Ausgangsbefund: Die moderne Entwertung des Abenteuers?
Fahrten und Fronten, so die methodische Prämisse dieses Beitrages, liefern so etwas wie die elementaren Gestaltungsformen des Abenteuernarrativs. Durch ihre Bewegung erzeugt die Fahrt eine sukzessive Linie, die Front hingegen steht für eine antagonistische Gefahrensituation oder Bewährungsprobe. Im Kant’schen Sinne leisten Fahrten und Fronten insofern die transzendentalästhetische Arbeit der diegetischen Konfiguration von Zeit und Raum, und sie tun dies vornehmlich dadurch, dass sie eine zeitlich gerichtete Inwertsetzung des Raumes zum Handlungsziel und Verhandlungsgegenstand erheben. Denn ohne sukzessive Bewegung im Raum ist das Ingangkommen eines Abenteuers nicht denkbar, seine dramaturgische Intensivierung aber verlangt wiederum nach der oppositionellen Struktur einer Kraftprobe bzw. eines Gefahrenmoments. Einerseits also ist das Schema motorischer Linearität gefordert, zum anderen die szenische Raumaufstellung einer agonalen Konfrontation.
Fahrten und Fronten sind insofern als Patterns einer überzeitlichen Gestaltungsvorlage zu betrachten, was die Bereitstellungen aus dem Baukasten erzählerischer Grundformen betrifft; doch führen beide einen dominant historischen Index mit, weil sich naturgemäß die Art des Fahrens und die Semantik der Frontbildungen im Laufe der jüngeren kultur- und literaturgeschichtlichen Entwicklungen in ganz erheblicher Weise geändert haben und die hieraus gespeisten Erzählformen ihrerseits von den grundstürzenden Umbrüchen und Transformationen der Moderne zeugen. Es wird also darauf ankommen, die Beobachtungen zur induktiven Wirksamkeit elementarliterarischer Gestaltungsschemata mit Überlegungen zu den Konjunkturverläufen und Auftrittsbedingungen des modernen Abenteurertums zu verknüpfen, was immer zugleich bedeutet, an dessen mentaler und infrastruktureller Krisendiagnose mitzuschreiben.
Als entscheidende Bruchlinien in der neueren Geschichte des Abenteuerromans erweisen sich retrospektiv seine Instrumentalisierung und Korrumpierung durch zwei miteinander verflochtene geschichtliche Aufladungen, durch Kolonialismus und Krieg. Unter diesen Einflüssen verengte sich die Abenteuererzählung zu einem militarisierten Konzept der territorialen Landnahme und ihrer Rechtfertigungsmuster. Gegen solche ideologischen Überdehnungen des Abenteuers machte sich in und seit der klassischen Moderne eine zunehmende Skepsis gegenüber dem Begriff und seinen Erzählformen geltend. Es scheint dabei eine stufenweise Delegitimierung des Abenteuernarrativs eingetreten zu sein, die in diesem Beitrag zunächst (und in rückwärtsschreitender Chronologie) drei ausschnitthafte Textproben aus der Spätphase des hier in Rede stehenden formengeschichtlichen Übergangs veranschaulichen, ehe in den weiteren Abschnitten sodann die ‚klassische‘ Konstellation von Kolonialismus und Krieg anhand zweier paradigmatischer Ausprägungen des Narrativs der Landnahme im Modus intensiver Textlektüre nachgezeichnet wird. Hier das erste, prominente Textbeispiel aus dem Jahr 1924.
„Ein einfacher junger Mensch reiste im Hochsommer von Hamburg, seiner Vaterstadt, nach Davos-Platz im Graubündischen. Er fuhr auf Besuch für drei Wochen.“1 Mit schlichten Worten beginnt einer jener großen Zeit- und Gesellschaftsromane der klassischen Moderne, die in den 1920er Jahren die Bilanz der mit dem Ersten Weltkrieg hinabgesunkenen Epoche einer langen, mehr als vierzigjährigen Friedensära und Gründerzeit ziehen. Der Eröffnungssatz in Thomas Manns Roman Der Zauberberg bildet in stilistischer Hinsicht einen eher unscheinbaren Auftakt, stellt man in Rechnung, dass die nachfolgende Handlung den ‚einfachen jungen Menschen‘ des Beginns für ganze sieben Jahre ungeplant in die Hochgebirgswelt eines Davoser Lungensanatoriums entführen wird, während die Berufspläne und Familienbindungen des Protagonisten Hans Castorp im Flachland drunten zu bloßen Erinnerungsschemen verblassen.
Am Ausgangspunkt des Romans (und seines Abenteuers) steht die immerhin nicht unbeträchtliche räumliche Mutation einer größeren Eisenbahnreise, die den Helden von seiner hanseatischen Heimatstadt hoch im Norden bis an die südliche Grenze der deutschen Sprachregion, in die alpine Berglandschaft Graubündens, bringen wird. Zu jener Zeit kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts erschien eine solche Eisenbahnreise quer durch Deutschland und die halbe Schweiz noch als eine aufwendige Sache, zumal wenn man die enge zeitliche Begrenzung des ins Auge gefassten Aufenthaltes in den Bergen mit in Rechnung stellte. „Von Hamburg bis dort hinauf, das ist aber eine weite Reise; zu weit eigentlich im Verhältnis zu einem so kurzen Aufenthalt“, gibt prompt der Erzähler des Romans zu bedenken. Es gehe bei jener Fahrt „durch mehrere Herren Länder, bergauf und bergab“; und endlich am Bodensee angelangt, müsse der Reisende sogar auf das Schiff wechseln, um hernach, allerdings nur für relativ kurze Zeit, ab Rorschach wieder die ruhige Fahrt eines gebahnten Schienenstranges zu genießen. Dann aber gelte es abermals, auf ein anderes Vehikel umzusteigen, „in Landquart, einer kleinen Alpenstation“, wo eine für die engen Bergwindungen besser geeignete Schalspurbahn die Passagiere in Empfang nimmt. Diese besteige man „nach längerem Herumstehen in windiger und wenig reizvoller Gegend“, so berichtet der kundige Erzähler, „und in dem Augenblick, wo die kleine, aber offenbar ungewöhnlich zugkräftige Maschine sich in Bewegung setzt, beginnt der eigentlich abenteuerliche Teil der Fahrt“.2
Während der Romananfang eigentlich von den Geschicken des angehenden Schiffsbau-Ingenieurs Hans Castorp Näheres hatte berichten wollen, dessen dreiwöchige Besuchsreise bei seinem lungenkranken Vetter sich unerhörter Weise zu einem eigenen Sanatoriumsaufenthalt von monströser Länge auswachsen wird, gerät schon die Schilderung der Anreise unversehens zu einer ausführlichen Unterweisung des Lesers hinsichtlich der geographischen und infrastrukturellen Details, welche die von besagtem Reisenden zum Auftakt des Geschehens zurückgelegte Fahrstrecke als solche aufzuweisen hat. Die geographischen Bemerkungen sind im Präsens gehalten und dadurch als nicht genuin handlungsführende, sondern sentenzartige und reflektierende Einschaltung des Erzählers kenntlich gemacht. Denn all jenes, was Hans Castorp auf seiner langen und zusammengesetzten Fahrstrecke zu absolvieren hat, würde auch jedem anderen Reisenden auf derselben Strecke widerfahren. Noch entbehrt also seine Reisegeschichte der individuellen und dramaturgischen Besonderheiten; der „eigentlich abenteuerliche Teil“ seiner Geschichte steht ihm erst ab dann bevor, als die touristisch sporadische Kontaktnahme mit der Welt des Hochgebirges sich in eine veritable Kranken- und Fallgeschichte umzuwandeln beginnt. Womit wir zu unerwarteter Stelle beim tragenden Stichwort, seinen semantischen Schattierungen und literarischen Konjunkturkurven wären.3
Allerdings: „Abenteuerlich“ kann trotz der gewaltigen bautechnischen Leistungen, die auf der rhätischen Eisenbahn zu bewundern sind, das Befahren einer regelmäßig und zuverlässig bedienten Fahrstrecke nicht genannt werden. Das weiß und berücksichtigt der Erzähler Thomas Manns, wie dem leicht ironisierenden Unterton seiner Schilderung zu entnehmen ist. In einer Welt, die von Schienensträngen, Tunneln und Brücken durchzogen ist und deren Fahrterlebnisse von den Zeitvorgaben des Kursbuches diktiert werden, vermag das individuelle Leben kaum mehr ins Abenteuerliche auszubrechen. Dem Einzelnen kommt bei seiner je individuellen Nutzung der vorhandenen Verkehrsmittel lediglich die Aufgabe zu, für sich selbst die Gültigkeit jener umfassenden und fein verästelten Ordnungsstrukturen nachzuvollziehen, welche die gesellschaftlichen Institutionen so unauffällig wie unausweichlich etabliert hatten. Und doch wird Hans Castorp dieses ‚vorgespurte‘ Leben verlassen, noch ehe er es richtig angetreten hat. Mit dem stilistisch frappanten Nebeneinander zweier Erzähltempi, des handlungsgesättigten Präteritums für die individuelle Lebenslinie des Protagonisten und der Präsensform, welche die funktionalen Strukturzusammenhänge kommentiert, spielt Thomas Mann in der Eröffnungspassage des Zauberberg-Romans ahnungsvoll die zeitgenössisch medialisierten Auftrittsbedingung des modernen Abenteuers durch.
Für eine zweite, um gut drei Jahrzehnte später situierte Textprobe zur Krisendiagnose des modernen Abenteurertums ist dann schon ein anderes Verkehrsmittel heranzuziehen, denn hierbei geht es um die in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts einsetzende Zeit der großen Flugreisen. Sie wird in Max Frischs Roman Homo Faber (1957) am Beispiel einer Notlandung in der mexikanischen Wüste exemplifiziert, die dem Titelhelden auf seiner Reise von New York nach Mexico City widerfährt. Der Flugzeugtyp, dem Walter Faber sich dabei anvertraut, trägt den suggestiven Namen Super Constellation: ein zwischen Mythos und Technik oszillierendes, überdeterminiertes Sinnzeichen, in dessen Mehrdeutigkeit bereits die inzestuöse Vater-Tochter-Beziehung als das tragende Konfliktmuster der Romanhandlung mitzuschwingen scheint, stellt sich doch auch diese als eine gewissermaßen aus dem ödipalen Beziehungsraum einer zersplitterten Kleinfamilie generierte „Super Constellation“ dar.
Faber, wörtlich der ‚Handwerker‘, fungiert seinerseits in Max Frischs allegorischer Konstruktion bekanntlich als der schon durch seinen sprechenden Namen hinlänglich gekennzeichnete Vertreter des naturwissenschaftlich-technisch ausgerichteten Typus. Er ist ein durch und durch zeitgemäßer Akteur, der ganz auf Machbarkeit, Kontrollierbarkeit und Effizienz in allen Angelegenheiten des Lebens setzt. Doch selbst (und gerade) Faber ist, wie die Romanhandlung in extenso demonstriert, bei seinem Verhalten in tiefgründige, archetypische Bindungen verstrickt, er durchläuft die klassischen Verhaltensmuster tragischer Verblendung und Schuld. Schon auf dem besagten Flug, der den Ingenieur zu einem Arbeitseinsatz nach Mexiko bringen sollte, verspürt Faber bei einer noch planmäßigen Zwischenlandung in Houston, Texas, nach einem kurzen Schwächeanfall den vehementen Impuls, beim erneuten Boarding einfach fernzubleiben und aus der programmgemäßen Weiterreise auszuscheren. Und wie schon bei Frischs literarischen Vorgänger-Figuren des Rip van Winkle und des Anatol Stiller glimmt auch in Faber der verzweifelte Versuch auf, endlich nicht mehr derjenige zu sein, den die phantasielose gesellschaftliche Mitwelt in ihm sieht. Während in den Lautsprechern wiederholte Male sein Name ausgerufen wird, hält sich Faber im Waschraum versteckt, doch vergeblich; mit einem resoluten „We’re late, Mister Faber, we’re late!“ bugsiert ihn eine Stewardess dann doch noch in jenen Anschlussflug, der dann aufgrund einer schweren Motorenpanne nur wenige Stunden später in der mexikanischen Wüste stranden wird.4
Für ein mitteleuropäisches Lesepublikum der späten 1950er Jahre müssen Max Frischs Schilderungen der internationalen Flughafen-Prozeduren noch etwas Ungewohntes und Faszinierendes gehabt haben, denn transatlantische Flugreisen gehörten längst noch nicht zum allgemeinen Erfahrungsraum der bürgerlichen Mittelschichten. Nach den bedrückenden Zeiten der Nazidiktatur und der Kriegsjahre waren in den Fünfzigern immerhin die europäischen Auslandsreisen allmählich wieder in Gang gekommen, doch die Reisewege jenes Walter Faber mit der Super Constellation tönten in der nüchternen, ausgebleichten Nachkriegskultur wie die Kunde aus einer fernen, fremden und aufregenden Welt. Selbst die reichlich eingeflochtenen idiomatischen Wendungen des amerikanischen Englisch sind auf Beeindruckung angelegt – und sie gehen mit einer dezidierten Abkehr vom alteuropäischen Denken einher. Als Techniker glaube er nicht an „Fügung und Schicksal“, gibt Faber im Nachhinein zu Protokoll, der heikle und durchaus nicht ungefährliche Zwischenfall mit dem Motorschaden habe nichts Mysteriöses an sich gehabt, er sei nichts anderes gewesen als „eine ganze Kette von Zufällen“.5 Zufälle freilich, ohne die Faber weder seine frühere jüdische Geliebte wiedergesehen noch je von seiner Tochter erfahren hätte, so dass zumindest der Roman Fabers keineswegs auf solche schicksalsschweren Machinationen verzichten kann.
