Prolog Eine Dame verschwindet – mal wieder

In: Architekturen des Geheimnisses
Author:
Mathias Horstmann
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„Physical objects can be in only one spot at any one time.“
(„Physische Objekte können zu jeder Zeit immer nur an einem Ort sein.“)
David Weinberger, Everything Is Miscellaneous, 2007
„Das muss man sich klar machen: dass nicht alles Geschehen für uns Bedeutung hat, dass sehr wohl viel geschieht, was in unsere Welt gar nicht hinaufsteigt.“
Fritz Heider, Ding und Medium, 1927

Zur Sache

Montag bis Samstag: Erschaffung der Welt und des Menschen, Sonntag Ruhetag. Kurz darauf, so erzählt es die Bibel im Buch Genesis, ereignet sich folgende merkwürdige Begebenheit im Paradies: Adam und Eva, beide nackt bis auf einen Schurz aus Feigenblättern, erblicken Gott und verstecken sich aus Scham vor ihm unter Bäumen. Manche mögen hier vom ersten Versteck sprechen, jedoch ist die Geschichte umstritten – sie ist eine der umkämpften religiösen Glaubensfragen – und ich möchte nicht bei Adam und Eva beginnen, keinen wohl zum Scheitern verurteilten Versuch unternehmen, diese Ursprünge zu ergründen, und keine Universalgeschichte verfassen. Ich verlasse das Paradies, lasse den sonst zur Ergründung von historischen Ursprüngen bemühten Neandertalern, Alten Römern, Chinesen oder Arabern ihre verdiente Altersruhe. Wir befinden uns nicht im Paradies.

Gibt es einen Gott, wenn ja welchen? Ist die Bibel ein Märchenbuch? Im Zusammenhang mit Verstecken werden solche metaphysischen Fragen relevant. Es sind die vermeintlichen Antworten, die Glaubensrichtungen liefern, welche dazu führen, dass Juden, Christen, selbst verschiedene Konfessionsanhänger, wie Protestanten oder Katholiken, sich aufgrund ihrer Antwort auf diese Frage vor einer anderen Gruppe verstecken müssen. Glaube ist aber keine allgemeine Antwort, sondern eine persönliche Entscheidung.

Ich verlasse das Paradies. Wir befinden uns im Postparadies, in der Gegenwart, um von einer merkwürdigen Begebenheit zu berichten, welche mir den Anlass für die vorliegenden Zeilen gibt: das spurlose Verschwinden einer Dame. Nach Emile Zola befinde ich mich aber nun möglicherweise wieder im Paradies, im Paradies der Damen,1 in einem großen Modehaus, dort, wo Weiterentwicklungen der Feigenblätter erworben und in speziellen Umkleidekammern diskret anprobiert werden können. In Modehäusern wird Paradiesbedarf verkauft. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Dame, die halb innerhalb, halb außerhalb einer dieser übermenschengroßen Spiegel steht. Vom nächsten Augenblick an ist sie verschwunden, ohne dass sich irgendeine Bewegung ereignet oder meine Beobachtung der Dame länger als dieser Augenblick ausgesetzt hätte. Es ist wohl nicht das erste Mal, dass eine Dame verschwindet. Wie verschwindet es sich aber? Es bieten sich mehrere Möglichkeiten: flüchten, verflüchtigen, Ausflüchte oder, wie im Falle der Dame, eine Zuflucht aufsuchen. Hier ist es zusätzlich eine geheime, die heimlich, still, leise und unbemerkt für andere aufgesucht wird. Die Person ist dort versteckt und diese Orte sollen trotz oder wegen ihrer Unbekanntheit zur Sprache gebracht werden. Es gibt jedoch einige dieser Orte, die nicht mehr ganz so unbekannt sind und aufgedeckt wurden. Jemand ist an das Wissen um sie gelangt, hat es für merkwürdig befunden und deswegen verbreitet. Sie besitzen dadurch eine vergangene und nachwirkende Bedeutung – sie sind historisch. Andere hingegen wurden vergessen, weiter verheimlicht oder nie entdeckt und bleiben geheim. Wo ist die Dame nun und was hat der Spiegel damit zu tun?

„Let’s pretend the glass has got all soft like gauze, so that we can get through.“
(„Tun wir doch so, als ob aus dem Glas ein weicher Schleier geworden wäre, dass man hindurchsteigen könnte.“)
Lewis Carroll, Through the Looking-Glass, and What Alice Found There, 1871

Ich würde gerne derart Fantastisches über den Spiegel und eine Welt dahinter berichten, wie es Lewis Carroll seine Protagonistin Alice im Spiegelland lässt oder den Schwärmereien Michel Foucaults über diesen „anderen Ort“, diese „Heterotopie“ folgen: „Im Spiegel sehe ich mich da, wo ich nicht bin: in einem unwirklichen Raum, der sich virtuell hinter der Oberfläche auftut; ich bin dort, wo ich nicht bin, eine Art Schatten, der mir meine eigene Sichtbarkeit gibt, der mich erblicken lässt, wo ich abwesend bin: Utopie des Spiegels.“2

Es ist jedoch viel banaler. Die zufällige Aufklärung macht all diese Gedanken zunichte. Es geht schnell: Der Spiegel im Modehaus klappt auf, die verschwundene Dame tritt durch diese geheime Tür aus einem kleinen Pausenraum heraus, dieser – im Gegensatz zu der Dame – banal und enttäuschend in jeder Hinsicht, keiner weiteren Rede wert. Es ist klar, es gibt kein Spiegelland.

