„Die Wände sind so, dass man alle Gedanken durchhört.“
Thomas Bernhard, Frost, 1963
„You think I am a voyeur. Yes you do. But it isn’t that. There is no thrill, I mean. But when I watch people, I feel less alone.“
„Sie glauben, ich bin ein Voyeur. Ja, sicher glauben Sie das. Aber das ist es nicht. Ich meine, es ist kein Kitzel dabei. Aber wenn ich Leute beobachte, fühle ich mich weniger alleine.“)
Thomas Pynchon, Gravity’s Rainbow, 1973
6.1 Peepshow (seriös)
Solche Lochbohrereien sind schon länger bekannt. Die Erfindung des Bohrers – oder Fingers1 – dürfte die Voraussetzung dafür sein. Johann Wolfgang von Goethe bohrt (oder sein Diener bohrt) Löcher in Wände oder Fensterläden, damit der Geheimrat den Farben auf den Grund gehen und seine optischen, physiologischen Experimente durchführen kann.2 Ein Loch macht aus einem abgeschlossenen Raum ein Labor. Lochguckereien sind dies im Falle von Goethes Experimenten zu Farben nicht direkt. Der Blick richtet sich vielmehr auf einen Bildschirm, der durch die Wand gegenüber dem Loch gebildet wird, indem Licht durch besagtes Loch auf sie fällt. Wenn nun die an Dunkelheit gewöhnten Augen einige Zeit auf den hellen Punkt gerichtet sind, sie dann aber wieder der Dunkelheit dieser Camera obscura ausgesetzt werden, sind merkwürdige Farberscheinungen die Folge. Es sind jedoch keine Wahrgebungen in der Kammer, sondern sie entstehen erst in den Augen des Betrachters. Es sind Nachbilder, die aus der Überreizung der Sinneszellen hervorgerufen werden. Zum wesentlichen Punkt in diesem Zusammenhang: Der Blick des Geheimrats führt nicht durch das Loch. Deswegen nehme man nun einen geschlossenen Kasten (einen kleinen Raum), bohre ein kleines Loch hinein. Im Inneren platziere man gegenüber dem Loch eine beleuchtete – meist hinterleuchtete – Grafik, die eine räumliche Darstellung etwa von Architektur, Stadt oder Landschaft – auch nackte Körperlandschaften sind denkbar – zeigt. Nun schaue man von außen durch das Loch. Das Bild wirkt ungewöhnlich plastisch und die Räumlichkeit verstärkt sich. Bekannt ist diese dem Aufbau der Camera obscura ähnliche Konstruktion unter anderem als Guckkasten, in der englischen Sprache wegen des Lochs Peepshow3 genannt. Diese „Sehmaschine“4 ist an sich seriös. Was heißt das schon, denn die Bilder im Innern lassen sich austauschen und im „Dunkel des Kastens“ lässt sich eine beliebige Welt als Bild schaffen, ein Weltbild. Nun lassen sich in und mit diesem „Weltbildapparat“5 sehr wohl heimlich Bilder betrachten, jedoch für gewöhnlich nicht lebende Menschen, die eingesperrt im Kasten ihr Dasein verleben. Das wäre reichlich eng. Seriöse Peepshows führen nicht weiter.
Nun wird die Camera obscura als ein Vorläufer gesehen, der in einer Reihe mit allerlei Kammern steht, mit denen Schausteller zur Präsentation von Musik, Bildern oder Kuriositäten noch bis in das 20. Jahrhundert durch die Lande ziehen. Ein solcher Raum ermöglicht dem Insassen ein Gefühl der Sicherheit und dem Schausteller die Kontrolle der Umstände – eine Laborsituation. Vom 17. bis zum ersten Viertel des 18. Jahrhunderts ist Wissenschaft für Männer eine beliebte Freizeitbeschäftigung, die sich in der experimentellen Nutzung des Prinzips der Camera obscura zeigt. Als Ergebnis solcher Experimente optischer Physik, dunkler Kammern und entsprechender Darsteller6 wird Pornografie präsentiert und projiziert. Das erhellt die Kammer7 und die Gemüter.8 Pornografie und Wissenschaft gehen somit eine innige Verbindung ein, schließlich wollen beide nach Möglichkeit alles zeigen, nichts verborgen lassen.
Wer beobachtet, kann heimlich bestohlen werden oder: Prinzip des Guckkastens, Illustration von Charles Williams, Billy’s Raree-Show–or John Bull enlighten’d, 1797, handkolorierte Zeichnung, 20 × 31 cm.
6.2 Peepshow (unseriös)
„Etant donné un mur, que se passe-t-il derrière?“
(„Gegeben ist eine Wand, was spielt sich dahinter ab?“)
Jean Tardieu, Un Mot pour un autre, 1965
Ein Blick durch das Schlüsselloch eines edlen Etablissements in Bahnhofsnähe einer Stadt auf dessen Namen, sofern es ihn gibt, kein besonderer Wert gelegt wird: Viel Plüsch und Samt dringen durch das schummrige rote Licht in das Auge des heimlichen Beobachters an der Hintertür: Korken knallen, schießen durch die Luft. Sekt? Prosecco? Nein, Champagner! Der französische Schaumwein fließt in Strömen. Die Karte am Eingang verrät: 500 € die Flasche. Wummernde Beats untermalen den stöhnenden Gesang. Musik heißer als der Unglücksreaktor von Tschernobyl zur Zeit seiner Kernschmelze dröhnt aus den Lautsprechern und bringt Herzen zum Stolpern, heiße Miezen enthüllen ihre prallen Reize auf der Bühne und zeigen sich ihrem noch heißeren Publikum. Aufdringliches Parfum ist zu vernehmen, die Luft ist zum Schneiden, selbst mit diesen stumpfen Kunststoffmessern aus einer Imbissbude. Damen und Herren ziehen im Wechsel geräuschvoll akkurat in Linie gezogenes weißes Pulver durch gerollte Schweizer-Franken-Noten von der Stirn, dem Bauch, dem Hinterteil oder noch pikanteren Orten des jeweils anderen Geschlechts in ihre roten Nasenöffnungen ein. Die Stimmung ist äußerst frivol. Einer der Gäste schüttet eine solche Linie vorsichtig in die als Scapha bezeichnete äußere Rinne der zarten Ohrmuschel einer Amüsierdame und fährt mit dem Röhrchen vorsichtig die elegante Rundung ab. Vorstellbar ist hier der Versuch, aus der üblichen Form der geraden Linie einmal auszubrechen: Widerstand beginnt im Kleinen. Diese merkwürdigen und äußerst wertvollen Werkzeuge aus Banknoten ziert meist ein Antlitz von Jacob Burckhardt (Kunsthistoriker). Le Corbusier (Architekt) ist zu wenig.
Puh, eine ziemlich billige und reißerische Eröffnung wird dem Leser hier zugemutet, wo dem Verfasser dieser Zeilen offenkundig nach zu vielen, gleichermaßen billigen wie schlechten Kriminalfilmen die Fantasie über die Zustände im Milieu durchgegangen ist. Hans-Peter Duerr schlägt da historisch und seriöser den Bogen, der sich sprachlich bereits aufdrängt. In seiner Studie über Intimität zeigt er einen französischen Kupferstich aus dem späten 18. Jahrhundert, der eine unseriöse und zugleich seriöse Peepshow präsentiert. Eine Dame befindet sich in Knie-Ellenbogen-Lage in einem Guckkasten. Sie, vielmehr ihr Gesicht und nacktes Hinterteil, blicken in Richtung des Loches, durch das ein Herr interessiert darein blickt. Der Herr beobachtet nicht heimlich, bleibt aber anonym, die Dame nicht. Ein anderer Herr – der Besitzer der Schau – steht dabei und verlangt vermutlich einen Obolus für die Schaustellung der Dame (Bild 122).
Peepshow vor der Peepshow I: Eine Frau im Guckkasten, Illustration: Anonym, Kupferstich, spätes 18. Jhd.
Diese Mischung aus Peepshow und Peepshow zeigt nicht nur, dass es um eine Inspektion von Löchern geht. Sie zeigt, dass die Peepshow keine Erfindung des 20. Jahrhunderts ist, wo ihre Erfindung vielleicht spontan in den scheinbar versexten und maschinellen 1970ern verortet würde, sondern scheinbar spätestens eine des 18. Jahrhunderts.9 Alain Corbin sieht „verschwiegene Kabinette mit Gucklöchern“ als Vorform von Peepshows. Um 1900 beginnen große Pariser Bordelle mit weiteren neuen Mitteln, genauer durch Düfte, dicke Teppiche, luxuriöses Interieur und viel elektrisches Licht, den Kunden zu verführen. Durch die Gucklöcher dieser Kabinette erscheinen die Damen als „lebende Bilder“ und sollen schon einmal einen diskreten Vorgeschmack auf das liefern, was den Betrachter erwartet, wenn er zum Betaster wird.10
Entsprechend kann der Gast – oder die Prostituierte – in anderen Etablissements diskret durch einen Judas (Türspion) oder ein Ochsenauge (œuil-du-bœuf)11 das Gegenüber auf der anderen Seite der Mauer in Augenschein nehmen.12 Der Betrachter kann dann nach Wunsch seine Rolle wechseln und vom Betrachter13 zum Handelnden werden.14 Prostitution ist ein unmittelbarer Kontakt mit dem Objekt der Begierde, während es bei der Pornografie ein mittelbarer ist. Im letzteren Fall geschieht dieser Kontakt über ein Medium, wie Bild, Film, Bühnenschau oder Telefon. Bei der Peepshow geht es um etwas anderes. Ein Rollenwechsel von der Betrachtung zur Begattung ist für gewöhnlich nicht vorgesehen. Die Peepshow ist zudem häufig ein Automat, welcher einen oder mehrere Menschen birgt, aber nicht im Sinne des automatischen Schachspielers Wolfgang von Kempelens.15 Zum Aufbau dieses Apparates eine kurze sachliche Beschreibung:
„Der Blick durch das Schlüsselloch (I)“, Foto: Anonym, um 1931.
Peepshow vor der Peepshow II: Edle Damen betrachten das Gesäß eines jungen Herrn, Illustration: Benoît Louis Henriquez nach François Eisen, L’Optique, zwischen 1742–1806, Ätzgravur, Papier, 25 × 38 cm, Rijksmuseum Amsterdam.
Peepshow vor der Peepshow III: Ein junger Herr blickt in einen Guckkastenautomat mit erotischen Bildern auf der Imperial County Fair in El Centro, USA, Foto: Russel Lee, 1942.
Peepshow nach der Peepshow: Eine zeitgenössische Peepshow in Wien, Foto: Charisma V 2 GmbH, Wien, um 2019.
Um einen kleinen Raum, in dem ein oder mehrere Damen sich befinden, und dessen Wände häufig mit Spiegeln verkleidet sind, gruppieren sich ein oder mehrere leicht zu reinigende Solokabinen. Darin können Besucher sich diskret einschließen. Nach Bezahlung eines bestimmten Betrags über Bargeld, Wertmünzen oder dergleichen öffnet sich eine verglaste Sehöffnung für eine bestimmte Zeit: Die Dame erscheint und vollführt aufreizende Bewegung und entkleidet sich dabei. Es gibt Varianten, wo statt einer Dame, ein pornografischer Film präsentiert wird, der Film die Aufführung ersetzt. Die Sehöffnung reicht in ihrer Größe von einem kleinen Loch über Fenstergröße bis zu körpergroßen Öffnungen. Es besteht durch eine häufig bestehende Verglasung nur – teilweise einseitig – Sichtkontakt. Es geht bei der klassischen Peepshow um das Schauen: Nur gucken, nicht anfassen. Es sind weitere Annäherungen denkbar, die den Grad der Interaktion steigern.16 Der Übergang zur Prostitution wird damit fließend, wie es häufig bei begrifflichen Abgrenzungen der Fall ist. Es geht den Herren darum, die Löcher – Verstecke17 – des Damenkörpers anzuschauen, um festzustellen wie „Möse, Klitoris, Arschloch“ genau aussehen, wie es die Soziologin Elizabeth B. auf den Punkt bringt.