Der Grund, die havarierte Flugreise des nüchternen Schweizer Romanprotagonisten hier überhaupt als Belegstelle anzuführen, liegt in den Reflexionen, die Faber in der mexikanischen Wüste nach der Notlandung seines Flugzeuges anstellt.
Unser Aufenthalt in der Wüste von Tamaulipas, Mexico, dauerte vier Tage und drei Nächte, total 85 Stunden, worüber es wenig zu berichten gibt – ein grandioses Erlebnis (wie jedermann zu erwarten scheint, wenn ich davon spreche) war es nicht.
Und nochmals: „Ich habe mich schon oft gefragt, was die Leute eigentlich meinen, wenn sie von Erlebnis reden. Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind.“6 Wie die etwas einseitige und didaktisierte Rezeption des Frisch-Klassikers etwa im Rahmen des schulischen Deutschunterrichts zeigt, haben die geisteswissenschaftlich vorbelasteten Interpreten des Textes derlei Äußerungen des Titelhelden fast immer als vom Autor bewusst übertriebene stilistische Provokation, und figurenseitig als psychologischen Ausdruck schierer Überheblichkeit verstanden. So sehr gegen die Kategorie des Erlebnisses eingenommen zu sein, so abgebrüht und unbeeindruckt nach einem grundstürzenden Gefahrenmoment wieder zur Tagesordnung übergehen zu wollen – allein schon für diese Hybris wird der selbstbewusste Techniker in den folgenden Verwicklungen des Romangeschehens heftig bestraft werden müssen, bis er sich eines Besseren besinnt.
Wie aber, wenn Max Frisch, seines Zeichens freischaffender Architekt, Absolvent der Zürcher Eidgenössisch-Technischen Hochschule und jugendlicher Freund des bewunderten Kunstzertrümmerers Bert Brecht, es mit der antiromantischen Attitüde seines Protagonisten doch ernst gemeint hätte?7 Dass die durch Technik und Medien gewandelte moderne Lebenswirklichkeit sich zunehmend weniger mittels der gewohnten Formen des affektiven Erlebens fassen ließ, das war als Erkenntnis schon von Schriftstellern und Intellektuellen der Neuen Sachlichkeit verschiedentlich formuliert worden; Walter Benjamin hatte hierzu im Hinblick auf die Rückkehrer aus dem Ersten Weltkrieg in seinem Erzähler-Aufsatz weitreichende Überlegungen angestellt.8 Für den hier in Rede stehenden Zusammenhang ist zu unterstreichen, dass die von Max Frisch seinem Helden in den Mund gelegte Erlebnisresistenz nichts anderes als eine fundamentale, kritische Auseinandersetzung mit der Erzählform des Abenteuers impliziert. Als Erzählform ist die Kategorie des Abenteuers insofern anzusprechen, als sich die Fraglichkeit der Erlebnis-Kategorie für den Protagonisten genau dann manifestiert, als er in seiner Darstellung an die diegetische Position des besagten Störfalles herangerückt ist und den Vorgang selbst wie auch seine eigene Befindlichkeit nun in Worte zu kleiden hat. Der von Frisch unter den allegorischen Haupttitel des Homo Faber gesetzte, gattungssignifikante Untertitel dieses Prosabandes plädiert dezidiert nicht auf „Roman“, sondern trägt die schlichte Bezeichnung „Ein Bericht“. Zur Verhandlung steht dabei, mit aller intrinsischen Widersprüchlichkeit eines solchen Unternehmens, nichts Geringeres als die Austreibung der Erzählform des Abenteuers.
Nach solcherlei Krisendiagnosen wird es Zeit, auch der literarischen Gegenrede Aufmerksamkeit zu widmen, die selbst noch unter den Auspizien des 20. Jahrhunderts Protagonisten aufbietet, welche von der Sehnsucht nach Intensität in ferne und fremde Weltteile angetrieben werden. Meine dritte tentative Sondierung zu den Geschicken des Abenteuers in der Moderne betrifft deshalb einen längeren Erzähltext, dessen Niederschrift in die Mitte der 1930er Jahre fiel, während sein Handlungszeitraum in das Jahr 1913 zurückreicht, in die letzte Phase der Vorkriegswelt. Es geht dabei um einen jugendlichen Oberschüler, der Hals über Kopf sein Elternhaus und den faden Gymnasialalltag hinter sich lässt, um in einem Afrikaeinsatz mit der Fremdenlegion ein wildes und aufregendes Leben zu finden. Mit der zwischen 1933 und 1936 entstandenen (und später mehrfach überarbeiteten) Erzählung Afrikanische Spiele9 hat Ernst Jünger aus größerem zeitlichen Abstand eine Jugendepisode seiner eigenen Biographie wiedergegeben und sie an einen fiktionalisierten Protagonisten namens Herbert Berger delegiert.10
Jüngers Erzählung ist wie ihr jugendlicher Held von einem aus der Imaginationskraft genährten Begehren nach dem Abenteuer getrieben.
Es ist ein wunderlicher Vorgang, wie die Phantasie gleich einem Fieber, dessen Keime von weither getrieben werden, von unserem Leben Besitz ergreift und immer tiefer und glühender sich in ihm einnistet.11
Dieser Eröffnungssatz ist zugleich die programmatische Präambel des Textes. Weil dem Schüler Berger das „Alltägliche“ nur mehr „Unlust“ und „Überdruß“ bereitet, trägt er sich schon einige Zeit mit Fluchtgedanken, die von den „weißen Flecken der Landkarte“ wie magisch angezogen werden. Wie manche andere, hegt er den aus einschlägigen Abenteuerbüchern und Zeitschriften angelesenen Traum, als „blinder Passagier“ oder „Schiffsjunge“ eine Seefahrt nach Afrika zu unternehmen und dort mit kühnen Pionieren zu den geheimnisvollen oberen Stromgeflechten des Nils oder Kongos vorzustoßen.12
Doch während andere ihre Flucht- und Heldenphantasien nur tatenlos träumten, merkt Berger rasch, dass es zunächst und vor allem des Mutes bedarf, „erst einmal die Grenze zu überschreiten“ und „sich aus dem Gewöhnlichen zu entfernen“. Hellsichtig beklagt Berger eine Malaise der exotistischen Sehnsuchtsgefühle, die eigentlich erst der rückschauende Erzähler auf den Begriff zu bringen vermag, nämlich das „Mißverhältnis zwischen den ausschweifenden Möglichkeiten der Träumerei und den geringsten Maßnahmen zu ihrer Verwirklichung“. Weil ohne äußerlichen Druck kein eigenes Handeln erfolgt, beschließt der Protagonist, sich selbst unter Zugzwang zu setzen wie ein wankelmütiger Wassersportler an der Kante des obersten Sprungbrettes, der, sich selbst überlistend, den eigenen Körper derart ins Schwanken bringt, „bis man sich plötzlich zum Absprung gezwungen sieht.“13 Hier gibt unverkennbar der ehemalige Stoßtruppführer des Ersten Weltkriegs eine Rezeptur aus dem eigenen Seelenhaushalt preis.
Entschlossen zum großen Aufbruch, erwirbt der Oberschüler ein Bahnticket zur französischen Grenze, packt einen heimlich erstandenen Revolver und ein Afrika-Reisebuch (Die Geheimnisse des dunklen Erdteils von Henry Morton14) in den Rucksack und schlägt sich über mehrere Stationen bis ins Aufnahmebüro der Fremdenlegion durch, das sich justament in der französischen Festungsstadt Verdun befindet, die nur wenige Jahre später zu einem Kristallisationspunkt in der Leidensgeschichte der Kriegsnationen werden sollte. Revolver und Abenteuerbuch: Sie verkörpern als Requisiten die stilistische Mixtur aus Geographie und Gewalt, aus aufgesogener Literatur und eingenommener Hasardeur-Pose, mit der Berger sein kurzes Kolonialabenteuer antritt, während der deutlich abgebrühtere Erzählvorgang das Ganze mit einem gehörigen Schuss Zynismus begleitet.
Die Erzählung amalgamiert autobiographische, historische und fiktionale Elemente zu einer leicht spöttisch, doch auch mit Emphase durchgeführten mediterranen Eskapade.15 Für den entwichenen Gymnasiasten, der sich vor der Rekrutierungskommission um jene zwei Jahre älter lügt, die ihm der damals 18-jährige Ernst Jünger voraushatte, geht es darum, sich mit jugendlichem Überschwang in ein wildes und gefährliches Leben zu stürzen. Berger hatte (wie Jünger selbst seinerzeit) vom wunderlichen Eintritt eines deutschen Kleinstadtbürgermeisters in die Fremdenlegion in der Zeitung gelesen16 und dadurch den Anhaltspunkt zu jener Brücke ins äußere Leben gefunden, die ihn aus der Lesebuchwelt seinen Träumereien in deren tatengesättigte Verwirklichung führen würde.
Das eigene Zaudern überspielend, peitscht sich der junge Mann mit der existentiellen Selbstzüchtigung pathetischer Gebärden voran. Sein letztes Bündel an Bargeldbesitz hatte Berger in einem Abflussrohr der Markthalle von Verdun versenkt, um alle Fesseln bürgerlichen Sicherheitsdenkens abzustreifen. Auf harten Eisenbahnpritschen schlingert er mit anderen Söldnern nach Marseille, wo die Tauglichkeitsuntersuchung und weitere Vorbereitungen zum Militärdienst dem eigentlichen Afrikaabenteuer vorausgehen. Erwartungsgemäß gerät der junge Berger unvorbereitet in die schlechte Gesellschaft derber und verschlagener Draufgänger. „Prügeleien und Übergriffe“ seien in dem alten Fort an der Mittelmeerküste „an der Tagesordnung“ gewesen,17 gibt der Ich-Erzähler in Rückschau ungerührt zu Protokoll. Aber einer der Kameraden wird zum Freund, der dem Neuling mit wichtigen Ratschlägen hilft und später mit ihm zusammen aus dem nordafrikanischen Militärlager türmen wird.18 Denn dort stellen sich alsbald Attacken der Ernüchterung ein; „im Gelobten Land“ Afrika erwartet den Abenteurer nichts anderes als eine Serie von Irritationen und Enttäuschungen. „Es gab hier zuviel Sand und zuwenig Bäume für meinen Geschmack“,19 so lautet noch die harmloseste Form der Entzauberung. Auch in Afrika ist, wie Berger feststellen muss, ein Steinhaufen nichts als ein Steinhaufen20 – und könnte allenfalls vom irren Blick eines Don Quijote zu etwas Abenteuerlicherem verklärt werden. „Mir tat diese Entdeckung gut […]. Es gibt kein besseres Heilmittel gegen die romantischen Neigungen.“21
Und weil sich inzwischen mit Geldsendungen und Eilbriefen von Deutschland aus der besorgte Vater Bergers ins Geschehen eingeschaltet hat, wird der wegen seines Fluchtversuchs in die Arrestzelle verfrachtete Jüngling nach insgesamt lediglich drei Wochen in der afrikanischen Etappe aus dem Lagerleben wieder entlassen. Die Zeit des abenteuerlichen Intermezzos wird damit ebenso rasch beendet, wie sie angebrochen war, und hinterlässt nicht viel mehr als die pittoreske Episode eines jugendlichen Ausreißers. Ihr Held stuft zwar dieses „Experiment“ als „mißglückt“ ein, weil es „nur die Zahl der empfindsamen Reisen um eine letzte vermehrt“ hatte, doch lässt er den angehenden Krieger der Folgejahre sogleich hinzufügen, dass diese „Niederlage“ wie jede dafür da sei, „neue und stärkere Kräfte“ zu wecken.22
Der deutlich aufklaffende Hiat zwischen gut erzähltem, aber nicht mehr erfahrbarem Abenteurertum erforderte eine biographische Weichenstellung; sie würde den Protagonisten Ernst Jünger vom status quo des Jahres 1913 in zwei denkbar unterschiedliche Richtungen davontragen. Zuerst zum Typus des Frontkämpfers und Stoßtruppführers, der in den Zeiten der Materialschlacht die heroische Gebärde des last man standing einnimmt; und sodann erst zur selbstrevisionistischen Neuerfindung des Autors Ernst Jünger, der mit der Desillusionsromantik23 der Afrikanischen Spiele sein zweites und drittes Leben als Vorläufer der soldatischen Rebellion und als Schriftsteller der inneren Emigration inauguriert.
Landnahme im Zwiespalt. Wildnis, Alterität und Konkurrenzkampf in The Last of the Mohicans
Der Begriff des Abenteuers zeigt sich in seiner semantischen Wirkungsgeschichte stets von zweierlei Gestalt, bezeichnet er doch einerseits eine literarisch konventionalisierte Form der Darstellung sachlich neuartiger und menschlich gefährlicher Begebenheiten, zielt dabei jedoch immer schon auf jene handlungsintensiven Geschehnisse selbst, die der literarischen Ausformung imaginär oder faktisch zugrunde liegen. Und selbst der mit dieser Unterscheidung umrissene Zwiespalt, der zwischen den kulturell sedimentierten abenteuerlichen Geschichten und den Abenteuern des richtigen Lebens klafft, ist seinerseits die Folge eines genuin literarisch induzierten Diskurseffekts, denn schon in Cervantes’ Don Quijote, diesem in vielerlei Hinsicht und auch für die Abenteuer-Philologie so grundlegenden wie musterbildenden Roman, stellen die Verführungen zu und die Warnungen vor der Lektüre abenteuerlicher Geschichten eine entscheidende Ressource für die Entwicklung eines Modells von neuzeitlich fiktionsbewusster Literatur dar.
