Vorwort des Autors anlässlich der deutschen Übersetzung von L’idée d’énergie au tournant des Lumières (Paris, P.U.F., 1988)

In: Eine Epoche im Umbruch
Author:
Michel Delon Paris

Search for other papers by Michel Delon in
Current site
Google Scholar
PubMed
Close
Free access

Das Resultat einer vor einem halben Jahrhundert aufgenommenen Forschung wieder zu lesen, kann sich als gefährlich erweisen. Technisch gesehen ist die Distanz offenkundig. Lange Zeit bestand die Arbeit in den Geisteswissenschaften (sciences humaines) darin, Texte zu kopieren, sich einen Karteikasten anzulegen und dabei eine Problematik gedanklich zu konstruieren. Man richtete einen persönlichen Index auf der letzten Seite der Bücher ein, die man besaß, während die Durchsichten in den Bibliotheken eine Unzahl an kopierten Seiten mit sich brachten. In einem nächsten Schritt privilegierte man die entscheidenden Zitate durch den Eintrag in Karteikarten und klassifizierte diese nach Themen und Bezügen. Ich habe meisterliche Forscher der vorangehenden Generation gekannt, die stolz auf ihre Kartei waren, welche gleichsam ihre Laufbahn resümierte und die Fülle ihrer Lektüren zur Kenntnis brachte. Ihre Praxis der handschriftlichen Kopie ließ sie ganze Seiten von Philosophen und Schriftstellern einprägen, oft in mehreren Sprachen. Diese Monumente aus Papier sahen sich alsbald einer harten Konkurrenz gegenüber in Gestalt einer übermächtig scheinenden Informatik und von Datenbanken, welche die Arbeitstechniken veränderten. Die Zitate, die eine Software liefert, gehen bisweilen der Lektüre der Texte und der Entdeckung der Kontexte voraus. Die Abschrift von Hand, das Auswendiglernen bzw. Abspeichern scheinen weniger notwendig, wenn Texte auf dem Bildschirm unmittelbar zur Verfügung stehen. L’idée d’énergie au tournant des Lumières ist gekennzeichnet durch die langsame Erarbeitung eines Korpus mit bloßer Hand, und so manches Kapitel versprüht einen naiven Zauber, wenn es Zitate liefert und Belegstellen anhäuft, die heute mit den Mitteln der Informatik so leicht auszumachen sind und die in der vorliegenden Version gut und gerne weniger zahlreich ausfallen könnten und stattdessen vertiefter behandelt.

Von der Sache her scheinen mir der Gegenstand und die Fragestellung gleichwohl ihre Relevanz zu behalten, und die Ideengeschichte führt auch weiterhin ihre Untersuchungen fort, indem sie die disziplinären Einengungen ebenso ablehnt wie Zuteilungen und Verteilungen a priori. Jean Starobinski hat in Action et réaction exemplarisch die Entwicklung eines gedanklichen Schemas nachgezeichnet, wie es von der Physik zur Chemie und von der Medizin schließlich zur Politik übergeht. Gegen jeden Finalismus und Dogmatismus illustriert das Aufspüren der (sich verändernden) Verwendungsweisen und Nutzungskontexte ein und desselben Syntagmas die Dynamik des menschlichen Geistes, dessen Annäherungen und bisweilen auch Fehldeutungen produktiv sind. Ideen und Wörter zirkulieren in einer beständigen Veränderung, im Rhythmus der Aneignungen durch die Akteure des sozialen Lebens. In der jüngeren Generation von Forschern, um nur zwei Beispiele zu nennen, desavouieren die Studie von Florence Lotterie über die Idee der Perfektibilität oder jene von Olivier Ritz über die Naturmetaphorik in der politischen Debatte1 jede vereinfachte Sicht auf das Verhältnis von Perfektibilität und Fortschritt oder jenes von Berufung auf die Natur und politischem Fatalismus. Die aufmerksame Lektüre der Texte und die Ausweitung des Korpus über die kanonischen Werke hinaus führen Komplexität ein und halten so manche Überraschungen bereit für unser Verständnis einer Epoche. Die Vergangenheit gewinnt an Tiefe und Gehalt, wenn sie befreit ist von reduktiven Schemata und von parteilichen oder pädagogischen Vereinfachungen. Die Lektionen des Relativismus haben für die Gegenwart nichts Lähmendes.