Wissenschaft und Pornografie verbinden sich hier direkt und Elizabeth B. nimmt kein Blatt vor den Mund. In einem soziologischen Selbstfeldversuch – wobei eine Anordnung aus Kabine und Scheibe schon ein Labor ist – aus den frühen 1980er Jahren in einer New Yorker Peepshow am Times-Square, der wohl eher als reiner Gelderwerb, weniger als Forschungsprojekt begann, berichtet sie in einem Buch aus dem Innern dieser Kammer. Sie zeigt ihre heimlich gemachten Fotos, die wiederum ihre unheimlichen Beobachter zeigen.
B. dreht damit den Blick um, wird – im Sinne empirischer Sozialforschung – zur teilnehmenden Beobachterin, wie auch zur (teilnehmenden) Beobachteten. Sie sieht in diesen Fleischbeschauen scheinbar ein didaktisches, aufklärerisches Anliegen der Herren, indem Besucher die weibliche Anatomie von Elizabeth B. in einem Anschauungsunterricht genau studieren können. Bei der Peepshow steht nicht eine besondere künstlerische Schau im Vordergrund, wie es beim Striptease der Fall ist, wo das Entkleiden tänzerisch untermalt ist, wenngleich hier wie da wohl Musik ertönt. Es geht einfach um die Präsentation der weiblichen Anatomie.18 Für gewöhnlich wird nur geschaut, nicht angefasst: „Die Person ist im Unterschied zu den Dingen nicht anzufassen, nicht mitzunehmen.“19 Ein unterlassenes Greifen steht aber einem Begreifen20 im Wege. Lochguckerei ist der Schritt vor der Prostitution. Der meist männliche Gast inspiziert die Öffnungen der meist weiblichen Dienstleisterin und belässt es sogar ausdrücklich dabei, verschafft sich sexuelle Befriedigung maximal durch Masturbation. Der Besucher einer Peepshow macht es sich mit der Hand selbst.21 Bei Solovorstellungen – die Dame präsentiert sich exklusiv einem Gast22 – kann der Zuschauer per Telefon oder Kommunikationsschlitze mit der Dame Kontakt aufnehmen und somit Wünsche äußern. In manchen Fällen können durch Übergabe von Trinkgeld diese Sonderwünsche extra bezahlt werden. Der Aufbau mancher Peepshow erinnert an zwei mittels Scheibe und dazwischenliegendem Rollo getrennte Telefonzellen. Nach dem Einwurf von Geld oder Wertmarken öffnet sich das Rollo für eine bestimmte Zeit. Es ist fast eine Art Bildtelefon. Der Zuschauer kann seine passive Rolle in manchen Fällen ändern und die Schau beeinflussen. Der Monolog kann derart zum Dialog werden. Die Schau wiederum beeinflusst den Zuschauer, was sich wiederum auf die Schau rückkoppeln kann. Entsprechend unterscheidet die Möglichkeit der Interaktion, des Dialogs die Webcam-Show im Internet vom pornografischen Film, wenngleich hier Kontakt im Sinne der Übermittlung von Sprache oder Texten möglich ist, aber keine Berührung im Sinne des Körperkontaktes.23 Roland Barthes überschreibt seine Bemerkungen zur Photographie mit Die helle Kammer und macht damit auf den Umstand aufmerksam, dass in Kammern, wo sich Bilder zeigen sollen, Licht notwendig ist, solche Kammern folglich nicht dunkel sind.24 Die 1970er und frühen 1980er Jahre sind die Zeit, wo Bilder scheinbar Sexualität und ihre Revolution zeigen – vor allem vermehrt farbig.
Was 1980 durch Barthes’ Gedanken das Papier schwärzt, liest sich wie aus heutiger Zeit, wo Bilder vernetzte Bildschirme von Computern, Tablets und Mobiltelefone fluten. Schon vor fast 40 Jahren beklagt Barthes diesen Wandel zu Bildern: Nur noch Bilder gäbe es, würden produziert und konsumiert. Er meint die fotografischen Bilder, die andere Bilder, wie etwa Malerei, verdrängen würden. Das Imaginäre dieser Bilder sei wiederum das Vorbild für die Wirklichkeit – welche Fotografie ablichtet. Diese Kulturkritik beklagt die Nachahmung von Bildern und zudem den vermeintlichen Wunsch, so sein und leben zu wollen, wie die Bilder es zeigen und vorgeben. In „Pornolokale“ würden Menschen sich begeben, um dort jene Sexualität zu erleben, die sie von den Bildern kennen würden.25 Mit anderen Worten, möchten Besucher solcher Lokalitäten – meist Männer – dort erleben, was sie zuvor in Filmen oder auf Fotografien gesehen haben. Das Etablissement ist ein Ort, wo sich durch Bilder geweckte Sehnsüchte, Wünsche und Fantasien verwirklichen lassen.
Wirklichkeit bedeutet hier, dass zuvor lediglich auf Bildern Gesehene oder in Filmen zusätzlich Gehörte, nun nicht nur unmittelbar zu sehen, sondern auch zu tasten, riechen, schmecken ist. Das Etablissement verspricht die Erfüllung sexueller Träume. Wirklichkeit bedeutet doch, dass etwas mit allen Sinnen erfahrbar ist. Die Welten von Fotografie und Film sind nicht wirklich, weil sie nur sichtbar oder hörbar sind. Die sexuellen Fiktionen26 dieser Welten koppeln auf solche und andere Wirklichkeiten zurück – sie wirken. Jemand geht in ein Bordell oder in eine Peepshow, um einen gesehenen oder erdachten Porno zu erleben. Im Bordell sieht Michel Foucault einen Ort, wo ein Illusionsraum geschaffen werde, spricht bei ihnen von Heterotopien,27 anderen Orten. Ähnliches gilt für Peepshows und dergleichen. Die Grenze zur Prostitution kann fließend sein und ein Wechsel der Welten ebenfalls. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Pornodarsteller teilweise als Prostituierte arbeiten. Dem Zuschauer ermöglichen sie es damit, die Fantasien ihrer Filme unmittelbar erlebbar und mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Voyeurismus und Pornografie sind auf das Zeigen, auf einen Exhibitionismus ausgerichtet, der vom Zuschauer aus einer gewissen Distanz beobachtet werden kann. Bei der Prostitution – allgemein körperlicher Sexualität – geht es aber weniger um das Visuelle, sondern um ein körperliches Erleben des Anderen und von einem selbst. Das in der Erotik oder Peepshow zuvor obskure Objekt klärt sich auf, wird vom Bild oder Injekt zu einem Subjekt. Allerdings ist es dann nicht unbedingt derartig sauber und steril,28 wie die Bilder in den abwaschbaren Kabinen der Peepshows oder zu Hause hinter dem Bildschirm von Fernseher oder Computer. Die Glasscheibe verwandelt die Welt dahinter in ein Bild. Sex ist mitunter schmutzig und menschliche Subjekte können stinken, Körperflüssigkeiten treten aus. Selbst ein attraktives, geradezu entzückendes Subjekt der Begierde kann unter einem üblen ‚Käsefuß‘ leiden. Auch das Gegenteil kann der Fall sein.
Pornografische Bilder sind auf eine Erregung über visuellen Weg ausgerichtet. Im pornografischen Film kommt noch der Klang – Musik und Sexualgeräusch – hinzu, der synchron mit den Bildern zusätzlich erregen soll. Im pornografischen Film sind Körper, Geräusch und Musik in bestimmter Weise synchronisiert.
Mögen diese pornografischen Bilder oder Klänge nun erregend sein, so kann ihr wirkliches Nacherleben/Nachspielen unter Umständen gar nicht derartig erregend sein. Das zuvor Imaginierte erfüllt sich nicht in der körperlichen Wirklichkeit und Unmittelbarkeit. Die Mitteilbarkeit, das Medium kann von der Unmittelbarkeit abweichen – und umgekehrt. Die erregende Fiktion der Bilder oder Klänge erfüllt sich dann nicht in einer körperlich erregenden, sinnlichen Wirklichkeit. Peepshows, Pornografie und Erotik verkaufen Träume und es liegt schließlich zu einem Großteil am Träumer selbst, ob seine Träume wahr werden.
In der Beschreibung dieser Zusammenhänge nähert sich meine Sprache ihren Grenzen und ich erkenne erneut ihre Endlichkeit.29 Der Leser möge es nachsehen, falls die hier gewählten Worte nicht den Kern der Sache treffen. Welche Worte oder Bilder beschreiben schon den Geschmack einer Wassermelone besser als ein einfacher Biss in diese Frucht?30 Der Psychoanalytiker Ernst Bernhard (1896–1965) bleibt davon nicht verschont, greift auf seltsame Sprache und Beobachtungen zurück, versucht Sexualität empirisch, anschaulich zu machen und spricht von „Vibrationen“, „Dunst“, „Fluidum“ in einem Sinne und einer Sinnlichkeit, die eher dem meta-, als physischen Bereich zu entstammen scheinen.31 Die Peepshow ist in erster Linie auf ein visuelles Erleben von Körperlichkeit ausgerichtet. Das Geräusch wird häufig durch eine Glasscheibe abgetrennt, ein Dialog ist aber mitunter möglich, jedoch nur per Zeichensprache, per Gesten.32 Eine Peepshow kann demnach nicht nur mittelbar erlebbar und monologisch sein wie ein Film. Sie ist in der klassischen Form dialogisch und unmittelbar erlebbar. Die Dame ist nicht scheinbar in einer Kammer hinter der Scheibe, wie bei einem Bildschirm. Die Dame ist tatsächlich in der hellen Kammer hinter der spiegelnden Scheibe.