Wie einst die caballeros andantes aus den Ritterromanen möchte der neuzeitliche Held auf große Fahrt gehen, dabei gefährliche Zweikämpfe bestehen und die Liebe einer schönen Frau erringen, um sich schließlich, mit einem stattlichen Landgut und Vermögen belohnt, erfolgreich zur Ruhe setzen zu können und auf seine vergangenen Heldentaten zurückzublicken. Je wirkmächtiger aber die Versprechungen der Literatur auf ‚das Reale‘ selbst verweisen, indem sie auf eine weitläufige, unerschöpfliche Welt der Fahrten, Gefährten und Gefahren vorausdeuten und ihre tatendurstigen Adepten zur Probe aufs Exempel anspornen, desto stärker drohen die im Wirklichkeitskontakt unvermeidlich auftretenden Desillusionierungseffekte auch den binnenliterarisch errichteten Erwartungshorizont des Abenteuers durch herbe Ernüchterungen zu durchkreuzen. Die prosaische Technik der Entzauberung, sie ist eine ebenfalls (mindestens) schon mit Don Quijote etablierte literarische Form, die mit abschwingender Handlungskurve ihre Protagonisten aus falschen Illusionen befreit und sie dabei nicht selten dem Spott einer nur dem Alltagsverstand verhafteten zeitgenössischen Mitwelt aussetzt. Das in vielen Romanen den hochgemut ausfahrenden Protagonisten bereitete Desillusionierungs-Gefälle24 wird somit in der Moderne immer mehr zum unentbehrlichen, untrennbaren Zwilling des Abenteuers.
Das Realitätsbegehren im Abenteuer richtet sich auf herausfordernde Fahrten und begehrte Besitztümer, auf eine episodische Reihe kämpferischer Bewährungsproben und auf die konsekutive Gewinnung von Glück, Gut und Ansehen. Sowohl die Emphase des entdeckungshungrigen In-die-Welt-Hinausziehens wie auch die Erwartung gefährlicher Begegnungen und Bewährungsproben unterliegen in der Moderne einer gesellschaftlichen Dynamik zunehmender Knappheits-Mechanismen. Man kann dies vor allem an der verbreiteten Klage vom Dahinschwinden jener berühmten weißen Flecken auf der Landkarte festmachen, die teils noch unerforschte, teils auch unzugängliche Gebiete in fernen Regionen der Erde anzeigten; von solchen blank spots und den von ihnen angespornten Finger-Reisen auf dem Atlas erzählt z.B. der alte Schiffskapitän in Joseph Conrads Heart of Darnkness, dass sie noch den Imaginationsraum seiner Kindheit geprägt und ihn dadurch zum späteren Kongoreisenden prädestiniert hätten.25
Reise- und Entdeckerlust sind die eine, Gefahren und Bewährungsproben die andere Energiequelle des Abenteuers. In den âventiuren der Ritterromane waren beide Motivkreise, die erlebnishungrige Ausfahrt und das Kräftemessen mit Gegnern und Gefahren verschiedenster Art, durch das formale Prinzip der episodischen Reihe und des sie verbindenden doppelten Kursus zu einer makrostrukturellen Einheit gefügt.26 Inhaltlich kamen als Repertoire spannungsvoller Situationen für Heldenepik, chanson de geste und höfischen Roman sowohl die mündliche Überlieferung zurückliegender heroischer Kämpfe in Betracht wie auch, meist sachlich damit zusammenhängend, die Bewährung in fremdkulturellen Konfrontationen (etwa gegen die Sarazenen oder in den Kreuzzügen). Den eigentlichen spin off des europäischen Kolonialismus im 15. und 16. Jahrhundert reflektierten erst die Seefahrer- und Siedlergeschichten, die gelegentlich auch transgressive Szenarien von Gefangenschaft (captivity narratives) oder kulturellem Überläufertum (going native) einbezogen. Als Inkubationsraum genuin modernitätsfähiger Abenteuernarrative lassen sich in gattungspoetischer Hinsicht zunächst die historischen Romane Walter Scotts (1771–1832), sodann vor allem die Indianerromane James Fenimore Coopers (1789–1851) betrachten.27 Sie beide inszenieren die Zugkraft des Abenteuers bereits unter den Bedingungen sentimentalischer Distanz und selbstreflexiver Realisierungsvorbehalte.
Der Impuls Coopers, sich nur mit vergleichsweise schmaler autodidaktischer Vorbildung versehen als Verfasser von Reise- und Kriegsabenteuern aus der nordamerikanischen Pionierwelt zu betätigen, geht wesentlich auf seine Lektüre von Scotts Waverly zurück; sowohl für Cooper wie später auch für Charles Sealsfield und viele andere an pittoresken Stoffen interessierte Autoren des 19. Jahrhunderts lieferten Scotts weit ausgreifende Darstellungen geschichtlicher Dimensionen und vor allem seine vergleichenden Gegenüberstellungen von einst und jetzt, traditionalen und progressiven Gesellschaftsformen ein stilprägendes Vorbild. Allerdings verschiebt sich die Achse der Konfrontation, die in den Werken Scotts durch den temporalen Index eines Abstandes von zwei Generationen gekennzeichnet war (‘tis sixty years since), in Coopers Lederstrumpf-Romanen gewissermaßen von der diachronen auf die synchrone Ebene, da die kulturgeschichtlich kollidierenden Sphären von indianischer Bevölkerung und weißen Kolonisten erzähldramaturgisch zu einer in simultaner Überlagerung bestehenden ethnographischen Konfliktsituation transformiert werden. Eine gewisse Assimilation gelehriger weißer Pfadfinder an indianisches Brauchtum und Naturwissen erscheint dabei wie im Falle des Trappers Natty Bumppo zwar prinzipiell möglich (und wird tendenziell im Erzählgefüge auch für wünschenswert und erfolgreich gehalten), doch gehorcht die Begegnung zwischen den natives und den europäischen Kolonisten andererseits zugleich den zerstörerischen Rahmenbedingungen eines grund- und ziellosen, erbittert ausgetragenen Kriegszustands.
Besonders aufschlussreich ist in dieser Hinsicht Coopers zweiter Wurf aus der entstehenden Serie der Leatherstocking Tales, der Roman The Last of the Mohicans (1826).28 Es handelt sich dabei um die elegisch gefärbte Erzählung von der Figur des letzten Mohikaners, vom Kämpfen und Sterben des jungen Uncas, der sich wie sein Vater Chingachgook dem weißen Trapper Hawkeye (Falkenauge), so der indianische Kriegsname Natty Bumppos, angeschlossen hatte, um eine Gruppe von Familienangehörigen eines alten Militärs in die sichere Obhut der britischen Befestigungsanlagen zurückzubringen. Dabei muss eine kleine, auf sich selbst gestellte Schar von Menschen durch widrigste Verhältnisse ihren Weg bahnen, wobei die Unwegsamkeit des Geländes und die wütenden Attacken indianischer und französischer Kriegstruppen ihnen gleichermaßen das Leben schwer machen. Gleich zu Beginn des Romans formuliert der Schriftsteller als eine Strukturformel seines Erzählkonzepts die enge Verbindung der beiden für das Abenteuer-Narrativ genuinen Phänomenbereiche von Front und Fahrt, indem er feststellt: „It was a feature peculiar to the colonial wars of North America, that the toils and dangers of the wilderness were to be encountered, before the adverse hosts could meet.“29
Cooper hat in The Last of the Mohicans die Grundsituation einer ethnisch-kulturellen und zugleich militärischen Konfrontationslage als ein sowohl diachron wie synchron fungierendes Konfliktszenario ausgestaltet. Konkreter gefasst heißt das: Im Figurenarsenal des Romans gelangt einerseits die ethnische Differenz zwischen den indianischen Stämmen und den aus Europa eingewanderten Kolonisten zur Darstellung; diese wird indes überlagert durch ein mehrjähriges Kriegsgeschehen innerhalb der Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien, deren in Besitz genommene nordamerikanische Gebiete in der See- und Bergregion zwischen den Quellgebieten des Hudson River und des Sankt Lorenz Stromes über eine lange und kaum definierte Grenzlinie hin aufeinandertreffen. Diese Kriegsmanöver wiederum gehörten zu der nordamerikanischen Vor- und Begleitgeschichte des sogenannten Siebenjährigen Krieges, der auf dem europäischen Schauplatz von 1756 bis 1763 geführt, jedoch in der nordamerikanischen Einflusssphäre bereits seit 1754 ausgetragen wurde, weshalb dieser schwerwiegende und folgenreiche militärische Konflikt aufgrund seiner interkontinentalen Gemengelage von Winston Churchill rückblickend als „Weltkrieg“ im Wortsinne bezeichnet wurde.30 Beide Kolonialmächte setzen bei ihren usurpierenden militärischen Aktionen indianische Krieger als ortskundige und kampferprobte Hilfstruppen ein, so dass der epochal größere, gut zwei Jahrhunderte währende Prozess der gegen die natives durchgesetzten europäischen Landnahme in Coopers Text unter die aktualpolitischen Vorzeichen militärischer Kampfhandlungen gerät, welche die Romanhandlung durch fast permanente Fluchten, Verfolgungen und Scharmützel vorantreiben.
Zwischen den hellhäutigen, in Kleidung und Haltung nicht assimilierten Weißen am einen Ende der Skala und den schrecklich gewalttätigen, zügellosen Huronen im anderen Extrem zeigt das Personal des Romans eine ganze Reihe von Zwischenformen und Abstufungen des kulturellen Kontaktes und der habituellen Kompromissbildung.31 Die Grundspannung der Dramaturgie greift wie schon angedeutet zugleich auf zwei unterschiedliche Formen von militärischer Konfrontation zurück, wobei einerseits indianische und europäische Kräfte einander gegenüberstehen, während andererseits zwischen der britischen und der französischen Kolonialmacht ein heftiger Kampf um die Abgrenzung respektive Ausdehnung der jeweiligen Einflussgebiete tobt. Die überdeterminierte Konfliktlage kommt schon durch jenen Namen zum Ausdruck, den die US-amerikanischen Geschichtsbücher dieser Kriegslage verliehen haben, indem sie sie als French and Indian War bezeichneten.
Ausgangslage und Akteure des Romangeschehens stellen sich folgendermaßen dar: Auf Seiten der aus dem französisch besetzten Kanada nach Süden vorrückenden Truppen des Generals Montcalm haben sich die Kämpfer des kriegerischen Huronenstammes am laufenden Kriegszug beteiligt, um teils zugunsten der französischen Kriegsführung und von ihr mit vagen Beutezusagen geködert mitzukämpfen, teils auch auf eigene Rechnung und eher in spontaner Gewaltaufwallung agierend, als an einer übergeordneten militärischen Strategie orientiert. In Abgrenzung von dieser höchst negativ gezeichneten ethnischen Gruppe profiliert Cooper den Stamm der Delawaren respektive der Mohikaner als würdevoll, friedliebend und naturverbunden, wenngleich in machtpolitischer Hinsicht längst in die Defensive gedrängt. Es sind nur mehr vereinzelte Mohikaner wie Chingachgook und dessen Sohn Uncas, die sich aktiv am Handlungsgeschehen beteiligen, indem sie dem weißen Trapper und Pfadfinder Natty Bumppo und dessen Schutzbefohlenen aus dem britischen Militärlager zur Seite stehen.
Auch wenn sich die französische Machtbasis in längerfristiger geschichtlicher Perspektive als militärisch schwächer und ökonomisch rückständiger erweisen und deshalb ihre hegemoniale Stellung in Nordamerika binnen eines halben Jahrhunderts nahezu vollständig einbüßen würde – wie das geneigte Publikum des Romans bei der Lektüre naturgemäß schon wissen konnte –, so sind es textintern und im gesetzten Handlungsrahmen des Jahres 1757 eher die britischen Stellungen, welche in den südlicheren Bereichen des Ostküsten-Hinterlandes in eine zunehmend bedrohliche Lage geraten. Zwei militärisch relevante Positionen insbesondere werden vom Romanerzähler als geographische Brennpunkte des Geschehens ins Visier genommen: die beiden zur Grenzsicherung der britischen Kolonie errichteten Stellungen Fort William Henry und Fort Edward, beide nach „beliebten Prinzen aus der Königsfamilie“ benannt.32 Fort Edward befand sich am Oberlauf des Hudson River und diente zur Absicherung des oberen Hinterlandes der südlichen Großregion um New York; Fort William Henry wiederum lag am Lake George, einem jener durch breite Wasserläufe verbundenen Seen, die wie auf der Perlenkette aufgereiht die Quellgewässer des kanadischen Sankt Lorenz Stromes bilden und somit für die Erschließung des gesamten Nordostens eine Schlüsselstellung einnahmen. Zwischen den beiden Forts, die logistisch jeweils einem anderen Gewässer-System zugehörten, existierten mehrere, unterschiedlich wegsame Landverbindungen, die in etwa einer, allerdings beschwerlichen, Tagesreise zurückgelegt werden konnten. Aufgrund der damit gegebenen geographischen Engstelle stauten und bündelten sich in der beschriebenen Region die Transportbewegungen und Kriegszüge.
Perhaps no district, throughout the wide extent of the intermediate frontiers, can furnish a livelier picture of the cruelty and fierceness of the savage warfare of those periods, than the country which lies between the head waters of the Hudson and the adjacent lakes.33
Cooper hat ein spezielles Augenmerk darauf gelegt, die geographische Ausgangslage mit den zwei korrespondierenden Brennpunkten so präzise und plastisch wie möglich zu erfassen. Er nimmt in der Beschreibung die militärische Perspektive des sich vom kanadischen Norden her den britischen Besitzungen nähernden feindlichen Feldzuges ein, indem er ausführt:
The lengthened sheet of the Camplain stretched from the frontiers of Canada, deep within the borders of the neighbouring province of New York, forming a natural passage across half the distance that the French were compelled to master in order to strike their enemies. […] With the high plain that there interposed itself to the further passage of the water, commenced a portage of as many miles, which conducted the adventurer to the banks of the Hudson, at a point, where, with the usual obstruction of the rapids, or rifts, as they were then termed in the language of the country, the river became navigable to the tide.34
Die Landschaftsbeschreibung ist demnach kein rein sachlicher, wertneutraler Diskurs, sie steht je schon im Dienste der Parameter von strategischer Analyse und kolonialer Usurpation.