Bild 1
Bild 1

Alice betritt die Spiegelwelt: Lewis Carroll, Durch den Spiegel und was Alice dort fand (Through the Looking-Glass and What Alice Found There), 1871, Zeichnung: John Tenniel, 1871.

Stand der Versteckforschung

„The big blank spaces in the map are all being filled in, and there’s no room for romance anywhere.“
(„Die großen weißen Flecke auf den Karten sind alle verschwunden und es bleibt kein Platz mehr für Romantik.“)
Arthur Conan Doyle, The Lost World, 1912

Verstecke sind insgeheime Orte für Lebewesen, Dinge oder Informationen. Das Geheimnis umfasst ihren Ort und Inhalt. Sie sind geheimnisumwittert. Ihre Suche, Untersuchung und der Wissenserwerb über sie scheint nicht problematisch, sondern geradezu zweifelhaft, denn Geheimnisse wie Verstecke entziehen sich ihrem Wesen der Erkenntnis. Daraus ergeben sich Unsicherheiten, Unwäg- und Unsichtbarkeiten, die sich in der Beschäftigung – oder besser Nicht-Beschäftigung – anderer mit dem Thema widerspiegeln. Es fehlt eine grundlegende und allgemeine Auseinandersetzung über Verstecke, abgesehen von einem Aufsatz mit volkskundlichem Hintergrund. Praktischen Rat zum Bau von Verstecken verspricht eine Reihe von Do-it-yourself-Ratgebern, aber ebenso dort heißt es „little written on the subject“. Mit der Steganografie bzw. dem Information Hiding als Teilgebiet der Kryptologie gibt es zwar eine eigene wissenschaftliche Disziplin des Versteckens und des Suchens, jedoch nur für Daten und das Schreiben. Es sind die Methoden der Mathematik, Informatik und Linguistik. Der für das Thema Versteck relevante Bereich der technischen Steganografie wird meist als wenig relevant angesehen und entsprechend schnell abgehandelt. Das eng verbundene Thema tote Briefkästen oder Geheimdienstcontainer in Nachrichtendiensten wird am Beispiel des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR historisch beleuchtet. Untersuchungen verwandter Themenbereiche, wie Täuschung und Geheimnis, stellen in Randnotizen zwar ein allgemeines Interesse an der Thematik durch deren Beliebtheit in Presse und Fiktion fest, zugleich aber ein sehr geringes oder fehlendes wissenschaftliches Interesse. Über dieses besondere Verhältnis von Fiktion und Geheimnis schreibt Eva Horn in einer Untersuchung über Spionageromane. Die Vermischung von Fiktion und Fakten in Geschichten über Priesterlöcher bewegt Michael Hodgetts zu seinen Suchen und Untersuchungen dieser speziellen Versteckform. Er beklagt das mangelnde Interesse von Wissenschaftlern, insbesondere von Archäologen und Historikern, wie es fast 140 Jahre zuvor bereits bemerkt wird.

Kriminalistische Lehrbücher und Zeitschriften ermöglichen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine praktische Sicht der Gegenseite. Es lässt sich somit ein geringes wissenschaftliches, aber ein großes allgemeines Interesse feststellen. Es ist ein abgeschiedenes, abgesondertes, merkwürdiges Thema, wie der Gegenstand selbst.

Fragen

„In der Fantasie geht alles!“
Helmut Körschgen in Texas. Doc Snyder hält die Welt in Atem, 1993

Warum besteht aber dieses geringe Interesse auf Seiten der Berufsentdecker, obwohl es möglicherweise die letzten unentdeckten Orte auf der vollständig entdeckten Welt sind? Zugleich: Wie lässt sich das daraus entstehende Vakuum füllen, oder in diesem Falle besser anfüllen, da ansonsten der für eine solche Untersuchung übliche und vertretbare Rahmen schnell gesprengt würde?

