und Leben, Bd. 56). Würzburg 1938. Zum Feuilleton des 19. Jahrhunderts vgl. außerdem Vogt, Michael (Hg.): Georg Weerth und das Feuilleton der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Kolloquium zum 175. Geburtstag am 14./15. Februar 1997 in Detmold (= Vormärz-Studien, Bd. 2). Bielefeld 1999.
Vgl. Schütz, Erhard: Unterm Strich. Über Grenzverläufe des klassischen Feuilletons, in: Kernmayer, Hildegard / Jung, Simone (Hg.): Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Bielefeld 2017, S. 31–50, hier S. 32.
Vgl. Braun, Bettina: „Der neue Feuilletonist in Deutschland marschiert auf der Straße mit“. Die Konzeption einer ‚deutschen‘ Textgattung in der zeitungswissenschaftlichen Forschung Wilmont Haackes, in: Kernmayer, Hildegard / Jung, Simone (Hg.): Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Bielefeld 2017, S. 79–104; Kernmayer / Jung: Feuilleton (2017), S. 20.
Zum Feuilletonbegriff vgl. das Kapitel „Ortsbestimmung. Das Feuilleton und die Frankfurter Allgemeine“.
Vgl. Jäger, Georg: Das Zeitungsfeuilleton als literaturwissenschaftliche Quelle. Probleme und Perspektiven seiner Erschließung, in: Martens, Wolfgang (Hg.): Bibliographische Probleme im Zeichen eines erweiterten Literaturbegriffs. Zweites Kolloquium zur bibliographischen Lage in der germanistischen Literaturwissenschaft (= Mitteilung der Kommission für Germanistische Forschung, Bd. 4). Weinheim 1988, S. 53–71; Kauffmann, Kai / Schütz, Erhard (Hg.): Die lange Geschichte der Kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Berlin 2000; Kernmayer, Hildegard: Feuilleton. Eine medienhistorische Revision seiner Entstehungsgeschichte, in: ZfGerm, NF 28 (2018), H. 1, S. 131–136. Aus der Linguistik vgl. Speck, Sabine: Textsorten und Textsortenvarianten im Kulturteil der Tageszeitung ‚Der Tagesspiegel‘ und der Wochenzeitung ‚Die Zeit‘ (= Berliner Sprachwissenschaftliche Studien, Bd. 31). Berlin 2016.
Vgl. Binert, Michael: Die eingebildete Metropole. Berlin im Feuilleton der Weimarer Republik. Stuttgart 1992; Wildenhahn, Barbara: Feuilleton zwischen den Kriegen. Die Form der Kritik und ihre Theorie. München 2008. Der Kölnischen Zeitung im „Dritten Reich“ hat sich Oelze, Klaus-Dieter: Das Feuilleton der Kölnischen Zeitung im Dritten Reich (= Regensburger Beiträge zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Bd. 45). Frankfurt am Main u. a. 1990 angenommen. Vgl. außerdem aus den Kulturwissenschaften Rautenstrauch, Eike: Berlin im Feuilleton der Weimarer Republik. Zur Kulturkritik in den Kurzessays von Joseph Roth, Bernard von Brentano und Siegfried Kracauer (= Mainzer Historische Kulturwissenschaften). Bielefeld 2016, S. 82–90.
Todorow, Almut: Das Feuilleton der „Frankfurter Zeitung“ in der Weimarer Republik. Zur Grundlegung einer rhetorischen Medienforschung (= Rhetorik-Forschungen, Bd. 8). Tübingen 1996.
Vgl. Stalder, Helmut: Siegfried Kracauer. Das journalistische Werk in der ‚Frankfurter Zeitung‘ 1921–1933. Würzburg 2003, S. 84.
Todorow, Almut: Das Feuilleton der Frankfurter Zeitung während der Weimarer Republik. Quellenerschließung als Grundlage qualitativer Medienforschung, in: Historical Research 21 (1996), H. 2, S. 143–147, hier S. 144.
Todorow, Almut: „Wollten die Eintagsfliegen in den Rang höherer Insekten aufsteigen?“ Die Feuilletonkonzeption der Frankfurter Zeitung während der Weimarer Republik im redaktionellen Selbstverständnis, in: DVjs 62 (1988), H. 4, S. 697–740, hier S. 698. Vgl. außerdem dies.: Das Feuilleton im medialen Wandel der Tageszeitung im 20. Jahrhundert. Konzeptionelle und methodische Überlegungen zu einer kulturwissenschaftlichen Feuilletonforschung, in: Kauffmann, Kai / Schütz, Erhard (Hg.): Die lange Geschichte der Kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Berlin 2000, S. 25–39.
