ἡ δ ’ἀρχὴ λέγεται ἥμισυ εἶναι παντός Der Anfang ist, wie es heißt, die Hälfte des Ganzen.
Aristoteles, Politik, 1303 B 30
Angesichts einer römischen Literatur, die sich in fast all ihren Teilbereichen nach griechischen Ideen, Mustern und Vorbildern entwickelt hat, ist zu erwarten, dass auch das antiquarische Schrifttum Roms an eine lange, wenn nicht jahrhundertealte griechische Tradition anknüpfte, die heute infolge mangelnder Überlieferung weitgehend verloren ist. Auch wenn im Folgenden nur selten auf der sicheren Basis vollständig erhaltener Werke argumentiert werden kann, ist es für das Verständnis des römischen Antiquarianismus unerlässlich, die historische Entwicklung des zeitlich vorgelagerten griechischen Phänomens in einem kurzen Überblick darzustellen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Auf die teils umfangreiche Spezialliteratur zu einzelnen Autoren wird nur in Auswahl verwiesen. Auch konnte nicht vermieden werden, dass bei der komprimierten Darstellung komplexe Zusammenhänge notwendigerweise vereinfacht werden mussten.
5.1 Von der Vorklassik bis zu den Anfängen des Hellenismus
Dass sich in der heute noch fassbaren griechischen Literatur der Antike überall Realisierungen des antiquarischen Modells finden, wird kaum überraschen, zumal die vorliegende Studie Antiquarianismus als ein ubiquitäres Phänomen beschreibt.1 Ursprungsbezogene Wissensbestände wie die Kosmogonie, die Genealogie von Göttern und Heroen, die Gründungslegende von Städten, Völkern und politischen Gemeinschaften, die Ursprungserzählungen von Institution, Bräuchen und Kulten finden sich in den Werken der griechischen Literatur seit frühester Zeit. Die für dieses Kapitel zentrale Frage, zu welchem Zeitpunkt dieses Wissen auch isoliert behandelt, das heißt literarisch in Monographien verdichtet wurde, ist aufgrund der Überlieferungssituation nur schwer zu beantworten. Ansätze dazu scheint es bereits im fünften und frühen vierten Jahrhundert gegeben zu haben, eindeutige Belege gibt es aber erst für die frühe hellenistische Zeit (siehe unten Kap. 5.2.). Das Problem ist grundsätzlich bekannt: Mit einer ähnlichen Problematik sieht sich die moderne Forschung auch bei der griechischen Thaumatographie konfrontiert. Das Interesse für Wunder (
Die Ursprungsforschung im weiteren Sinn stand in Griechenland zu Beginn des fünften vorchristlichen Jahrhunderts in unterschiedlichen Bereichen im Dienst einer spekulativ-wissenschaftlichen Welterklärung: Philosophen mutmaßten über die Entstehung der Welt, der Entwicklung der Kultur und die prinzipiellen Ursachen von Naturphänomenen, Mediziner fragten nach den Ursprüngen von Krankheiten, Historiker nach den Anfängen und Ursachen geschichtlicher Gegebenheiten.
Die philosophische Frage nach den Prinzipien und Kausalitäten, die der wahrnehmbaren Welt zugrunde liegen, wies den Weg zur naturwissenschaftlichen Ursachenforschung. Unter den naturkundlichen Schriften, die Diogenes Laertios Demokrit zuschreibt (9.46–49), finden sich eine Reihe von Werken, die sich nach „aitiologischem“ Muster der Erklärung bestimmter Naturphänomene widmeten (
Wie die Naturphilosophie und die Medizin hat sich auch die griechische Philologie seit jeher mit Ursprüngen und Ursachen befasst. Neben die Aitiologie trat hier von Anfang an das Denkmodell der Etymologie. Schon Homer und Hesiod kannten das Spiel mit der Etymologie, meist bei Eigennamen,7 spätere Dichter und Prosaiker folgten ihrem Beispiel. Neben der allegorischen Deutung, die seit Theagenes von Rhegion (6. Jhd. v. Chr.) praktiziert wurde, beschäftigte sich die philologische Dichterexegese seit ihren Anfängen mit der Erklärung von Namen, Hapax legomena und archaischen Begriffen.8
Die Philosophie hatte sich auf ihrer Suche nach Wahrheit ebenfalls der Thematik der Sprache angenommen. Mit der Frage, „ob die Benennungen selbst uns Bestätigung dafür geben werden, dass sie keineswegs nur aufs Geradewohl jedem beigelegt werden, sondern dass sie eine gewisse Richtigkeit haben“ (397a), befasste sich der platonische Sokrates im Kratylos. Im Vordergrund stand die vieldiskutierte Streitfrage, ob die Namensgebung „von Natur aus“ (