Allerdings ist diese Scheibe nach wie vor eine Grenze, wie auch Begrenzung der Welt der Kammer. Die Scheibe rahmt und begrenzt, sie ist ein Fenster. Das Fenster bestimmt nicht nur die Länge und Breite der Sichtbarkeit, es reduziert die Tiefe auf eine Ebene. Wer versucht den Kopf hineinzustecken, stößt sich diesen merkwürdigen Abstands- und Riechsensor namens Nase, der dann zudem einen fettigen Abdruck – eine Spur – auf der Scheibe hinterlässt. Die Journalistin Ariane Barth schreibt 1979 vermutlich aufgrund dieses Zwischenzustandes, der weder rein zweiter noch dritter Dimension33 entspricht, in ihrer Reportage über deutsche Peepshows von „dreidimensionalen Bildern“. Sie erzählt – bewusst oder unbewusst – indirekt eine andere Mediengeschichte als jene klassischen, die eine zunehmende Virtualisierung und Verflachung durch Fotografie und Film beschreiben, die seit den 1990er Jahren in der zunehmenden und nahezu vollständigen Digitalisierung ihre Fortführung findet. Barth erzählt nicht eine der bekannten Fortschrittsgeschichten zunehmender Virtualisierung in Form von Bildern und Miniaturisierung von Apparaten. Für sie besteht ein Fortschritt durch die Peepshow der 1970er Jahre, die Automat und zugleich Sehapparat ist, die ein neues Medium dreidimensionaler Bilder schafft, das Barth „Scheibenbilder“ nennt.34 Durch die „Schautomaten“ der Peepshow entwickelt sich die zuvor „zweidimensionale Pornografie“ fort: „Die Modelle stiegen in die auf Lebensgröße gebrachten Apparate, kehren aber zugleich in die ‚Bildermaschine‘ der frühen – seriösen –Peepshow zurück.“35 Die mediale Ebene des Filmes, die eine mittelbare Beobachtung, eine zweiter Ordnung ist, wird durch die Peepshow wieder zu einer direkten Beobachtung, erster Ordnung. Der Blick ist aber begrenzt durch die Scheibe, der Standpunkt des Zuschauers ähnlich fest wie beim Film. Der Blick umfasst nur einen kleinen Ausschnitt, der gar nur ein Loch umfasst. Dieses Loch lässt dem Herrn in der Kabine mitunter nur Platz für eines der beiden Augen, was zu einem einäugigen, monokularen Blick führt, wie der Guckkasten mit Dame statt Grafik darin. Dem heutzutage eher seltenen Träger eines Monokels wird dieser Blick gewohnter sein. Das monokulare Sehen verändert das räumliche Sehen. Bei der Peepshow zeigen sich mehrere Bruchstellen zwischen Bild und Wirklichkeiten. In der Peepshow scheint es um eine bewusste Vorenthaltung zu gehen, um gleichzeitige Nähe und Ferne, gleichzeitiges Sehen und Nicht-Sehen, Erleben und Nicht-Erleben. Es ist das erotische Moment von Ambivalenz, die sich aus der Gleichzeitigkeit von Gegensätzen speist. Ariane Barth überschreibt ihrer Reportage „Obskures Objekt“, abgeleitet von Luis Buñuels (1900–1983) gleichnamigem Film36 von 1977. Die häufig verfilmte Romanvorlage stammt von Pierre Louÿs (1870–1925) aus dem Jahre 1898.37 Beide – oder mit Barth, Buñuel und Louÿs alle drei Geschichten – erzählen eine erotische Geschichte über die Nähe und Ferne, Erreichbarkeit und Unerreichbarkeit einer Frau für einen Mann. Barth erklärt es folgend: „Obskures Objekt der Begierde wird, was sich zeigt und sich rasch entzieht […].“38 Bei der Peepshow kann der Einwurf von Geld diesen Entzug verzögern, solange das Geld reicht oder die Dame Dienst hat. Die Dame in der Kammer bleibt für den Peepshowbesucher ein obskures und im Grunde unerreichbares Objekt, darf und wird nicht zum – ihn – erkennenden Subjekt werden. Die Dame in Buñuels Film ist ein solches obskures Objekt für den Zuschauer. Diese – wenn es so genannt werden kann – ‚Philosophie‘ von Peepshow, Erotik, Pornografie und deren Bilder offenbaren nebenbei, nach der Verwandtschaft mit optischer Physik, mit anatomischem Theater und biologischem Aufklärungsunterricht mit dem weiblichen Körper als Gegenstand, eine enge Verwandtschaft von Pornografie und Wissenschaft. Wissenschaft ist wie Pornografie. Sie versucht alles zu zeigen, bis es keine Geheimnisse mehr gibt: Es gibt keine Verstecke mehr, denn Pornografie zeigt alles.39 Die edle Gegenspielerin der Pornografie, die Erotik, übt sich in der hohen Kunst der Vorenthaltung und vollführt im Striptease oder Burlesque ihren poetischen Schautanz. Der heutige Striptease ist eine tänzerisch untermalte Entkleidungsnummer, die in der vollständigen oder zumindest annähernden Nacktheit der Tänzerin oder des Tänzers sein Ende findet. Beim Burlesque fallen nur einzelne Kleidungsstücke und er ist nur eine Andeutung, ein Hauch von Striptease. Das Ausziehen eines Handschuhes kann hier eine Ungeheuerlichkeit sein. Burlesque spielt noch weiter mit einer erotischen Spannung. Umberto Eco besucht literarisch und semiotisch – vielleicht bereits zuvor tatsächlich – ein entsprechend verrufenes Etablissement. Ist es gar das hier Beschriebene? Nicht ganz, denn der antike Philosoph Platon ist im Striptease-Lokal. So sagt es zumindest der Titel.40 Es könnte durch Ecos Komplizenschaft etwas über die Zeichenhaftigkeit solcher Veranstaltungen zu lernen sein. Selbst wenn Ecos Text jene Parodie oder Travestie ist, als die er sie überschreibt, dürfte dies den wissenschaftlichen Wert nicht schmälern, gleichwohl Lesbarkeit von wissenschaftlicher Prosa nur selten der Fall ist und abweichende Rhetoriken als „Wissenschaftssprache“ weniger gerne von Vertretern der meist selbst ernannten wissenschaftlichen Sprachpolizei gesehen werden.41 Zum Geschehen, von dem Umberto Eco berichtet: Auf der Bühne des Crazy Horse erscheint an diesem Abend Lilly Niagara, die schon hinter einem grobmaschigen schwarzen Netzvorhang mehr als nackt erscheint, da sie einen aufgeknöpften Büstenhalter und Strapse trägt. Frau Niagara betreibt das Spiel umgekehrt und bekleidet sich nun auf tänzerische Weise mit musikalischer Untermalung: Striptease invers.
Abschließend zieht sie sich wieder aus, bis ihr anfänglicher Bekleidungsgrad wieder erreicht ist. Es passiert im Grunde gar nichts.42 Beim Striptease passiert ohnehin nichts. Nur schauen ist gestattet, nicht mehr. Der Zuschauer ist und bleibt Zuschauer, passiv.43 Die vom Tänzer an den Zuschauer versprochene Verführung wird im letzten Augenblick abgebrochen, es bleibt somit ein platonisches Verhältnis, womit sich erklärt, warum Eco Platon in einem derartigen ‚Bumsbetrieb‘44 antreffen lässt: Lust geschieht auf geistiger, nicht auf körperlicher Ebene. Es ließe sich sagen: Es bleibt theoretisch. Der Tänzer bleibt obskures Objekt. Es besteht eine zunächst paradox erscheinende Situation: Was durch sein Verbergen gezeigt ist, wird im Grunde inszeniert, indem es verborgen wird.45 Ähnlich argumentieren die Künstler Matthias Schamp mit „Schlechte Verstecke“ und der Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin (1864–1945) mit dem „Trieb des Halbversteckten“ der Barockmalerei: Eine Inszenierung geschieht durch Halbverborgenes, Halbgezeigtes. Es ist unentschieden, indifferent ob etwas gezeigt oder verborgen ist. Wenn dies der Fall ist, scheint eine Inszenierung im Gange zu sein. Es lässt sich vielleicht von einer Erotik der Indifferenz sprechen. Mir ist nicht klar, ob Sprache ein geeignetes Mittel ist, um etwas zu beschreiben, was sich wie Farben oder Geschmacksempfindungen nur schwer bis gar nicht mittels Sprache beschreiben lässt. Sie stehen einem unmittelbaren sinnlichen Erleben in jeder Hinsicht nach, weswegen ich den verehrten Leser erneut um Nachsicht etwaiger Ungenauigkeit in der Beschreibung des vielleicht Unbeschreiblichen bitten möchte. Eine informationstheoretische Sicht auf Erotik könnte folgendermaßen aussehen. Zuvor sei daran erinnert, was der Grafiker und Philosoph Otl Aicher (1922–1991) über die Informationstheorie bemerkt:
die informationstheorie sagt, dass information eine störung darstellt. eine gleichmäßige struktur entspricht einem gleichmäßigen rauschen. signale werden gesetzt, wenn das rauschen unterbrochen wird.46
Information stellt allerdings keine Störung dar, sie ist eine. Die Störung ist der Grund, warum der sprichwörtliche bunte Hund auffällt. Je nach Ausgangssituation bildet nun die Bekleidung oder die Nacktheit ein solches Rauschen, das Ent- oder Bekleiden führt dazu, dass nackte Haut oder ein Kleidungsstück zum Signal wird und in den Vordergrund rückt. Diese Betrachtung lässt sich nun auf einzelne Körperteile oder Kleidungsstücke übertragen, wie es der Handschuh bei Ecos Burlesque zeigt.47 Information ist Erotik pur. Information ist das Erotische der Störung im Rauschen. Mit der Entblößung argumentiert Kaye Geipel im Falle von Madonna. Mit einer Mischung aus Korsett und Büstenhalter, dem Cone Bra von Jean Paul Gaultier, ein zu den Brustwarzen hin kegelförmig spitz zulaufendes Kleidungsstück zur Formung und Stützung der sekundären Geschlechtsmerkmale und des Körpers einer Dame, sorgt Madonna auf ihrer Konzerttour in den frühen 1990er Jahren für einen Skandal (Bild 127). Dies, obwohl eine solche Form wenig neu ist zu der Zeit – in der Mode wiederholen sich die Dinge, wie hier jene aus den 1940er Jahren. Eine solche Kleidung provoziere zu der Zeit mehr als die Nacktheit, die Madonna schon zuvor einsetze und mehr als ein Striptease, so Geipel. Für den Architekturkritiker sei Glas in der Architektur, das wie Nacktheit alles entblöße, wenig reizvoll und so wenig obsessiv.
Erotik der Verbergung: Jean Paul Gaultier, Korsett mit konischem BH für Madonna auf ihrer Blond Ambition World Tour, Foto: Hans Schaft, 1990.
Eine Architektur, die mit Zeigen und Verbergen spielt, scheine ihm viel erotischer und erzeuge tiefere Obsessionen. Ein gläsernes Haus ist demnach langweilig, wie es der Architekt Rem Koolhaas in Delirious New York für das gläserne Hochhaus sieht: „Der kartesianische Wolkenkratzer ist nackt.“ („The Cartesian Skyscraper is naked.“)48 Die Dinge sind allerdings etwas komplizierter. Glas ist nicht unbedingt durchsichtig und sinnliche Erfahrung hängt von mehr als nur optischen Sinneseindrücken ab. Es gibt im Hause viel zu hören, riechen und ertasten. Erotik geht weit über eine visuelle Ebene hinaus. Nun besteht die Welt nicht nur aus Architektur. Architektur ist nicht reine Zweckerfüllung, reiner Rationalismus, es muss ihr ein Zauber inne sein. Diesen Zauber spricht Max Weber (1864–1920) schon 1919 der Welt ab, sieht nicht nur eine, sondern die „Entzauberung der Welt“ durch Wissenschaft und Aufklärung.49 Hundert Jahre danach gibt es noch viel zu entdecken, wie diese Untersuchung zeigt und der es hoffentlich nicht gelingt, den Gegenstand „Versteck“ zu entzaubern. Max Webers Defätismus scheint vielleicht ein wenig voreilig zu sein. Schwarzseherei und Mutlosigkeit sind in Sachen Erotik nicht angebracht, denn die Pornografie hat nicht die Erotik verdrängt.
6.3 Erotik von Wissen – Wissenserotik
Aleida und Jan Assmann sprechen in ihrer Untersuchung zum Verhältnis von Geheimnis und Neugierde von einer „Erotik des Geheimnisses“, denn ein Geheimnis erzeuge Neugierde.50 Ein Striptease ist nichts anderes als ein musikalisch und tänzerisch untermaltes und inszeniertes Geheimnis: Das Geheimnis tanzen. Erotik und Wissen hängen zusammen. Eine Idee: Gibt es eine erotische Wissenschaft, eine Wissenschaft, die nicht alles zu entschlüsseln sucht, die ein wenig Platz zum Nachdenken, zur Imagination lässt? Eine Wissenschaft, die dem Leser ihrer Erkenntnisse Platz zum Denken lässt? Aufklärung nach Königsberger Art (Immanuel Kant): „Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“51 Diese Wissenschaft könnte sich einer philosophischen Methode bedienen und Fragen stellen, welche dann vom Leser eigene Initiative fordern, um nach Antworten zu suchen. Gibt es diese Wissenschaft, die ermutigt und die Möglichkeit dazu gibt, sich dem eigenen Verstand zu bemächtigen? Gibt es eine Peepwissenschaft mit einer Sprache, die nicht alles klar sagt, die Raum – wie Poesie – hierfür gibt? Gibt es poetische Wissenschaft, die sich wie Literatur liest? Das ist zum einen der Inhalt ihrer Wissenschaften, worüber dort geschrieben wird. Neben Gegenständen einer Wissenschaft, die poetisch sein können, ebenso wie die Art ihrer Untersuchung, kann sich eine poetische Wissenschaft zum anderen über ihre Rhetorik, ihre Sprache, der Poesie bedienen. Solche Wissenschaftstexte besitzen somit eine literarische Dimension, die zur Imagination einladen, Deutungen gestatten und nicht Eindeutigkeiten erzwingen.52 Dieser Ausbruch, der fast wie ein Manifest klingt, nennt nun erste Elemente einer solchen erotischen, poetischen oder romantischen Wissenschaft, welche eine Erotik der Erkenntnis und des Wissens fordert, wie fördert. Der Leser verzeihe bitte diese Abschweifung, die später weiter thematisiert werden muss. Zurück zum eigentlichen Thema.