Vgl. Später, Jörg: Siegfried Kracauer. Eine Biographie. Berlin 2016; Stalder: Siegfried Kracauer (2003).
Vgl. Enderle-Ristori, Michaela: Markt und intellektuelles Kräftefeld. Literaturkritik im Feuilleton von „Pariser Tageblatt“ und „Pariser Tageszeitung“ (1933–1940) (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Bd. 57). Tübingen 1997; Petersen, Günther: Feuilleton und öffentliche Meinung. Zur Theorie einer Literaturgattung im Kontext mit ihrem Resonanzfeld (= Studien zu Theorie und Praxis der Public Relations, Bd. 35). Wiesbaden 1992.
Vgl. Betz, Sabina: Textsortenwandel in Theaterkritiken – untersucht an der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung von 1950 bis 2010 (= Würzburger elektronische sprachwissenschaftliche Arbeiten, Bd. 18). Würzburg 2017.
Todorow: „Wollten die Eintagsfliegen in den Rang höherer Insekten aufsteigen?“ (1988), S. 699.
Vgl. Hess, Dieter: Kulturjournalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. München / Leipzig 1992; Lüddemann: Kulturjournalismus (2015); Reus, Gunter: Ressort: Feuilleton. Kulturjournalismus für Massenmedien (= Reihe praktischer Journalismus, Bd. 2). Konstanz 1995; Stegert, Gernot: Feuilleton für alle. Strategien im Kulturjournalismus der Presse (= Medien in Forschung und Unterricht, Bd. 48). Tübingen 1998.
Vgl. Madej, Adrian: Deutsche Identitätsdebatte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach der Wende 1989 mit besonderer Berücksichtigung des Feuilletons (= Dissertationes Inaugurales Selectae, Bd. 81). Dresden / Wroclaw 2016; Reus, Gunter / Harden, Lars: Politische „Kultur“. Eine Längsschnittanalyse des Zeitungsfeuilletons von 1983 bis 2003, in: Publizistik 50 (2005), S. 153–172; Theobalt, Cora Anna: Der geforderte Seismograph. Das Feuilleton als Orientierungsratgeber in den stürmischen Zeiten von Krisen und gesellschaftlichem Wandel (= Aktuell. Studien zum Journalismus, Bd. 16). Dortmund 2019.
Vgl. Steinfeld, Thomas (Hg.): Was vom Tage bleibt. Das Feuilleton und die Zukunft der kritischen Öffentlichkeit in Deutschland. Frankfurt am Main 2004.
Vgl. Rollberg, Sabine: Von der Wiederauferstehung des deutschen Geistes. Eine Analyse des Feuilletons der Neuen Zeitung 1945–1949 (= Unveröffentlichte Inaugural-Dissertation). Freiburg 1981.
Prüver: Willy Haas (2007).
Vgl. ebd., S. 222–223.
Siering: Zeitung für Deutschland (2002).
Korda, Rolf Martin: Für Bürgertum und Business. Die ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung‘, in: Thomas, Michael Wolf (Hg.): Porträts der deutschen Presse. Politik und Profit. Berlin 1980, S. 81–96.
Payk: Der Geist der Demokratie (2008).
Vgl. darüber hinaus Payk, Marcus M.: Der „Amerikakomplex“. „Massendemokratie“ und Kulturkritik am Beispiel von Karl Korn und dem Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in den fünfziger Jahren, in: ders. / Bauerkämper, Arnd / Jarausch, Konrad H. (Hg.): Demokratiewunder. Transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands 1945–1970. Göttingen 2005, S. 190–217; ders.: Deutsche Visionen eines amerikanisierten Faust. Die Vereinigten Staaten im deutschen Feuilleton der 1950er Jahre, in: Vogt, Jochen / Stephan, Alexander (Hg.): Das Amerika der Autoren. Von Kafka bis 09/11. München 2006, S. 209–232; ders.: Opportunismus, Kritik und Selbstbehauptung. Der Journalist Karl Korn zwischen den dreißiger und den sechziger Jahren, in: Gallus, Alexander / Schildt, Axel (Hg.): Rückblickend in die Zukunft. Politische Öffentlichkeit und intellektuelle Positionen in Deutschland um 1950 und 1930 (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 48). Göttingen 2011, S. 147–163.
Gallus, Alexander: Vier Möglichkeiten, die Intellectual History der Bundesrepublik zu ergründen. Überlegungen zur Erschließung eines Forschungsfeldes, in: Bajohr, Frank u. a. (Hg.): Mehr als eine Erzählung. Zeitgeschichtliche Perspektiven auf die Bundesrepublik. Göttingen 2016, S. 287–300, hier S. 290.