Die Idee der Energie wurde zuletzt selbst wieder als heuristisches Werkzeug herangezogen; mit Genugtuung sah ich jüngere Arbeiten entstehen, die sie zum Ausgangspunkt nahmen. Der von Éric Benoit 2017 herausgegebene Sammelband Écritures de l’énergie2 hat die Perspektive erweitert, indem er die Kategorie in der longue durée bis zur Gegenwart verfolgte, in einem Dialog zwischen wissenschaftlichem Verfahren und ästhetischer Schöpfung. Die Energie wird hierbei zu einem transhistorischen Werkzeug für die Analyse des literarischen Stils oder der musikalischen Komposition. Effekte des Klangs oder des Rhythmus sichern die Dynamik eines Werks und seine Wirkung auf den Leser oder Zuhörer. Der von Kathrin Eggers und Arne Stollberg verantwortete jüngere Band Energie! Kräftespiel in den Künsten3 präzisiert diesen Typus formeller Analyse, der nicht nur verschiedene ästhetische Verfahren und Produktionsformen betrifft, sondern auch dazu zwingt, genauer zu fassen, was die historischen Weichenstellungen für die Karriere des Energie-Begriffs in der Übergangsphase vom 18. zum 19. Jahrhundert, von Aufklärung zu Romantik waren. Auch Arbeiten eigens zum deutschen kulturellen Raum konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf diese Epoche, so der Artikel von Roland Krebs über die Energie in der Ästhetik des Sturm und Drang oder das Buch von Bénédicte Abraham über die Ideen der Kraft und der Energie in Deutschland.4 Der Umschlagpunkt der Jahre um 1800 markiert einen Autonomisierungsschub des wissenschaftlichen Wissens und eine neue Weihe des Savant an der Seite des Homme de Lettres, die sich auch in einer Wanderung des Vokabulars und der Denkformen niederschlägt. ‚Energie‘ gehört zu dieser Reihe, die auch ‚Kraft‘, ‚Trieb‘ und ‚Drang‘ umfasst. Die Begriffe kommen aus der Physik oder der Chemie und begleiten die Bewusstwerdung einer Epoche des Umbruchs. Die Energie beginnt die Sprache, das Kunstwerk und das Individuum zu charakterisieren, insbesondere den Stürmer und Dränger, ein Individuum, das feierlich seine Besonderheit und Originalität proklamiert. Bénédicte Abraham hebt auf die Gelehrten der Universität Göttingen ab, wie z.B. den Begründer der Veterinärmedizin Christian Polycarp Erxleben oder den Mediziner Johann Friedrich Blumenbach, der als der deutsche Buffon präsentiert wird: Gelehrte, die den zeitgenössischen Schriftstellern zahlreiche Begriffe liefern wie ‚Schwungkraft‘, also die Zentrifugalkraft, oder ‚Bildungstrieb‘ (nisus formativus), vitale Kraft, die zur Entwicklung tendiert. Deutschland und die deutsche Literatur, beide im Begriff sich zu erfinden, kommen nicht umhin, sich für derartige Kategorien zu interessieren. Aber auch Frankreich, das sich durch die revolutionäre Erfahrung und die imperiale Normalisierung verändert, gibt sich der Kraft des Werdens hin.

Unter den lexikalischen Verschiebungen von den Naturwissenschaften hin zur Moral behandelte ich in meiner Studie auch Thema und Begriff der intensité, wobei ich mich seinerzeit darauf beschränkte, ihr Hinüberwandern von der Physik in die Psychologie anzuzeigen. Dabei verdienen sie es, dass man sich eingehender mit ihnen beschäftigt. Wenn auch die Energie im Vergleich zwischen Antike und heute sich semantisch von Handlung zu Kraft (puissance), vom Wirklichen zum Möglichen hinüberbewegte, so half sie doch, die Einheit von so unterschiedlich scheinenden Phänomenen wie Bewegung, Licht, Wärme, Anziehungskraft und Elektrizität, aber auch menschlichen Empfindungen und Emotionen zu denken. Intensität drückt vorrangig eine wissenschaftliche Forderung aus und erst dann auch so etwas wie eine moralische Versuchung oder gar etwas Rauschhaftes. Das Gebot der Stunde lautet in jener Zeit: Maß, Quantifizierung. Die moderne Wissenschaft hat das Bedürfnis zu messen, um etwas zu erkennen, und will quantifizieren um zu verstehen. Die Intensität charakterisiert den Grad an materieller Kraft oder menschlicher Energie. Maupertuis wagt in seinem Essai de philosophie morale (1749) ein Kalkül der Gefühle: Das Empfinden von Glück und Unglück sei jeweils Resultat der Intensität des Vergnügens bzw. der Pein in der Dauer („l’estimation des moments heureux et des moments malheureux est le produit de l’intensité du plaisir ou de la peine par la durée“). Die zwei Variablen sind die nervliche Intensität und die zeitliche Ausdehnung. Man findet sie zusammengedacht in der materialistischen Denkbewegung, so z.B. in den Rapports du physique et du moral de l’homme von Cabanis (1802). Ein derartiges Kalkül musste notwendig Widerspruch hervorrufen: Charles Bonnet misstraut einer Reduktion des Moralischen auf das Physische und hält eine Unterscheidung zwischen intensité und vivacité aufrecht, um so die menschlichen Empfindungen als etwas anderes definieren zu können als bloße Bewegungen von Fasern. So glaubt er, eine Autonomie der Seele und einen Spielraum menschlicher Freiheit zu bewahren. Marc James Ratcliff hat anhand jeder einzelnen von Bonnets Schriften all die Kniffe und Tüfteleien aufgezeigt, mit denen dieser den Dualismus aufrechterhalten kann.5 Dabei notiert er bei ihm durchaus eine Absicht zur Quantifizierung der Seele („un flirt avec un désir de quantification de l’âme“), die sich jedoch am Fehlen eines verbindlichen Maßstabs stößt. Dieser Wunsch nach Quantifizierung wird schlussendlich der von Bonnet gleichzeitig aufrechterhaltenen und letztlich obsiegenden Vorstellung eines metaphysischen Vorrangs des Willens und der Seele anheimfallen. Erich Kleinschmidt, der in seiner Studie das Beispiel des Genfer Gelehrten nicht in sein Belegmaterial aufnimmt, bezeichnet die Intensität als eine Denkfigur, welche die verschiedenen wissenschaftlichen und philosophischen Verfahren in einer gleichen Suche nach Abstufung und Skalierung vereinigt.6 Dieses Bedürfnis nach Quantifizierung trifft im lexikalischen Erfolg von Intensität auf den gleichzeitigen Willen zur Maximierung. Die moralische Idee des Gleichgewichts und der Mäßigung wird hinweggefegt durch die Dynamisierung von Natur und Geschichte. Empfindungen und Erfahrungen wollen jetzt bis zu ihrem Maximum gesteigert werden. In seinem Essai sur le mérite et la vertu von 1745, einer freien Übersetzung von Shaftesburys Inquiry Concerning Virtue and Merit, führt Diderot viermal das Wort intensité an, dessen Äquivalent gleichwohl im englischen Original nicht vorkommt. Das Interesse an der Intensität gilt jenem Augenblick, in dem die natürlichen und angenehmen Leidenschaften extrem oder übergroß (over great) werden, in ihr Gegenteil umschlagen, sich also als gefährlich und ansteckend erweisen können.7 Wie Diderot selbst durch die großen Leidenschaften versucht ist, so fordert auch der Sadesche Libertin maximale Empfindungssteigerung (sensations), wobei dieser oft eine qualitative Vermehrung in der quantitativen Akkumulation sucht. Und nicht zuletzt beanspruchen auch der Stürmer und Dränger und der romantische Träumer, sich von der Mittelmäßigkeit ihrer Gegenwart durch Revolte und Gewalt loszureißen. Jean Deprun hat diese Versuchung „intensivisme“ genannt, sie ist Zeitgenossin der revolutionären tabula rasa und des Rauschs der Napoleonischen Kriege. Buffon hatte bereits das Dilemma dieser Haltung formuliert, aus dem Balzac später den Stoff und Verlauf seines Romans La peau de chagrin von 1831 beziehen wird: Die Intensität der Existenz vermindert deren Dauer („l’intensité de l’existence en diminue la durée“).8 Unsere Moderne hat dies aufgegriffen im Kult des Sich-selbst-Überholens,9 der Faszination für Extremsportarten und dem Bedürfnis nach der Peitsche des Adrenalins, all dies einhergehend mit der Überkonsumtion von Waren und der Überausbeutung des Planeten. Der Wille zu messen und zu rationalisieren hat sich in Maßlosigkeit verkehrt.