6.4 Voyeurismus
Voyeurismus ist ein weiter Begriff, der zum Teil eher porös ist und sich individuell mit Bedeutung füllen lässt. Häufig wird er für jede Form von Schaulust verwendet. Wer sich den Bildern der Nachrichten („Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten.“)53 hingebe, sei ein Medienvoyeur, heißt es immer wieder. Voyeurismus ist eine populäre Metapher für Fotografie. Der Fotoapparat wird auch als „tragbares Schlüsselloch“ bezeichnet.54 Joachim Westerbarkey nennt andere Formen des Voyeurismus’: „archaischer Voyeur“, „Alltagsvoyeur“, „Medienvoyeur“, „heimlicher Hörer oder Zuschauer“,55 welche Unterscheidungen bieten. Im Zusammenhang dieser Untersuchung wird der Voyeur zunächst als jemand verstanden, der sich heimlicher Beobachtung bedient.
Erstmals56 verwendet wohl der Journalist57 Ali Coffignon (1861–?) in seiner Beschreibung der Pariser Halbwelt ‚Voyeur‘ zur Bezeichnung solcher Menschen, die versteckt unter Bäumen oder Sträuchern an der Champs-Elysees urinierende, defäkierende oder kopulierende Menschen heimlich beobachten.58 Albert Moll (1862–1939), Psychiater und früher Sexualwissenschaftler, schlägt in seiner Abhandlung über Die Conträre Sexualempfindung als Bezeichnung für dieses Phänomen „Mixoskopie“ vor, leitet es aus dem griechischen „mixis“ für „geschlechtliche Vereinigung“ oder „Mischung“ und „skopein“, was von „betrachten“, „schauen“ spricht, ab.59 Das Visuelle Primat (Martin Jay), die Bevorzugung des Sehsinns, bestimmt das erotische Empfinden des Menschen besonders und ein Voyeur ist dieser Form verfallen.60 1892 gelangt der Begriff – vermutlich in der Folge Molls – in die seit 1886 als Psychopathia Sexualis erscheinende Sammlung von „Beobachtungen“ abweichender Sexualempfindungen. Der Herausgeber Richard von Krafft-Ebing (1840–1902) ist, wie Moll, Psychiater und Sexualwissenschaftler, gebraucht allerdings die Bezeichnung Coffignons61 und erwähnt Mixoskopie nur in einer kritisch kommentierenden Fußnote, worin er Molls Wertung des Voyeurismus als „Perversion“ durch ein geklammertes Fragezeichen anzweifelt. Krafft-Ebing sieht Voyeurismus vielmehr als „sittliche Verirrung“, weswegen der Voyeur wohl ohne Niederschlag als eigenständige „Beobachtung“ bleibt und in den folgenden Auflagen nur kurz behandelt wird.62 Der Journalist Rudolf Brettschneider (1886–1967) bemerkt in einem Aufsatz von 1931 über erotische Fotografie vor dem Hintergrund Richard von Krafft-Ebings Psychopathia Sexualis, dass jeder ein Voyeur werden kann:
Wenn jemand, der durchaus normal veranlagt ist, durch Zufall Gelegenheit hat, einer Frau beim Entkleiden oder einem Liebespaar beim Coitus zuzusehen, so wird er diesem Anblick sicher nicht ausweichen und wird wahrscheinlich dadurch in sexuelle Erregung gebracht werden. […] Zusammenfassend könnte man sagen, daß jeder normale Mensch in gewissen Situationen zum Voyeur werden kann, dass aber nur jener als Voyeur im pathologischen Sinne bezeichnet werden darf, der geflissentlich solche Situationen aufsucht oder herbeiführt.63
„Der Blick durch das Schlüsselloch (II)“, Foto: Anonym, um 1931.
Was heißt schon normal und was geschieht schon zufällig? Krafft-Ebing teilt zudem nicht Molls Wertung der Mixoskopie als Form von Masochismus, die den zentralen Lustgewinn aus der Qual durch Entbehrung64 erziele. Die Lust oder Befriedigung aus Schmerzen oder Demütigung beschreibt 1870 Leopold von Sacher-Masoch (1836–1895) als Leitmotiv in seinem bekannten Roman Venus im Pelz.65 Erst Richard von Krafft-Ebing führt 1886 mit der ersten Auflage der Psychopathia Sexualis Masochismus in die Wissenschaft und ihre Sprache ein. Der Einzug seines Namens in die Wissenschaft, die Rückkopplung seiner Literatur auf wissenschaftliches Wissen missfällt Sacher-Masoch. Im Masochismus und Voyeurismus zeigt sich, wie eine journalistische, unterhaltende oder literarische – poetische – Sprache in die Wissenschaft einzieht und wie Wissenschaftssprache keineswegs auf akademischen Sphären fußt.66 Erst Jahre nach Krafft-Ebings Tod wird in einer frei bearbeiteten Neuausgabe des Buches der Voyeur um einige aus früheren Auflagen bekannte Beobachtungsfälle erweitert. Der Bearbeiter, der Mediziner Alexander Hartwich (vermutlich 1888–1979), reiht Voyeurismus unter der Überschrift Fetischismus ein.67 „Voyeur“ setzt sich neben dem eher umgangssprachlichen „Spanner“ gegenüber dem wissenschaftlichen Ausdruck Mixoskopie bis heute im allgemeinen Sprachgebrauch durch. Mit „sexuelle[m] Spähertum“68 hat ein Vorschlag Ernst Bernhards von 1914 keinen nennenswerten Niederschlag gefunden und ist vielleicht in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs elendig verreckt. (Eine Frage, die an anderer Stelle zu klären sein wird: Kann eine Sprache im Krieg fallen?) Die Lust heimlich zu hören und zu sehen, steht beim Voyeurismus scheinbar im Vordergrund. Das sind jene Sinne, die von Medien bedient werden können. Ein Unterschied zwischen Voyeur und Bordellbesucher scheint, dass der Voyeur schaut, aber nicht anfasst und sich trotz aller Pornografie noch ein wenig Erotik erhält. Die Peepshow liegt dazwischen und verhält sich vielleicht etwas unentschieden, indifferent zu Erotik und Pornografie. Zum einen grundsätzlich in ihrer klassischen Form, aber auch in ihren Spielarten. Es ist eine Welt, in der die Geschlechter verschiedene Rollen einnehmen und eine geradezu symbiotische Verbindung eingehen. Schaulustige Herren und zeigefreudige Damen gehen eine Beziehung ein: Ohne Exhibitionismus ist kein Voyeurismus möglich, ohne Voyeurismus kein Exhibitionismus. Bei der heimlichen Beobachtung geht es aber darum, dass jemand ohne sein Wissen zum Exhibitionisten wird. Das ist ein wesentlicher Unterschied.
Anzeige einer französischen Firma für den Spazierstock Révélation mit eingebautem Periskop und Miniaturkamera für Voyeure, um 1931.
Bildbeispiele der Firma für den Spazierstock Révélation im Einsatz, um 1931.
Voyeurismus muss nicht immer heimlich sein, wie im Falle von Peepshows. Es gibt hier keine Opfer heimlicher Beobachtung.69 Vor allem gibt es zwar Diskretion, aber kein Versteck. Beide Seiten wissen voneinander, geben sich zu erkennen und agieren nicht in der Heimlichkeit, nicht im Dunkeln, wo der eigentliche Voyeur sich vornehmlich verbirgt.70 Magnus Hirschfeld sieht die Heimlichkeit wesentlich für den „echten“ Voyeur:
[…] so legt der echte Voyeur („Spanner“) gerade Wert darauf, daß man ihn beim Betrachten diskreter Vorgänge nicht sieht, ja er wünscht vielfach, dass der Beobachtete überhaupt nicht merkt und ahnt, daß stille Zeugen bei seinen geheimsten Verrichtungen zugegen sind.71
Auch solche ‚unseriösen‘ Peepshows dringen nicht zum Kern des Voyeurismus als heimliche Schaulust vor, geben aber als Beispiel Einblick in die beschriebenen Wahrnehmungstechniken. Die Rollenverteilung der Geschlechter von Beobachter und Beobachteten scheint beim Voyeurismus nicht derart klar, wie im Falle der Peepshow, wo in der allgemeinen Diskussion alles Niedere und Negative in sexuellen Dingen vor allem auf das männliche Geschlecht reduziert wird und der Frau eine Opferrolle zugetragen wird. Von Iwan Bloch (1872–1922) ist etwa zu erfahren, dass männliche und weibliche Prostitution im Altertum fast gleich häufig ist.72 Die weibliche Form des Voyeurs ist die Voyeuse. Hier greift die Bemerkung zu Anfang dieser Untersuchung: Ein Voyeur ist erst einmal eine Figur, ein geschlechtsloses Wesen. Diesen Voyeur umgibt ein Geheimnis. Würde er sich verraten, droht der Zauber, den er beobachtet, zu verfliegen. Die beobachtete Person würde sich zurückziehen, sich gestört fühlen. Die Bedrohung, erwischt zu werden, ist ständig und macht das reizvolle Moment für den Voyeur aus. Er sieht unter Umständen nichts und etwas, er will alles sehen, aber kann mitunter nichts sehen, er ist nicht Herr des Geschehens, kann nicht auf das Beobachtete direkt reagieren, es beeinflussen. Es kann die Hölle sein. Der Voyeur ist machtlos und trotzdem kann es passieren, dass er zu einem Allwissenden aufsteigt, der Dinge weiß, die niemand sonst weiß und niemand wissen kann, wie die literarische Figur eines allwissenden Erzählers. Er ist nicht allwissender Erzähler, aber allwissender Beobachter, der mehr weiß als andere. ‚Omnisziens‘, von mittellateinisch „omniscientia“, bezeichnet Allwissenheit, alles zu wissen, was es zu wissen gibt. Omnisziens spricht von omniscience – omni science – omni: alles; science: Wissenschaft. Omniscience ist eine Wissenschaft von allem und sich selbst. Die Allwissenheit, die den Wächter im Panoptikon auszeichnet, ist eine Eigenschaft, die vorrangig Göttern oder anderen vollkommenen Wesen zugesprochen wird. Da war doch die Geschichte von Adam und Eva, beide neu erschaffen und nackt bis auf die Haut, die sich vor Gott verstecken …
6.5 Voyeuristisches Medium oder Das Loch
