Adornos Reproduktionstheorie und die Dialektik der musikalischen Schrift

In: Dialektik der Schrift
Authors:
Julia Freund
Search for other papers by Julia Freund in
Current site
Google Scholar
PubMed
Close
,
Matteo Nanni
Search for other papers by Matteo Nanni in
Current site
Google Scholar
PubMed
Close
, and
Nikolaus Urbanek
Search for other papers by Nikolaus Urbanek in
Current site
Google Scholar
PubMed
Close
Open Access

Theodor W. Adornos Fragment gebliebene Theorie der musikalischen Reproduktion birgt in nuce eine Theorie der musikalischen Schrift: Keineswegs erschöpfen sich die gesammelten Notizen und Entwürfe aus dem Umkreis der Reproduktionstheorie darin, die historischen Veränderungen und Herausforderungen der musikalischen Interpretation zu erörtern und sie in einem systematischen Zugriff theoretisch zu bündeln. Vielmehr sind sie darüber hinaus als ‚musikphilosophischer Versuch‘1 zu lesen, den Aspekt der Schrift innerhalb des Verweisungszusammenhangs musikalischer Reproduktion – zwischen „Schrift und Instrument“ als den beiden „Pole[n] der Interpretation“2 – begrifflich näher zu bestimmen und in seiner Vielschichtigkeit durchsichtig zu machen.3

Dass „zwischen der Theorie der Notenschrift und der Reproduktionstheorie der eindeutigste Zusammenhang hergestellt werden [muss] und zwar so, daß die Prinzipien von dieser aus jener abgeleitet werden“,4 stellt eine der grundlegenden Prämissen der Fragment gebliebenen Theorie zur musikalischen Reproduktion dar. Es ist ebendieser Zusammenhang, in welchem Adorno die in ihrer Reichweite kaum zu unterschätzende These notiert, dass die „wahre Interpretation […] die vollkommene Nachahmung der musikalischen Schrift“5 darstellen müsse.6 Hiermit ist das Kraftfeld aufgespannt, in welchem sich die Reproduktionstheorie bewegen muss:

Auf die genetischen Implikationen der musikalischen Schrift zurückzugehen, ist geboten, weil musikalische Werke wesentlich nur vermittelt durch die Schrift vorliegen, weil der Interpretation der Klang nicht unmittelbar sondern bloß als notierter gegeben ist und weil die Notation keineswegs die selbstverständliche Anweisung für Interpreten bietet. Der Interpretation ist kein Gesetz für die Dechiffrierung von Texten in deren Phänomenen gewährt, sondern erst in der Besinnung aufs Wesen musikalischer Texte selber als der Einheit von Werken in der Schrift. Dieser Besinnung aber erschließt sich zugleich das Auseinanderweisen von Ideal des Klangs, Notation und Wiedergabe.7

Es mag selbstverständlich sein, dass in notierter Musik – um welche Adornos Überlegungen vorrangig kreisen – die Momente der Schrift und der Aufführung beständig wechselseitig aufeinander verweisen; eine wesentliche Herausforderung besteht nunmehr darin, diese Zusammenhänge theoretisch sowie historisch zu reflektieren und die Ebenen der Vermittlung und des Ineinandergreifens konkret zu benennen. Den historischen Index der Aufzeichnungen Adornos ins Bewusstsein zu bringen und seinen Vorschlag zu einer begrifflichen Durchdringung von Schrift und Interpretation im Lichte der jüngeren Musikgeschichte sowie aktueller Forschungsdiskurse weiterzuführen, erscheint uns insbesondere vor dem Hintergrund neuer Impulse aus der interdisziplinären Schriftforschung produktiv, nachdem in dieser die musikalische Schrift zwar bisweilen mitverhandelt wird,8 ohne jedoch die Spezifität des Musikalischen – die vielfältigen Implikationen des medialen Bruchs zwischen Klang und Schrift – zu berücksichtigen.9 Ist also einerseits die „Notationslehre durch die moderne Forschung [zu verfeinern]“,10 wie Adorno selbst in seinen Notizen zur Reproduktionstheorie vermerkt, liefert sein multirelationaler Ansatz in der Auseinandersetzung mit der musikalischen Schrift andererseits wichtige theoretische Einsichten und Differenzierungen für die aktuelle Beschäftigung mit diversen Schriftphänomenen.

Faszinierend ist die Lektüre von Adornos Aufzeichnungen zur Reproduktionstheorie auch in ihrer Verknüpfung von philosophischen und musikpraktischen Überlegungen. So wird etwa dem Gedanken, „das stets wieder erscheinende Problem der Interpretation ist die Herstellung einer Dialektik von Ganzem und Teil, die weder das Ganze ans Detail verliert noch das Detail durchs Ganze annulliert“, sogleich ein Hinweis auf die einheitsstiftende Funktion des „Haupttempos“ eines musikalischen Satzes an die Seite gestellt. Erfährt jenes Veränderungen, müsse die Artikulation und Auffassung des Ganzen auch durch „Phrasierung, Agogik, Dynamik, Klangfarbe“ gewährleistet werden.11 Adorno geht es nicht allein um eine philosophische Klärung der Instanzen und Prozesse der musikalischen Reproduktion; vielmehr ist die philosophische Darlegung mit Elementen einer Aufführungslehre12 sowie einer Kritik der zeitgenössischen Aufführungspraxis verwoben. Die namentliche Erwähnung von Musikerinnen und Musikern, Dirigenten und Komponisten ist nicht zuletzt in Hinblick auf Adornos eigenen musikalischen Erfahrungshorizont aufschlussreich. Nicht minder aufschlussreich und gewinnbringend ist es, Adornos Überlegungen in der Konfrontation mit musikalischen Phänomenen und Interpretationsfragen, die über den Horizont der Reproduktionstheorie hinausgehen, auf den Prüfstand zu stellen und kritisch weiterzuspinnen.