Beim Wiederlesen der Idée d’énergie beeindruckt mich dann doch die eigene Zurückhaltung, mit der ich mich damals auf das Terrain der eigentlichen Naturwissenschaften vorwagte, wiewohl das halbe Jahrhundert von 1770 bis 1820 noch Gelehrte kennt, die sich der Trennung in „Zwei Kulturen“ entziehen, wie z.B. Thomas Young, dem man die erste wissenschaftliche Verwendung von énergie im Jahre 1807 attestiert und der in den Naturwissenschaften gleiche Berühmtheit erlangt wie im Studium der Hieroglyphen; gleiches gilt auch für die Gebrüder Humboldt. Die Kriterien, die damals meine Forschung leiteten, waren lexikalischer und chronologischer Natur. Nun braucht der Energieerhaltungssatz Jahrzehnte, bis er gegen Mitte des 19. Jahrhunderts endgültig ausformuliert wird, dies nach einer langen Phase der Unsicherheit des Vokabulars – ob im Französischen, im Englischen oder im Deutschen – zwischen Kraft, lebendiger Kraft, Energie und Leistung.10 Als Hermann von Helmholtz Über die Erhaltung der Kraft (1847) publiziert, zieht er im Titel „Kraft“ der „Energie“ vor. Die Periodisierung meiner Studie ist nicht eine der longue durée, die von der modernen Physik bei Newton und Huyghens Ende des 17. Jahrhunderts bis zu deren Neuformulierung um 1800 durch Lagrange und Vater und Sohn Carnot reichte und schließlich zur Verallgemeinerung der Idee der Energie bei William Rowan Hamilton und Helmholtz führte. Zu dieser nicht-linearen Geschichte des Energieerhaltungssatzes kommt 1865 bei Rudolf Clausius die Größe der Entropie hinzu, welche der unbrauchbar werdende Teil der Energie wird, oder, wenn man so will, sein Grad an Unordnung. Die Bandbreite ist denkbar weit für eine Studie, die sich nur auf die Übergangszeit von 1770 bis 1820 konzentrieren will und daher bevorzugt an solchen Fällen festhält, bei denen die Geschichte der Wissenschaften und der Technik der Ideengeschichte Modelle und der literarischen Erfindung Metaphern liefert.

