Author:
Mirjam Hildbrand
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Dieses Buch ist die leicht veränderte Fassung meiner Dissertation, die ich im Februar 2022 an der Universität Bern am Institut für Theaterwissenschaft verteidigt habe. Die Dissertation beziehungsweise das Buch wäre wohl kaum entstanden, hätten mich meine Freund:innen vom Basler Zirkus FahrAwaY nicht vor gut zehn Jahren mit ihren vergnüglich-kantigen Aufführungen beglückt. Ohne sie wäre mir später die Abwesenheit des Zirkus im theaterwissenschaftlichen Kontext höchst wahrscheinlich nicht aufgefallen. Während meines Dramaturgiestudiums in Leipzig etwa sollte ich für ein Seminar eine Präsentation über die Szenografie einer Inszenierung vorbereiten. Ich entschied mich für Marasa, eine Koproduktion des Zürcher Neumarkt Theaters mit der Schweizer Zirkusgruppe Cirque de loin. 2011 hatte ich eine Aufführung des Stücks in Zürich gesehen und war begeistert gewesen von der unkonventionellen Nutzung des Theaterraums. Doch während der Vorbereitung der Präsentation befielen mich plötzlich Zweifel: Wie wird es wohl im Seminar ankommen, wenn ich über ein Zirkusstück spreche? Einige Zeit später, nach Abschluss des Studiums, spazierte ich einmal durch die Leipziger Innenstadt und kam am Krystallpalast Varieté vorbei. Dessen Existenz war mir zwar schon länger bekannt gewesen, doch wunderte ich mich plötzlich, warum ich nie auf die Idee gekommen war, dort eine Vorstellung zu besuchen. Dabei fiel mir auf, dass ich nicht einmal wusste, was mich dabei überhaupt erwarten würde – und dies, obwohl ich mich im Rahmen meines Studiums drei Jahre lang mit Theater beschäftigt hatte.

Diese und einige andere Begebenheiten ließen mich aufmerken: Was ist eigentlich mit dem Zirkus los? Warum wird in Theater-Studiengängen nicht darüber gesprochen? Warum wird der Zirkus von der Theaterwissenschaft nicht oder nur am Rande thematisiert? Und warum ist der Zirkus, zumindest im deutschsprachigen Raum, keine oder erst neuerdings eine ‚förderungswürdige‘ Kunst, während es uns normal erscheint, dass Theaterhäuser oder Theatergruppen ein Anrecht auf öffentliche Förderung haben? Diese und ähnliche Fragen begleiteten mich auch durch mein weiterführendes Studium an der Universität Hildesheim am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur. Irgendwann im Frühjahr 2015 stieß ich dann durch die Fußnotenlektüre in theaterwissenschaftlicher Literatur auf Hinweise, die mich ins Berliner Landesarchiv zu den Akten der Berliner Theaterpolizei aus dem späten 19. Jahrhundert führten. Damals ahnte ich noch nicht, dass derartige Archivalien – die ich anfänglich aufgrund der Sütterlinschrift nicht einmal lesen konnte – künftig einen wichtigen Bestandteil des Quellkorpus meines Buchs bilden würden.

Aber zurück zu meinen Freund:innen von Zirkus FahrAwaY: Gemeinsam haben wir zwischen 2015 und 2021 diverse unvergessliche Zirkusabenteuer erlebt. Als Veranstalter:innen ist es uns gelungen, aus wenig viel zu machen, und so konnten wir im Laufe der letzten Jahre in Basel zahlreiche wundervolle, berührende, eigenwillige und auch provokative Zirkusmomente mit dem Publikum teilen. Ohne diese Momente und ohne diese Bereicherung durch die Praxis hätte ich wohl kaum einen ausreichend langen Atem gehabt, um eine Dissertation beziehungsweise dieses Buch zu schreiben. Daher gilt ein ganz besonderer Dank den Menschen hinter Zirkus FahrAwaY und Station Circus, zu denen ebenfalls die Grafikerin und Forscherin Dr. Julia Mia Stirnemann gehört.

Eine sehr wertvolle Begleiterin war auch die Berliner Bühnen- und Kostümbildnerin, Kollegin und Freundin För Künkel. Zwischen 2018 und 2021 haben wir mehrfach gemeinsam künstlerisch-forschend zur Berliner Zirkuskultur um 1900 gearbeitet. Ergebnisse aus dieser Zusammenarbeit flossen insbesondere in das erste Kapitel dieses Buchs ein. Darüber hinaus hat För meine Arbeit mit ihrer Zeit, ihrer Perspektive, ihren wertvollen Fragen und mit ihrem unglaublich breiten Denken enorm bereichert. Zudem wären ohne sie, ohne unsere Freundschaft und ohne den gemeinsamen Schabernack die winterlich-pandemischen Schreibphasen mindestens düster, wenn nicht unerträglich gewesen.