Der Schriftsteller Henri Barbusse (1873–1935) veröffentlicht 1908 in Paris einen literarischen Bericht über Die Hölle.73 Der Erzähler ist ein fast dreißigjähriger Mann, der aus der Provinz nach Paris gezogen ist, um eine Anstellung bei einem Bankhaus anzutreten. Ledig und kinderlos, dient ihm als bescheidene Unterkunft ein kleines abgewohntes Zimmer in einer ebensolchen Pension: „Bei der Berührung mit den Menschen verlöschen die Dinge mit einer verzweifelnden Langsamkeit.“74 Es verwundert wenig, dass in einer solchen Situation aus Entwurzelung und Heim(at)losigkeit Gedanken aufkommen, ob er glücklich, einsam oder allein ist. Die Sehnsucht nach Gesellschaft des anderen Geschlechts wächst.75 An einem Abend vernimmt der nachdenkliche Pensionsgast einen Gesang nahe seinem Ohr und mustert die Mauern seiner spärlichen Kammer – als ob Schall sichtbar wäre. Im Bereich einer blinden Tür sieht er ein Licht: „Von diesem Sterne fällt der Singsang hernieder.“ Eine Betrachtung dieser anziehenden Stelle aus der Nähe zeigt, dass die Mauer durchlöchert ist und dieses Loch der Ursprung des Lichts und Gesangs ist. „– – Ich spähe hindurch – – ich sehe – – das Nachbarzimmer bietet sich mir dar. Nackt bietet es sich mir dar.“76 Wenig überraschend erfüllt sich mit dem Fortlaufen der Zeilen des Buches die sich hier bereits vorausdeutende erotische Dimension des Loches. In Barbusses Zeilen ist von entkleidenden Damen zu lesen.77 Unter den wechselnden männlichen wie weiblichen Gästen im Nachbarzimmer kann der Erzähler in die intimen und geheimen Dinge blicken, heimlich Heimliches ergründen: Affären, Dramen, Krankheiten. Dieser Voyeur ist nicht immer auf sexuelle Beobachtungen aus.78 Der Voyeur „ist auf Intimstes spezialisiert“ mit dem Ziel, ein „Geheimnis insgeheim zu durchschauen“, wie Utz Jeggle in seiner „Versteck-Kunde“ anmerkt.79 Als Mittel für den Blick durch die privatisierende Mauer dienen dem Voyeur behutsame Ausnehmungen der Wand wie das Loch, der Schlitz, die Ritze, Fuge oder der Spalt. Mit dem Schlüsselloch, wo sich bereits das einfache Geheimnis, vielmehr das einfache Versteck mit der zugehörigen Tür ankündigt, findet sich mit dem Schlüssellochgucker ein entsprechender Niederschlag in den zahlreichen Bezeichnungen für Voyeure.80 Diese Figur nutzt damit eine sekundäre Funktion des Schlüsselloches als Guckloch. Diese vorgestellten Medien des Voyeurs können ‚natürlich‘ oder künstlich sein, sie können fertig vorgefunden oder extra für diesen Zweck geschaffen sein. Ein Klassiker in Romanen oder Filmen ist ein Gemälde – aus offensichtlichen Gründen meist ein Porträt – mit Beobachtungsloch. Von einem Gang oder Zimmer,81 hinter doppelter Wand ermöglicht es den Blick durch das gemalte Auge.82 Das Gemälde mit Beobachtungsloch ist zudem ein Klischee.83 Astlöcher, Fugen von Holz und Zwischenräume zum Durchgucken macht sich der Voyeur zunutze und sind ein beliebtes Motiv in der Kunst.84 Zu den „Waffen des Voyeurs“, die seine Sinne – präziser seinen Sehsinn – bewaffnen, gehören Fernrohr, Teleobjektiv, Feldstecher und Fernglas.85 Diese künstlichen Hilfsmittel erzeugen eine Ferne und Mittelbarkeit vom Geschehen und schließen andere Sinneseindrücke im Grunde aus. Ein archaisches Loch oder eine Ritze hingegen lässt Geräusche, Gerüche durch, sogar ein Finger oder eine Zunge passt manchmal hindurch und kann unter Umständen sogar etwas heimlich ertasten, wie zum Beispiel beim Glory hole, wodurch ein männliches Genital die Mauer überwinden kann. Linsen optischer Instrumente gleichen miniaturisierten Scheiben der Peepshow. Sie sind Grenzen, welche das Erleben im Allgemeinen auf eine visuelle Ebene reduzieren. Ein Mikrofon und Lautsprecher gestatten aber unter Umständen Unerhörtes, Geräusche oder Gespräche zu belauschen.
„Ein Blick durch ein Loch ist ein Blick in eine andere Welt.“86 Vielleicht bedarf der Voyeur gar nicht dieser speziellen hochtechnischen Geräte und wählt lieber eine archaische Rolle, die im Wesentlichen in der Anwendung seiner unbewaffneten Sinne liegt und keine hochtechnischen Medien dazwischenschaltet. Mitunter kann er solche Gerätschaften nicht ständig bei sich führen und ist aufgrund spontaner Gelegenheiten auf Improvisationen angewiesen. Deswegen zurück zu diesem kleinen, einfachen, optischen Instrument, dem Loch, um das sich vieles dreht. Das Loch legt die Perspektive und den Standpunkt des Beobachters fest. Es ist nicht nur Mittel der Beobachtung oder Mittel der Durchsicht von Undurchsichtigem – wie einer Wand–, sondern scheinbar, in einer Art Selbstähnlichkeit in künstlicher oder natürlicher Form am/im Körper, selbst beliebtes Ziel und Mittel erotischer Beobachtung: Auge, Nasenloch, Gehörgang, After, Vagina, Penis, Mund, Ohrloch und dergleichen.87 Magnus Hirschfeld bemerkt folgendes zum innigen Verhältnis von Voyeur und Loch:
Die echten Voyeure bohren mit Vorliebe Löcher in die Wände und Türen von Aborten, Gastzimmern, Nebenräumen von Schlafzimmern, durch die sie heimlich Liebespaare belauschen und alle Vorgänge belauern, die dem Geschlechtsgenuss im weitesten Sinn gewidmet sind, auch andere intime Handlungen, wie Entkleidungsszenen, Harnentleerungen und Defäkationen in Augenschein nehmen, ohne daß die Beobachteten eine Ahnung haben, wie jede ihrer Regungen und Bewegungen verfolgt wird. Würden die Belauerten etwas bemerken, wäre der Reiz für den Beschauer verschwunden.88
Die Toilette ist nicht nur ein Ort, wovon „locus“ spricht, sie ist sogar ein heimlicher Ort, ein Locus secretus. Hier dreht sich alles um ein Loch, in dem Dinge verschwinden. Ist es sogar ein WC, ein Water Closet, dann verschlingt nach erfolgreicher Sitzung und Betätigung der Spülung ein schrecklicher Malstrom den Inhalt der häufig keramischen Schüssel und verwandelt das stille Örtchen in einen lautes. Meistens ist die Toilette so still, dass ‚still‘ großgeschrieben wird und als der Stille Ort sogar philosophische, literarische Denkmäler erhält, wie es durch Peter Handke geschieht.89 Von diesem Loch geht eine tiefgründige Gefahr aus, geradezu eine Urangst liegt in ihm, spielt immer das Risiko hinein, den Halt zu verlieren, zu rutschen, zu verrutschen und hineinzurutschen.90 Jemand fällt in die Toilette und verstopft mit seinem Gesäß dieses Loch. Ein wenig soll dies die Klobrille verhindern – unklar bleibt hier nun, warum das gleichnamige optische Instrument zur Korrektur von Sehfehlern dort als Pate steht. Es ist höchstens ein Klomonokel. Eine umgekehrte Geschichte erzählt Gottfried August Bürger Ende des 18. Jahrhunderts, wie der Lügenbaron Münchhausen mit seinem Gesäß das Leck in einem Bootsrumpf verstopft.91 Ein Leck ist ein Loch und der Hintern des Barons ist sein Stopfen. Einige haarspalterische Bemerkungen: Medien sind nicht nur – wie ihr Name sagt – Vermittler und Mittler, Entfernungsüberbrücker, sie sind Abstandhalter, sie stellen Ferne her, sie halten Sender und Empfänger auf Abstand, schaffen Entfernung. Eine Vermessung von Shannons Kommunikationsmodell legt dies offen (Bild 131). Wer ein Lineal anlegt, kann diese Entfernung messen. Im Medium schlummert ein Isolator, Abgrenzer, eine Mauer. Diese ist aber nicht nur räumlich, in einer Entfernung zu messen, auch zeitlich. Ein Brief verzögert eine Nachricht um mindestens einen Tag, die Dauer, die seine Zustellung dauert. Der Voyeur bewegt sich in dem Spannungsfeld von Nähe und Ferne, von Verbindung und Trennung zu seinem obskuren Objekt der Begierde. Ein Loch trennt und verbindet zugleich. Ein Loch ist obskur.
Information und Kommunikation (ver)messen? Claude E. Shannons & Warren Weavers Kommunikationsmodell von 1948 wird vermessen.
Die Klobrille, wie die Brille, ist ein Loch. Das Auge ist ein Loch.92 Das Ohr ist ein Loch. Beim Auge lässt sich nun gar nicht so recht sagen, dass durch die Löcher geschaut wird. Es sind zwei Löcher, die Augenhöhlen als Loch im Schädel und die Iris, die ein Loch im Augapfel ist und Licht in das Innere dieser natürlichen und privaten Camera obscura hineinlässt. Das Loch ist ein Fenster. Das Licht fällt hinein. Der Sehvorgang funktioniert analog zur Camera obscura, welche als Metapher für diese Funktionsweise des Auges dient.
Der Blick oder etwas anderes geht nicht aus dem Auge heraus. Licht oder die Erscheinung gelangt in das Auge hinein. Sehen offenbart sich dann eher als passiver Vorgang. Ich belasse es beim üblichen Gebrauch, um nicht eine neue Sprache erfinden zu müssen. Der Blick geht weiterhin durch die Brille, das Loch etc. – von Interesse ist ein anderes, zweites Loch.
Der Blick des Voyeurs geht durch ein zweites, vorgeschaltetes Loch, ein „Spionenloch“93 – genannt wie der Türspion. Es ist das Loch, was den Blick durch etwas ermöglicht und nicht vorgesehen ist, sofern der geplante Fall die Undurchsichtigkeit einer Wand sein soll. Ein Loch ist der Unfall einer Wand. Da wo ein Loch ist, ist eine Wand nicht der Fall. Fritz Heider veranschaulicht, dass etwas sichtbar ist, weil etwas anderes unsichtbar ist und, dass aus der Sichtbarkeit von etwas die Unsichtbarkeit von allem dahinter folgt:
Ich richte z. B. meinen Blick auf ein Haus. Ganz nah vor meinem Auge befindet sich durchsichtige Luft. Von ihr nehme ich nichts wahr, ich sehe nicht, welche speziellen Eigenschaften, Zustände sie hat. In größerer Entfernung gibt es aber eine Stelle, von der nehme ich sehr viel wahr: die Front des Hauses. Darüber hinaus hört mein Wahrnehmen plötzlich auf.94
Die sichtbare Wand ist hier als undurchsichtige Oberfläche oder Schicht gemeint und dann ist es ihr Unfall, falls irgendwo auf ihr Durchsicht – durch eine Verglasung oder Lochung – herrscht. Ein Unfall ist es, falls die Wand stellenweise fehlt und noch mehr durchgeht. In diesem Falle gelangen Geräusche hindurch oder es ist sogar möglich, die Finger oder Nase hinein-, gar hindurchzustecken. Da spricht nicht nur die Neugierde, auch das Hören und Riechen. Die Nase lässt sich in eine Sache hineinstecken. Lässt sich die Nase durch eine Sache auch hindurchstecken? Aber genug haarspalterische Bemerkungen.