Der erste Fall ist die Elektrizität. Sie ermöglicht es, von der Abstraktion zur konkreten Realität der Gesellschaft überzugehen: sie umfasst die wissenschaftliche Theorie genauso wie das populäre Spektakel, technische Anwendungen genauso wie literarische Bildwelten. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts avanciert die Elektrizität von einem Randphänomen zu einer Hauptdomäne des Experimentierens und der Hypothesenbildung. Die Gelehrten versuchen, ein unsichtbares Fluidum zu fassen; nach dem Regenbogen entweihen sie auch den Blitz, der lange den Zorn Gottes verkörperte; die Gaukler der Jahrmärkte bringen seine wunderbaren Effekte wirkungsreich zur Darstellung. Die Unterscheidung zwischen zwei Formen der Elektrizität, der glashaften und der harzigen, dann der positiven und negativen, begleitet die Ausarbeitung elektrostatischer Maschinen, dann der Blitzableiter, bis hin zur ersten Volta’schen Säule. Als Echo auf die wissenschaftliche Forschung, ihrerseits auf der Suche nach der Einheit der unterschiedlichen Energieformen, identifiziert die gesellschaftliche Metaphorik die Elektrizität, den Magnetismus und die nervlichen Reaktionen des menschlichen Körpers. Das Ende des 18. und der Beginn des 19. Jahrhunderts bilden die große Epoche des tierischen Magnetismus und der medizinischen Elektrizität.11 Man sucht in einem noch undefinierten flüssigen Körper das Äquivalent zur Newton’schen Kraft, das die Phänomene der Natur und des Lebens in sich versammeln würde. Das Verb électriser verbreitet sich in der Normalsprache ab den 1770er Jahren. Man spricht von der Elektrizität der Konversation, des Theaters, der öffentlichen Rede, später auch von der Elektrizität der revolutionären Menschenmenge. Nach dem Modell der universellen Gravitationskraft denkt man sich die psychologischen und sozialen Bewegungen wie eine Zirkulation von Affekten und Emotionen. Mit Pauliska ou la perversité moderne (1798) hat Révérony de Saint-Cyr zweifelsohne versucht, einen Roman der politischen und moralischen Elektrizität zu schreiben, welche die Völker erhebt und die Liebenden einander näherbringt, aber durch die „perversité moderne“ zugleich abgelenkt wird und so ihre Wirkung verfehlt; der Autor bleibt bei diesem Versuch hinter Goethe zurück, der in einer Kategorie aus der Chemie das perfekte Schema der Wahlverwandtschaften (1809) findet. Die zwei sprechendsten Szenen aus Pauliska schildern Details einer Impfung und einer elektrostatischen Maschine, die gleich doppelt den Anspruch zum Ausdruck bringen, das menschliche Wesen mittels seiner Fluide beherrschen zu können. Um diesen spezifischen Effekt vieler solcher Erzählungen zu charakterisieren, greift ein zeitgenössischer Romancier zu folgendem Vergleich: Der Roman ist eine elektrische Maschine, die der Romanschreiber nach dem Bedürfnis seines Lesers ausrichtet, und da dieser Leser nach den stärksten Erschütterungen verlangt, verschafft ihm der Romancier diese auch und zwar zuhauf, ja er glaubt sich geradezu dazu verpflichtet, denn ohne diese bekäme er auch nicht die geringste Aufmerksamkeit.12

Den zweiten Fall, bei dem sich das gedankliche Konzept mit der ökonomischen Realität und der Erzeugung literarischer Bildwelten verknüpft, liefert die Dampfmaschine. Ihre technikgeschichtliche Entwicklung erstreckt sich vom Dampfkessel von Denis Papin gegen Ende des 17. Jahrhunderts bis zu den Pumpen, die bei der Ausbeutung der Minen am Anfang des 18. Jahrhunderts zum Einsatz kommen, von der Watt’schen Dampfmaschine bis zur ersten Hochdruck-Dampfmaschine von Richard Trevithick im Übergang zum 19. Jahrhundert, die den Weg zur Industrialisierung ebnen wird. Im sozialen Diskurs illustriert die Maschine abwechselnd die Funktionsweise des menschlichen Körpers, des sozialen Lebens und des Erdballs. Die Beispiele ließen sich vervielfachen. Im Jahr 1783 gewinnt ein technischer Offizier, Sébastien de Maillard, den Preis der Akademie der Wissenschaften von Sankt Petersburg für seine Théorie des machines mues par la force de la vapeur de l’eau, die er im folgenden Jahr veröffentlicht. Die Abhandlung beginnt mit einem Vergleich zwischen dem Körper und der Maschine als Wärmekreislauf. Die Maschine ähnelt dem Körper, im Gegenzug wird der Körper zu einer thermodynamischen Maschine.13

Der soziale Körper funktioniert nicht anders. Chateaubriand, der mit den revolutionären Umwälzungen konfrontiert ist, stellt sich Fragen über den Wandel des allgemeinen Geisteszustands und die Zirkulation der Ideen im 19. Jahrhundert und greift hierbei auf die Bildwelt der Elektrizität und der Wärmekraftmaschine zurück. Die wissenschaftlichen Neuheiten helfen ihm wiederum, die politische Erneuerung zu begreifen und zu benennen. Die Presse, das „Wort im Zustand des Blitzes“, ist gleichsam die soziale Elektrizität, sie ist eine neue Realität, die man ebenso wenig unterdrücken kann wie die Dampfmaschine. Man muss mit ihr leben.14

Zugleich wird die mit der Dampfmaschine verglichene Presse durch eben diese technisch erneuert. Der Sohn von Madame de Staël konstatiert dies am Beispiel Englands an der dampfgetriebenen Schnelligkeit des Drucks, die auch die Kommunikation insgesamt beschleunigt und mithin die Schlagkraft der Presse enorm erhöht.15 Das ganze Land scheint so in diese Beschleunigung hineingezogen, sie wird zum Charakteristikum seines sozialen Lebens: „L’extrême rapidité de tous les mouvements de la machine sociale serait un des traits les plus saillants de l’Angleterre“. Die Unbeweglichkeit einer Monarchie von Gottes Gnaden, die Trägheit alter Sicherheiten, all dies ist nicht mehr. Der Erdball, lange selbst ein Garant von Stabilität, wird nun ein Ort sprudelnder Unruhe und der Veränderung. Die Gesamtheit der Natur wird fortgerissen durch den Austausch zwischen Wärme und Bewegung. Ein gelehrter Abbé entwirft das Bild eines Globus, in dessen Herzen er eine Art Heizkessel am Werk sieht, ähnlich der Maschine von Papin, und sich darin heftige Ausbrüche vorbereiteten.16 So gesehen sind politische Revolutionen genauso wie vulkanische Eruptionen nicht mehr absurde Gewaltausbrüche, sie gehören vielmehr zur Dynamik der Menschheitsgeschichte und des Erdballs selbst.