In die Zeit meines Forschungsprojekts fallen auch einige besondere Begegnungen, die nicht nur den Inhalt dieses Buchs bereichert haben, sondern auch mich persönlich. Eine solche Begegnung war jene mit dem Kulturhistoriker, Publizisten, Kurator und Sammler Dr. Stephan Oettermann. Unsere langen Gespräche in Gerolzhofen im Frühjahr 2019 hallen bis heute nach. Sehr herzlich bedanke ich mich bei ihm für sein großes Vertrauen, mir seine über viele Jahre erarbeitete digitale Datenbank zur Verfügung zu stellen. Auch die Bekanntschaft mit dem Zirkuskünstler und -produzenten Ueli Hirzel im Frühjahr 2020 ist mit dieser Arbeit verbunden. Ihm danke ich ebenfalls für sein Vertrauen sowie für seine Begeisterung, für die gemeinsamen Stunden in seinem persönlichen Archiv, für den reichen Austausch und die vielen beflügelnden Gespräche – und inzwischen auch für eine wundervolle Freundschaft.

Bei PD Dr. Peter Collin vom Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie bedanke ich mich herzlich für das Interesse und die großzügige Beratung zum Gewerberecht im Deutschen Kaiserreich. Weiterhin danke ich Dr. Martina Groß für ihre engagierte Beratung und Prof. Dr. Hans-Otto Hügel für seine Ermutigungen und Unterstützung. Außerdem gilt mein Dank Dietmar und Gisela Winkler vom Zirkusarchiv Winkler für ihr Wissen und ihre Hilfsbereitschaft, Gero Konietzko vom Archiv des Berliner Friedrichstadt-Palasts für seine Unterstützung, Andreas Matschenz vom Landesarchiv Berlin für das aufwendige Digitalisieren alter Zirkuspläne, Robert Wein von der Stiftung Stadtmuseum für das Erstellen zahlreicher Digitalisate inklusive einer herzlichen Kommunikation im Laufe der letzten Jahre sowie Stefanie Thalheim und Iris Schewe von der Stiftung Stadtmuseum Berlin für ihre Betreuung vor Ort. Bei Anaïs Stein und Hannah Eßler bedanke ich mich ganz herzlich für ihre wertvolle Unterstützung und bei meinen Hildesheimer und Berner Student:innen für ihre anregenden Fragen und Gedanken, die Eingang in mein Denken und damit auch in diese Arbeit gefunden haben.

Mein ganz großer und herzlicher Dank gilt auch Richard Siegert als wichtigem Begleiter, Kenner, Mitdenker, Unterstützer sowie allerbestem Lektor und Korrektor, meinen Eltern für ihren wohlweislich-zurückhaltenden Beistand und das Aufspüren der (hoffentlich) letzten Schreibfehler, Kathrin Theurillat für ihre liebevolle Präsenz sowie ihr unendliches Verständnis, Müriel Gardi für ihre Gastfreundschaft und Rückenstärkung auf den letzten, langen Metern sowie für die allerschönste Rede zum Abschluss der Dissertation, Violaine Sirdey und Nina Wey für unsere Nachbarschaft und viele bedeutsame Gesten, Eva Seck für das geteilte Wissen um so Vieles, Johanna Hilari für die gemeinsamen Schreibresidenzen, die unzähligen ermutigenden Sprachnachrichten und das gemeinsame Durchhalten, Kathrin Sommerauer und Dani Meili für ihr Interesse, ihre aufmerksamen Gesten und ihre Großzügigkeit; Markus Stocker (Stocky) danke ich von Herzen für neue Horizonte, nährenden Boden und sein sprudelndes Zutun, Nicole Konstantinou wie auch Kat Fischer für ihre sonnige und unterstützende Präsenz, und bei vielen unterschiedlichen Musiker:innen, die mein Tippen unermüdlich begleitet und angespornt haben, möchte ich mich unbekannterweise auch für ihre großartigen Klänge und Rhythmen bedanken.

Last but not least danke ich natürlich auch meinem Betreuer Prof. Dr. Andreas Kotte und meiner Zweitbetreuerin Prof. Dr. Annemarie Matzke ganz herzlich für ihr Vertrauen, ihre Geduld, ihre Beratung sowie für die Lektüre der vielen Seiten. Beim Schweizerischen Nationalfonds sowie der Janggen-Pöhn-Stiftung darf ich mich schließlich noch für die finanzielle Unterstützung bedanken, ohne die dieses Buch nicht oder zumindest nicht von mir geschrieben worden wäre.

Basel, im November 2022

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