In die Umgangssprache zieht ‚Loch‘ mit dem After, der Vagina oder dem Mund95 über viele andere Bedeutungen ein, die sich mit den Löchern denken, die in der Peepshow auftauchen. Peepshows werden als „Schlüssellochlust“96 bezeichnet, ähnlich den Voyeuren, die dann – ohne eine als Alibi dienende Kunst im Hintergrund – „Schlüssellochgucker“97 heißen. Weiter werden sie „Gucklochgucker“98 oder „Astlochgucker“99 genannt. In der Kunst heißt es „Lochbohrermotiv“,100 falls Voyeur und Loch in der Wand zusammen zur Kunst erklärt werden. Wissenschaftler oder Spione bedienen sich dieser Technik, die wiederum dann mit Kameras oder Mikrofonen die unzuverlässigen Menschen und deren Sinne ersetzen können.101 Ein Handwerker ist selbstredend kein Voyeur, der seine Vorbereitungen trifft, falls er ein Loch mit lautem Getöse von Bohrmaschine oder -hammer oder wie auch immer in die Wand bohrt – selbst, falls er zu Prüfzwecken hineinblicken sollte. Für künstliche Löcher brauchen Handwerker, wie auch Voyeur, aber einen Bohrer (Bild 132). Magnus Hirschfeld diagnostiziert einen „Genitalfetischismus“, sollte jemand „nach Art der Voyeure“ Löcher in eine Wand bohren und hindurch heimlich Genitalien oder dergleichen beobachten.102 Sicherlich meint er mit „Art der Voyeure“ eine improvisierte und amateurhafte Anfertigung des Loches, die sich in angenagt wirkenden, unregelmäßigen Rändern zeigt und nicht die professionelle Form des Handwerkers aufweist. Ein sauberes Loch braucht Erfahrung und gutes Werkzeug.
Ein wichtiges Utensil für den Durchblick: Der Bohrer, Zeichnung: United States National Museum, um 1922.
Tritt Voyeurismus nun häufig auf oder lebt der Voyeur nicht vorrangig in den Welten literarischer oder filmischer Fiktionen? Ist er sogar ein Produkt solcher Fantasie, die sich erst ihren Weg aus der Enge von den als Buch gestapelten Seiten der Literatur oder den als Akt und zur Rolle gewickelten Kadern des Films in die Wirklichkeit suchen muss? Führt Voyeurismus vielleicht eher eine Karriere als literarisches oder filmisches Motiv? Oder ist es umgekehrt? Nimmt das Kino oder die Literatur dem Voyeur seine Geschichten weg?103 Oder erzeugen Kino oder Literatur erst den Voyeur? Marcel Mauss beschreibt schließlich „Körpertechniken“, wie den eleganten Gang, den junge Damen aus dem Kino abschauen bzw. Film bergen.104
Richard von Krafft-Ebing ist sich unsicher und fragt im Vorwort seiner bekannten Sammlung von Fällen abweichender Sexualität, wie „krankhafte Perversität und lasterhafte Perversität sich scheiden lassen“.105 Kulturelle Faktoren bestimmen, was als abweichend angesehen wird. Es ist lokal und zeitlich verschieden. Das Leben auf dem Lande scheint anders als in der Stadt. Ein Problem, was sich auf psychiatrische oder psychologische106 Diagnosen auswirken kann, sollten Erkenntnisse aus früheren Zeiten oder anderen Kulturkreisen auf andere übertragen werden. Ein gutes Beispiel ist die Homosexualität, deren Einordnung abhängig vom kulturellen und historischen Umfeld von Geisteskrankheit, Verbrechen, Unerheblichkeit (Normal) bis zum schicken alternativen ‚Lebensstil‘ (‚Lifestyle‘) reicht. Ein Einfluss von Literatur auf Sexualwissenschaft äußert sich bei Magnus Hirschfeld, der als anschauliches Beispiel für Voyeurismus den Roman Die Hölle von Henri Barbusse107 erwähnt. Wolfgang Schäffner arbeitet etwa den gegenseitigen Einfluss von Psychiatrie und Literatur aus und findet psychiatrisches Wissen in Werken des Schriftstellers und Psychiaters Alfred Döblin.108 Wissenschaftliches und poetisches Wissen lässt sich zugleich ermitteln. Ob nun krankhaft oder nicht, so ist der Blick durch ein kleines Loch ein besonderer. Für den Gestalttheoretiker Fritz Heider sind Löcher und Linsen „Resonatoren“ oder „Geschehensfilter“, die eine Auswahl der wahrnehmbaren Dinge und Körper treffen, wie es bei klassischen optischen Medien mit einer Lochkamera oder Camera obscura geschieht.109 Das Loch rahmt und begrenzt. Nur was hindurch passt, das gelangt zu den Augen oder anderen Sinnen des Hindurchblickenden, des Betrachters, direkt in das Auge oder mittelbar auf eine gegenüber dem Loch liegende Mattscheibe. Ein Blick durch ein Loch wie das Schlüsselloch verändert die Raumwahrnehmung, was sich am besten im Selbstversuch feststellen lässt,110 sollte sich an der eigenen Tür überhaupt noch eine solche geeignete Fehlstelle dieser finden. ‚Großschlüssellöcher‘, die in ihrer ersten Funktion Platz für leicht kopierbare Schlüssel mit ihren langen sogenannten ‚Bärten‘ bieten, sind schon länger auf dem Rückzug, wobei sie im privaten Bereich nach wie vor gebräuchlich sind. Erhöhte Ansprüche an die Sicherheit führten zu einer Verkleinerung und Schließung der, in ihrer zweiten Funktion,111 Gucklöcher. Sicherheitsschließzylinder lassen Schlüssellöcher durch ihre Miniaturisierung uneinsehbar werden oder solche Löcher verschwinden durch elektronische Zugangssysteme überhaupt gänzlich (Bild 133).
Das merkwürdige Verschwinden des Schlüssellochs oder Vom Schlüsselloch zum Sicherheitsschließzylinder, Illustration: Autor, 2019.
Ach, wo ist das Loch nur hin? Was machen die Voyeure nur heute? Es ist wie mit dem klassischen Kamerasucher, der in digitalen Kameras nur noch eine Nebenrolle spielt, sofern er überhaupt (noch) eine spielt.112 Der französische Schriftsteller Serge Bramly lässt seinen mit Fotoapparat bewaffneten voyeuristischen Protagonisten in einer erotischen Geschichte in der heimlichen Dach- und Dunkelkammer dieses Fotografen über die Macht dieses Suchlochs schwärmen:113 „Man fühlt sich wie ein anderer Mensch, wenn man die Welt durch den Sucher einer Kamera betrachtet.“114 Heinz von Foerster gibt einem solchen Guckloch eine philosophische und metaphorische Dimension: Wer durch ein Guckloch schaue, sei nicht imstande, diese Welt zu beeinflussen.115 Die Beobachtung durch ein Loch verhindert das Handeln. Für von Foerster ist das eine Frage der Entscheidung über das eigene Verhältnis zu der Welt, in der jeder lebt. Betätige ich mich als passiver Voyeur oder bin ich aktiv Handelnder. Das Schlüsselloch ist eine Bruchstelle, welche die Grenze von Privatheit und Öffentlichkeit überwindet.116 Manche mögen die Auffassung vertreten, dass ein solches Loch lediglich zum Sehen, aber nicht zum Abhorchen anderer Räume geeignet ist.117 George Orwell lässt in 1984, einem literarischen Klassiker zum Thema Überwachung, beiläufig den Satz fallen: „Hörrohre, um damit durch Schlüssellöcher zu lauschen.“118 Nun kann es sich um reine Fiktion handeln, der die Wirklichkeit mit ihrer Physik einen Strich durch die Rechnung macht.119 Sam Wood empfiehlt in seinem Ratgeber zum Versteckbau, ein Loch als Horchposten zu installieren: „[…] zum Abhören legt die verborgene Person einfach ihr Ohr auf das Bohrloch.“120 Bohr-, Ohr-, oder allgemein Löcher, sind insofern das Gleiche: Es lässt sich hindurchschauen und -hören. Zur Überwachung lassen sich altmodische Hörgeräte umnutzen, wie es Hörrohre sind. Ebenso mikrotechnologische Fortentwicklungen als Hörmaschine für nachrichtendienstliche Zwecke sind möglich. Diese Maschine sieht von außen aus wie ein großformatiger Baustein für Hausbau und dergleichen. Genauer gesagt ist es ein Hohlblockstein, ein spezieller quaderförmiger Stein mit senkrechten voluminösen Hohlräumen. Ist er nun verbaut, beispielsweise in einem sowjetischen Botschaftsgebäude einer großen sowjetischen Stadt während eines Kalten Kriegs, so wird nach Fertigstellung und Bezug des Gebäudes die Wanze aktiviert. Erst jetzt wird das Lauschloch gebohrt. Die Aktivierung der Wanze erfolgt, indem per Funk eine im Hohlraum des Steins befindliche Mechanik ausgelöst wird, die mit einem dünnen Bohrer geräuschlos ein Loch zur Oberfläche bohrt, durch das dann ein entsprechend dünnes Mikrofon geführt wird. Diese Maschine in Gestalt eines Steins braucht Sende- und Empfangstechnik, Bohrmechanik, Mikrofon und eine Energiereserve, die den langen ‚Schlaf‘ bis zum endgültigen und anschließenden Einsatz besteht. Ein solcher Stein muss in Wänden solcher Zimmer vermauert werden, wo es etwas Interessantes zu belauschen gibt, was im Bauprozess heimlich einzufädeln ist. Etwa in Archiven haben im Allgemeinen Akten wenig zu sagen, obwohl sie dort das Sagen haben – so gesehen. Gleichermaßen beobachtet eine Videowanze durch ein Loch von einem halben Millimeter Durchmesser – lautlos mit dünnem Bohrer gebohrt.121
6.6 Mixakusis
„Auch im Wartezimmer hat sie so an der Wand des Sprechzimmers gelauscht und bestimmt gehört, dass in diesem Zimmer koitiert werde.“
Benno Holthaus, Eine auditive Form der Mixoskopie (Mixakusis), 1930
Durch ein Loch lässt sich sehen und hören. Manchmal braucht es das Loch gar nicht. Von Magnus Hirschfeld ist von einem weiteren Sinn zu erfahren, dessen sich der Voyeur bedient. Es ist nicht nur der Seh- oder Hörsinn. Er berichtet von einem „Tanzvoyeur“, der seine Lust aus dem Zuschauen tanzender Paare gewinnt und dabei zusätzlich mittels des Geruchssinns bis zur Ekstase stimuliert wird. Dabei ist kein Loch im Spiel und wirklich heimlich geht dieser Voyeur nicht vor, aber es zeigt sich, dass Ali Coffignons Bezeichnung Voyeur ungenau ist, denn sie spricht in der französischen Form nur von einem Sinn, vom Sehen. Albert Molls Mixoskopie vermeidet Unklarheit. Der Tanzvoyeur betreibt Mixoskopie – sehen –, Mixakusis – hören – und Mixosmie – riechen –, wenngleich beim Tanz die Vermischung, der Mix der Geschlechter und Körper eine andere beabsichtigte Folge ist, aber keineswegs eine unerotische. Zehn Jahre nach Moll greift der Münsteraner Psychiater Benno Holthaus (1898–1952) die Mixoskopie 1930 auf und beschreibt in einem Aufsatz in der Zeitschrift für Sexualwissenschaft und Sexualpolitik einen Fall in ihrer auditiven Form, die er dann entsprechend als Mixakusis bezeichnet.122 Fräulein A. B. wird allein durch Belauschen oder Vorstellen der Geräusche eines Geschlechtsaktes erregt. Sie braucht nicht einmal ein Loch, nur ihren Kopf, wo die Fantasie sich abspielt. Sie ist nicht durch visuelle Reize erregbar. Beim Voyeur ist diese akustische Komponente normalerweise von geringer Bedeutung:
Im vorliegenden Falle aber ist es allein das Behorchen des beim Koitus ächzenden Mannes und des stöhnenden Weibes, sind es Geräusche der Küsse und das Knarren des Bettes, die Frl. A. B. in erotische Ekstase bis zum vollen Orgasmus versetzen.123
In der Literatur, besonders im Märchen, besitzt das Belauschen eine ebenso spezielle Funktion, es ist für den heimlichen Zuhörer ein erregendes Ereignis.124 Der Sprach- und Tonkünstler Gerhard Rühm verwandelt 1967 den durch Benno Holthaus beschriebenen Fall des Frl. A. B. in radiophone Poesie für den Rundfunk: Mixakusis. Ein Feature über die Erotik des Ohres.125 Aufgrund des sexuellen Inhalts wird es bis heute nicht gesendet, eine Textfassung wird erst 2016 mit Gerhard Rühms Werkausgabe veröffentlicht.126 Gerhard Rühm nennt in diesem Zusammenhang das akustische Pendant zum Voyeur: „Die Anonymität und Privatheit, in der die radiophone Rezeption erfolgt, verleitet förmlich dazu, den Hörer zum Lauscher, zum Ecouteur werden zu lassen.“127 Im Ohr verbindet sich in dem Hörspiel die Physiologie durch Sexualität und Körperlichkeit mit der Psychologie durch Seele und Erotik. Aus Hörreizen entwickelt sich neben Seh-, Geruchs-, Geschmacks- und Tastreiz eine sexuelle Erregung. Die Erotik des Ohres liegt aber nicht nur im Klang begründet. Das Ohr128 ist in seiner Gestalt ein erotisches Objekt: die Form, das Loch, die Rundungen, Furchen und diese einladende Rinne, die Scaphe.