Ist für diese Umbruchphase in der französischen Aufklärung eine ähnliche Kulturgeschichte der Energie oder der Thermopoetik denkbar, wie man sie als Untersuchungsfolie für die viktorianische Literatur entwickelt hat?17 Ich denke, dass meine Studie zur Energie eine ganze Bilder- und Vorstellungswelt der Thermodynamik freigelegt hat, die sich daraufhin befragen lassen kann. Die Energie als Idee bedeutet in dieser Perspektive mehr als das bloße Sammeln von Belegstellen des Wortes. Dieser imaginäre Raum ist charakterisiert durch einen Kontrast zwischen zwei Polen, kalt und heiß, deren Antagonismus eine Bewegung bestimmt. Lange Zeit war die einzige dem Menschen zugestandene Dualität die von Körper und Seele, während die Heilsgeschichtsschreibung einen Konflikt zwischen Christen und Ungläubigen ablaufen ließ. Diderot, fraglos der einfallsreichste Philosoph in der Definition eines nicht reduktiven Materialismus, widmet seine letzte große Baustelle dem Entwurf einer Anthropologie. Werden die Menschen durch ihren Organismus determiniert? Gewiss ja, gleichwohl ist dieser Organismus um ein Nervensystem herum gebaut, ein Nervensystem, das sein Gleichgewicht zwischen der Wahrnehmung von Sinneseindrücken und deren Verarbeitung findet, woraufhin es eine Entscheidung trifft. Bordeu, der Arzt aus Diderots Rêve de d’Alembert, präsentiert das Zwerchfell als Organ der Emotionen unter direktem Einfluss von äußeren Eindrücken und das Gehirn als Organ, das diese Emotionen unter seine Kontrolle bringt, sie überschreitet und ihnen einen Willen auferlegt. Das Zwerchfell lässt den Menschen sein Kaltblut verlieren, das Gehirn dagegen urteilt kalt. Die menschliche Produktivität setzt nun eben diese Spannung zwischen der Wärme des Unmittelbaren und der Kälte der Vermittlung, zwischen Peripherie und Zentrum voraus. In den zwei großen Werken, die Diderot in mehrfachen Anläufen in Angriff nimmt, der Réfutation d’Helvétius und den Éléments de physiologie, findet man diesen Antagonismus wieder.

Die Éléments de physiologie sind nicht vollständig ausformuliert. Das Zwerchfell, liest man dort, ist durch seine Verbindung zum Gehirn der Sitz all unserer Freuden und Leiden, die hierbei wirkenden physiologischen Unterschiede begründen dabei ebenso Kleinmut wie Stärke der Seele. Gehirn und Zwerchfell sind also die zwei großen Triebfedern der menschlichen Maschine („les deux grands ressorts de la machine humaine“). Die Formulierung mutet mechanisch an, aber der Dualismus ist thermodynamisch. Der Ausdruck findet sich wieder bei Helvétius, der in De l’homme auf der organischen Identität aller menschlichen Wesen insistiert. Diderot argumentiert dagegen mit den Unterschieden und Variationen der Organismen: „La tête fait les hommes sages: le diaphragme les hommes compatissants et moraux.“18 Dem simplifizierenden Determinismus eines Helvétius, der nur die Erziehung und den sozialen Einfluss geltend macht, zieht Diderot einen komplexen Determinismus auf zwei Ebenen vor: die Information von außen, die gleichsam „heiß“ eintrifft, und die innere Kontrolle, die mit einer Abkühlung verglichen wird. Diese Komplexität steht im Zentrum einer weiteren Schrift von Diderot, die sich als Paradox versteht und nicht einfach zu entziffern ist: Paradoxe sur le comédien. Was am Anfang nur ein Traktat über den Schauspieler ist, verwandelt sich im weiteren Verlauf des Textes in eine anthropologische Versuchsanordnung, in der die Theaterszene dazu dient, das Wesen des Menschen besser zu verstehen, ähnlich wie beim Blinden bzw. Tauben in den ersten Werken Diderots.19

Der Mensch, heißt es dort, ist ein empfindendes, intelligentes und aktives Wesen, gerade weil es empfindend ist. Aber als ein ausschließlich oder gar übermäßig empfindendes Wesen bliebe er Gefangener dieser Regungen (sensations), könnte weder König, großer Politiker noch Magistrat, kein gerechter Mensch und tiefer Beobachter werden. Löst er sich hingegen gleichsam selbstvergessen von sich, befähigen ihn seine starke Einbildungskraft und ein hartnäckiges Gedächtnis zur sublimen Nachahmung der Natur. Dann aber ist es nicht mehr er, der handelt, sondern der Geist eines anderen, der ihn beherrscht. Der Schauspieler kann so als der große Mann auftreten in der Grundlosigkeit einer Kraft, die sich anderswo entfaltet, im Wissen, im Schöpferischen, in der Führung, der Veränderung des Wirklichen, und der auf der Bühne jeder Schicksalhaftigkeit eines individuellen Körpers entrinnt.