Zunächst eine Einengung des Blickes, obwohl ein solches Vorgehen zunächst Misstrauen hervorrufen dürfte. So lautet die allgemeine Forderung in Arbeiten der vorliegenden Art, den Blick auszuweiten. Gemeint ist hier jedoch eine Begrenzung, die für gewöhnlich schweigend eingenommen wird, die der abendländischen Sichtweise. Durch die eigenen sprachlichen Grenzen werden im Wesentlichen deutsch-, englisch- und französischsprachige Quellen genutzt. Der Blick zielt somit auf Westeuropa und die USA, auch wenn andere Kulturkreise nicht ausgeschlossen werden. Trotz oder aufgrund dieser äußerst beschränkten Weltsicht stellt sich die Frage nach Versteckkulturen mit jeweils eigenen Verstecktechniken. Sind Verstecke in anderen Kulturkreisen unterschiedlich oder besitzen sie eine weltweit ähnliche Ausprägung? Zeitlich könnte die Untersuchung am Ende des 16. Jahrhunderts beginnen, als sich erste Belege für eine Entwicklung zu technisch höher entwickelten Verstecken finden lassen. Gemeint ist hier der Übergang von vorgefundenen Versteckmöglichkeiten an abgelegenen, dunklen Stellen in Haus, Wald oder Landschaft zur Entwicklung von speziell für diesen Zweck geplanten Konstruktionen, wie es mit den Priesterlöchern in Großbritannien geschieht.

Diese Untersuchung ist jedoch endlich, weswegen eine Wahl getroffen werden muss, die auf das 20. Jahrhundert fällt. Dies liegt daran, dass sich dort besonders viele Beispiele finden lassen. Das sind die mittelbaren wie unmittelbaren Folgen der drei Welt- und Weltenkriege in dieser Zeit, dem Ersten, Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg. Enden soll die Betrachtung dann jedoch nicht erst mit Spekulationen über mögliche zukünftige Entwicklungen durch technischen Fortschritt, sondern mit Ende des Kalten Kriegs 1989, dem gleichzeitigen Ende der nachrichtendienstlichen Verstecke durch deren Abwanderung in die Computerwelt, als die Entwicklungen durch Computer und Internet zu digitalen Verstecken führt. Ein zweites Ende markiert die Verfügbarkeit von präziseren Satellitennavigationsgeräten und entsprechenden Signalen für jedermann. Spätestens damit endet um das Jahr 2000 mit der Schatzkarte die Zeit eines fantastischen Mediums, das unzählige Geschichten und Träume bestimmt. Diese Absteckung von Anfang und Ende ist jedoch unscharf, denn macht Geschichte und machen Geschichten nicht vor Jahreszahlen oder Daten halt, wie es gerne präsentiert wird. Solche Beendigungen übernehmen ordnungsliebende Historiker im Nachhinein, um die Dinge und Welt zu ordnen, die Komplexität zu reduzieren und die Angelegenheit verständlich zu machen. Diese Grenze ist trotzdem etwas unscharf zu sehen.

Innerhalb eines Betrachtungszeitraumes lassen sich nur wenige der vermutlich unzähligen Verstecke durch Beantwortung der Frage, wer sich vor wem, wie, wo, warum und wann versteckt, untersuchen. Nur entdeckte Verstecke und zugleich für merkwürdig befundene Verstecke können untersucht werden.

Durch Quellen haben sie eine gewisse Bekanntheit, es ließe sich sagen, Popularität erlangt. Ihnen ist dadurch eine über ihre Entdeckung und Vergangenheit hinausgehende Relevanz zugesprochen. Sie sind historisch. Es kann und soll nicht das Ziel einer Sammlung aller möglichen Verstecke, aller Zeiten, aller Orte, der Versuch einer Topik, als Entsprechung der historischen Chronik, verfolgt werden. Der – wie auch einer – Weltgeschichte wird ohnehin eine Absage erteilt. Trotzdem ist diese Untersuchung aufgrund der erstmaligen Untersuchung des Themas in einem historischen und theoretischen Zusammenhang überblicksartig angelegt. Sie geht somit nur ausnahmsweise den heutzutage üblichen Weg der minutiösen Untersuchung und Auswalzung von ausgesuchten und handzahmen Fallbeispielen an historischen und typologischen Bruchstellen des Verstecks. Es kommt nur ausnahmsweise zu einer anatomischen, historischen und theoretischen Sektion dieser jeweiligen Orte. Der zunächst notwendige Überblick zu geheimen Architekturen ermöglicht es, auf Zusammenhänge und Verknüpfungen einzugehen, wenngleich der Vorwurf mangelnder Tiefe und zu großer Komplexität dann im Raum steht. Einige Fallbeispiele werden zudem wiederholt angeführt, da sie zu unterschiedlichen Themen beitragen können. Sie wurden zergliedert um sie entsprechend einordnen zu können. Eine detaillierte Untersuchung von Fallbeispielen könnte ein zweiter Schritt sein, deren Grundlage diese Untersuchung bildet.

Nicht Teil der Betrachtung ist die metaphorische Verwendung des Verstecks, etwa für versteckte Meinungen, Neigungen, psychologische Verstecke. Eine Abgrenzung von Maskierung, Verkleidung, Kostümierung, Schleier, Tarnung und Camouflage ist vorzunehmen. Bunker, Schutzräume, Tresore, Krypten, die zwar versteckt sein können, aber eine andere erste Funktion besitzen, werden nur einen Rand bilden.