Rühm warnt zudem vor einer Handlung, deren Folgen das Radiohören und Betreiben von ‚Ecouteurismus‘ schwer machen würden. Ein Kuss auf das Ohr sei gefährlich. Luftverwirbelungen könnten zu einem Vakuum führen und das Trommelfell am Ende des Loches in der Folge einreißen.129
Entsprechend besitzt das Auge eine ganz ähnliche erotische Ausstrahlung, die durch Schminke von Wimpern oder Augenbrauen sowie die Art der Bewegung – Performanz – des Lides unterstützt werden soll. Die Bewegung, das Auf- und Zuschlagen, der Blick an sich gelten als erotisch. Auge und Ohr sind die Sinne, die bei der heimlichen Beobachtung zentral sind. Medien funktionieren über zwei Sinne, das Sehen und Hören.
6.7 Phänomenologie der Heimlichkeit: Ermittler, Wissenschaftler und Voyeure
Jede der drei behandelten Figuren bricht bei der heimlichen Beobachtung mittelbar wie unmittelbar über Auge oder Ohr in das Heim ein, um Privates, Intimes oder Geheimes dort zu finden. Beim heimlichen Ermittler zeigt sich eine Entwicklung von Subjekt, das mit Auge und Ohren direkt beobachtet, hin zur Kamera und Mikrofon, wo Objekte – „Hardware“ – nun eine mittelbare Beobachtung ermöglichen. Dieser scheinbar evolutionäre technische Entwicklungsprozess mündet dann im Injekt, wo Daten Ziel, Ort und Weg heimlicher Beobachtungen sind. Der Ermittler muss nicht mehr unbedingt selbst vor Ort aufschlagen, kann vom – wer dem Bild in Filmen glaubt – abenteuerlichen Außendienst in den geruhsamen Innendienst wechseln. Bildschirm, Kamera, Mikrofon und Ortungsgerät erfordern bis auf technische Maßnahmen wie Installation, Wartung und Deinstallation kein persönliches Erscheinen mehr vor Ort. Beobachtungsmedien haben aber zur Folge, dass die namensgebende Spürnase des Ermittlers außen vor bleibt, denn Medien funktionieren mit Auge und Ohr für gewöhnlich nur über zwei der fünf Sinne. Kommen Beobachtungsgeräte zum Einsatz, kommt es zu einer Umformatierung, Konvertierung von Wirklichkeiten. Nur ihre Bilder oder Töne können damit über Medien gespeichert, verarbeitet und übertragen werden. Mit dieser Umformatierung verliert die Beobachtung an Sinnlichkeit. Spätestens mit der Ermittlung über Datenleitungen, wenn Computer oder Telefone als Mittel heimlicher Beobachtung – Wanzen – genutzt werden, ist eine Reise in fremde Länder, in Feindesland, an unter Umständen unwegsame Orte, wo das Objekt der Begierde wie Ziel der Neugierde beheimatet ist, zum Teil überhaupt nicht mehr notwendig. Der Einbruch geschieht über die Datenleitung. Es ist zum Teil gar nicht mehr das Subjekt selbst von Interesse, sondern nur seine Daten. Der Ermittler kann daheim bleiben, vom vertrauten Schreibtisch aus beobachten und die heimlichen Beobachtungen durchführen. Tatort und Ort der Tat können auf diese Weise verschieden sein, sind zum Teil gar nicht mehr als konkrete Orte lokalisierbar, falls Maschinen Maschinen oder Softwareprogramme Softwareprogramme beobachten. Heimliche Beobachtung entwickelt sich dann zu einer ‚Schreibtischtat‘, die aus dem Büro, der Schreibstube, dem Kontor, Geschäfts- oder Amtszimmer geschieht. Solche Orte der Verwaltung sind für gewöhnlich bestimmt durch administrative Tätigkeiten mit ihren grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen, Besprechen und werden zu solchen des Spionierens. Nicht nur das FBI – Federal Bureau of Investigation – kann vom namensgebenden heimatlichen Ort seiner Arbeit und Bezeichnung seiner Institution operieren: Ein Büro des Bundes beobachtet die Welt.
Wissenschaftler, die sich der Verhaltensbeobachtung widmen, transformieren durch besondere Konstruktion den Ort und das Ziel ihrer Beobachtung – dessen Lebensraum – zum Labor, zum Feld. Spiegel und Schirm, später Kamera und Mikrofon, gestatten heimliche Beobachtung mit dem Ziel, eine Reaktivität, eine Rückkopplung der Beobachtung auf das Beobachtete zu verhindern. In dieser Hinsicht ist die Tätigkeit eines Ermittlers eine Beobachtung von Lebewesen mit der Absicht, diese nicht durch die Anwesenheit eines Beobachters zu beeinflussen. Der Verhaltensforscher möchte aber nicht, wie ein Ermittler, in eine geheime, heimliche Welt eindringen, er möchte lediglich in eine private eindringen, da er das unbefangene Verhalten beobachten möchte. Das Heim ist da, wo jeder sein darf, wie er ist. Für dieses Sein interessiert sich der Wissenschaftler. Dem Voyeur geht es hingegen um die Beobachtung einer intimen Welt. Mit Loch, Fenster oder Bildschirm ist er vorrangig an visuellen Eindrücken interessiert und auf sie beschränkt, mitunter an akustischen. Das erotische Moment entsteht aus der teil- oder zeitweisen Ent- oder Verbergung. Bildschirm und Loch geben feste Standpunkte und Perspektiven vor, eine Interaktion oder ein Wechsel der Perspektive ist nicht möglich und unterstützt wiederum das erotische Moment über die Sehnsucht nach diesem Wechsel.
Voyeurismus und Exhibitionismus vernetzen sich: Eine Internetseite mit mutmaßlich heißen Damen – Webcam-Girls –, diese sind aus Diskretionsgründen vom Autor anonymisiert worden, Foto: Bildschirmfoto susi.live (bearbeitet), 2019.
Der heimliche Beobachter verlagert seinen Ort.
Er beobachtet einen privaten, dilettantischen und ungewollten Akteur in dessen Heim. Solche ‚echten‘ Situationen und ihre Orte unterscheiden sich von inszenierten Situationen, wo der vorgeblich heimlich beobachtete Akteur ein Darsteller ist, der an kommerziellen Orten, wie der Peepshow, eine solche Situation inszeniert und sogar gewisse Interaktion erlaubt. Eine dritte Verlagerung dieses Ortes geschieht über technische Geräte, mit denen der Beobachter nicht mehr die physische Nähe zum Beobachteten suchen muss, sondern über das Internet, Webcams, Kamera, Mikrofon, vom eigenen Heim oder Büro beobachten kann. An die Stelle des Auges, vor Ort des eigentlichen Geschehens, tritt das Loch des Objektivs oder das Mikrofon, was jenes archaische Loch in der Wand besetzt oder gleich ersetzt.
Allerdings passt Sinnlichkeit, die für Erotik und Sexualität wesentlich ist, nur bedingt durch Datenleitungen, die nur Bilder und Geräusche übertragen und somit nur Auge und Ohr bedienen können. Sexualität macht mehr aus als per Auge und Ohr erkannte Phänomene. Im Internet gestattet die Webcam dem Voyeur von daheim und in beliebiger Entfernung eine Sicht auf das Objekt der Begierde. In Bezug auf die Sinnlichkeit bedeutet es einen Rückschritt, wenngleich das Loch den Voyeur meist auf diese wenigen Sinneseindrücke reduziert. Es ist fraglich, ob hier eine jener Evolutionen eingetreten ist, von denen Technik- oder Mediengeschichten sprechen.
Wesentlich ist dem Voyeur anscheinend die Unerreichbarkeit seines Objekts der Begierde, eine unüberwindbare Distanz. Ermittler und Wissenschaftler zielen in ihrer heimlichen Beobachtung auf Geheimnisse, Wissen oder Erkenntnisse. Erotik ist abhängig von Unwissen, was jemand nicht weiß, sieht, riecht, jedoch bereits sinnlich oder intellektuell erahnt, in Ansätzen erkennen kann. Das Ziel des Voyeurs ist die Lust aus der Obskurität. Diese Obskurität, die sich aus einer Unerreichbarkeit speist, macht den Reiz von Geschichte aus. Die Erotik der Vergangenheit reizt wiederum eine andere Art Beobachter, den Historiker.
Eine Geschichte des Bohrers führt wohl in solche Zeiten und Gefilde, wo Universalgeschichten gerne beginnen. Somit dürfte sie nicht nur zu den Alten Römern, sogar in die Steinzeit oder bis zu den Ursprüngen der Menschen führen. Bei einer Geschichte des Fingers anzusetzen, scheint gar nicht verkehrt und abwegig, wie jeder leidenschaftliche Nasenbohrer sicher gut nachvollziehen kann – aber genug der Spekulation.
Vgl. Goethe 1810/o. J. sowie Crary 1990/1996, S. 75–77, Schaaf 2002, S. 49.
Eine Geschichte dieses optischen Mediums erzählen: Balzer 1998, Hick 1999, S. 216–235.
Balzer 1998, S. 32.
Hick 1999, S. 216.
Von Inszenierungen oder Darstellungen hinter und vor dem Loch der Camera obscura sowie vom Voyeurismus, jedoch nicht ausdrücklich sexueller Art, spricht auch: Hick 1999, S. 85–87.
Max Milner macht darauf aufmerksam, dass der Name Camera obscura – für dunkle oder schwarze Kammer – gar nicht so treffend ist, denn es braucht Licht in einer Kammer, um sie bewohnbar zu machen, vgl. Milner 2006, S. 34–35. Ein Voyeur braucht Licht in seiner heimlichen Kammer, egal, ob für Projektionen in der Camera obscura oder in verkleinerter Form als Kamera, wo Licht den Film oder Sensor als Fotografie, oder seine Netzhaut belichtet.
Donlon 2000, S. 30–31.
Derart fasst es auch Hans-Peter Duerr zusammen, vgl. Duerr 1990, S. 247. Das Oxford English Dictionary nennt 1801 das früheste Vorkommen des Begriffs, vgl. Lemma peep show, Simpson 2012. Die Suchmaschine Google Ngrams, welche die Häufigkeit des Auftretens eines Wortes in den digitalisierten Buchbeständen Googles über einen Zeitraum visualisiert, zeigt erst ein Auftreten ab Mitte des 19. Jahrhunderts.
Vgl. Corbin 1987/1992, S. 573.
Ein rundes oder ovales Fenster, das häufig über Türen oder Portalen angeordnet ist.
Für Frankreich um 1900 ermittelt dies: Apter 1989, S. 9–11.