Dieses Schema wird von der folgenden Generation in verschiedenen Situationen durchdekliniert. Als Beaumarchais sein Drama Mère coupable (1792) vorlegt, begreift er die literarische Schöpfung als einen moralischen Hermaphrodismus („hermaphrodisme moral“). Er projiziert die Kategorien von Diderot auf die zwei Geschlechter. Sein Drama, heißt es im Vorwort, habe er mit dem kühlen Kopf eines Mannes und dem brennenden Herzen einer Frau verfasst. Das Stück bezeugt die Abkühlung des revolutionären Enthusiasmus, dessen Abdrift durch die Hauptfigur Bégearss verkörpert wird. Als Ire, Major der spanischen Infanterie, somit zweifach fremd, preist dieser zweite Tartuffe die Vorzüge einer Politik der Intrige, abgründig wie der Ätna, der lange schwelt, sich zusammenbraut, bevor er ausbricht und ihm keiner entkommen kann. Molières Tartuffe endet mit der Eliminierung des Unruhestifters und der Ausstellung der Macht des Königs. L’autre Tartuffe, ou la mère coupable, so der volle Titel des Stücks, schreibt sich ein in eine Trilogie, die den Roman der Familie Almaviva bildet. Die Verrücktheit der Heirat, die Irrungen der Jugend, die plebejischen Forderungen, dieser ganze Vorlauf wird hinter sich gelassen und alles läuft auf die Gründung einer bürgerlichen Familie hinaus. Die schließliche Verdammung von Bégearss ist mit dem Anspruch verbunden, die Revolution zu beenden und die neue Gesellschaft zum Funktionieren zu bringen. Im selben historischen Moment braucht Sade, um die Libertinage seiner Heldin zu rechtfertigen, nur die Begriffe zu verkehren, das Schema bleibt ein thermodynamisches. Juliette weist entschieden von sich, was Beaumarchais als genuin weibliche Empfindsamkeit betrachtet. Das Ideal der Kurtisane provoziert: Hitze im Verstand und Kälte im Herzen („infiniment de chaleur dans l’esprit et le cœur à la glace“). Auf sich zurückgezogen, imaginiert der Geist die verwerflichsten Capricen und das Herz weigert sich, durch irgendjemanden auch nur im Geringsten in Bewegtheit zu geraten. Juliette erzählt, wie sie sich bisweilen isoliert und sich eine Keuschheitskur verordnet, um ein kriminelles Szenario zu vervollkommnen, all dies in einer ständigen Spannung zwischen der Hitze der Leidenschaften und dem Kaltblut des Willens. Zu Recht hat man von einem „parodoxe sur le libertin“ in Anlehnung an Diderot gesprochen.20 Man könnte auch noch den Modellpatrioten Saint-Just zitieren, bei dem der Revolutionär den Enthusiasmus des militanten Engagements mit der abstrakten Reflexion verbinden muss und die hochgekochten Emotionen mit dem kalten Scharfblick der notwendigen Entscheidung. Der Revolutionär besitzt einen kalten Verstand und ein heißes Herz („la froideur de l’esprit, le feu d’un cœur ardent“); die Formulierung erscheint im Rapport sur les factions de l’étranger vom 13. März 1794. Die Euphorie der Fête de la Fédération und damit auch der Konsens aus den Anfängen der Revolution machen der revolutionären Regierung Platz, die nun Wille und Kälte für sich beansprucht. Der mechanische Determinismus hatte noch eine unilaterale Beziehung zwischen der Welt und dem Subjekt etabliert. In einem komplexeren Determinismus hingegen werden die Welt und das Subjekt von Widersprüchen bewohnt, von Spannungen durchzogen, die eine Bewegung erzeugen. Dieser Konflikt kann sich zwischen Rassen und Nationen abspielen. Als Montesquieu auf die Bedeutung der geographischen und klimatischen Bestimmungen hinweist, insistiert er auf der Differenz zwischen den Ländern des Nordens, die den Staatsbürgern eine gesellschaftliche Rolle zuwiesen, und den Ländern des Südens, in denen eine Zentralregierung dominiere. Dieser Antagonismus begnügt sich jedoch nicht nur damit, eine Karte der politischen Regime zu entwerfen, eine Typologie der Regierungsformen zu begründen. Er erklärt auch Völkerwanderungen, Invasionen, Verschmelzungen von Kulturen; er bildet die Einsetzung politischer Systeme ab und führt eine historische Dynamik mit sich.21 Diese Austauschprozesse sind Gegenstand der politischen Philosophie, aber sie nähren auch ein Reich der Phantasie im Roman. Clarens, am Rande des Sees von Léman, repräsentiert eine Schweiz in der Rolle der Mittlerin; hier trifft Wolmar, die kalte Intelligenz eines fernen Nordens, auf Milord Édouard, der aus Italien anreist und das Echo heftiger Leidenschaften und verzaubernder Musik im Gepäck hat. Die Bipolarität des Nordens und des Südens belebt auf ähnliche Weise die Romane Valérie von Juliane von Krüdener oder Corinne von Madame de Staël. Corinne scheitert an der Versöhnung des väterlichen Schottlands und des mütterlichen Italiens, von Protestantismus und Katholizismus; ihr bleibt nur noch die Hoffnung auf eine politische Renaissance Italiens und das Entstehen eines pluralen Europa, das im Gegensatz steht zu einem von Napoleon zentralisierten Kontinent.

Auch die Dampfmaschine ist das Resümee einer Welt, die es akzeptiert hat, ihre Kraft aus ihren Widersprüchen zu beziehen. Was man z.B. jüngst die Periode ohne Namen genannt hat,22 ein Zeitraum, der ebenfalls lange literaturgeschichtlich zwischen Aufklärung und Romantik hin und her gezerrt wurde, bildet gleichermaßen eine Art Knotenpunkt, an dem die Geschichte sich beschleunigt und die Philosophie diese Bewegung zu denken versucht.