Auch werkgeschichtlich hatte für Cooper die landschaftliche Faszination der in gegenläufige Einflusssphären aufgespaltenen hydrographischen Systeme den eigentlichen Auslösereiz für die Imagination der Romanhandlung gebildet. Im Sommer 1824 hatte Cooper mit einer kleinen englischen Reisegruppe eine Fahrt den Hudson River hinauf unternommen und war mit ihnen anschließend weiter zum Lake George gelangt, von wo aus man die spektakuläre Engstelle und Wildwasserpassage von Glens Falls besichtigte, einer Serie von Wasserfällen, in deren Mitte sich eine von der Strömung ausgehöhlte Felseninsel befindet.35 Die Besichtigung des Naturschauspiels stand zu dieser Zeit aufgrund ihrer fortgeschrittenen technischen und touristischen Erschließung selbst schon unter einer sentimentalischen Perspektive, die der Autor sodann auch auf das ethnographische Setting überträgt und für sein literarisch-elegisches Erzählprogramm zu nutzen versteht.
Die Wasserfälle wurden damals bereits von vielen Touristen besucht, eine Brücke überspannte den Fluss, Dämme veränderten seinen Lauf, und Mühlen – eine davon auf der Insel selbst – nutzten die Wasserkraft.36
Das bifokale, auf die beiden Forts und ihre distinkten Gewässersysteme ausgerichtete geographische Handlungsfeld liefert die topographische Ausgangsspannung für eine in ihren Grundzügen relativ simpel angelegte Romanhandlung. Die beiden Forts, William Henry und Edward, sind Königskinder auch und gerade in jenem symbolischen Sinne, dass ihre räumliche Disjunktion zugleich ein eklatantes, durch den gesamten Geschehensverlauf hin nicht mehr zu heilendes Ungleichgewicht der Kräfte und Möglichkeiten markiert. In dem nördlich gelegenen Fort William Henry am Ufer des Lake George führt General Munro das Kommando, doch der „veteran Scotchman“ verfügt mit seinem Regiment und einer kleinen Anzahl von Kolonisten nur über eine spärliche Besatzung, „a force, really, by far too small to make head against the formidable power that Montcalm was leading to the foot of his earthen mounds“.37 Das knapp fünfzehn Meilen weiter südlich am Hudson River gelegene Fort Edward hingegen wurde von einem gewissen General Webb befehligt, welcher zwar über „mehr als fünftausend Mann“ verfügte, aber allzu lange damit gezögert hatte, seine zahlenmäßig überlegenen Truppen zur Unterstützung des bedrohten nördlichen Postens in Marsch zu setzen. Als das Gerücht aufkam, es werde nun doch eine Abteilung von 1500 Mann gegen die vorrückenden französischen Verbände entsandt, machen sich auch die beiden besorgten Töchter General Munros mit einer kleinen Reisegruppe auf, um zu ihrem in Fort William Henry stationierten Vater zurückzukehren.
Über weite Strecken kreist der Roman nun um den schwierigen Schutz der beiden jungen Frauen Alice und Cora Munro. Die Töchter des britischen Offiziers stammen von unterschiedlichen Müttern; die schwarzhaarige, dunkeläugige Cora steht als ‚Halbblut‘ semantisch der indianischen Seite näher, weshalb sie in wiederholten Anläufen von einem der als wild und barbarisch geschilderten Huronenkrieger als Beutefrau begehrt wird, während ihre blonde jüngere Schwester Alice die Verlobte in spe des mitreisenden britischen Soldaten Duncan Heyward ist. Geführt wird der kleine Trupp von dem Huronen Magua, welcher von den Franzosen den Beinamen Le Renard Subtil, der schlaue Fuchs, erhalten hatte und sich bald als gefährlicher Verräter entpuppen wird. Nur der ortskundigen Hilfe des unterwegs zur Gruppe stoßenden Trios von Natty Bumppo und seinen beiden Mohikanern haben es die Munro-Mädchen zu verdanken, dass sie nicht sofort in einen Hinterhalt der Huronen geraten. Magua spielt im ethnographischen Spektrum der Beziehungsmuster zwischen Indianern und Weißen die unangenehme Rolle eines zwar raffinierten, menschenklugen und naturkundigen Kriegers, der sich aber aufgrund erlittener Demütigungen dem Leitgedanken einer maßlosen Rache, eines Guerilla-Kampfes gegen die britische Kolonialherrschaft im allgemeinen und gegen die Munro-Familie im Besonderen verschrieben hat.
Obwohl Lederstrumpf und die Seinen die Intrige Maguas frühzeitig durchschauen, scheitern durchweg ihre mehrfachen Versuche, den Huronenkrieger unschädlich zu machen, so dass dessen maßlose Gewalttätigkeit zum schaurigen Ende des Romans sowohl die schöne Cora Munro wie auch den für ihre Rettung aufopferungsvoll kämpfenden jungen Mohikaner Uncas auf tragische Weise das Leben kosten wird. Das britische Fort, zu dessen Hilfe sich die angeforderten Truppen in Marsch gesetzt hatten, war zu diesem Zeitpunkt längst in die Hand der französischen Angreifer gefallen. Schon kurz nachdem Lederstrumpf und die Seinen die Begleitung der Munro-Töchter und ihres kleinen Zuges übernommen hatten, steuerten sie, um den Nachstellungen durch die umherstreifenden Huronen zu entgehen, die erwähnten Höhlen von Glen Falls als nächtliches Refugium an, wo sie ihren Verfolgern jedoch nicht einmal für wenige Nachtstunden unentdeckt blieben. In ihrer Überzahl erreichten es die indianischen Angreifer, die beiden Munro-Töchter just während derjenigen Phase in ihre Gewalt zu bringen, als Lederstrumpf und die Mohikaner gerade dabei waren, militärische Verstärkung herbeizuholen. In einer späteren Phase des wendungsreichen Geschehens gelingt es den Mohikanern zwischenzeitlich zwar, die englischen Gefangenen wieder zu befreien, doch bleibt ihr Grüppchen weiterhin hochgradig gefährdet. Noch mehrfach wird im weiteren Handlungsverlauf das Verhältnis zwischen Verfolgern und Verfolgten wechseln. Mal sind der kleinen Kolonistenschar und ihren indianischen Freunden die Huronenkrieger auf den Fersen, mal ist es umgekehrt; zwischen den Fronten ist nirgends ein sicherer Platz für die Frauen und für andere friedliche Zeitgenossen zu gewinnen.
An keiner Stelle kommt es zwischen den konfligierenden Zeichenordnungen von Mensch und Landschaft zu einer gesicherten Ruhelage. Stets sind Vorkehrungen zur wachsamen Selbstverteidigung zu treffen, müssen improvisierte Entschlüsse für einen raschen Aufbruch oder den Rückzug in ein wohlgetarntes Versteck gefasst werden. Mit der Kunst des Kundschafters, sich gute Wege durch eigentlich unzugängliches Gelände zu bahnen, ist eine der beiden militärischen Kardinaltugenden des doppelten Kampfes gegen Wildnis und Feindesgewalt angesprochen. Die andere dieser Überlebenstechniken besteht in der fast magischen Aufmerksamkeit für das Lesen von Spuren, wie sie insbesondere den beiden Mohikanern gegeben ist, die im Waldesdickicht und auf dem Steppen-Grasboden wie in einem offenen Buche zu lesen vermögen. Während derlei Orientierungsvorgänge und Pfadsuche über weite Strecken in einer zelebrierten Umständlichkeit die dominante Handlungslinie des Romans abgeben, kann es dem Autor zur Aufbietung des ultimativen Schlagabtausches am Ende gar nicht rasch genug gehen.
Encumbered by his rifle, and, perhaps, not sustained by so deep an interest in the captive as his companions, the scout suffered the latter to precede him a little; Uncas, in his turn, taking the lead of Heyward. In this manner, rocks, precipices, and difficulties, were surmounted, in an incredibly short space, that another time, and under other circumstances, would have been deemed almost insuperable. But the impetuous young men were rewarded, by finding, that, encumbered with Cora, the Hurons were losing ground in the race.38
In einem spektakulären Showdown treffen Uncas und der Hurone im Zweikampf um die schöne Cora abermals aufeinander; sowohl Cora wie der letzte Mohikaner bezahlen ihr stolzes Aufbäumen gegen die Rachelogik des Krieges mit einem gewaltsamen, plötzlichen und letztlich unmotiviert wirkenden Tod.
Wenn der Autor davon spricht, dass hierbei „Felsen, Abgründe und Schwierigkeiten“ wundersam zurückgewichen seien, dann gibt Cooper damit eine Kompromissformel seiner eigenen Erzählpraxis preis, die an dieser Stelle zugunsten eines handlungsintensivierten Plot-Finales ihren eigenen Respekt gegenüber dem materialen Eigenwert von Natur und Landschaft über Bord zu werfen scheint. Es ist der schiere erzähltechnische Dezisionismus, der sich zu dieser Stelle demonstrativ erlaubt, vom Relief und der Bodenhaftung wider besseres Wissen abzusehen. Damit greift Cooper einer instrumentellen Perspektive auf das durch den Kolonialismus in Besitz genommene Terrain vor, bei der die räumliche Ausdehnung bald schon direkt in zeitlichen Erschließungsaufwand und in ökonomische Nutzungsbedingungen umgerechnet werden kann. In Coopers The Last of the Mohicans wird die bekannte neuzeitliche philosophische Konstruktionsfigur des Edlen Wilden39 nochmals aufs Neue evoziert, allerdings nur mehr im Modus ihrer ethnographischen wie realpolitischen Marginalisierung. Mit seinen defensiven Pfadfinder-Figuren rückt der eigenwillige Schriftsteller die Handlungsstruktur des Abenteuers in das elegische Licht einer innigen Naturvertrautheit, die gegenüber menschlicher Boshaftigkeit und rassistisch motiviertem Herrschaftsanspruch notwendiger Weise unterliegen muss.
Die amerikanischen Landschaften J. F. Coopers sind ungeachtet ihrer Plot-Einbindung auch von hohem deskriptivem Eigenwert; gleichwohl ließen sich einige ihrer charakteristischen Merkmale (wie Ursprünglichkeit, Unwegsamkeit und unerschöpfliche Weise) bemerkenswert gut in ganz anders geartete kulturräumliche Situationen übertragen. Bekannt sind Charles Baudelaires Bemerkungen über die indianischen Überlebenstugenden, welche der Dschungel der Großstadt erforderte,40 und auch Walter Benjamins Überlegungen zur Verbindung zwischen amerikanischen Abenteuergeschichten und urbanem Detektivroman entwickeln die Analogien zwischen landschaftlichen und semiotischen Orientierungskonzepten weiter.41
Deutsch-Südwest: Das desillusionierte ‚Abenteuer‘ eines Vernichtungsfeldzugs
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sorgt ein wachsendes intertextuelles Bewusstsein für die vielfältige Anschlussfähigkeit der Erzählform des Abenteuers, so dass diese sich bei den diversen Adaptionen in Dorfgeschichte, Reiseroman und Großstadt-Lebenswelt zwar auf phänomenaler Ebene mit immensem zeitgeschichtlichem Material anreichert, während sich zeitgleich die Spielräume des Unerhörten und Inkommensurablen dabei immer mehr eingeengt zeigen. Das Aufkommen der großen Bildungs- und Familienzeitschriften von der Gartenlaube bis Über Land und Meer, in welchen literarisierte Abenteuergeschichten zum standardmäßigen Programmangebot zählten, tat ein Übriges, um die Konjunktur der geographischen âventiuren weiter anzufachen. Einerseits also wuchsen die schiere Menge und innere Vielfalt literarischer Musterbildungen in den Jahrzehnten sogenannten realistischen Erzählens nochmals sprunghaft an, andererseits stieg in gleichem Zuge auch der Bedarf an noch unbearbeiteten Stoffen, Schauplätzen, Reisewegen und Konfigurationen um ein Erhebliches, was gerade die Thematik kultureller Fremdheit zu einer immer knapperen und gefragteren literarischen Ressource werden ließ.
Als radikale Ausflucht aus dem Dilemma eines literarisch informierten und reflektierten Umgangs mit dem Abenteuer-Paradigma bot sich in den letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts und den ersten anderthalb Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die realpolitische Option des Aufbruchs in die neuen Kolonialgebiete an. Da seit 1884 ‚endlich‘ auch das Deutsche Reich im Südwesten und Osten Afrikas, später dann auch an der chinesischen Küste und auf einigen pazifischen Inseln als Kolonialmacht eigenen Rechts hatte Fuß fassen können und dabei eine reichlich inkohärente Sammlung sogenannter Schutzgebiete für sich in Anspruch genommen und besetzt hatte,42 war die literarische Auffrischung etablierter Erzählkonzepte mithilfe des kolonialen Abenteuernarrativs eine der naheliegendsten Optionen. Gerade aus Südwest- und aus Ostafrika brachten Reisende und Kolonialaktivisten eine Vielzahl von Erlebnisberichten, Reiseaufzeichnungen und abenteuerlichen Anekdoten herbei, in welchen die Übergänge aus dem Fundus elementarliterarischer Selbstzeugnisse in die Register gezielter literarischer Überformung oft fließend waren und sich der jeweils verarbeitete dokumentarische Faktengehalt im Nachhinein oft nur mehr schwer bestimmen ließ.