Dialektik der musikalischen Schrift

Die Frage danach, wie musikalische Schrift zu bestimmen sei, beantwortet Adorno nicht durch eine griffige Definition – auch wenn es den Aufzeichnungen zur Reproduktionstheorie an apodiktischen Leitsätzen nicht mangelt –, sondern indem er die Schrift in ein Gewebe von wechselwirksamen Relationen, Dynamiken und Vorgängen einspannt. Gegenüber dieser mehrschichtigen Bestimmung musikalischer Schrift erscheinen etwaige Auffassungen von Musiknotationen als schriftliche Fixierung eines Klangphänomens oder als eine Art ‚Rezept‘ bzw. als Handlungsanweisung zum Spielen eines Musikstücks – beide Ansichten dienen Adorno als Kontrastfolie13 – als eindimensional. Sie greifen Adorno zufolge zu kurz.

Zunächst erweist sich die Schrift gegenüber dem intendierten Klanggeschehen als ‚insuffizient‘.14 Nur unzureichend und ungenau vermag sie das Musikalische in seiner Zeitdimension und in der spezifischen Art und Weise seiner klanglichen Artikulation festzuhalten. Adorno spricht hier von „Hohlräume[n] der Signifikation“15 sowie „Zone[n] der Mehrdeutigkeit“16 bzw. „der Unbestimmtheit“17 und bezeichnet damit „eine Schicht von Fragen, die nicht unmittelbar mit dem Ideal des Klangs zu beantworten sind und die der Interpretation, als eines zum Text Hinzutretenden bedarf, um dessen Objektivität überhaupt herzustellen.“18 Somit „trägt [die Schrift] nicht das Ganze“19, vielmehr bleibt sie substanziell auf den Interpretationsvorgang verwiesen. Dementsprechend setzt auch die musikalische Reproduktion nicht schlichtweg das um, was schriftlich fixiert worden ist: Der Interpretationsprozess, bei dem dechiffrierende und mimetische Prozesse ineinandergreifen, ist zum einen in aufführungspraktische Zusammenhänge eingebettet, die über die materiellen Schriftzeichen hinausweisen. Zum anderen setzt er eine „[g]enaue Analyse“20 und „interpretative Arbeit“21 voraus, um in einem kreativen Prozess das zu reproduzieren, was als Übersetzung in Schrift vorliegt. Adorno argumentiert in der Reproduktionstheorie sowohl „[g]egen die Phrase, man solle dem Geist, nicht dem Buchstaben treu sein“,22 als auch gegen den „Fetischismus des musikalischen Textes“.23 Es gehe vielmehr um die Darstellung „der Musik für die der Text einsteht“24, wobei Adorno den Vorgang der Reproduktion durch die Figur der „Nachahmung eines nicht vorhandenen Originals“25 begreift. Gerade die Tatsache, dass die „Musik für die der Text einsteht […] weder als solche selbstevident, noch unmittelbar gegeben, noch eindeutig ist“,26 begründet die Relevanz einer theoretischen Vergewisserung über die musikalische Schrift, über die Prozesse der Schriftwerdung von Klang sowie der Rückübersetzung von Schrift in Klang. Indem Adorno hinter das vermeintlich gegenständliche Erscheinungsbild einer Partitur auf jene beweglichen Vorgänge blickt, wird in den Reproduktionstheorie-Fragmenten eine Dialektik der musikalischen Schrift greifbar, die im Folgenden anhand zentraler Spannungsfelder skizziert werden soll.

Dialektik von Verdinglichung und ästhetischer Freiheit. Bleibt die musikalische Schrift in der oben geschilderten Hinsicht hinter der Vorstellung einer „selbstverständliche[n] Anweisung für die Interpreten“27 zurück, geht sie zugleich darüber hinaus. Musiknotationen sind durch eine grundlegende mediale Differenz, die beim „Aufschreiben von Musik […] mitgesetzt“28 ist, von der klingenden Musik unterschieden. Diese Mediendifferenz bringt nicht nur mit sich, dass die Schrift gegenüber dem Klanglichen spezifische (z.B. materiale, ikonische, räumliche, auch temporale) Eigenqualitäten aufweist. Wird Musik – und zwar als Ereignis, Tätigkeit und zeitliche Artikulation im „Jetzt und Hier“29 – verräumlicht und in Schrift übersetzt, ist dies Adorno zufolge als Entfremdung zu begreifen.