Diderot sprach von einem Paradox und zeigte in der Abwesenheit des Schauspielers von sich selbst zugleich die besondere Energie des menschlichen Wesens im Prozess seiner Selbstkonstruktion. Zwei der wirksamsten Konzepte der Modernität, das Sublime und die Dialektik, konstituieren sich inmitten dieses Paradoxes. Der Atem der Welt und des Individuums, der Austausch unter beiden, sind es, welche die Philosophie zu einer Neubestimmung der Tradition inspirieren. Edmund Burke verwandelt die von Longin und Boileau kommende Kategorie des Sublimen in eine Eigenschaft, die bestimmt ist durch Schrecken und wohligen Schauder („delightful horror“). Seine Philosophical Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful verbreitet sich während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts über ganz Europa, sie wird zweimal ins Französische übersetzt (L’origine de nos idées du Beau et du Sublime, 1765 und 1803). Burke setzt seine Oxymora in der gesamten Literatur durch, indem er den Schrecken des ersten Zugriffs mit der Beherrschung des zweiten Moments verbindet, den empfindsamen Schrecken mit dem Überhang der Vernunft. Die Kraft der Emotion wird in künstlerische Schöpfung transformiert oder in ästhetischen Genuss dank ihrer Überschreitung und Abkühlung. Die zweite Kategorie, die aus dieser Epoche datiert, ist die Dialektik. Verankert in der antiken Tradition des Dialogs und der Theorie des Räsonierens wird sie nun zur Bewegung des Geistes selbst. Der Gedanke in Bewegung integriert den Widerspruch und macht aus der schulischen Disputatio eine innere Arbeit, eine intellektuelle Suchbewegung, eine theoretische Konstruktion und letztendlich eine Auffassung vom Gang der Geschichte. Eigentlich wenig geneigt, seinen philosophischen Vortrag mit literarischen Beispielen zu illustrieren, erkennt sich Hegel im Neveu de Rameau wieder, so wie ihn Goethe adaptiert hat. Die Konfrontation zwischen Moi und Lui, der vernünftigen Rede und der unkontrollierten Pantomime, skizziert die Erfindung einer anderen Art des Philosophierens und der Politik. Hier ist eine Energie am Werk, unkontrollierbar wie der schlussendliche Ausbruch des Lachens im literarischen Text, kanalisiert allein in der Perspektive einer Philosophie des Geistes.

So wie die Vulkane und die Erdbeben keine äußerlichen Abirrungen der Logik der Natur mehr darstellen und wie die Revolten und Revolutionen nicht mehr Parenthesen der Unvernunft in der Geschichte der Menschen sind, so erklärt sich fortan im Paradox Diderots das Wesen des Menschen:23 Es entfaltet sich nach den Oxymora des Sublimen oder auch nach den Umsturzverfahren der Dialektik. Ohne hier Aufklärung und Romantik neu definieren zu wollen, die um 1800 ineinandergreifen, will ich mit zwei Bemerkungen schließen, deren Sinn sich in den Abenteuern der Energie verkehrt, zwei Bemerkungen, die unser Verhältnis zu Zeit und Raum betreffen. Die zyklischen Revolutionen gehörten zu einer geschlossenen Welt der Wiederholung, sie gebären indes eine lineare Revolution, die sich fortan jeden Weg zurück verbietet und die Perspektive einer zu schreibenden Geschichte eröffnet. Der Horizont wiederum, der das Ende der Landschaft anzeigte und einen Raum um das Subjekt herum abschloss, markiert nun die Andeutung eines ‚darüber hinaus‘ (au-delà) und die Öffnung hin zum Unendlichen.24 Er zieht den Träumer oder den Wanderer mit sich fort, lockt mit dem Ruf nach allem, was ihn über sich hinaus gehen lässt. Die Energie ist der Motor dieser doppelten Verwandlung einer geschlossenen Zeit und Welt in einen Raum und eine Geschichte ohne Gewissheit.

Michel Delon

Paris 2020

1

Florence Loterie, L’idée de perfectibilité. Un dilemme des lumières françaises (1755–1814), Oxford, 2006 und Olivier Ritz, Les métaphores naturelles dans le débat sur la Révolution, Paris, 2017.

2

Écritures de l’énergie, hg. É. Benoit, Bordeaux, 2017.

3

Erschienen: Würzburg, 2017.

4

Roland Krebs, „L’idée d’énergie dans l’esthétique du Sturm und Drang“, Recherches germaniques, 26, 1996, S. 3–18 und Bénédicte Abraham, Les idées de force et d’énergie en Allemagne autour de 1800, Villeneuve d’Ascq, 2016.

5

Marc James Ratcliff, „Le concept d’intensité dans la psychologie de Charles Bonnet“, Revue d’histoire des sciences, 50, 1997, S. 421–446.

6

Erich Kleinschmidt, Die Entdeckung der Intensität. Geschichte einer Denkfigur im 18. Jahrhundert, Göttingen, 2004. Ich habe versucht, die Idee der Abstufung zu untersuchen in: Vf., „Rousseau, Diderot et la mesure de l’homme“, Rousseau et Diderot, hg. I. Zatorska, Warschau, 2016, S. 13–24 und ders., „Les thermomètres indiscrets“, Lumières, 31, 2018, S. 183–196.

7

Denis Diderot, Œuvres complètes, édition critique et annotée, hg. J. Fabre, H. Dieckmann, J. Proust und J. Varloot [= DPV], Paris, 1975ff., Bd. 1, S. 368. Der englische Text findet sich bei Roger Lewinter in dessen 15 Bände umfassender Diderot-Edition Œuvres complètes, édition chronologique, Paris, 1969–1972, hier Bd. 1, S. 148–149.