Vgl. Payk: Der Geist der Demokratie (2008), S. 359.
Vgl. Gallus: Vier Möglichkeiten, die Intellectual History der Bundesrepublik zu ergründen (2016), S. 295.
Vgl. Hoeres: Zeitung für Deutschland (2019), S. 80–90; Payk: Der Geist der Demokratie (2008), S. 315–327; Schildt, Axel: Im Visier: Die NS-Vergangenheit westdeutscher Intellektueller. Die Enthüllungskampagne von Kurt Ziesel in der Ära Adenauer, in: VfZ 64 (2016), S. 37–68.
Vgl. Hoeres: Zeitung für Deutschland (2019), S. 172–184; Payk: Der Geist der Demokratie (2008), S. 194–218, 348–350.
Vgl. Maissen: Die Geschichte der NZZ (2005), S. 9.
Anreißer zu Burkhardt: Hinter den Artikeln (2009), S. 3. Ähnlich auch Korda: Für Bürgertum und Business (1980), S. 81.
Vgl. Henkels, Walter: Die Lage war immer so ernst. Ein Chronist erinnert sich. Düsseldorf / Wien 21982, S. 244.
Vgl. Baier: Kulturlandschaft mit Giftzwergen (1995), S. 226–227; Korda: Für Bürgertum und Business (1980), S. 93–94.
Vgl. Kaiser, Joachim: Karl Korns Macht und Ruhm. Zum 75. Geburtstag eines großen Feuilletonisten, in: SZ vom 20.5.1983, S. 12; Rühle, Günther: Hüben und drüben. Karl Korn zum Achtzigsten, in: Die Zeit vom 20.5.1988, S. 62; Kaiser, Joachim: Eine Kämpfer-Natur. Karl Korn starb 83jährig, in: SZ vom 12.8.1991, S. 25; Greiner, Ulrich: Voller Zorn und voller Liebe – Zum Tod von Karl Korn, in: Die Zeit vom 16.8.1991, S. 40.
Welche Archive besucht, welche Bestände und Quellen gesichtet wurden, geht aus der Aufstellung im Anhang der Arbeit hervor.
Vgl. den NL Erich Welter, BArch Koblenz, N 1314.
Vgl. die Bestände A:Korn, Karl ‚1908–1991‘, H:Korn, Karl und Z:Korn, Karl ‚1908–1991‘.
Über seine Tätigkeit als Leiter des FAZ-Literaturblattes gibt vor allem das Konvolut A: Sieburg, Friedrich/Literatur-Ressort FAZ Aufschluss, das allein mehr als 1282 Handschriftendatensätze umfasst.
Vgl. den NL Ernst Niekisch, BArch Koblenz, N 1280.
Der Briefwechsel wurde bereits von Payk: Der Geist der Demokratie (2008), S. 106–107 ausgewertet.
Vgl. den NL Margret Boveri 920, PSB Berlin. Zum Briefwechsel zwischen Korn und Boveri vgl. auch Narz, Roxanne: Es herrscht die Stickluft der Inquisition. Widerstand durch Mitarbeit: Das Feuilleton dieser Zeitung im Spiegel der Briefe seines ersten Herausgebers Karl Korn an Margret Boveri, in: FAZ vom 5.7.2018, S. 14.
Vgl. den Brief von Erich Welter an Margret Boveri vom 30.1.1956, in: PSB, NL Margret Boveri 556, Mappe 2; Brief von Margret Boveri an Karl Korn vom 23.6.1956, in: ebd., NL Margret Boveri 920, Mappe 2; Brief von Karl Korn an Margret Boveri vom 27.8.1956, in: ebd., Mappe 5.
Vgl. Bohrer, Karl Heinz: Jetzt. Geschichte meines Abenteuers mit der Phantasie. Berlin 2017; Frisé: Meine schlesische Familie und ich (2004); Rahms, Helene: Die Clique. Journalistenleben in der Nachkriegszeit. Bern / München / Wien 1999; Sturm, Vilma: Barfuß auf Asphalt. Ein unordentlicher Lebenslauf. Köln 1981. Zum Quellencharakter journalistischer Autobiographien vgl. Wilke, Jürgen: Autobiografien als Mittel der Journalismusforschung. Quellenkritische und methodologische Überlegungen, in: ders.: Von der frühen Zeitung zur Medialisierung. Gesammelte Studien III (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 62). Bremen 2011, S. 395–417.
Die Protokolle der Herausgeberkonferenzen wurden von den Vorsitzenden der Herausgeberkonferenz angefertigt und bei Einspruch nachträglich korrigiert.