Der Frage nach einer Methode der Untersuchung von Verstecken muss an dieser Stelle nachgegriffen werden, da sie Teil des bereits geschilderten Problemfeldes ist und zugleich muss ihr vorgegriffen werden, weil sie sich im noch folgenden Abschnitt zur Vorgehensweise stellt. Wie kann etwas untersucht werden, was sich seinem Wesen nach einer Suche und einer darauffolgenden Untersuchung entzieht? Es dürfte dann weder theoretisch noch praktisch Berichte oder Quellen geben, diese würden zumindest fragwürdig erscheinen. Es fehlt das Anschauungsobjekt für die klassische Methode der Beobachtung des Gegenstandes. Ein empirisches Unterfangen scheint hier unmöglich. Wie gelangt jemand an das Wissen um das Versteck(en), wie verbreitet es sich, wie wird es verheimlicht und wieso gibt es Ratgeber, die den Bau, Entwurf, das Geheimnis verraten? Welche Methoden, Strategien, Techniken, Apparate, Vereinfachungen und Hilfsmittel verwenden Verstecksucher wie Kriminalisten, Zoll, Militär oder Wissenschaftler wie Geologen, Archäologen, Kryptozoologen? Wie arbeitet ein Amateur? Medien tauchen in Verstecken unter, Verstecke tauchen in den Medien auf. In Presse, Film und Literatur sind sie ein beliebtes Motiv. Ist eine klare Trennung von Fakt und Fiktion möglich oder gibt es bestimmte Rückkopplungen oder Wechselwirkungen untereinander? Prägen Verstecke der Fantasiewelt jene der Ding- und Menschenwelt und umgekehrt? Ist dem Thema nur über fiktionale Quellen auf die Spur zu kommen, wie es im Zusammenhang mit der Geheimdienstarbeit und ihrem literarischen Niederschlag mit einer dortigen Epistemologie des Geheimen festgestellt wird. Ziel ist somit nicht in erster Linie zu klären, wie gute Verstecke praktisch, konstruktiv, technisch beschaffen sein müssen, sondern welche Informationen mittelbar und unmittelbar zur Verfügung stehen und Hinweise zum Bau geben. Nach Möglichkeiten der Information und des Wissens, nicht nach ihren Idealen wird gesucht. Gefragt wird nach einer Epistemologie und Theorie des Versteck(en)s. Insofern dürften diejenigen enttäuscht sein, die hier geheime Anleitungen, Pläne oder Geheimnisse erwarten. Die Architektur dieser Architekturen des Geheimnisses wird weniger aus baukonstruktiver Sicht unter die Lupe genommen.

In seiner groben Form gliedert sich dieses Unterfangen in drei Teile, diese wiederum in jeweils drei essayistische Kapitel, woraus der schnelle Rechner folgert, dass es 9 Abschnitte gibt, die wiederum von Prolog und Epilog gefasst sind. Als roter Faden ist dabei das Thema Wissen und sein Verhältnis zum Geheimnis auszumachen.

Der erste Teil, mit „Verstecke“ überschrieben, ist als phänomenologischer Teil zu sehen, wobei hier scheinbar zunächst das Gegenteil der Fall ist, werden dort wegen dieser Überschreibung Wege vorgestellt, wie das eigentliche Phänomen zu vermeiden ist. Der zweite Teil geht der heimlichen Beobachtung nach, die einen hybriden Zustand bezeichnet, ist das Ziel eines Beobachters, etwas Verborgenes durch die eigene Verborgenheit zu erkennen. Heimliche Beobachtung, um die es sich im dritten Teil dreht, liegt strukturell im Buch und in seiner Bedeutung zwischen „Verstecken“ und „Aufklärung“. Welche Wege werden beschritten, um etwas Unerkennbares erkennbar zu machen? Dadurch wird Sinneswahrnehmung (Ästhetik/Aisthesis) und Erkenntnis (Epistemologie) zur Sprache gebracht. Um eine detailliertere Ausführung zum Inhalt dieser Untersuchung zu geben, beginnt der erste Teil über Verstecke mit einer Untersuchung über Geheimnistransporte, wobei die Wege einer verborgenen Nachricht ausgeführt werden, die von einem Boten transportiert wird. Sobald eine Nachricht das Gedächtnis, somit den Körper verlässt und damit aufgezeichnet werden muss, kommen Medien ins Spiel und für diese sind Verstecke notwendig, entweder für das Medium selbst oder die darauf verzeichneten Daten. Es wird ein Blick auf den lebenden Körper als insgeheimer Speicher aus Sicht einer Kommunikationstheorie der heimlichen Übertragung geworfen. Im zweiten Abschnitt geschieht eine Untersuchung darüber, was es mit dem Heim im Geheimnis auf sich hat und wie sich dort im Haus praktisch verstecken lässt, welche Orte einen Rückzugsort für das Ich bilden, wo Privatheit und Heimlichkeit sich versammeln. Es ist eine architekturtheoretische Sicht auf das Thema, die sich mit dem Wissen um den Versteckbau befasst. Am Ende dieses ersten Teils folgt ein drittes Kapitel über Versteckpoetiken, das sich einer Motivgeschichte des Verstecks in Film, Literatur und Spiel widmet.