Hier soll keine etwas haarspalterische Unterscheidung von Betrachter, Beobachter, Zuschauer usw. vorgenommen werden, wie es etwa Jonathan Crary für Zuschauer (spectator) und Betrachter (observer) unternimmt, vgl. Crary 1990/1996, S. 17.
Gleiche Anwendung von Löchern zur diskreten Inspektion einer Dame vor der Anbahnung von käuflichem Beischlaf beschreibt: Bloch 1912, S. 383.
Das ist ein weiterer Fall der Objektivierung von Subjekten durch Technik, wie sie beim Diener beobachtet wird von: Krajewski 2010. Durch das Internet und Webcams werden Peepshows zu digitalen Diensten, Injekten, wo sogar die Damen per Computer fotorealistisch simuliert sein können.
Zur Peepshow, vgl. Lemma Peepshow, Carstensen und Busse 1993/2001 sowie: Donlon 2000. Daniel Jütte beschreibt sie kurz in seiner Geschichte der Sinne unter der Bezeichnung sexuelle Schaulust, vgl. Jütte 2000, S. 326–328.
Vgl. Kapitel Geheimnistransporte.
Vgl. B. 1983, S. 22.
Barth 1979, S. 80.
Diesen Zusammenhang von greifen und begreifen, von denken und Körper zeigt auf: Aicher 1987/1991.
Vgl. B. 1983, S. 22.
Max Milner sieht diese Exklusivität wesentlich für den Voyeur: Milner 2006, S. 35, Fn. 37.
Michael Taussig reduziert sogar alle Sinneseindrücke auf den „Kontakt“, vgl. Taussig 2014, S. 47–51.
Barthes 1980/2014.
Barthes 1980/2014, S. 129.
Fiktionen schaffen Wirklichkeiten und sind ein Produkt von ihr, vgl. Versteckpoetiken.
Zum Bordell als Heterotopie vgl. Foucault 1967/2002, S. 45. Foucaults Instrument der Heterotopie hat sich im Laufe seiner inflationären Verkündung – besonders seit den 1990er Jahren – ein wenig abgenutzt und ist beliebig geworden. Es wird diese Spur an dieser Stelle nicht weiterverfolgt oder ausgeführt.
In einem Falle riecht die Peepshow nach Glasreiniger und Pfefferminzspray – wie der Putzmann. Wirklich sauber ist es trotzdem nicht, vgl. B. 1983, S. 12.
Die Endlichkeit von Sprache beklagt bereits früher: Horstmann 2016/2017, S. 184.
Dies ist ein Bild in der Zen Philosophie, wonach keine hundert Bücher oder Vorträge ersetzen können, was ein einziger Bissen in eine Wassermelone über diese lehrt, vgl. Schmidt-Glintzer 2007, S. 35.
Vgl. Bernhard 1914a, S. 74–75.
Vgl. B. 1983, S. 28–29.
Berücksichtigt wird hier lediglich die Raumdimension. Die zusätzliche Dimension der Zeit, die erst Dauerhaftigkeit und Bewegung gestattet, wird vernachlässigt.
Vgl. Barth 1979, S. 87.
Vgl. ebd., S. 80, 87.
Vgl. Buñuel 1977.
Vgl. Louÿs 1898/1993.
Barth 1979, S. 87.
Einen Zusammenhang von Wissenschaft und Pornografie stellt her: Ballard 1970/2014.
Eco 1960/1990.
Zur Problematik der Lesbarkeit von Wissenschaftssprache, vgl. Groebner 2012.
Eco 1960/1990, S. 17–19.
Zudem ist der Zuschauer einer von vielen, im Gegensatz zur Peepshow, wo es nur ein Loch und nur einen Zuschauer für gewöhnlich gibt, worauf Max Milner aufmerksam macht, vgl. Milner 2006, 35, Fn. 37.
Das ist ein Vergnügungslokal, vgl. Lemma Bumsbetrieb, Küpper 1997.
Vgl. Geipel 2002, S. 11–12, sowie anders als hier, in dieser einseitigen Richtung weitergeführt in: Horstmann 2009, S. 22–24.
Kleingeschrieben im Original, Aicher 1988, S. 53.
Eine solche Informationstheorie von Erotik und Nacktheit wurde bereits an anderer Stelle entwickelt: Horstmann 2009, S. 22, 27, 54.
Gläserne und rechtwinklige Wolkenkratzer sind demnach langweilig, vgl. Koolhaas 1972/1994, S. 253, 255.
Weber 1919/2002.
Assmann und Assmann 1999, S. 9.
Kant 1784, S. 481.
Die französischen Denker Gilles Deleuze, Félix Guattari, Paul Virilio oder Michel Foucault und in Deutschland Friedrich Kittler gehen in diese Richtung und verleihen ihren Texten eine literarische Dimension.
Der Aphorismus „Only bad news are good news“ geht in dieser oder ähnlicher Form möglicherweise auf Max Aitken „Lord Beaverbrook“ (1879–1964) zurück, den Herausgeber der britischen Boulevardzeitung Daily Express.
Vgl. Lemma Voyeurismus, Stiegler 2006, S. 251. Geheimkameras verhindern den Protest beim Fotografieren Badender, vgl. Lothrop und Auer 1978, S. 144. Heutzutage sind Kameras nicht nur aufgrund geringer Größe, auch wegen ihrer Alltäglichkeit unsichtbar in dem Sinne, dass sie für gewöhnlich keiner mehr wirklich beachtet – und gegen sie protestiert.
Westerbarkey 1998/2000, S. 79.
Die Aussage „verwendet“ bezieht sich nur auf die Schriftlichkeit. Sprache vergeht ohne Schrift, erst in ihrer Aufzeichnung schlägt sie sich nieder. „Voyeur“ oder „Voyeurismus“ wird sicher bereits vor 1888 im mündlichen Sprachgebrauch verwendet.
Möglicherweise ist er zudem auch Arzt, vgl. Brettschneider 1931, S. 91.
Vgl. Coffignon [1888], S. 320–321.
Moll 1891, S. 136–137.
Vgl. Brettschneider 1931, S. 90–100.
Krafft-Ebing 1892, S. 395–396.
Ähnlich wertet es Ernst Bernhard, sieht es in der Pubertät sogar als normal an, da nur 10 % der Jungen es in dieser Zeit nicht machen würden, vgl. Bernhard 1914b, S. 201–203.
Brettschneider 1931, S. 92–93.
Hiernach entsteht die Qual durch die Unerreichbarkeit dessen, worauf sich die heimliche Beobachtung bezieht, ein obskures Objekt der Begierde.
Sacher-Masoch 1870/1980.
Ähnlich ist es beim poetischen „Cache“, wo sich eine poetische, metaphorische gegenüber einer technischen, wissenschaftlichen Bezeichnung durchsetzt.
Vgl. Krafft-Ebing 1937.
Bernhard 1914b, S. 201.
Ein höchstrichterliches Urteil führt in Deutschland zum Verbot einer bestimmten Form von Peepshows. Das Gericht kritisiert die „objekthafte Rolle“ der Frau, aufgrund der einseitigen Beobachtungsmöglichkeit, vgl. BVerwG 1982. Gelöst wird das Problem durch Änderung der Technik. Der Einbau normaler Glasscheiben gestattet beiden Seiten, ihr Gegenüber zu betrachten – unheimlich.
Vgl. Milner 2006, S. 35.
Hirschfeld 1920, S. 117.
Vgl. Bloch 1912, S. 383.
Barbusse 1908/1919.
Ebd., S. 5.
Ebd., S. 7–10.
Ebd., S. 14.
Etwa: ebd., S. 31–32.
Auch Polizeien oder Geheimdienste werden als Voyeure bezeichnet: Springer 2008, S. 273–274. Hier ist noch der Wissenschaftler zu ergänzen.
Jeggle 1993, S. 6.
Vgl. Springer 2008, S. 51, 103.
Eine Möglichkeit für Dienstbarkeitsarchitekturen: Die Dienerschaft kann hierüber diskret sehen, ob die Herrschaft ihrer Dienste bedarf.
Etwa bei: Arthur 1964/2009, S. 90, 93, 146.
Vgl. Barth 1979, S. 84.
Vgl. Springer 2008, S. 131.
Ebd., S. 315.
Horstmann 2009, S. 44.
Vgl. zu natürlichen wie künstlichen Körperöffnungen Kapitel Geheimnistransporte sowie ebd.
Hirschfeld 1920, S. 117–118.
Handke 2012/2014.
Tauchgänge in mehr oder weniger verschmutzte Toiletten beschreiben literarisch Irvine Welsh in Trainspotting (1993) und Thomas Pynchon in Die Enden der Parabel (1973).
Bürger 1788/2000, S. 51.
Wie ein Loch entsteht und was es genau ist, sollte bereits an anderer Stelle beschrieben sein. Geschichten hinter einem und über ein Loch erzählt: Horstmann 2009, S. 38–39.
Barbusse 1908/1919, S. 36.
Heider 1927, S. 113.
117 Varianten unter dem Lemma Loch nennt: Küpper 1997.
Vgl. Barth 1979, S. 80.
Springer 2008, S. 51.
Ebd., S. 123–125.
Ebd., S. 131–133.
Ebd., S. 51.
Das Ministerium für Staatssicherheit stattet für die „Raumüberwachung“ auf optischem und akustischem Wege Hotelzimmer, neben Einwegspiegeln, auch mit Gucklöchern für Mikrofone und Kameras aus, vgl. Schmole 2009, S. 26.
Hirschfeld 1920, S. 49.
Wie bei dem Vietnamveteranen, den Peter Bichsel trifft, vgl. Bichsel 2014, S. 54.
Mauss 1934/1978, S. 202.
Vgl. Vorwort zur 4. Auflage, Krafft-Ebing 1888.
Psychologie und Psychiatrie, genau wie ihre Figuren Psychiater und Psychologe, unterscheiden sich in ihrem Zugang zur Psyche und ihrer Erkrankungen. Ein Psychiater ist Arzt und sieht eher das Gehirn als (erkranktes) Organ, die Hardware. Ein Psychologe sieht Geist oder Seele, die Software im Gehirn. Beide Zugänge schließen sich nicht aus, vielmehr liegt der Schlüssel in ihrer Verbindung.
Hirschfeld 1920, S. 118.
Vgl. Schäffner 1995.
Heider 1927, S. 146.
Vgl. Balzer 1998, S. 10.
Ein Stuhl besitzt als erste Funktion die des Sitzens. Als zweite Funktion kann er unter anderem noch infolge einer besonderen Gestalt die der Repräsentation (z. B. Thron) oder als dekorierender Schmuck besitzen. Zu erster und zweiter Funktion vgl. Eco 1968/1972, S. 312–315.
Zum Verschwinden des Suchers: Horstmann 2009, S. 12–17.
Diese Geschichte ergänzen Aktfotos der Fotografin Bettina Rheims, oder umgekehrt sind die Fotos Illustrationen zu Bramlys Geschichte, Rheims und Bramly 1992/1994.
Rheims und Bramly 1992/1994, S. 32.
Foerster und Floyd 2004/2008, S. 71
Burkart 2004, S. 167.
Etwa: Springer 2008, S. 48–49.
Orwell 1949/1960, S. 59.
Zu diesem ‚Strich‘ am Beispiel von James Bond, vgl. Gresh und Weinberger 2009.
Wood 1983, S. 28.
Vgl. Nitz 1995, S. 32, Melton und Wallace 2011, S. 114.
Vgl. Holthaus 1930.
Hervorhebungen im Original, ebd., S. 303–304.
Vgl. Lemma Belauschen, Brednich 1975 ff., S. 77.
Rühm und Schöning 1967.
Rühm 1967/2016.
Vgl. Eintrag Mixakusis. Ein Feature über die Erotik des Ohres, www.hördat.de.
Gleiches gilt für die Nase, den Mund mit Zunge, den Finger.
Vgl. ebd., S. 58.