Den grundlegenden Wandel, den Musik in ihrer Objektivation als Schrift erfährt, beschreibt Adorno häufig in Sprachbildern der Bewegung (z.B. als Erstarren und Stillstellen der Musik), der Lebendigkeit sowie der Aggregatzustände: „Die musikalische Schrift ist ein System von festen Zeichen für das dem eigenen Wesen nach Nichtfeste“.30 Dabei steigert Adorno die „spezifische Differenz“31 zwischen Musik und ihrer Schrift zu einem Widerspruch32 und zur „Paradoxie der Vergegenständlichung des schlechthin Ungegenständlichen“.33 Ihren theoretischen Sinn hat diese Verschärfung in der Ausleuchtung der Pole der dialektisch zu denkenden Verknüpfung von Musik als schriftlich vermittelte und als klanglich performierte, sowie in der Verdeutlichung der grundlegend transformativen und wiederproduzierenden Leistung, welche die musikalische Interpretation erfordert.

Das Sich-Fremdwerden von Musik in ihrer schriftlichen Aufzeichnung begründet nicht nur die Notwendigkeit interpretativer Akte. Dass sich Musik ihrer „ephemeren Gegenwart“34 entäußert, wirkt auf die Musik, auf die Art und Weise ihres Gemachtseins zurück. Als verräumlichter ist der flüchtige Klang beherrschbar und dergestalt kompositorischen Verfahren verfügbar. So versteht Adorno musikalische Schrift als „Organon der musikalischen Naturbeherrschung“35 und betrachtet die musikbezogene Notationsgeschichte im Kontext übergreifender Rationalisierungstendenzen. Diese sind in eine Dialektik eingespannt: Denn die Gegenständlichkeit von Musik als schriftliche ist Voraussetzung subjektiven Konstruktions- und Gestaltungsvermögens und ermöglicht ‚ästhetische Freiheit‘36, doch ist dies erkauft durch die Preisgabe einer wichtigen Qualität des Klangs: seiner Gegenwärtigkeit und Vergänglichkeit. „Die Notation reguliert, hemmt, unterdrückt immer zugleich, was sie notiert und entwickelt – und daran laboriert alle musikalische Reproduktion.“37 Für die Interpretation ergibt sich daraus Adorno zufolge die Aufgabe, die mit der Verschriftlichung einhergehende Entfremdung von Musik aufzuheben: „Alles Musizieren“, so pointiert Adorno, „ist eine recherche du temps perdu.“38

Ursprung der Notenschrift: Gedächtnisstütze und Disziplinierung. Adornos Überlegungen zum „Ursprung der Notenschrift“39 fußen zwar auf dem musikhistorischen Wissensstand der 1940er Jahre, liefern jedoch wichtige Anhaltspunkte in Hinblick auf eine aktuelle, philosophisch fundierte schrifttheoretische Diskussion. Die von ihm angedeutete Kritik der seinerzeitigen Grundannahme, „die Notenschrift sei als Gedächtnisstütze entstanden“,40 antizipiert nicht nur den heutigen musikwissenschaftlichen Stand, sondern bringt implizit das historische Momentum der Einführung von Notation im karolingischen Mittelalter auf den Punkt, ist heute doch wohlbegründet41 davon auszugehen, dass die Musik zum liturgischen Gebrauch im Sinne einer „kollektiven Überlieferung42 zunächst memoriert und dann erst aufgeschrieben wurde. Im Zusammenhang der mündlichen Tradierung „erweist sich das Gedächtnis als stark43, so dass die Vorstellung, Musik müsse durch Schrift vor dem Vergessen geschützt werden, sich als Rückprojektion der Moderne entlarvt. Adornos Bemerkung, dass „Kinder […] keine Gedächtnisstütze [brauchen]“, weil ihnen „nicht die sprachliche Erinnerung [schwerfällt] sondern gerade deren ‚stützende‘ Vergegenständlichung“, weist auf die immanente Dialektik der musikalischen Schrift hin.44 Ihre Funktion erfüllt sich gerade nicht in dem bloßen Aufbewahren des Flüchtigen, nicht als „Erinnerungsstütze“, sondern in dem Verweisen „auf die Herrschaft“45: „Die Notation ist Stütze der Erinnerung und des Gedächtnisses nur als dessen Feind, als seine Wiederherstellung durch Vernichtung.“46 Der musikalischen Notation liegt immer ein Moment von Disziplinierung und Autorität47 zugrunde. Bereits in deren frühen Formen, den zu Recht mit dem Epitheton „Kontrollnotation“48 angesprochenen mittelalterlichen Neumen, kommt diese Dialektik von Beherrschung und Bewahrung ans Licht. „Die Gestenschrift“, so charakterisiert Adorno die Neumen, „beschwört Musik in ihrer Unmittelbarkeit, als Natur gleichsam, ruft sie zur ephemeren Gegenwart und ist unbekümmert um ihre Dauer. […] [S]ie tötet Musik als Naturphänomen, um sie gebrochen, als Geist, zu bewahren“.49 Erweist sich aus historischer Perspektive die Kulturtechnik des Notenschreibens als eine Bedingung und zentrale Triebfeder für die Tradierung von Musik, so geschieht dies ganz im Sinne der Dialektik der Aufklärung um den Preis der Naturbeherrschung.