Unter den einflussreichen und Schule machenden Kolonialromanen spielte die Erzählform der Abenteuergeschichte eine erwartungsgemäß dominante Rolle, wobei sowohl der Bewegungsfaktor wie auch das Gefahrenmoment eine ausgeprägt militärische, für Imperialzwecke dienstbar gemachte Komponente erlangten. Als der wichtigste Vertreter dieses Typus ist wohl der 1906 erschienene Roman Peter Moors Fahrt nach Südwest des seinerzeit vorwiegend als Heimatdichter bekannten norddeutschen Pastors und Schriftstellers Gustav Frenssen anzusehen, der mit diesem Werk die Berichte und Erzählungen von Feldzugsteilnehmern verarbeitete, die vor Ort an der Niederschlagung des Aufstandes der Herero und Nama im Jahre 1904 mitgewirkt hatten.43 Frenssen gab seinem Werk im Untertitel die nach Authentizität heischende Gattungsbezeichnung „Ein Feldzugsbericht“ und suggerierte damit, in der Gestalt des Ich-Erzählers Peter Moor ergreife eine unmittelbare Erlebnisinstanz das Wort, um nach der Rückkehr ins Mutterland von ihren Widerfahrnissen und Abenteuern im fernen Afrika zu berichten.44
Frenssens Roman griff zeitnah und instinktsicher ein Sujet auf, in dem sich die geographische Brisanz, der kulturelle Faszinationswert, aber auch die verbrecherische Dimension des nachholenden deutschen Kolonialengagements wie in einem Brennglas bündelten. Der breite und nachhaltige Erfolg von Peter Moors Fahrt nach Südwest (die Auflagen erreichten das 63. Tausend bereits im Erscheinungsjahr, bis 1945 eine halbe Million Exemplare)45 macht dieses Werk zum wohl wichtigsten und populärsten deutschen Kolonialroman überhaupt, dem hinsichtlich seiner ideologischen Bedeutung allenfalls noch Hans Grimms Monumentalroman Volk ohne Raum von 1926 oder auch General Paul von Lettow-Vorbecks Erinnerungen an die Schutztruppen-Kämpfe unter dem Titel Heia Safari von 1920 als vergleichbar durchschlagende kolonialmythische Programmschriften an die Seite gestellt werden können. Vor allem aber markiert Frenssens koloniale Re-Figuration des Abenteuerromans mit einem überdurchschnittlichen Grad an stilistischer Durcharbeitung den (wie auch immer bescheidenen) qualitativen Höhepunkt des Genres der militarisierten Kolonialerzählung; als deren musterhafte Ausprägung bringt sie damit zugleich eine ganze Reihe von Vorläufer- und Nachfolgertexten mit zur Geltung, auf die zur Situierung des Romans und seiner Problematik deshalb kurz einzugehen ist.
Präludiert wurde Frenssens Abenteuergeschichte eines Südwestfahrers schon im Jahr der beginnenden Aufstände selbst von dem Roman Muhérero rikárera! des Jugendbuchautors und Übersetzers Friedrich Meister.46 Dieser hatte in eiligem Produktionsmodus und ohne wirklich detaillierte Kenntnisse der tatsächlichen militärischen Verlaufsgeschichte den Schauplatz bzw. das Milieu der Feldzugssituation aufgegriffen, um darin eine banale Heldengeschichte konventionellen Typs abzuhandeln, bei der zwei aus Deutschland auf Umwegen in die afrikanischen Schutzgebiete verschlagene Freunde sich als Soldaten bei den Kämpfen zu bewähren haben, um daraufhin körperlich einigermaßen unbeschadet, aber moralisch geläutert nach Hause zurückzukehren. Obwohl Meister sich mit dem Romantitel demonstrativ der Herero-Sprache selbst bedient – Muhérero rikárera! heißt soviel wie ‚Nimm dich in acht, Herero!‘, ist also als kenntnisreiche Warnung an die aufständischen Gegner gedacht –, kommen in seiner Fassung nur wenige landeskundliche oder politische Aspekte der zum Sujet dienenden Vorkommnisse zum Tragen. Meister war zuvor vor allem als Übersetzer des Robinson Crusoe und der Leatherstocking Tales von J. F. Cooper hervorgetreten; der Einfluss Coopers ist seiner allerdings eher dürftig umgesetzten Abenteuer-Dramaturgie im afrikanischen Südwesten an vielen Stellen deutlich anzumerken.47 So entspinnt sich die Romanintrige hauptsächlich um die über weite Strecken getrennt verlaufenden Schicksale der beiden kämpfenden Freunde; der scheinbar Draufgängerische gerät früh in die Gefangenschaft der Aufständischen, worauf der vermeintlich zögerliche und zurückhaltende Freund nichts unversucht lässt, unter Einsatz des eigenen Lebens den bedrohten Freund wieder aus den Fängen der Rebellen zu befreien. Die Kriegslisten der ‚Eingeborenen‘ und ihre Assimilation an europäische Kleidung48 erinnern an vergleichbare Szenen Coopers aus dem French and Indian War. Im Erzählrepertoire des Geländekriegs, der Spurensuche, Verfolgungsritte und Belagerungstechniken schlagen die Anregungen durch Coopers Mohikaner-Roman so prägnant und stilbildend durch, dass die afrikanische Geographie und die konkrete politische Konstellation dabei vollständig verblassen.49
Insofern konnte der rasch erzielte Tageserfolg Friedrich Meisters eigentlich nur diejenige Lücke und Stelle im zeitgenössischen literarischen Feld eröffnen, die dann gründlicher, einlässlicher und nachhaltiger vom viel genauer gearbeiteten Roman Frenssens ausgefüllt wurde. Als Nachklang zu Frenssens Peter Moor wiederum lassen sich einige in der Folge erschienene Werke bewerten; explizit geschieht die Anknüpfung an Frenssens Erfolgsbuch etwa in dem von Lena Haase 1910 vorgelegten Mädchenroman Raggy’s Fahrt nach Südwest.50 Als einflussreiche Fortschreibung der Thematik im Kontext kolonialrevanchistischer Ambitionen und des aufkommenden NS-Regimes fungierte insbesondere das schon genannte Propagandaepos Volk ohne Raum des Kolonialschriftstellers Hans Grimm, der sowohl auf den rezenten völkischen Rassismus wie auch auf die geostrategischen Theoreme des Berliner Kulturgeographen Friedrich Ratzel zurückgriff.51
Eine Art von kontrapunktischer Ära in der Wirkungsgeschichte von Frenssens Peter Moor schließlich wird durch den antikolonialistischen Roman Morenga des von der 68er Studentenrevolte geprägten Uwe Timm eingeleitet, der im Jahr 1978 auf der Basis eigener Quellenstudien eine dezidierte Gegenfigur und Gegenversion zu dem erbarmungslosen Soldatentypus Frenssens vorstellt.52 Lange vor der Ankunft postkolonialer Theoreme und Schreibprogramme im deutschsprachigen Raum erfolgt mit Timms Morenga der wichtige Schwenk auf die Gegengeschichte und ihre afrikanischen Protagonisten. Zu den jüngeren, ebenfalls überwiegend kolonialkritischen Adaptionen des Sujets zählen übrigens neben dem detailverliebten Herero-Roman des Comiczeichners Gerhard Seyfried (2003) u.a. der Roman Ein unsichtbares Land (2003) von Stephan Wackwitz, der von Christof Hamann vorgelegte Episodenroman Fester (2003) sowie der Roman Der Schrei der Hyänen (2004), für den (neben Koautorin Andrea Paluch) der heutige Grünen-Politiker Robert Habeck verantwortlich zeichnet.53 Dass alle zuletzt genannten Arbeiten sich, von Seyfried abgesehen, aufgrund ihrer kritischen Grundhaltung vom Abenteuernarrativ weitgehend lösen, ist leicht nachzuvollziehen. Ebenso einleuchtend ist der Umstand, dass diese Romane allesamt in den Jahren 2003 und 2004, in dichter Aufeinanderfolge also, erschienen sind – ins Jahr 2004 fiel schließlich jener mit Spannung erwartete Gedenktag hundert Jahre nach Beginn der Aufstände, wo mit der deutschen Entwicklungsministerin (Heidemarie Wieczorek-Zeul) erstmals eine regierungsoffizielle Stelle vor Ort, in der namibischen Kleinstadt Okakarara, für den von deutschen Soldaten verübten Vernichtungskrieg eine zumindest symbolische Art der Verantwortung übernahm.
Der militärische Einsatz deutscher Kolonialtruppen und beigezogener Marinesoldaten gegen die Herero und Nama war 1904 eine der ersten größeren, organisierten Kampfhandlungen in den vom Deutschen Reich annektierten Gebieten und sowohl wegen der Brutalität der Kriegsführung wie auch wegen den erheblichen Verlusten an deutschen Soldaten in der politischen Öffentlichkeit ein durchaus umstrittener Vorgang. Dass sich die namibischen Herero und Nama gegen die Zerstörung ihrer traditionellen Wirtschaftsformen und Lebensweisen zur Wehr setzten, indem sie ihrerseits die deutschen Bahnanlagen und Telegraphenlinien sabotierten, wurde zwar auf deutscher Seite nur von einer kleinen Minderheit als ein legitimes Anliegen der Gegenwehr beurteilt,54 doch war in den zeitgenössischen Debatten um die Ereignisse zumindest ein gewisses Gespür dafür anzutreffen, dass es sich bei den eskalierenden Gefechten um ein militärisches Kräftemessen mit höchst ungleich verteilten Positionen und Möglichkeiten handelte, vor allem, nachdem Gouverneur Theodor Leutwein im Februar 1904 durch den nach Südwest entsandten Generalleutnant Lothar von Trotha abgelöst worden war und dieser daraufhin erhebliche militärische Ressourcen an die Kolonialfront beorderte.
De facto endete die gewaltsame Niederschlagung des Aufstandes damit, dass die afrikanischen Menschen – und zwar nicht nur die aktiven Krieger, sondern auch einfache Farmer, Frauen und Kinder – von den deutschen Truppen mit Waffengewalt von den überlebenswichtigen Wasserressourcen vertrieben wurden, immer weiter ostwärts in die Wüstengebiete hinein und in den sicheren „Dursttod“, wie auch Frenssens Protagonist wiederholte Male ausdrücklich und unbeschönigt feststellt.55 Die Schlacht am „Waterberg“ vom 11. August und die anschließende Zurückdrängung der Hererogruppen in die Omaheke-Wüste waren nicht nur kriegsentscheidend, diese Manöver führten bewusst und absichtsvoll den qualvollen Tod zehntausender Menschen herbei. Nach allen damaligen internationalen Standards war diese Form eines entschiedenen und systematischen Vernichtungsfeldzuges als klares Kriegsverbrechen einzustufen, sie trägt, wie die heutige Forschung sich einig ist, die Züge eines Genozids.56
Eine Hauptaufgabe des literarischen Darstellungskonzeptes in Frenssens Feldzugsroman bestand darin, die große öffentliche Aufmerksamkeit für die nur kurz zurückliegenden Vorgänge in Deutsch-Südwestafrika als Distributionsvehikel für seine eigene Version der Dinge zu nutzen und dabei zugleich die möglicherweise negativen Affekte des potentiellen Publikums durch eine geeignete Strategie der ästhetisch-heroischen Aufbereitung des Geschehens möglichst im Voraus schon zu entkräften. Diese Gratwanderung ging Frenssen durch eine originelle stilistische Kombinatorik aus ‚sentimental‘ romantischen und ‚brutal‘ realistischen Elementen an. Hierbei werden sowohl etablierte kulturgeographische Klischees wie auch Spannungsmuster des Abenteuerromans gezielt aufgerufen und affirmiert; diese erfahren dann aber eine nachhaltige Brechung durch massive, schockartig eingesetzte Desillusionierungseffekte. Der Grundton der Erzählhaltung ist lapidar, verknappend, auf kontrastive Wirkung kalkuliert, wovon schon die ersten Zeilen des Textes eine Anschauung bieten, in welchen der junge Held die schicksalhaften Wendungen seiner Zukunftsträume und seiner Berufswahl kommentiert:
Als ich ein kleiner Junge war, wollte ich Kutscher oder Briefträger werden; das gefiel meiner Mutter sehr. Als ich ein großer Junge war, wollte ich nach Amerika; da schalt sie mich. So um die Zeit, als die Schuljahre zu Ende gingen, sagte ich eines Tages, ich möchte am liebsten Seemann werden; da fing sie an zu weinen.57
Die Klimax der hier aufgereihten Berufswünsche ist durchaus folgerichtig und liegt klar im Trend der ins Globale, ins Technische und ins Kriegerische führenden modernen Wachstumsdynamik. Für Frenssens Protagonisten Peter Moor geht die hübsche Dramaturgie vom Kutscher oder Briefträger zum Amerikafahrer und Marineangehörigen augenscheinlich auf Kosten einer fühlenden und fürsorglichen Mutter; deren kummervolles Widerstreben, den groß gewordenen Sohn in die weite Welt hinaus ziehen zu lassen, übt innerhalb des Abenteuer-Narrativs auf den erlebnishungrigen Nachwuchs geradezu eine repulsive Katapultwirkung aus.