Ausgangspunkt ist die Frage, ob sich aus diesen poetischen Texten, Tönen und Bildern wissenschaftliches Wissen ermitteln lässt. Lässt sich aus ihnen für den Bau von Verstecken und über Verstecke lernen? Wie wirkt sich eine solche poetische Herangehensweise an Verstecke auf entsprechendes wissenschaftliches Wissen über Verstecke aus? Wie ist die Sicht der Poetik auf Verstecke?

Im zweiten Teil werden über heimliche Beobachtungen mit dem Ermittler, Wissenschaftler und Voyeur drei prominente Figuren vorgestellt, die sich dieser besonderen Methode bedienen, um an Wissen zu gelangen. Es beginnt mit Ermittler und Spion, deren Technologien sich im 20. Jahrhundert maßgeblich geändert haben, und den technischen Fortschritten bei Aufzeichnungs- und Übertragungsmedien von Bild (Kamera), Ton (Mikrofon) und Bestimmungsmitteln, welche die Position (Spur) ablesbar werden lassen. Es ist eine techniktheoretische Sicht auf das Versteck. Das darauffolgende Kapitel thematisiert Wissenschaftler, welche die heimliche Beobachtung nutzen, um die Wirkung – Reaktivität – ihrer Anwesenheit auf den untersuchten Gegenstand zu vermeiden, was bei der Beobachtung von Menschen und Tieren relevant ist.

Hier geht es um die Rolle des Verstecks in der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, sowie Verhaltensforschung. Im abschließenden dritten Teil wird es ein wenig schlüpfrig, wird mit der Figur des Voyeurs der sexuelle Aspekt des Versteckens sondiert. Ein Voyeur beobachtet aus offensichtlich lüsternen Motiven, ohne beobachtet werden zu wollen, womit Sinn und Sinnlichkeit hier aufeinandertreffen und sich Erkenntnisse zur erotischen Theorie ergeben. Der dritte und letzte Teil über Aufklärungen startet mit Versuchen dreier Protagonisten, Wissen zu kategorisieren. Geschichte soll von Geschichten, Fakten von Fiktion befreit werden, indem sprichwörtlich eine Archäologie nach den Priesterlöchern in englischen Herrenhäusern betrieben wird, eine Heimarchäologie erfolgt. Es handelt sich um eine geschichtstheoretische Diskussion. Im zweiten Kapitel werden kriminalistische Methoden und deren Vereinfachung diskutiert, welche die Polizei bei einer Hausdurchsuchung anwendet, um Verstecke im Heim zu ermitteln. Was stellt die Polizei an, um die Heimlichkeit im Heim aufzudecken und welche Heuristiken, Vereinfachungen der Verstecksuche entwickelt sie hierfür? Im letzten Kapitel wird über die Idee und Möglichkeiten einer Wissenschaft der Verstecke spekuliert. Es ist als Reflexion über das Vorgehen dieser Untersuchung selbst zu verstehen und verfolgt damit ein wissenschaftstheoretisches Anliegen.

Methoden und Materialzugang

„Quant aux hétérotopies proprement dites, comment pourrait-on les décrire, quel sens ont-elles? On pourrait supposer, je ne dis pas une science parce que c’est un mot qui est trop galvaudé maintenant, mais une sorte de description systématique qui aurait pour objet, dans une société donnée, l’étude, l’analyse, la description, la ‚lecture‘, comme on aime à dire maintenant, de ces espaces différents, ces autres lieux, une espèce de contestation à la fois mythique et réelle de l’espace où nous vivons; cette description pourrait s’appeler l’hétérotopologie.“

(„Was nun die eigentlichen Heterotopien anlangt: Wie kann man sie beschreiben, welchen Sinn haben sie? Man könnte eine Wissenschaft nennen – nein, lassen wir das heruntergekommene Wort, sagen wir: eine systematische Beschreibung, deren Aufgabe in einer bestimmten Gesellschaft, die Analyse, die Beschreibung, die ‚Lektüre‘ (wie man jetzt gerne sagt) dieser verschiedenen Räume, dieser anderen Orte wäre: gewissermaßen eine zugleich mythische und reale Bestreitung des Raumes in dem wir leben; die Beschreibung könnte Heterotopologie heißen.“)

Michel Foucault, Des espaces autres, 1967
„Was ist beschreiben? Sagen, was man sieht.“
Walter Seitter, Kunst der Wacht, 2001