Adorno nimmt in diese Argumentation eine der zentralen Denkfiguren der Dialektik der Aufklärung auf und untersucht die Geschichte musikalischer Schrift ausgehend von der Figur der ‚Mimesis ans Tote‘.50 Der Ursprung der musikalischen Schrift liege in der „Nachahmung disziplinärer Musiksysteme“, wodurch der mediale Transfer vom Hörbaren zum Sichtbaren als „Enteignung, Entfremdung, Erstarrung der Musik“ erkennbar wird. So fragt sich Adorno, ob „jedes Notenzeichen einmal Bild eines Schlages und dann von Gewalt selber“ war und notiert: „Der Verewigung der Musik durch Schrift eignet ein tödliches Moment: was sie hält, wird zugleich unwiederbringlich.“51

Drei Elemente des Notentextes. Adorno bestimmt den musikalischen Text terminologisch als Verhältnis dreier Elemente:

Die Terminologie möchte ich wie folgt festlegen: der musikalische Text enthält 3 Elemente

  • 1) das mensurale (das bisher als signifikativ bezeichnete, der Inbegriff alles durch Zeichen eindeutig Gegebenen)

  • 2) das neumische (bisher: mimisch, mimetisch oder gestisch genannt, das aus den Zeichen zu interpolierende strukturelle)

  • 3) das idiomatische (bisher: musiksprachliche, d.h. die aus der je vorgegebenen und das Werk einschließenden Musiksprache zu erschließende. Dies muß noch genau entfaltet werden. Vielleicht auf Wien exemplifizieren. Bergs Vorschrift ‚wienerisch‘).

Thema der Arbeit ist eigentlich die Dialektik dieser Elemente.52

Während Adorno mit dem Begriff ‚Mensuralen‘ als Inbegriff „alles durch Zeichen eindeutig Gegebenen“ eine traditionellerweise dem musikalischen Text zugeschriebene Kategorie exemplifiziert, verweist der Ausdruck des ‚Neumischen‘ darüber hinausgehend auf die grundsätzlich gestisch-mimische Qualität der Musik, aber auch auf den als Gestus artikulierten musikalisch-strukturellen Zusammenhang als ein Element des musikalischen Textes selbst. Mit dem ‚Idiomatischen‘ schließlich integriert Adorno auch die „dem Text äußerlich[en]“53 musiksprachlichen Konventionen als wesentliches Element des musikalischen Textes. Sind letztere auch (größtenteils) nicht in den materiellen Notationen manifest, gehören sie dennoch konstitutiv zum Lesen musikalischer Schrift hinzu. Innerhalb dieser begrifflichen ‚Konstellation‘ versucht Adorno, musikalische Schrift und Interpretation sowohl intern auszudifferenzieren, als auch ihr genaues Verhältnis zueinander zu bestimmen: Im Ausgang vom „musiksprachliche[n] Kontinuum“54, in dem zunächst jeder Text (und jede Interpretin bzw. jeder Interpret) zu verorten ist, wird das Notierte in einer Verbindung von dechiffrierender Tätigkeit, mimetischem Handeln und analytischer Arbeit in Klang transformiert. Ziel ist Adorno zufolge die „Wiederherstellung des Gestus“55; die Vergegenständlichung von Musik in Notation ist aufzulösen und das als Notation Vermittelte in gegenwärtiges Handeln zurückzuübersetzen.56 In Bezug auf die stets zur Disposition stehende Frage der Gelungenheit einer Interpretation hebt Adorno hervor, dass die einzelnen Dimensionen nicht voneinander zu isolieren und in Absonderung voneinander zu potenzieren seien: etwa in einem Interpretationsmodus, der lediglich auf eine korrekte (und damit starre) Dekodierung der Zeichen abhebt oder in einer Spielweise, in der die Überbetonung des Idiomatischen die spezifische Gestalt des Musikstücks verdeckt.

Zwar lassen sich durch die Begriffe des Idiomatischen, Mensuralen und Neumischen verschiedene Schichten und Funktionsweisen der Schrift auseinanderhalten und als wechselwirksame Relationen artikulieren. Klar voneinander abgrenzbar sind sie jedoch nicht, sondern greifen vielfach ineinander. So ist die „Rekonstruktion des Neumischen“57 einerseits Zielpunkt des Interpretationsprozesses und zugleich in vermittelter Form in den anderen Elementen der Schrift mitenthalten: ‚Spuren‘ des gestisch-mimischen Moments finden sich bereits auf der Ebene der Zeichen, die Adorno auch als bildlich festgehaltene, rationalisierte Gesten in den Blick nimmt.58 Auch im Idiomatischen, der tradierten Musiksprache, „sind Teile des neumischen versprengt und unartikuliert enthalten“.59 In den Aufzeichnungen zur Reproduktionstheorie zielt Adorno mitunter darauf ab, „die Dialektik dieser Elemente“60 darzulegen, indem er ihr Zusammenwirken an konkreten Beispielen ausbuchstabiert und die historische Dynamik ihres Verhältnisses entfaltet.