Doch ganz so einfach ist bzw. bleibt es bei Frenssen nicht. Die bodenständige Herdwärme der Frauen und Mütter ist ein rekurrentes Motiv durch sämtliche Widerfahrnisse des fernen Erdteils hindurch. Das rührende Motiv weiblich-mütterlicher Häuslichkeit bildet den emotionalen und ideologischen Ankerplatz, von dem aus (und für den) die Ausfahrt des Helden und seine koloniale Mission zu allererst ihre moralische Berechtigung erlangen. Je abgebrühter, je sonnenverbrannter und je schmutziger der Protagonist durch die verschiedenen afrikanischen Episoden sich ausnimmt – und er erlebt hier stufenweise eine bedenklich anwachsende Verrohung, Verhärtung und Verdunklung an Leib und Seele –, desto dringlicher und wünschenswerter erscheint es ihm, die Verbindung zur mütterlich-familiären raison d’être des eigenen Daseins und In-die-Welt-Ziehens nicht aus dem Blick zu verlieren. Es ist augenfällig, dass sich Frenssen im Namen seines Protagonisten des mimetischen Potentials der going native-Erzählmuster bedient; Peter ist schon von Hause aus und Kraft seiner Herkunft ein „Moor“, insofern überdeutlich prädestiniert, den schwarzen Erdteil zu befahren. Dass der Protagonist auf dem langen Leidens- und Bewährungswege dieses Romans, beginnend mit der ersten, an Bord erfolgenden Einkleidung in eine tropentaugliche Kaki-Uniform, sodann weiter über die zahlreichen Rückschläge, Entbehrungen und Erkrankungen in Südwest, sich eine zunehmend gegerbte, dreckstarrende Außenhaut zulegen wird, die ihn allmählich spürbar schwärzer, schwerer und schwermütiger macht, ist ein demonstrativer ästhetischer Gradmesser für den Prozess einer unvermeidlichen assimilatorischen Verwilderung, durch die der Afrikakrieger den Tribut seiner Anpassung an die entfesselte koloniale Gewalt zu entrichten hat.
Zunächst folgt Peter Moors Reise ins afrikanische Kolonialgebiet der üblichen Route und berührt sämtliche der erwartbaren Topoi. Da ist als atmosphärische Grundierung des Reisevorgangs die ungeheure Weite des Ozeans und der auf ihm zu überwindenden Zeit- und Raumdistanzen.58 Da ist auf Seiten des handelnden Subjekts die jugendliche Ungeduld eines die Enge der provinziellen Herkunft hinter sich lassenden Draufgängers, den wie seine Kameraden nur die Befürchtung bange macht, „daß der Aufstand vielleicht niedergeschlagen sein könnte, wenn wir einträfen“;59 und da ist auf der Objektseite als Zielbeschreibung eine stereotype Mixtur gängiger Afrika-Erwartungen, an deren Bestätigung die Reisedramaturgie zunächst ein geradezu tautologisches Werk tut.
Wir wollten doch wenigstens das Land betreten haben und nachher zu Hause von den afrikanischen Urwäldern, Affenherden und Antilopenrudeln erzählen können und von Strohhütten unter hohen Palmenschatten.60
Weil aber diese Vorausklischees so ganz dem aus Reiseberichten, Familienblättern und Bildungsorganen bekannten Afrikabild entspringen, gerät die nachfolgende Durchführung des Abenteuernarrativs unter die schwierige Rahmenvorgabe eines poetologischen Wirkungsdilemmas. Denn entweder treffen die evozierten Erwartungsmuster auf dem nachfolgenden faktographischen Reiseweg auch ein, was ihre erzählerische Ausgestaltung dann unter die rezeptionsdämpfende Einschränkung einer gewissen Redundanz stellt. So war es bei Frenssens Vorläufertext, Meisters Muhérero rikárera!, über weite Strecken der Fall. Oder aber es ergibt sich vor Ort jener (etwa an Jüngers Afrikanischen Spielen gezeigte) Diskrepanzeffekt, dass die konventionell gefassten Erwartungen durch die Reise- und Kriegserlebnisse des Protagonisten gründlich falsifiziert werden und einer ungeschönten, grausamen Wahrheit weichen müssen, die im Falle dieser asymmetrischen Kriegsführung nur von unwirtlichen Wüstenlandstrichen und erbittertem Rassenkampf erzählen kann.
Auf die in Frenssens Konzept fast marginal gehaltene Gefahr eines tautologischen Leerlaufs spielt etwa die noch vom Dampfer aus perspektivierte Schilderung der ersten Begegnung mit dem afrikanischen Festland an, bei welcher Gelegenheit der Ich-Erzähler festhält:
Am siebenten Tag nach Teneriffa sahen wir die Küste von Afrika aufsteigen. Sie war ganz so, wie wir sie uns gedacht hatten: liebliche Hütten unter Palmen, viele hohe und schöne Bäume an sanft aufsteigenden grünen Hügeln und es wimmelte von Menschen. Daß sie schwarz waren, konnten wir noch nicht sehen.61
Der letzte Satz des Zitats ist ein treffliches Anschauungsbeispiel für die in Frenssens Erzählvorgang permanent zu beobachtende Interferenz zwischen dokumentarischen und ideologischen Darstellungsimpulsen. Die schwarze Hautfarbe der Bewohner Afrikas ist ein Bestandteil kulturellen (Vor-)Wissens und als solcher derart solide etabliert, dass man die Schwärze der Menschen im Einzelfall gar nicht empirisch sehen zu können braucht, um sie semantisch eben doch zu sehen. An dieser Stelle kippt die Schilderung aus dem subjektiven Wahrnehmungsprotokoll in eine rhetorisch aufgerufene europäische Topik zurück, die von vornherein schon den dunklen Kontinent und seine Menschen auf die Farbe schwarz und das metonymische Merkmal der ‚Dunkelheit‘ festgelegt hat.62
Wer freilich von seiner Abenteuerfahrt nur mehr Bestätigungen tradierten Vorwissens nach Hause zu bringen hätte, der würde diegetisch mit allzu schmaler Beute dastehen. Sobald es zur ersten leibhaftigen Inaugenscheinnahme der in Senegal temporär an Bord geholten, sklavenartigen Hilfsarbeiter kommt, macht der Ich-Erzähler aus seiner vehementen, rassistisch motivierten Abwertung dieser Menschen keinen Hehl mehr. Ab jetzt kann er den Seinen für später Details darüber zusammentragen, wie fremdartig und gefährlich das Zusammentreffen mit den afrikanischen Menschen wirklich ist.
In meiner freien Zeit stand ich oft bei den Schwarzen und beobachtete sie, wie sie friedlich beieinander saßen und in gurgelnden Tönen miteinander schwatzten, und wie sie um die großen Eßtöpfe hockten, mit den Fingern eine Unmenge Reis zum Munde führten, und mit ihren großen, knarrenden Tiergebissen Beine, Gekröse und Eingeweide ungereinigt fraßen; es schien ihnen gar nicht drauf anzukommen, etwas Schmackhaftes zu essen, sondern nur, ihren Bauch zu füllen.63
Hier ist wohlgemerkt noch nicht von den aufrührerischen ‚Feinden‘ innerhalb der deutsch besetzten Gebiete die Rede; doch selbst bei den an Bord geholten schwarzen Arbeitskräften weigert sich der Ich-Erzähler, ihnen den semantischen Status von Mitmenschen zuzuerkennen; sie haben keine Sprache, sondern verständigen sich mittels gurgelnder Töne; sie sind unfähig, eine gesittete Mahlzeit einzunehmen, und verschlingen stattdessen mit ihren „Tiergebissen“ ekelerregende Nahrung auf denkbar primitivste Weise.
Wenn die rassistisch motivierte Ablehnung der afrikanischen Bevölkerung derart krass und vehement ausfällt, dass sie den Projektionsraum der Abenteuersehnsucht durch abjekte Impulse überschreibt,64 so ist mit dieser Schilderung in rezeptionsästhetischer Hinsicht eben doch ein merklich größerer Neuigkeitswert zu erzielen als mit der lahmen und lesebuchartigen Reproduktion exotistischer Landschaftsklischees. Insbesondere die Kontaktnahme mit dem eigentlichen Zielgebiet wird von Affekten der Ernüchterung, Enttäuschung und Empörung flankiert. Als das Schiff vor Swakopmund eintrifft, sind „auf dem kahlen Sande“ nur „lange Baracken zu sehen“,65 und beim Landgang stehen auch keine begeisterten Kolonisten zur Begrüßung Spalier, „überglücklich, daß endlich Hilfe käme“, sondern da ist überhaupt nur ein einziger Beobachter auszumachen, der von seinem Winkel aus die Ankömmlinge „gleichmütig und fast spöttisch“ zu mustern scheint.66 Die klägliche, geradezu abstoßende Szenerie der Ankunft in Swakopmund kann geradezu als „ein zentraler Topos der Belletristik über ‚Südwest‘“ gelten, wie u.a. Gesine Krüger und Stefan Hermes das breitere Feld des einschlägigen kolonialen Schrifttums kommentieren.67 Auch den klapprigen, nur aus Transportgerüsten bestehenden Zug, der die Truppe weiter in die Hauptstand Windhuk bringt, taxieren die Marinesoldaten „mißtrauisch und verwundert“.68 Stück um Stück geraten sie tiefer hinein in die reale Misere feindlicher Lebensbedingungen und unzureichender Ausstattung.
Die Sonne „glühte […] trocken und heiß“, der „Weg war ziemlich hügelig“, an einer der wenigen schattigen Stellen war „ein schönes, stattliches Farmhaus von den Schwarzen ganz und gar zerstört worden“; wiederholt glaubt der Feldzugteilnehmer zu spüren, „daß ein dunkler Körper da irgendwo an einem Busch im Grase kauerte“.69 Das Schlimmste aber sind die unberechenbaren und kaum zu lokalisierenden Feindattacken. Oft tragen die Angreifer dabei sogar Stücke von Schutztruppen-Uniformen und setzen deutsche Waffen ein, die ihnen in die Hände gefallen waren. Die von Homi K. Bhabha thematisierten Phänomene „kolonialer Mimikry“70 treten in Deutsch-Südwest sogar in wechselseitiger Ausprägung auf, weil den in helle Uniformröcke gehüllten Herero zunehmend eingeschmutzte und sonnengegerbte Marinesoldaten gegenüberstehen, die hoch zu Pferde zunächst ohnehin keine gute Figur machen. Bei einer Sondierung des Terrains kehrt von der eingesetzten Patrouille nicht einmal die Hälfte der Reiter lebend zurück. Der Protagonist, der gänzlich unerfahren in ein schlimmes Gefecht verwickelt wurde, zeigt sich verwundert darüber, dass nach dem feindlichen Überfall „merkwürdig viele Tote und wenige Verwundete“ übrigblieben. Ein erfahrener Kamerad muss ihm beibringen, dass die Regeln der Knappheit in diesen Wüstengebieten keine unnützen Kostgänger erlauben, und sagt: „Sei nicht so dumm. Sie machen keine Gefangenen. Wir tun’s ja auch nicht.“71 Immer wieder kommt es zu überraschenden Überfällen der Aufständischen und bei den eigenen Kundschaftertrupps zu hohen Verlusten; wiederholt erinnern Brandreste oder Leichenfunde die Schutztruppler daran, dass ihre Kriegsführung unter den verschärften Bedingungen menschenleerer, wenig erschlossener wasserarmer Gebiete gegen zweierlei Feinde zugleich gerichtet ist, sowohl gegen die extremen Witterungsbedingungen der Landschaft wie auch gegen die sich darin mit kundiger Vertrautheit bewegenden Menschen.
In dieser zwiespältigen Ausfaltung kann die Gefahrensituation sowohl von der äußeren Natur wie von den feindlichen Kämpfern ausgehen; darin kommt Frenssens Feldzugsroman dem Cooper’schen Narrativ der Indianergeschichten besonders nahe. Denn oft war es bei Cooper innerhalb der kaskadenhaft vorwärtsstürzenden Episodenreihe auf geradezu systematische Weise unklar, ob nun gerade die Widrigkeiten des Terrains, die Schlichen der Indianer oder die Begehrlichkeiten der Mitkolonisten als dringlichste unter den Gefahrenquellen eingestuft werden sollten; genauer gesagt, wechselte die Frontbildung im Fortgang der episodischen Einzelszenen mehrfach und forderte je nach Sachlage zu unterschiedlichen Allianzbildungen und Abwehrhaltungen auf. Und wenn in den Leatherstocking Tales die Verteilungs- und Überlebenskämpfe zwischen autochthonen und usurpierenden Bevölkerungsgruppen strukturell in die zeitgleich ablaufenden weißen Imperialkonflikte eingebettet waren – dann verhält es sich im scramble for Africa durchaus ähnlich, weil die militante Erschließung von kolonialen Einflusssphären ebenfalls eine überdeterminierte Problemlage schafft. Während für Cooper allerdings die landschaftskundigen Tugenden des Pfadfindertums nicht nur eine militärisch-strategische Funktion besaßen, sondern auch an die natürlichen Gesetzmäßigkeiten des Mensch-Umwelt-Verhältnisses erinnerten, kommt dem überwiegend hostilen landschaftlichen Raum im Falle Frenssens eine eindeutig gewaltverschärfende und -legitimierende Rolle zu. Unter der „Weite, Öde und Hitze des Landes“72 wird auch der Protagonist zunehmend gleichgültig und zu unrühmlichen Brutalitäten bereit.