Was aber beschreiben und anstellen, wenn es nichts zu sehen gibt? Zunächst jedoch eine andere wesentliche Frage: In welcher Fachdisziplin müsste das Thema beheimatet sein und welche Methoden werden dort angewendet? Wovon spricht Methode? Es meint „systematisches Vorgehen nach bestimmten Grundsätzen und Regeln“, „folgerichtiges Herangehen an eine Aufgabe“. Das griechische Urwort sagt „nachgehen, verfolgen, nachforschen, untersuchen“, so die freundliche Auskunft der Etymologie.3 Es ist dort die Rede von einer Suche. Besteht somit zwischen der Suche nach Quellen, der nach Verstecken und der in diesem Abschnitt zu klärenden Methoden ihrer Untersuchung ein Zusammenhang? Joachim Westerbarkey vergleicht als Kommunikationswissenschaftler die wissenschaftliche Untersuchung eines Gegenstandes mit der Erkundung eines Hauses bis in den letzten Winkel. Eine Durchsuchung bei der keine Geheimnisse, keine Verstecke mehr bleiben. Heim und Geheimnis werden aufgeklärt. Geheim ist, was zum Haus gehörig ist. Dies klingt nach Architektur und Polizei – und nach dem Projekt der Aufklärung. Es sind aber nicht nur Häuser, auch Fahrzeuge, Möbel, Kleider, Objekte, alles kann Versteck sein. Spuren einer Vielzahl anderer Bereiche wird nachgegangen, so etwa Geschichte, Wissenschaftstheorie, Epistemologie, Medizin, Psychologie, Militärwissenschaft, Backen, Medienwissenschaft, Philosophie, Geschichte, Soziologie, Literatur, Film, Kunst, Biologie, Rechtswissenschaft und Kriminalistik. Diese lassen sich unter dem weiten Feld der Kulturwissenschaften fassen, wo betrachtet wird, was der Mensch äußert, sowohl sprachlich wie als Handlung oder Artefakt. Die mit dem Titel fokussierte Wissensgeschichte wird etwa von Philipp Sarasin kulturhistorisch und besonders sozialhistorisch verortet, da Wissen zwischen Menschen besteht. Wie und wo breitet sich Wissen aus, sammelt es sich an, womit sich eine räumliche Dimension ankündigt. Wissensgeschichte in diesem Sinne fragt danach, wie sich Wissen überträgt, welche Wirkung es entfaltet. Das umfasst die gesellschaftlichen Bedingungen, Umgebungen und Methoden der Produktion von Wissen.4 Dieser soziale Aspekt von Wissen spielt bei der Verbreitung von Wissen um das Verstecken eine Rolle. In der Umkehrung von Wissen, im Geheimnis, dessen Verräumlichung ein Versteck ist, wird Wissen zu einer im wörtlichen Sinne individuellen Angelegenheit.

Das Geheimnis ist unteilbar und auf Unmittelbarkeit ausgerichtet, es betrifft nur einen, das Individuum, und ist eine psychologische Angelegenheit. Es gibt mindestens einen und im optimalen Falle maximal einen, der von einem Versteck weiß. Ein Geheimnis ist wiederum nur gesellschaftlich relevant, sofern es darüber hinaus einen Wissbegierigen gibt. Für eine Gesellschaft und damit das Soziale sind mindestens zwei notwendig. Ein Versteckspiel kommt nicht ohne einen zweiten Teilnehmer aus, der sich als Suchender betätigt. Ohne potenzielle Neugierde ergibt geheimes Wissen keinen Sinn. Beide Wissenssphären sind jedoch getrennt, solange ein Geheimnis besteht. Ist es anders, so ist das Kartenhaus namens Versteck zusammengebrochen und alles egal. Insofern kann diese Wissensgeschichte keine echte oder reine Wissensgeschichte im Sinne einer Sozialgeschichte sein, sondern ist eine Geheimnisgeschichte. Der Blick fällt auf den Einzelnen. Diese Untersuchung meint nun weder einen historischen Blick auf Erkenntnistheorien (Epistemologien) noch einen auf die französische Épistémologie des 20. Jahrhunderts, mit ihren Fragen, welche Umstände historisches und gesellschaftliches Wissen zu wissenschaftlichem Wissen macht. Philosophische Gedanken und Fragen sind angebracht. Ist das Versteck oder die heimliche Beobachtung als philosophisches Modell geeignet, um etwa die Rolle des Menschen als Beobachter der Welt zu veranschaulichen? Ein Beispiel für eine solche erkenntnisreiche Doppelrolle des Verstecks als Modell und Architektur für (den Blick auf) eine Welt ist die Camera obscura. Empirie als sinnliche oder sensorische Erfahrung von Welt ist grundlegend für moderne Wissenschaft. Ein Versteck zielt besonders auf den sinnlichen und sensorischen Entzug von sich und seinem Inhalt ab, indem das Objekt (Beobachtetes), Subjekt (Beobachter) oder der Übertragungsweg zwischen Beobachtetem und Beobachtenden gestört wird. Verstecke sind Erkenntnisstörer.