Es ist hier nicht der Ort,61 alle Implikationen und Konsequenzen dieser letztlich nicht unproblematischen Terminologie auszuführen; zu überlegen wäre aber, ob das Verhältnis dieser drei Elemente tatsächlich im Sinne einer Hegel’schen Dialektik zu denken sei,62 in der gewissermaßen das ‚Neumische‘ als „klingende Synthese“63 aus einer Antithese von ‚Idiomatischem‘ und ‚Mensuralem‘ sich ergebe. Vielmehr wäre zu vermuten, dass die Entfaltung der Dialektik dieser Elemente, die nach Adorno das zentrale Thema der Arbeit darstellen sollte,64 strictu sensu als negative Dialektik gedacht werden muss und ein Gelingen der ‚aufhebenden‘ Synthese, die dann darüber hinaus auch noch als deckungsgleich mit der „wahre[n] Aufführung“65 angesehen werden müsste, mitnichten vorausgesetzt werden kann. Die ‚wahre Interpretation‘ im Sinne Adornos ist vielmehr ebenso notwendig wie unmöglich, sie stellt eine Idee dar, die nur in ihrer Realisierung sinnvoll ist, aber nicht realisiert werden kann, weil sie sonst ihre Idee verriete:

Dann: sie hat die Probleme auszutragen, die in der Komposition gelegen sind. Die Schwierigkeiten, Antinomien hat sie nicht, wie es fast allerorten geschieht, zuzuschmieren sondern deren eigenen Sinn zu begreifen und ihm zu gehorchen.66

Geschichtlichkeit von Schrift und Interpretation. Die zu Beginn seiner Notizen exponierte, grundsätzlich als „unrealisierbar“67 gedachte Idee einer ‚wahren Aufführung‘ gerät in Hinblick auf die in der Reproduktionstheorie enthaltenen Elemente einer Aufführungslehre sowie der Kritik an zeitgenössischen Aufführungspraktiken als Reflexionsfigur in den Blick, welche eine kritische Auseinandersetzung mit der Vielfalt an musikalischen Interpretationen ermöglichen soll.68 Ein von Adorno häufig bemühtes Bild für das, was eine Aufführung notierter Musik zu leisten hätte, ist die Metapher der Röntgenphotographie. Sie zielt auf eine Sicht- bzw. Hörbarmachung der musikalischen Gestaltungszusammenhänge ab, auf eine Artikulation dessen, was durch die musikalische Schrift zwar nicht unmittelbar, wohl aber vermittelt gegeben ist. Hierbei spiegeln sich in der Idee einer ‚wahren Reproduktion‘ als „Röntgenphotographie des Werkes“69 grundlegende Überlegungen aus Walter „Benjamins Sprachtheorie“70 wider:

Die wahre Reproduktion ist die Nachahmung eines nicht vorhandenen Originals, und dieses Nichtvorhandensein, die Nichtexistenz des Werkes an sich definiert zugleich die Objektivität, die in der subjektiven Spontaneität des Interpreten gelegen ist. Diese Nachahmung des nicht vorhandenen Originals ist aber zugleich nichts anderes als die Röntgenphotographie des Textes.71

In direkter Fortführung der Benjamin’schen Bestimmung des Verhältnisses von Original und Übersetzung72 entwickelt Adorno eine These der geschichtlichen Veränderung der musikalischen Reproduktion, die sich nicht nur aus der Abfolge unterschiedlicher Interpretationsstile ergibt, sondern eine notwendige Folge des „Fortlebens“ der Kunstwerke, ihrer „Nachreife“73, darstellt. Die Möglichkeit, verschiedene Interpretationen zu evozieren, kann – wie in dem Rekurs auf „Interpretation, Kommentar, Kritik“ als ‚Schauplätzen‘ historischer Veränderungsprozesse und dergestalt „Formen eigenen Rechts“74 festzustellen ist – im Rahmen der ästhetischen Theorie Adornos als konstitutive Eigenschaft des Kunstwerks an sich gelten.

Musikalische Werke entwickeln sich nun nicht nur in, sondern auch an der Musikgeschichte. Mitnichten kann somit die Idee einer ‚wahren Aufführung‘ von einem starren Zustand des Kunstwerks in seiner jeweiligen Entstehungszeit ausgehen und diesen in einer restaurativen Bewegung zu restituieren versuchen, sondern muss, da „[a]ller bestehenden Musik […] das Interpretiertwerden wesentlich“75 ist, die geschichtliche Veränderung der Werke – ihre Nachreife respektive ihre „innere Historizität“ – auch in der musikalischen Reproduktion kritisch reflektiert werden:

Wer heute Schönberg nicht versteht, kann Beethoven nicht verstehen, sondern verstellt sich durch die verdinglichte Gestalt seiner Wirkung die Beziehung zum Werke. […] Damit aber ist behauptet, daß die Veränderungen der Werke in der Interpretation keine bloße Sache des Geschmacks, sondern objektiv-gesetzmäßiger Art sind. Mit anderen Worten, daß sie von den Werken selber vorgezeichnet sind und nicht abhängig vom Belieben oder selbst der je vorherrschenden Manier der Interpreten. […] Es gibt kein an sich seiendes Werk an sich, das zu verschiedenen Zeiten verschieden aufgefaßt werden könnte, zugleich aber jeglicher solchen Auffassung drastische Grenzen setzt. Die Geschichte ist dem Werk nichts Äußerliches, sondern daß jedes Werk im immanenten Sinn ein Problem ausmacht, macht Geschichte zu seinem wesentlichen Substrat. Die Stufen der Lösung seines Problems sind gleichbedeutend mit seiner Entfaltung in der Zeit und nur kraft solcher Entfaltung, als deren Gesetz, und nicht als zeitloses Substratum ist das Wesen des Werkes überhaupt zu bestimmen. Solche ‚innere Historizität‘ der Werke ist aber von der auswendigen Geschichte nicht zu trennen.76

Die in der „wesentliche[n] Spannung zwischen Notation und Musik“77 begründete konstitutive Geschichtlichkeit betrifft auch die „musikalischen Texte“78 selbst, die nicht zu jeder Zeit auf die gleiche Art les- bzw. interpretierbar sind. Adorno verdeutlicht dies anhand der Umsetzung des „immanente[n] Gestus der Musik“, der „immer Gegenwart“ und gerade darin historischen Wandlungen unterworfen sei. „In der Musik, der authentischen Zeitkunst, ist gerade die Zeitdimension gleichsam leer gelassen und in diesen Hohlraum schlägt Geschichte herein und verändert das musikalische Jetzt.“79

Einen „Schauplatz historischer Dynamik“80 bilden musikalische Notationen Adorno zufolge auch insofern, als sie über ein „Eigenleben“ verfügen, das er auf den wechselnden „Gestaltzusammenhang“ zwischen dem Bild- und Zeichenpol der musikalischen Schrift zurückführt.81 Adorno bezieht sich hier auf die „Doppelheit der Auffassung musikalischer Schrift“ als „Zeichen-“ und „Bildersprache“,82 deren konkretes Ineinandergreifen in einigen Beiträgen dieses Bandes zum Thema gemacht wird.83 Vor diesem Hintergrund muss die von Adorno benannte „Veränderung der musikalischen Texte in der Zeit“84 aus der Perspektive des konstitutiven Wechselverhältnisses von Zeichen und Bild gedeutet werden85 – ein Desiderat, das Adorno in der Reproduktionstheorie explizit formuliert.86 Dabei sind beide Momente, wie Adorno festhält, „nicht an sich in der Schrift gegeben sondern erfragt“.87 Die historischen Veränderungen im Verhältnis von Bild und Zeichen – etwa die Auffassung von ehemals Bildhaftem als Zeichen oder „die Rückverwandlung des Zeichens ins Bild, daß also größere Zusammenhänge gewissermaßen gestisch wahrgenommen werden“88 – sind in Beziehung zu einem „Prozeß des Fragens“89 zu sehen, in den die musikalische Schrift (in ihrer dynamischen Verschränkung von Zeichen- und Bildhaftigkeit) die interpretierenden Subjekte einspannt.

Eine Theorie musikalischer Schrift hätte die historischen Veränderungen des Verhältnisses der von Adorno ausbuchstabierten Pole sowie der Elemente des musikalischen Textes zu berücksichtigen. Adornos – wenngleich fragmentarisch gebliebener – musikphilosophischer Versuch einer historisch- systematischen Ausdifferenzierung sowie einer Formulierung der Implikationen der Schriftwerdung des Musikalisch-Performativen bildet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis musikalischer Schriftphänomene und, insbesondere in der hierbei aufgezeigten Dialektik der musikalischen Schrift, eine wesentliche kritische Ergänzung gegenwärtiger Debatten.

Literatur

  • Adorno, Theodor W.: Gesammelte Schriften, hg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz, 20 Bde., Frankfurt am Main 1997. - Dialektik der Aufklärung, GS III (gem. mit Max Horkheimer). - Ästhetische Theorie, GS VII.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Adorno, Theodor W.: Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion. Aufzeichnungen, ein Entwurf und zwei Schemata, hg. von Henri Lonitz, Frankfurt am Main 2001 (Nachgelassene Schriften I/2).

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Benjamin, Walter: „Die Aufgabe des Übersetzers“, in: ders., Gesammelte Schriften, unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Bd. IV/1, Frankfurt am Main 1972, S. 921.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Boucquet, Kristof: „Adorno liest Benjamin. Sprache und Mimesis in Adornos Theorie der musikalischen Reproduktion“, in: Musik & Ästhetik 54 (2010), S. 6774.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Danuser, Hermann: „‚Zur Haut ‚zurückkehren”. Zu Theodor W. Adornos Theorie der musikalischen Reproduktion“, in: Musik & Ästhetik 25 (2003), S. 522.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Grassl, Markus / Kapp, Reinhard (Hg.): Die Lehre von der musikalischen Aufführung in der Wiener Schule. Verhandlungen des internationalen Colloquiums Wien 1995, Wien 2002 (Wiener Veröffentlichungen zur Musikgeschichte 3).