Es fehlt den deutschen Truppen bei ihrem Ausschwärmen ins Hinterland an Proviant, vor allem an frischem, sauberem Trinkwasser; durch schlechte Ernährung und verdorbenes Wasser bricht im Feldlager eine Typhusepidemie aus, die mindestens ein Viertel der Mannschaft vollständig lahmlegt.73 Unter den Schwerkranken reden viele nur noch davon, wieder nach Hause zu kommen. Der „Feldzug“ insgesamt ist, wie den Soldaten von höherer Stelle mitgeteilt wird, in dieser schwierigen Phase „vorläufig ganz zum Stillstand gekommen“, weil der Aufstand für die geringe Stärke der Truppen „allzumächtig emporgelodert war.“74 Auch psychologisch sind die Grenzen eines kurz und knapp absolvierbaren Afrika-Abenteuers längst überschritten. Einer der moribunden Kameraden vertraut Peter Moor mit letzter Kraft an, „daß ihm alles, alles, was wir erlebt hatten, seit wir Kiel verlassen hatten, unheimlich und grausig gewesen war.“75 Der Protagonist gibt sich Mühe, der depressiven Grundstimmung innerhalb der Truppe in Momenten einsamer Zwiesprache mit der Landschaft etwas entgegenzusetzen. „Aber gerade nach solchen Unterhaltungen ging ich gerne allein auf die Veranda und sah nach Westen ins weite Land hinaus und sah die Sonne versinken.“76
Der demonstrative Blick ins Weite hat als symbolische Geste besonderes Gewicht; er signalisiert Zukunftsfähigkeit und Besitzerstolz, als könne nur von der Ressource des geographischen Raumes selbst die Ermächtigung zur kolonialen Inbesitznahme kommen. Eine andere Form von symbolisch codierten Blickvorgängen setzt Frenssen bei der zwischenzeitlichen Rückkehr des Protagonisten nach Windhuk, in die Vorposten der Zivilisation also, in Szene. Nachdem sie zuvor „zwei Tage lang durch öde, menschenleere Gegend geritten waren“, treffen der Ich-Erzähler und seine Kameraden am Rande der Stadt auf eine von deutschen Kolonisten gehaltene Farm und beobachten im Vorbeireiten im „Schatten einer Veranda […] eine deutsche Frau“, die „ein kleines Kind auf dem Arm“ hielt. „Wie wir hinsahen!“ lautet der emphatische Kommentar des Protagonisten.77 Hier ist erneut das Motiv jenes mütterlichen Ankerplatzes aufgenommen, das die zivilisatorische Mission deutschen Siedlertums in der Welt bildstark zum Ausdruck bringt.
Der Rückzug des dezimierten Häufleins auf den eigenen Stützpunkt formuliert insofern trotz angeknackster Kampfmoral nur eine Zwischenbilanz im Kriegsgeschehen. Eng an die weitere faktische Ereignischronik angelehnt, beschreibt Frenssen in der zweiten Hälfte des Romans die Vorbereitungen der Schutztruppler zu jener großen Schlacht am Waterberg, die mit dem Einsatz von Maschinengewehren78 und anderem überlegenen Gerät eine unerwartet rasche und vollständige Wende im Kampf gegen die Aufständischen herbeiführt. Das Knattern der Schüsse und die von ihnen verbreitete „rasende Kugelsaat“ werden vom Ich-Erzähler nicht etwa im Sinne einer unheroischen Asymmetrie problematisiert, sondern als ästhetische Indizien massiver technischer Überlegenheit freudig hervorgehoben: „Wie schön das klang!“79 Hier mähten auf freiem Schussfeld postierte Maschinengewehre ungedeckte Fußtruppen nieder.
‚Ritterlich‘ konnte diese Kriegsführung allenfalls in einem diegetisch-handwerklichen Sinne erscheinen. Denn im Blick auf das Erzählschema der mittelalterlichen âventiure im höfischen Artusroman lässt sich bei der zweimalig aufgenommenen Strafexpedition gegen die Herero von einem nahezu schulmäßig durchgeführten doppelten Kursus dieses kolonialen Kriegsabenteuers sprechen.80 Die Vorgehensweise der deutschen Verbände war im zweiten Anlauf nun deutlich koordinierter und nahm militärstrategisch jene Lernprozesse vorweg, die sich ein Jahrzehnt später auf größerer Stufe beim Stellungskrieg an den westlichen Fronten in Mitteleuropa mit millionenfachen Verlusten an Menschenleben wiederholen sollten; abermals kam es dort dann zur ungleichzeitigen Gegenüberstellung von Maschinengewehren und Kavallerie. Ernst Jünger legte dazu ex post die Analyse vor, dass aufgrund technikgeschichtlicher Verschiebungen das Zusammenspiel der beiden Kriegsfaktoren Feuer und Bewegung in eine massive Entwicklungsdiskrepanz getreten war.81 Weil aber im Ersten Weltkrieg an der Westfront die technischen Fortschritte der Feuerkraft beiderseits gleichermaßen zur Verfügung standen, war im Herbst 1914 einer Kriegsführung mittels schneller Eroberungsvorstöße (Stichwort: „Schlieffenplan“) aufgrund der überlegenen Defensivwaffen schon nach wenigen Wochen ein definitives Ende bereitet worden. Die dichotome und stationäre Logik der Front überschrieb damit auf zermürbende Weise die Bewegungsimpulse von abenteuerlicher Fahrt und Landnahme. Was nun eintrat, war ein mehrjähriger Grabenkrieg, bei dem gut verschanzte feindliche Stellungen selbst mit extrem verlustreichen Sturmangriffen, jenem später etwa von der Existenzphilosophie Martin Heideggers glorifizierten „Vorlaufen zum Tode“, kaum zu erobern waren.82
In dieser Hinsicht lagen die Dinge anders, als die mit Schnellfeuerwaffen ausgerüsteten deutschen Truppen im August 1904 gegen eine aufgeriebene Schar von Hererokämpfern zum letzten vernichtenden Schlag ausholten. „Im Halbkreis lagen sie um den Feind, bereit, ihn morgen gegen die Wand des breiten Berges zu drücken, vor dem er stand.“83 Zur dramaturgischen Klimax des afrikanischen Feldzuges platziert Frenssen das Szenario eines gelungenen Sturmangriffs, eines Manövers, das als hartnäckiges Phantasma fatalerweise noch in den Militärstrategien der westlichen Weltkriegsfront jahrelang für unsinnige Opfergänge sorgte. Ein letztes Mal scheint sich hier das Bewegungsmoment der Fahrt, allerdings ganz in die operative Wucht eines heimtückischen Vernichtungsschlages gebündelt, in der kolonialen Konfrontation selbst als Ausweg und ‚Lösung‘ anzubieten.
Nun gellte der Ruf. Niemals in meinem Leben vergesse ich ihn. Mit wildem Schreien, mit verzerrten Gesichtern, mit trockenen, brennenden Augen sprangen wir auf und stürmten vorwärts. Die Feinde sprangen, schossen und stoben mit lautem Schreien zurück. Wir liefen ohne Unterbrechung schreiend, fluchend, schießend bis zu der ziemlich großen Lichtung, auf der die heißbegehrten Wasserlöcher lagen, und gleich darüber weg bis an ihren jenseitigen Rand, wo der Busch wieder anfing.84
Bei diesem Angriff führt der geballte Vorstoß zur Vernichtung der Aufständischen auf ganzer Linie. „So kam allmählich der Morgen. / Da stießen einige Patrouillen vorsichtig vor. Und da erfuhren wir zu unserer großen Verwunderung, daß der Feind abgezogen war, und zwar in wilder Flucht.“85 Dass in der Folge zehntausende von Herero in der Omaheke-Wüste qualvoll verdursteten, ist dem deutschen Feldzug-Protagonisten durchaus bewusst und wird vom manifesten Erzählvorgang keinesfalls verschwiegen. „Von einer Anhöhe aus sahen wir, wie zwei mächtige Staubwolken eilig nach Osten und Nordosten zogen, hinein in den Dursttod. Aber auch wir waren am Ende.“86
Erschöpft, krank, verdreckt und vor allem: auf eine uneingestandene Weise schuldbeladen kehren die Kolonialkrieger in die Hauptstadt zurück, worauf einige sich sogleich der neuen Kampagne gegen den inzwischen entfachten Aufstand der Nama anschließen, während andere, wie der Ich-Erzähler selbst, sich krankheitsbedingt für die Rückreise nach Europa einschiffen lassen. Für Peter Moor war die Afrikareise zum unerwarteten Weg in die Selbstbrutalisierung geworden, in einen durch rassistische Radikalisierung beantworteten Alteritätsschock, so dass ihm bei der Heimkehr die zuvor als ereignisarm beklagte mütterliche Herkunftswelt in neuer Kostbarkeit aufleuchtet. Wie in einer umgekehrten talking cure beginnt der an Leib und Seele verwilderte Rückkehrer nun sogleich, triviale Anekdoten aus dem Schoße der eigenen Familie begierig aufzusaugen, denn er bedarf dringend der infantilen Regression. Obwohl Peter Moor nur für gerade einmal sieben Monate in der Fremde gewesen war, umfasst seine dunkle afrikanische Seelenlast ein Vielfaches dieses Zeitraumes und würde, den Schlussworten des Erzählers zufolge, selbst die epochale Erzählstrecke des Zauberberg-Romans an Erlebnisschwere aufwiegen.
Wie ich so in meiner angetragenen, schmutzfarbenen Korduniform, mit dem sonnenverbrannten dunkeln Gesicht den Jungfernstieg entlang schlenderte, gesellte sich ein Mann in mittlerem Alter zu mir, der mich im Weitergehen dies und das fragte. Im Laufe des Gesprächs kam es heraus, daß ich schon oft im Elternhause von ihm gehört hatte; denn er war von Kind an mit meinen Eltern bekannt gewesen und hatte sie neulich wieder besucht. Da fing ich an, nach allen zu Hause zu fragen, und hörte nicht auf damit. Es war mir, als wenn ich sieben Jahre von Hause fortgewesen wäre.87
Thomas Mann, Der Zauberberg, in: ders., Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Werke – Briefe – Tagebücher, 23 Bände, hg. v. Heinrich Deterding u.a., Frankfurt a.M.: S. Fischer 2002–2012, Bd. 5.1, hg. v. Michael Neumann, S. 11.
Mann, Der Zauberberg, S. 11.
Zum Roman liegen eine Fülle von textgenetischen, wissens- und diskursgeschichtlichen Studien vor; vgl. zum Forschungsstand Katrin Max, „Der Zauberberg“, in: Thomas Mann Handbuch, hg. v. Andreas Blödorn u. Friedhelm Marx, Stuttgart: J. B. Metzler 2015, S. 32–42; zum „Vorsatz“ des Romans vgl. insbesondere Marcel Lepper, „Vorsätzlich. Zur Struktur des Zauberbergs“, in: Thomas Mann. Neue kulturwissenschaftliche Lektüren, hg. v. Stefan Börnchen u.a., München: Wilhelm Fink 2012, S. 383–400; ferner: Stefan Bodo Würffel, „Zeitkrankheit – Zeitdiagnose aus der Sicht des Zauberbergs. Die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges – in Davos erlebt“, in: Das „Zauberberg“-Symposium 1994 in Davos, hg. v. Thomas Sprecher, Frankfurt a.M.: Vittorio Klostermann 1995, S. 197–224.
Max Frisch, Homo faber. Ein Bericht, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1980, S. 14.
Frisch, Homo faber, S. 22.
Frisch, Homo faber, S. 22 f., 24.
Zur Frage des Aufeinandertreffens von Technik und Erlebnis vgl. Melanie Rohner, Farbbekenntnisse. Postkoloniale Perspektiven auf Max Frischs Stiller und Homo faber, Bielefeld: Aisthesis 2014; Klaus Müller-Salget, „Oedipus und die Sphinx: Technik, Natur und Mythos in Max Frischs Homo faber“, in: Literatur ist Widerstand. Aufsätze aus drei Jahrzenten, hg. v. Klaus Müller-Salget, Innsbruck: Univ. Innsbruck 2005 (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Bd. 69), S. 137–147; Wolfgang Gast, „Zukunftsmodell ‚Technischer Fortschritt‘?: Max Frischs Roman Homo Faber (1957) und Volker Schlöndorffs filmische Interpretation (1991)“, in: Reden und Schweigen in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hg. v. Carsten Gansel, Dresden: Neisse-Verlag 2006, S. 135–152.
Walter Benjamin, „Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Nikolai Lesskows [1936]“, in: ders., Gesammelte Schriften, 7 Bände, hg. v. Rolf Tiedemann u. Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1974–1989, Bd. II, S. 438–465; vgl. Alexander Honold, „Noch einmal. Erzählen als Wiederholung – Benjamins Wiederholung des Erzählens“, in: Walter Benjamin, Erzählen. Schriften zur Theorie der Narration und zur literarischen Prosa. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Alexander Honold, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2007, S. 303–342.
Ernst Jünger, Afrikanische Spiele, in: ders., Sämtliche Werke. Erzählende Schriften I, 22 Bände, Stuttgart: Ernst Klett – Johann G. Cotta 1978–2003, Bd. 15; zu den Textstufen vgl. Volker Mergenthaler, „Afrikanische Spiele“, in: Ernst Jünger-Handbuch, hg. v. Matthias Schöning, Stuttgart: J. B. Metzler 2014, S. 123–130.
Die „literarische Überformung“ und fiktionale Differenz gegenüber dem autobiographischen Material betont Steffen Martus, Ernst Jünger, Stuttgart: J. B. Metzler 2001, S. 110.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 77.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 77 f.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 80.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 82; vgl. Martus, Ernst Jünger, S. 113.
„Sein Grundirrtum besteht im Glauben an einen geographischen Fluchtpunkt, wohingegen das wahre Ziel in einer bestimmten inneren Einstellung liege.“ (Martus, Ernst Jünger, S. 113).
Vgl. Mergenthaler, „Afrikanische Spiele“, S. 126.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 135.
Es handelt sich bei dieser Figur des Freundes um Karl Rickert, dem Jünger die Schrift An einen verschollenen Freund (1930) widmete und der in den Afrikanischen Spielen unter dem Namen Charles Benoit auftaucht (vgl. Martus, Ernst Jünger, S. 110).
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 135.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 172.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 194.
Jünger, Afrikanische Spiele, S. 241 u. 245.