8

Buffon, zit. in Jean Deprun, „Sade et le rationalisme des Lumières“, Raison présente, 3, 1967, S. 17–29.

9

Tristan Garcia, La vie intense, une obsession moderne, Paris, 2016.

10

Vgl. Yehuda Elkana, The Discovery of the Conservation of Energy, London, 1974.

11

Vgl. L’imaginaire de l’électricité dans les lettres et les arts, hg. S. Thorel-Cailleteu und C. Jamain, Lille, 2006; François Zanetti, L’électricité médicale dans la France des Lumières, Oxford, 2017; Stella Pratt-Smith, Transformations of Electricity in Nineteenth.Century Literature and Science, Farnham-Burlington, 2016.

12

„Le roman est une machine électrique que le romancier dispose suivant le besoin de son lecteur, et comme ce lecteur a besoin des commotions les plus fortes, le romancier les lui prodigue, il s’y croit obligé, sans quoi il n’obtiendrait pas la moindre attention.“ Pierre Jean-Baptiste Choudard Desforges, Édouard et Arabelle, ou l’élève de l’infortune et de l’amour, an VII, ND Paris, 1822, Bd. 1, S. XXXI.

13

Sébastien de Maillard, Théorie des machines mues par la force de la vapeur de l’eau, Vienne-Strasbourg-Paris, 1784, S. 7–8: „Semblable à l’animal en qui le premier mouvement que lui a imprimé l’auteur de la nature se conserve à l’aide d’une chaleur constante, et dont le cœur aspirant et refoulant alternativement le sang, entretient la circulation et la vie dans toutes les parties de l’individu, la machine à feu, dès que le conducteur l’a mise en action, continue à l’aide du feu, ses mouvements sans interruption, par le jeu de son piston, répare ses pertes et entretient dans toutes ses parties une circulation qui la met en état d’opérer ses effets, sans aucun secours étranger.“.

14

„La presse est un élément jadis ignoré, une force autrefois inconnue, introduite maintenant dans le monde: c’est la parole à l’état de foudre; c’est l’électricité sociale. Pouvez-vous faire qu’elle n’existe pas? plus vous prétendrez la comprimer, plus l’explosion sera violente. Il faut donc vous résoudre à vivre avec elle, comme vous vivez avec la machine à vapeur. Il faut apprendre à vous en servir“ (Mémoires d’outre-tombe, XXXI, 8, hg. J.-C. Berchet, Paris, 2014, Bd. 3, S. 373).

15

„L’application de la machine à vapeur aux presses d’imprimerie permet de donner au tirage une rapidité dont n’approchent pas nos meilleurs ateliers d’imprimerie. Et la promptitude inouïe des communications accroît encore la puissance de l’action des journaux“ (Auguste de Staël, Lettres sur l’Angleterre, Brüssel, 1828, S. 141).

16

„Or c’est là, c’est au milieu de cette eau même, comme dans la machine de Papin, si j’ose comparer de petites choses aux grandes, que ces matières recevant tous les degrés possibles de cuisson, deviennent liquides, brûlants et embrasés, et finissent par faire éruption au-dehors“ (Abbé Jadelot, Mécanisme de la nature, ou système du monde, fondé sur les forces du feu, London, 1787, S. 215–216). Michel Serres hat mit Blick auf Michelet das Leben der Ozeane als Dampfmaschine analysiert: „Michelet, la soupe“, Revue d’histoire littéraire de la France, 74 (5), 1974, S. 787–802.

17

Crosbie Smith, The Science of Energy. A Cultural History of Energy Physics in Victorian Britain, Chicago, 1988 und Barri J. Gold, ThermoPoetics. Energy in Victorian Literature and Science, Cambridge und London, 2010.

18

DPV, jeweils Rêve, Bd. 17, S. 181; Éléments, ebd., S. 392–393; Réfutation, Bd. 24, S. 392.

19

„L’homme sensible est trop abandonné à la merci de son diaphragme pour être un grand roi, un grand politique, un grand magistrat, un homme juste, un profond observateur, et conséquemment un sublime imitateur de la nature, à moins qu’il ne puisse s’oublier et se distraire de lui-même, et qu’à l’aide d’une imagination forte il ne sache se créer, et d’une mémoire tenace tenir son attention fixée sur des fantômes qui lui servent de modèles; mais alors ce n’est plus lui qui agit, c’est l’esprit d’un autre qui le domine.“

20

Giorgio Cerruti, „Le paradoxe sur le comédien et le paradoxe sur le libertin. Diderot et Sade“, Revue des sciences humaines, 37, 1972, S. 235–251.

21

Vgl. Richard Spavin, Les climats du pouvoir. Rhétorique et politique chez Bodin, Montesquieu et Rousseau, Oxford, 2018.

22

Une „période sans nom“. Les années 1780–1820 et la fabrique de l’histoire littéraire, hg. F. Bercegol, S. Genand und F. Lotterie, Paris, 2016.

23

Der Diderot-Herausgeber Paul Vernière, lange vor Jonathan Israel Spezialist für die Spinoza-Rezeption der Lumières, hat diese Generalisierung des Diderot’schen Paradoxons in einem Artikel ausgeführt: „Du paradoxe sur le comédien au paradoxe de l’homme“, Approches des Lumières. Mélanges offerts à Jean Fabre, Paris, 1974, S. 523–532, wieder aufgenommen in Lumières ou claire obscur?, Paris, 1987.

24

Vgl. das erste Kapitel des Buchs von Michel Collot, das parallel zu L’Idée d’énergie erschien: L’horizon fabuleux, Paris, 1988.

  • Collapse
  • Expand