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Haas, Max / Nanni, Matteo: „Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Mittelalter“, in: Nicola Gess und Alexander Honold (Hg.), Handbuch Literatur & Musik, Berlin 2017, (Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie 2), S. 273284.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Haas, Max: Mündliche Überlieferung und altrömischer Choral. Historische und analytische computergestützte Untersuchungen, Bern 1996.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Haas, Max: Musikalisches Denken im Mittelalter. Eine Einführung, Bern 2005.

  • Hinrichsen, Hans-Joachim: „‚Die Musik selbst und nicht ihr Bedeuten‘. Adornos Theorie der musikalischen Interpretation“, in: Wolfram Ette, Günter Figal, Richard Klein und Günter Peters (Hg.), Adorno im Widerstreit. Zur Präsenz seines Denkens, Freiburg – München 2004, S. 199221.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Kapp, Reinhard: „Interpretation, Reproduktion“, in: Richard Klein, Johann Kreuzer und Stefan Müller-Doohm (Hg.), Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart 2011, S. 145156.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Klein, Richard: „Adorno als negativer Hermeneutiker. Zu seiner Theorie der musikalischen Interpretation“, in: Gabriele Geml und Han-Gyeol Lie (Hg.), „Durchaus rhapsodisch“. Theodor Wiesengrund Adorno: Das kompositorische Werk, Stuttgart 2017, S. 3147.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Kolisch, Rudolf: Zur Theorie der Aufführung. Ein Gespräch mit Berthold Türcke, München 1983 (Musik-Konzepte 29/30).

  • Krämer, Sybille: Figuration, Anschauung, Erkenntnis. Grundlinien einer Diagrammatologie, Berlin 2016.

  • Nanni, Matteo: „Musik und Bild: Die Figur des Dritten“, in: Elisabeth Oy-Marra, Klaus Pietschmann, Gregor Wedekind und Martin Zenck (Hg.), Intermedialität von Bild und Musik, Paderborn 2018, S. 236248.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Rankin, Susan: Writing Sound in Carolingian Europe. The Invention of Musical Notation, Cambridge 2018.

  • Ratzinger, Carolin / Urbanek, Nikolaus / Zehetmayer, Sophie (Hg.): Musik und Schrift. Interdisziplinäre Perspektiven auf musikalische Notationen, Paderborn 2020 (Theorie der musikalischen Schrift 1).

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Seiwert, Elvira: „‚Interpretation ist eine Form‘. Benjamins Spur in Adornos Reproduktionstheorie und wohin sie wohl führt“, in: Adolf Nowak und Markus Fahlbusch (Hg.), Musikalische Analyse und Kritische Theorie. Zu Adornos Philosophie der Musik, Tutzing 2007, S. 252267.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Uhde, Jürgen / Wieland, Renate: Denken und Spielen. Studien zu einer Theorie der musikalischen Darstellung, Kassel 1988.

  • Urbanek, Nikolaus: „‚Bilder von Gesten‘. Über die Aktualität von Adornos Theorie der musikalischen Schrift“, in: Richard Klein (Hg.), Gesellschaft im Werk. Musikphilosophie nach Adorno, Freiburg – München 2015, S. 150172.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
  • Urbanek, Nikolaus: Auf der Suche nach einer zeitgemäßen Musikästhetik. Adornos „Philosophie der Musik“ und die Beethoven-Fragmente, Bielefeld 2010.

    • Search Google Scholar
    • Export Citation
1

In seinen Aufzeichnungen notiert Adorno als möglichen Titel des geplanten Buchprojekts: „Reproduktionstheorie. Ein musikphilosophischer Versuch“. Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 301.

2

Ebd., S. 15.

3

Vgl. Urbanek, „,Bilder von Gesten‘“.

4

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 87.

5

Ebd., S. 83.

6

Vgl. hierzu die Beiträge von Hilde Halvorsrød, Hans-Joachim Hinrichsen und Matteo Nanni in diesem Band.

7

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 237f.

8

Z.B. in Krämer, Figuration, Anschauung, Erkenntnis.

9

Siehe hierzu auch Ratzinger/Urbanek/Zehetmayer (Hg.), Musik und Schrift.

10

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 88.

11

Ebd., S. 9f.

12

Siehe z.B. ebd., S. 92f.: „Die Arbeit muß in ‚Regeln‘ terminieren wie der: Die Klangfarbe, der Ton ist ein Mittel zur Charakteristik musikalischer Gestalten, zur Artikulation, nie ‚Selbstzweck‘ sondern Funktion der Darstellung des musikalischen Sinnes, vor allem auch der Unterscheidung. […] Die Analyse der richtigen Darstellung von Werken muß auf ein Corpus von dergleichen Regeln führen.“

13

Vgl. ebd., S. 11.

14

Ebd., S. 265.

15

Ebd.

16

Ebd., S. 188.

17

Ebd., S. 239.

18

Ebd.

19

Ebd., S. 122.

20

Ebd., S. 10.

21

Ebd., S. 240.

22

Ebd., S. 10.

23

Ebd., S. 89.

24

Ebd.

25

Ebd., S. 269.

26

Ebd., S. 89.

27

Ebd., S. 237.

28

Ebd., S. 72.