Wie sich zeigen wird, ist es nicht die rein rationale, wissenschaftliche Perspektive, die beim Verstecken weiterführt. Vielmehr ist es eine romantische Sicht, die den Blick auf diesen merkwürdigen Gegenstand öffnet. Warum Versteckwelten – im Plural? Besitzen denn nicht nur Menschen eine Versteckkultur? Tiere besitzen einen Hang, sich zu verstecken und selbst Maschinen. Das Thema Verstecke scheint in dieser Hinsicht undiszipliniert und nicht auf eine Welt beschränkt zu sein. Erkenntnisse aus vielen Fachdisziplinen müssen bei dieser Untersuchung zu einer Sprache gebracht und zwischen ihnen muss vermittelt werden. Die Fachsprachen müssten in eine besonders einfache, allgemein verständliche Sprache übersetzt werden.5 Es ist mit Sprache zu hantieren. Wie wird am besten das Haus (der Wissenschaft) durchsucht, wo dies ein wesentlicher Teil der Fragestellung ist und die hier geklärt werden soll? Aus dieser Selbstbezüglichkeit entsteht eine Zwickmühle: ohne Suchmethoden keine Suche, ohne Suche kein Gegenstand, ohne Gegenstand keine Untersuchung, ohne (frühere) Untersuchungen keine Quellen, ohne Quellen keine hier entworfene Untersuchung. Wie lässt sich etwas über diesen schwer fassbaren Gegenstand Versteck in Erfahrung bringen? Denkbar ist eine unmittelbare Versteckbeobachtung. Sich auf die Suche begeben und bisher unbekannte Verstecke auf einer Entdeckungsreise aufzudecken, von den Methoden und Erlebnisses berichten. Verstecke im Dienst (i. D.) könnten sie genannt werden, etwa ein solches wie für das Bernsteinzimmer. Eine andere Herangehensweise wäre sich selbst verstecken (lassen) und davon berichten, aber die Erfindung neuer Verstecke, egal ob nun in analoger oder digitaler Form, in Fiktionen, Geschichten, Kunst, Simulationen oder Spielen, sowie eine anschließende Beschreibung. Dies gehört nicht zu dieser Untersuchung.

Romantische Schatzsuchen, Abenteuer oder Expeditionen? Nein, darum soll es hier nicht gehen. Soll sich nun mit den mangelhaften, weil entdeckten Beispielen begnügt werden? Es könnten diese Verstecke außer Dienst (a. D.) untersucht werden. Es wäre möglich, von ihren Fehlern und ihrem Scheitern zu lernen. In Museen oder Archiven werden einige konserviert, nachgebaut und zum Teil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das sind unter anderen die Geheimdienstcontainer im Stasi Museum Berlin, der Nachbau von Wolfgang von Kempelens automatischem Schachspieler im Heinz Nixdorf MuseumsForum Paderborn, die originalen Priesterlöcher in Großbritannien, Schmuggelverstecke in Zollmuseen etwa in Hamburg, das Versteck der Familie Frank im Anne-Frank-Haus in Amsterdam oder die Asservatenkammer des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden, wo Geheimdienstcontainer lagern. Dies ist nicht der gewählte Zugang zu dem Thema. Es bleibt noch eine indirekte Anschauung über Quellen: Fotos, Berichte, Zeichnungen, Karten, Pläne, Modelle dieser Orte. Als Quelle kann alles dienen, was Popularität und Einfluss auf das Bild und Verstecke selbst verspricht: Tagebücher, Film, Literatur, Kunst, Schund, graue, sogar dunkle Quellen im Internet – alles woraus jemand Ideen für den Bau von Verstecken ziehen könnte. Es ist hierbei unerheblich, ob die Quelle auf Fakten oder Fiktion aufgebaut ist, es sich um hohe, niedere Literatur oder den sprichwörtlichen letzten Schund handelt, ob eine Quelle im historischen Sinne belastbar ist. Historisch, wissenschaftlich, juristisch oder journalistisch Falsches darf für wahr genommen werden. Bekanntes wird neu gelesen und zwischen den einzelnen Disziplinen werden neue Verknüpfungen erstellt. Letzteres Vorgehen ist nicht neu und hat bereits spätestens Heinz von Foerster als Systemik vorgeschlagen.6