Auch die digitale Volltext-Suche hat freilich Mängel. Da ausschließlich der redaktionelle Teil der FAZ retrodigitalisiert wurde, kann nicht auf alle Werbeanzeigen und Annoncen zurückgegriffen werden. Inwiefern Buchbesprechungen mit Verlagsanzeigen einhergingen, kann aus diesem Grund nicht abschließend geklärt werden. Auch die Sonderausgaben des FAZ-Literaturblattes zu Weihnachten und zur Frankfurter Buchmesse, die auf der Titelseite angekündigt wurden, stehen im Digitalarchiv größtenteils nicht zur Verfügung, bisweilen fehlt auch die Wochenendbeilage „Bilder und Zeiten“, so etwa in den Ausgaben vom 17. und 24. Juli 1965. Zu beachten gilt ferner, dass sich bei der Retrodigitalisierung kleine Fehler in den Textkorpus eingeschlichen haben, sodass Suchanfragen zum Teil ergebnislos bleiben. Sucht man etwa nach Jürgen Eggebrechts Gedichtband „Schwalbensturz“, wird man zunächst nicht fündig, weil das „c“ als „e“ übertragen und gespeichert wurde („Sehwalbensturz“). In diesen Fällen empfiehlt es sich, die Suche zu verändern, also nach den Autorinnen und Autoren zu suchen oder das Zeitfenster stark einzugrenzen. Rudolf Stöber hat in der Historischen Zeitschrift (HZ) außerdem darauf hingewiesen, dass das Archiv für die 1970er Jahre einen schweren Bug aufweist. Vgl. Stöber, Rudolf: Rezension zu Hoeres, Peter: Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ. Elsbethen 2019, in: HZ 311 (2020), S. 552–554, hier S. 554.
Vgl. Agazzi, Elena / Schütz, Erhard (Hg.): Handbuch Nachkriegskultur. Literatur, Sachbuch und Film in Deutschland (1945–1962). Berlin / Boston 2013; Benz, Wolfgang (Hg.): Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 4: Kultur. Frankfurt am Main 1989; Bollenbeck, Georg / Kaiser, Gerhard (Hg.): Die janusköpfigen 50er Jahre. Kulturelle Moderne und bildungsbürgerliche Semantik III. Wiesbaden 2000; Faulstich, Werner (Hg.): Die Kultur der 50er Jahre (= Kulturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts). München 2002; ders. (Hg.): Die Kultur der 60er Jahre (= Kulturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts). München 2003; ders. (Hg.): Die Kultur der 70er Jahre (= Kulturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts). München 2004; Glaser, Hermann: Kleine Kulturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945–1989. München / Wien 1991; Hermand, Jost: Deutsche Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Darmstadt 2006; Hodenberg: Konsens und Krise (2006); Koch: Modernisierung als Amerikanisierung (2007); Schildt / Sywottek: Modernisierung im Wiederaufbau (1993); Schildt: Moderne Zeiten (1995); Schildt / Siegfried / Lammers: Dynamische Zeiten (2000); Schildt, Axel / Siegfried, Detlef: Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik – 1945 bis zur Gegenwart. München 2009.
Ein Beispiel soll das Vorgehen veranschaulichen: Im Kapitel „Gegenwartsdiagnosen. Die deutsche Nachkriegsgesellschaft“ kamen u. a. die folgenden Suchbegriffe zur Anwendung: „Karl Korn“ (Kürzel „K.K.“), „Herbert Nette“ (Kürzel „Nt.“), „José Ortega y Gasset“, „Wolfgang Koeppen“, „Helmut Schelsky“, „Johannes R. Becher“, „Bert* Brecht“, „Kinsey*“, „Massengesellschaft*“, „Vermassung*“, „Kulturindustrie“, „USA“, „Amerika*“, „Treibhaus“, „Kommerz*“, „Sex*“, „08/15“, „Jazz*“, „DDR“, „Mitteldeutschland*“, „Ostdeutschland*“, „kapitalis*“, „restaurat*“, „manage*“, „kleinbürger*“, „nuklear*“, „atom*“.
Zum Auswahlverfahren und den methodischen Grundbegriffen vgl. Brosius, Hans-Bernd / Haas, Alexander / Koschel, Friederike: Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Eine Einführung. Wiesbaden 62012, S. 66–67; Raupp / Vogelgesang: Medienresonanzanalyse (2009), S. 137–149.
Vgl. Brosius / Haas / Koschel: Methoden der empirischen Kommunikationsforschung (2012), S. 59.
Vgl. etwa die Studie von Reus / Harden: Politische „Kultur“ (2005).
Vgl. Reus: Ressort (1995), S. 24–29.