29

Ebd., S. 235.

30

Ebd., S. 249.

31

Ebd., S. 221.

32

Vgl. ebd., S. 228.

33

Ebd., S. 249.

34

Ebd., S. 235.

35

Ebd., S. 228.

36

Vgl. ebd., S. 71.

37

Ebd., S. 72.

38

Ebd., S. 228.

39

Ebd., S. 69.

40

Ebd.

41

Vgl. Haas, Mündliche Überlieferung und altrömischer Choral; ders., Musikalisches Denken im Mittelalter, S. 380–391; Haas/Nanni, „Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Mittelalter“ und Rankin, Writing Sound in Carolingian Europe.

42

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS 1.2/ 183.

43

Ebd., S. 70.

44

Ebd.

45

Ebd.

46

Ebd., S. 226.

47

„[Die Notenschrift] ist autoritär: Gestus des Dirigenten.“ Ebd., S. 80.

48

Haas, Musikalisches Denken im Mittelalter, S. 387.

49

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS 1.2/ 235.

50

Vgl. Horkheimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung, GS III/ 76.

51

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS 1.2/ 227f.

52

Ebd., S. 88.

53

Ebd., S. 265.

54

Ebd., S. 268.

55

Ebd., S. 242.

56

„Aufgabe der musikalischen Interpretation ist es, das idiomatische Element durchs Mittel des mensuralen ins neumische umzusetzen. ‚Ursprung ist das Ziel‘. These meines Buches.“ Ebd., S. 88.

57

Ebd., S. 125 und 127.

58

Ebd., S. 224.

59

Ebd., S. 267.

60

Ebd., S. 88.

61

Siehe hierzu Urbanek, Auf der Suche nach einer zeitgemäßen Musikästhetik, S. 276–278.

62

Vgl. diesbezüglich Danuser, „‚Zur Haut ‚zurückkehren‘‘“, S. 13. Freilich ist Danuser darin Recht zu geben, dass manche der diesbezüglichen Ausführungen Adornos tatsächlich ‚sehr hegelisch‘ tönen, wenn es beispielsweise heißt: „Wie die objektive Geschichte des Werkes nämlich so führt die Erfahrung des individuellen Interpreten stets vom idiomatischen Element durchs mensurale zum neumischen, und schlecht ist sowohl die welche beim idiomatischen wie beim mensuralen stehen bleibt.“ (Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS 1.2/ 89.) Dies scheint jedoch auf einen immanenten Bruch in der Theoriebildung Adornos selbst zu verweisen und von daher eine abweichende Lesart zu motivieren. Zur Kritik dazu siehe auch Nanni, „Musik und Bild“, S. 245–248.

63

Vgl. Danuser, „‚Zur Haut ‚zurückkehren‘‘“, S. 14.

64

Vgl. Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS 1.2/ 88.

65

Ebd., S. 54.

66

Ebd., S. 168f.

67

Ebd., S. 121.

68

Vgl. Klein, „Adorno als negativer Hermeneutiker“, S. 45.

69

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 9.

70

So verwundert es nicht, wenn Adorno an einer Stelle seiner Notizen vermerkt: „Benjamins Sprachtheorie behandeln.“ Ebd., S. 86. Vgl. auch den Beitrag von Tobias Robert Klein in diesem Band.

71

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 269.

72

Vgl. ebd., S. 254.

73

„Denn in seinem [des Originals, Anm. d. Verf.] Fortleben, das so nicht heißen dürfte, ändert sich das Original. Es gibt eine Nachreife auch der festgelegten Worte. Was zur Zeit eines Autors Tendenz seiner dichterischen Sprache gewesen sein mag, kann später erledigt sein, immanente Tendenzen vermögen neu aus dem Geformten sich zu ergeben. Was damals jung, kann später abgebraucht, was damals gebräuchlich, später archaisch klingen.“ (Benjamin, „Die Aufgabe des Übersetzers“, S. 12f.)

74

Vgl. Adorno, Ästhetische Theorie, GS VII/ 289.

75

Vgl. Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 292 resp. 220.

76

Ebd., S. 258f.

77

Ebd., S. 259.

78

Ebd., S. 249.

79

Ebd., S. 250.

80

Ebd., S. 251.

81

Ebd., S. 85.

82

Ebd., S. 243f.

83

Siehe insbesondere die Beiträge von Tobias Bleek, Julia Freund und Gabriele Groll.

84

Ebd., S. 249.

85

Vgl. auch Horkheimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung, GS III/ 33f. Fallen Zeichen und Bild im Mythos zusammen, so ist deren Trennung ein zentrales Moment von Kultur. Auch Notenschrift vollzieht nach Adorno diese Dynamik.

86

Adorno, Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion, NaS I.2/ 253: „Es muß auch klar werden, wie das historische Verhältnis von Bild und Zeichen in der Schrift im einzelnen sich darstellt.“

87

Ebd., S. 85. Herv. d. Verf.

88

Ebd., S. 254.

89

Ebd., S. 250.

  • Collapse
  • Expand

Dialektik der Schrift

Zu Adornos Theorie der musikalischen Reproduktion

Series:  Theorie der musikalischen Schrift, Volume: 3