Durch die Abgeschiedenheit vom Thema und seiner Quellen ist die Suche in wissenschaftlichen Datenbanken meist erfolglos. Die raren Quellen geben nur selten verwendete Literatur an. Das Wissen ist nur wenig vernetzt, Hinweise bestehen oft nur aus Randnotizen, einzelnen Fußnoten, Splittern und Fragmenten. Um trotzdem fündig zu werden, zugleich aber nicht in der Lektüre unzähliger Bücher unterzugehen, wird die Hilfe von Suchmaschinen oder Durchsuchmaschinen notwendig, was mittlerweile zum Standardrepertoire im Sinne der Digital Humanities gehört. Elektronische Suchmaschinen, Datenbanken und Buchhändler bieten die Möglichkeit, ganze Volltexte von Büchern auf Schlagwörter oder in diesem Falle Verstecke zu durchsuchen. Durch diese technische Assistenz wird die vorliegende Arbeit erst möglich. Ein solches Vorgehen führt jedoch dazu, dass sich erst nach und nach klärt, welche Fragmente sich zu einer Spur herausbilden, welche Spuren sich als heiß oder kalt erweisen. Es wirkt sich auf den Zeitplan aus. Erst nach einer langen Phase der Quellenfahndung klärt sich, wovon sich schreiben lässt und worüber geschwiegen werden muss. Ein Fall löst sich erst zum Schluss. Die Vorgehensweisen lassen sich auf den Gegengegenstand ausweiten und eine Untersuchung von Gegenverstecken anstellen. Die Frage, wie am besten versteckt wird, enthält die Frage, wie am besten gesucht wird, da ein Verstecken ohne Suche sinnlos ist. Ein Geheimnis ohne Wissbegierige ergibt keinen Sinn. Wo ein Geheimnis ist, ist auch Wissen. Den Zugriff auf diese spezielle Suchliteratur ermöglicht die Bibliothek der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster-Hiltrup mit einem in Deutschland einmaligen Bestand an aktueller und historischer Polizeiliteratur.

Bei Literatur kommt der Gedanke an Romane und Fiktion auf, was nicht abwegig ist, da diese Form von Quellen ausgiebig genutzt wird. Eine Fiktion ist „erdichtet, nur gedacht, nicht wirklich“. Ein Fakt, die Kurzform von Faktum ist eine „Tat, Handlung“, auch „ein beglaubigtes Ereignis“.7 Nicht erst diese Untersuchung offenbart die enge Verwobenheit von Fakten und Fiktion, dass ein Roman, Spiel oder Film keineswegs reine Fiktion bedeutet, eine historische oder andere sachliche Erzählformen keineswegs das Ideal reiner Fakten, sie stets mehr oder weniger auch von fiktionalen und poetischen Elementen durchsetzt sind. Literatur liefert nicht automatisch (subjektive) Fiktion, Nachrichten nicht (objektive) Fakten. Bei beiden Formen haben Menschen – Subjekte – ihre Gedanken und Finger im Spiel. Subjektivität ist damit unvermeidbar.

Natürlich hat ein Roman oder Spielfilm einen anderen Anspruch auf Wiedergabe von Wirklichkeiten und Objektivität als ein Zeitungsbericht oder eine Dokumentation, aber selbst hier gibt es Mischformen, welche allein bereits die scheinbar klaren Grenzen der Genres verwischen. Es zeigt sich nicht nur bei Verstecken, dass es nicht einfach ist, von Wahr und Falsch, von Fakt und Fiktion, von Wirklichkeit und Schein zu sprechen. Solche Gegensatzpaare sind nicht wirklich geeignet, diese Form von Schwarzweißmalerei zu beschreiben.

Für das Lernen über Verstecke und die Verbreitung von Versteckwissen ist es, ungeachtet der Zugehörigkeit zu wie auch immer innerhalb einer Kultur gearteten Hoch- oder Trivialliteraturen, gleichermaßen fruchtbar, etwa die von William Dozier produzierte Serie Batman oder Robert Arthurs Die drei ??? mit ihren Fantasiefiguren zu betrachten wie den Fall Anne Frank.

Ein Geheimnis ist ohne Ort, aber erhält in Form des Verstecks einen Ort. Das Geheimnis wird somit lokalisierbar. Es bleibt utopisch, denn der Fund des Verstecks verändert es in seinem Wesen, zerstört sein Geheimnis. Entdeckte Verstecke sind gescheiterte Verstecke, sie besitzen einen Ort für den Wissenden und zugleich keinen Ort für alle Unwissenden. Das Versteck scheint ein schwieriger Gegenstand zu sein. Es untersteht keiner eindeutigen Disziplin, ist schwierig zu fassen, gehorcht eigenen Regeln, weswegen hier etwas befremdlich gleich eine eigene Disziplin ausgerufen wird, die Quellen sind rar, eine Menge Kleinarbeit ist nötig, die teilweise technische Helferlein übernehmen.

1

So bezeichnet er 1884 ein Pariser Kaufhaus, vgl. Zola 1883/2014.

2

Foucault 1967/2002, S. 39.

3

Lemma Methode, Pfeifer 2004.

4

Sarasin 2011.

5

Vgl. zu dieser Moderation der Disziplinen: Foerster und Floyd 2004/2008.

6

Ebd.

7

Lemmata Fakten und Fiktion, Pfeifer 2004.

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Eine Wissensgeschichte des Verstecks im 20. Jahrhundert