Jüngers Afrikanische Spiele „illustrieren“ demzufolge, so die Einschätzung von Steffen Martus, den gleichen „epochentypischen Vorgang der Desillusionierung wie der Beginn der Stahlgewitter“ (Martus, Ernst Jünger, S. 110).
Desillusionierung als Programm des neuzeitlichen Romans – so lautete schon der Befund bei Georg Lukács in seiner während des Ersten Weltkriegs verfassten literaturgeschichtlichen Studie zur Theorie des Romans; vgl. Georg Lukács, Die Theorie des Romans, Neuwied u.a.: Luchterhand 1971 [1920], S. 103.
Joseph Conrad, Heart of Darkness, hg. v. Owen Knowles u. Robert Hampson, London: Penguin Classics 2016, S. 5. Zur literarischen Produktivität dieses späten, selbstreflexiven Kolonialnarrativs auch für die deutschsprachige Literatur vgl. Mathias N. Lorenz, Distant Kinship – Entfernte Verwandtschaft. Joseph Conrads „Heart of Darkness“ in der deutschen Literatur von Kafka bis Kracht, Stuttgart: J. B. Metzler 2017.
Der Begriff des doppelten Kursus ist zunächst von Hugo Kuhn als Erzählmodell des Artusromans aufgestellt, dann von Hans Fromm weiter entfaltet worden. Vgl. aus neuerer Perspektive: Friedrich Wolfzettel, „Doppelweg und Biographie“, in: ders., Erzählstrukturen der Artusliteratur. Forschungsgeschichte und neue Ansätze, Tübingen: Max Niemeyer 1999, S. 119–141.
Gunter G. Sehm, Der ethnographische Reise- und Abenteuerroman des neunzehnten Jahrhunderts. Eine Gattungsbestimmung, Wien: Lauretum 1972, S. 14.
James Fenimore Cooper, The Last of the Mohicans. A Narrative of 1757 [Philadelphia: Carey & Lea], in: The Leatherstocking Tales, Bd. I, hg. v. Blake Nevius, New York: The Library of America 1985, S. 467–878. Deutsche Übersetzung: James Fenimore Cooper, Der letzte Mohikaner. Ein Bericht aus dem Jahre 1757, hg. u. übers. v. Karen Lauer, München: Carl Hanser 2013.
Cooper, The Last of the Mohicans, S. 479.
Vgl. Rudolf Stichweh, „Zur Soziologie des Weltereignisses“, in: Weltereignisse. Theoretische und empirische Perspektiven, hg. v. Stefan Nacke u.a., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008, S. 17–40, hier S. 32.
Dabei differenzierte Cooper wiederum innerhalb der Kolonisten zwischen „Europäern“ (die erst vor kurzer Zeit eingewandert oder in Nordamerika nur temporär stationiert waren) und einsässigen Amerikanern, die in der neuen Welt geboren oder zumindest bereits aufgewachsen und sozialisiert waren.
Cooper, Der letzte Mohikaner, S. 24. „[…] calling each after a favourite prince of the reigning family“ (Cooper, The Last of the Mohicans, S. 483).
Cooper, The Last of the Mohicans, S. 479.
Cooper, The Last of the Mohicans, S. 479 f.
So die Erinnerungen des Mitreisenden Edward Smith-Stanley, des nachmaligen britischen Premierministers, zit. nach James Franklin Beard, Historical Introduction. J. F. Cooper: The Last of the Mohicans. A Narrative of 1757, Albany: State University of New York Press 1983, S. 15–48, hier S. 20.
Karen Lauer, „Nachwort“, in: Cooper, Der letzte Mohikaner, S. 569.
Cooper, The Last of the Mohicans, S. 483.
Cooper, The Last of the Mohicans, S. 861.
Hinrich Fink-Eitel, Die Philosophie und die Wilden. Über die Bedeutung des Fremden für die europäische Geistesgeschichte, Hamburg: Junius 1994, S. 151 ff.
„[W]as sind die Gefahren des Waldes und der Prärie mit den täglichen Chocks und Konflikten in der zivilisierten Welt verglichen?“, fragte um 1860 Charles Baudelaire in seinen Journeaux Intimes, der den Menschen auch in der Großstadt noch im ungezähmten Zustand des Raubtiers sah. „Qu’est-ce que les périls de la forêt et de la prairie auprès des chocs et des conflits quotidiens de la civilisation?“ (Charles Baudelaire, Journeaux intimes, in: Œuvres complètes, 2 Bände, hg. u. komm. v. Claude Pichois, Paris: Gallimard 1975, Bd. I, S. 649–708, hier S. 663.) Die deutsche Übersetzung von Walter Benjamin entstammt seiner Arbeit „Das Paris des Second Empire bei Baudelaire“, in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. I: Abhandlungen, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1974 [1938], S. 511–604, hier S. 541.
Vgl. Benjamin, „Das Paris des Second Empire bei Baudelaire“; ders., „Über einige Motive bei Baudelaire“ [1939/1940], in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. I, S. 605–653.
Zur kulturellen Dimension der deutschen Kolonialaktivitäten vgl. Alexander Honold u. Klaus R. Scherpe, Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit, Stuttgart u.a.: J. B. Metzler 2004.
Gustav Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest. Ein Feldzugsbericht, Berlin: Grote’sche Verlagsbuchhandlung 1914 [1906].
Bezüglich der Erzählperspektive des Textes findet nach der ersten Auflage eine Überarbeitung statt: In der Erstausgabe wird die Erzählfunktion delegiert an einen anonym bleibenden Berichterstatter, dem Peter Moor nach seiner Rückkehr über seine Erlebnisse berichtet, wodurch der Autor, allerdings erst auf den letzten Seiten des Romans, zum eigentlichen Feldzugsbericht der teilnehmenden Ich-Figur einen distanzierenden Rahmen schafft. Gleichwohl ist der Bericht durchgängig in der Ich-Perspektive des Protagonisten gehalten. In späteren Auflagen hat Frenssen diese strukturell nicht tragende Delegation des Erzählens an eine Drittinstanz aufgegeben, die Niederschrift erfolgt nun durch den Protagonisten selbst.
Stefan Hermes, Fahrten nach Südwest. Die Kolonialkriege gegen die Herero und Nama in der deutschen Literatur (1904–2004), Würzburg: Königshausen & Neumann 2009, S. 46.
Friedrich Meister, Muhérero rikárera! (Nimm dich in acht, Herero!) oder die Schiffsfähnriche. Ein Jugend- und Familienbuch, Leipzig: Abel & Müller 1904.
Medardus Brehl, „‚Das Drama spielte sich auf der dunklen Bühne des Sandfelds ab.‘ Die Vernichtung der Herero und Nama in der deutschen (Populär-)Literatur“, in: Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904–1908) in Namibia und seine Folgen, hg. v. Jürgen Zimmerer u. Joachim Zeller, Berlin: Ch. Links Verlag 2003, S. 86–96, hier S. 88.
Vgl. Hermes, Fahrten nach Südwest, S. 34.
Vgl. Hermes, Fahrten nach Südwest, S. 37 f.
Eine bemerkenswerte Sonderrolle spielten die Kolonialromane von Frauen, die sich vorwiegend, oft aufgrund eigener biographischer Erfahrungen im Rahmen deutscher Kolonistenprojekte, in alltagsnahen Schilderungen über die Siedlungsbedingungen und Lebensmöglichkeiten in den deutschen ‚Schutzgebieten‘ äußerten. Hierzu zählen etwa Frieda von Bülows Roman Tropenkoller. Episode aus dem deutschen Kolonialleben, Berlin: Fontane 1896, oder Dorrit Zuerns unter dem Pseudonym Orla Holm erschienener Südwestafrika-Roman (Orla Holm, Ovita. Episode aus dem Hereroland, Dresden: Reißner 1909).
Zu Grimm vgl. Joachim Warmbold, „Ein Stückchen neudeutsche Erd’…“ Deutsche Kolonialliteratur. Aspekte ihrer Geschichte, Eigenart und Wirkung, dargestellt am Beispiel Afrikas, Frankfurt a.M.: Haag + Herchen 1982, S. 64; Ute Gerhard, „Deutsche Kolonialromane zwischen völkischer Heimatliteratur und biopolitischer Narration“, in: Afrika – Kultur und Gewalt: Hintergründe und Aktualität des Kolonialkriegs in Deutsch-Südwestafrika, hg. v. Christof Hamann, Iserlohn: Institut f. Kirche u. Gesellschaft 2005, S. 127–140, hier S. 132; Hermes, Fahrten nach Südwest, S. 97–119.
Uwe Timm, Morenga, München: Bertelsmann 1978.
Zu den letztgenannten Werken vgl. insbesondere Hermes, Fahrten nach Südwest, S. 219–256.
Uwe Timms Roman Morenga exponiert einen kritischen Beobachter.
Vom „grausen Dursttod“ der Eingeborenen ist im Text gleich mehrfach die Rede; Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 158, 176.
Medardus Brehl, Vernichtung der Herero. Diskurse der Gewalt in der deutschen Kolonialliteratur, München: Wilhelm Fink 2007; Jürgen Zimmerer, Von Windhuk nach Auschwitz? Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust, Münster: LIT 2011 (= Periplus-Studien, Bd. 15).
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 1.
Gerade in landschaftlichen Naturschilderungen, denen Friedrich Ratzel, Begründer der politischen Geographie in Deutschland, 1904 eine kleine Abhandlung gewidmet hatte, konnte seiner Ansicht nach ein dynamisches Projekt der horizontalen Raumerschließung Gestalt gewinnen. Insbesondere der Blick auf ein „frei und offen hinausziehendes Meer“ eignete sich demnach als Projektionsfläche für den Imaginationsraum kolonialen Begehrens (Friedrich Ratzel, Über Naturschilderung, München: Oldenbourg 1904, S. 149 f.). Vgl. John K. Noyes, „Landschaftsschilderung, Kultur und Geographie. Von den Aporien der poetischen Sprache im Zeitalter der politischen Geographie“, in: Kolonialismus als Kultur. Literatur, Medien, Wissenschaft in der deutschen Gründerzeit des Fremden, hg. v. Alexander Honold u. Oliver Simons, Tübingen u. Basel: A. Francke 2002, S. 127–142, hier S. 133.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 16.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 16 f.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 24.
Zur Diskursgeschichte dieses Stereotyps gehört selbstredend auch Sigmund Freuds berühmte, mithilfe einer kolonialgeschichtlichen Metapher erfolgende Klassifizierung weiblicher Sexualität als „dark continent“. Sigmund Freud, Die Frage der Laienanalyse, in: ders., Gesammelte Werke, hg. v. Anna Freud u.a., London: Imago 1940–1968 [1926], Bd. 14, S. 241.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 16 f.
Zur kulturellen Dynamik des Abjekten vgl. Julia Kristeva, Pouvoirs de l’horreur. Essai sur l’abjection, Paris: Éditions du Seuil 1980.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 29.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 31.
Hermes, Fahrten nach Südwest, S. 48; vgl. Gesine Krüger, Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkriegs in Namibia 1904 bis 1907, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999, S. 74; Birte Kundrus, Moderne Imperialisten. Das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien, Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2003, S. 145–147.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 31.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 44, 46.
Homi K. Bhabha, The location of culture, dt.: Die Verortung der Kultur, aus dem Englischen übers. v. Michael Schiffmann u. Jürgen Freudl, Tübingen: Stauffenburg 2000, darin S. 125–137: „Von Mimikry und Menschen.“ Zum Konzept „kolonialer Mimikry“ vgl. auch María do Mar, Castro Varela u. Nikita Dhawan, Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld: Transcript 2015, S. 83–110.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 67.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 119.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 89.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 92.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 94.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 105.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 101 f.
Vgl. Hermes, Fahrten nach Südwest, S. 85. Im Krieg gegen die Herero wurden erstmals von deutschen Truppen Maschinengewehre zum Einsatz gebracht, vgl. Krüger, Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein, S. 69.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 151; das folgende Zitat ebd.
Die Artushelden durchlaufen nach ihrem Auszug eine erste Reihe von Abenteuern und gelangen dann an einen Punkt krisenhafter, provisorischer Rückkehr, auf den der zweite und bessere Durchlauf zur erfolgreichen Bewährung folgt. Zur strukturellen Affinität des Handlungsaufbaus bei Frenssen mit diesem Schema vgl. auch Brehl, Vernichtung der Herero, S. 185.
Ernst Jünger, Feuer und Bewegung (zuerst 1930 unter dem Titel Kriegerische Mathematik), in: ders., Sämtliche Werke, 2. Abt., Bd. 7, Essays I: Betrachtungen zur Zeit, Stuttgart: Ernst Klett – Johann G. Cotta 1980, S. 105–117.
Auf die Erfahrungen militärisch ebenso sinnloser wie opferreicher Sturmangriffe im Ersten Weltkrieg implizit rekurrierend, wird Martin Heidegger, dessen Denkbewegung sich sprachlich vom heroischen Gestus solcher Todeskommandos im Stellungskrieg förmlich durchdrungen zeigt, die zeitliche Gerichtetheit der menschlichen Existenz als „vorlaufende Entschlossenheit“, die Entschlossenheit wiederum als „Vorlaufen in den Tod“ beschreiben. Martin Heidegger, Sein und Zeit, 15. Aufl. Tübingen: Max Niemeyer 1979 [1926]; § 65, S. 323; § 62, S. 305; vgl. zu diesem Zusammenhang Domenico Losurdo, La communità, la morte, l’Occidente. Heidegger e l’ideologia della guerra, Turin: Bollati Boringhieri 1991, dt.: Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland. Heidegger und die Kriegsideologie, übers. v. Erdmuthe Brielmayer, Stuttgart: J. B. Metzler 1995, S. 18 f., S. 53 ff.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 134.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 145.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 147.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 176.
Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest, S. 193.