Große Bedeutung wurde der Sprachphilosophie von den Stoikern beigemessen, in deren Schule die Etymologie zu einer methodischen Disziplin erhoben wurde.11 Die sprachphilosophischen Überlegungen der Stoa beruhten auf der Annahme, dass die Menschen in der Vorzeit die Sprache nach dem Prinzip der Lautähnlichkeit mit der Sache, die sie bezeichnete (das heißt: onomatopoetisch), geschaffen hätten. Wörter können also, wenn sie richtig interpretiert werden, das „eigentliche“ Wesen der Dinge wiedergeben, die sie bezeichnen. Damit wird die Etymologie – ungeachtet von Platons Polemik und Aristoteles’ Zurückweisung des natürlichen Ursprungs der Wörter – zu einem legitimen Mittel der Erkenntnislehre. Dieser Ansatz wurde für die spätere etymologische Praxis in Rom bestimmend, auch wenn dort das Interesse nicht primär ethisch, sondern grammatisch beziehungsweise historisch-antiquarisch motiviert war.12 Die Stoa hat wohl auch erstmals damit begonnen, Etymologien in eigenständigen Werken zu sammeln und diese als wissenschaftlichen Texttyp zu etablieren. So ist für das dritte Schuloberhaupt, Chrysippos (3. Jhd. v. Chr.), eine Schrift Über Etymologien bezeugt (
Im weiten Bereich der historischen Forschung ist der Ursprungslogos seit dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert literarisch nachweisbar. Auf die epische Überlieferung konzentrierte sich Hekataios von Milet (FGrHist 1; ca. 560–480 v. Chr.), der in seinen Genealogien (
Mit der rationalen Erschließung mythischer Genealogien beschäftigte sich eine Generation später auch der Athener Pherekydes (FGrHist 3; um 470 v. Chr.), der die Stammbäume einzelner Heroen bis in seine eigene Zeit zurückverfolgte. Der menschlichen Ahnenkunde, Stadtgründungen und anderen Altertümern soll sich nach Platon auch der in verschiedenen Fachgebieten bewanderte Sophist Hippias von Elis (um 400 v. Chr.) zugewandt haben, doch ist ungewiss, ob und in welcher Form er seine Studien „des ganzen Altertums“ (
Auch in der Geschichtsschreibung der Zeit manifestiert sich das antiquarische Modell zweckgebunden: Herodot verdichtet die Hintergründe des Krieges zwischen Persern und Griechen auf die Behandlung der aitiologischen Streitfrage, wer zuerst begonnen habe (1.1–5).17 Während die politische Geschichtsschreibung seit Thukydides dazu übergegangen war, die für das Verständnis der behandelten Zeitgeschichte notwendige Vorgeschichte (
Dass in solchen Zusammenhängen die antiquarische Fragestellung immer wieder zum Tragen kam, zeigt exemplarisch auch Herodots Ausführung über die Ursprünge des griechischen Alphabets (5.58), die neben dem etymologischen Indizienschluss auch den (bei ihm relativ häufigen) antiquarischen Vergegenwärtigungsmarker „noch in unserer Zeit“ (
Die antiquarische Fragestellung lag jedoch der Lokalgeschichte (FGrHist 297–607) von der Materie her näher. Diese hatte ihre Blütezeit im Hellenismus (siehe unten S. 196 f.), reicht aber in ihren Anfängen bis ins sechste oder siebente Jahrhundert zurück.22 Wie keine andere historiographische Gattung bemühte sich die Lokalgeschichtsschreibung darum, überkommene Traditionen zu erklären und gegenwärtig Erlebbares historisch zu deuten. Aus den volkstümlichen Lokaltraditionen stammte üblicherweise die in der griechischen Literatur breit bezeugte Zuweisung von Erfindungen auf bestimmte Götter, Heroen und Städte.23 In der Gattung selbst waren Kultaitien, Etymologien und Genealogien in aller Regel auf die ersten Bücher konzentriert, doch gab es schon vor der Mitte des fünften Jahrhunderts eigene Gründungsgeschichten in Prosa und Versen, etwa die Gründungsgeschichte von Chios (
Ein Zeitgenosse des Thukydides, der Vielschreiber Hellanikos von Lesbos (FGrHist 4), war maßgeblich an der Herausbildung der historischen Spezialliteratur beteiligt. Von ihm sind mehrere Monographien bezeugt, in denen er Teilbereiche Herodots sowie mythologisch-genealogische Stoffe getrennt abgehandelt hatte. Hervorzuheben ist im vorliegenden Zusammenhang eine Sammlung von Gründungsgeschichten von Völkern und Städten (
Eine echte Monographisierung des antiquarischen Modells bieten dann die ab dem späten fünften Jahrhundert nachweisbaren Heurematographen, allen voran Simonides von Keos (FGrHist 8 T1) und Skamon von Mytilene (FGrHist 476 F 2–6). Sie scheinen erstmals in größeren Sammlungen die Kulturbringer, Stifter und Erfinder zusammengefasst zu haben, die in der älteren Literatur nur in Exkursen behandelt oder als Einzelthemen in die Erzählung integriert worden waren. Die texttypologische Rekonstruktion der aus klassischer und hellenistischer Zeit gut belegten
Auch die philosophischen Schulen des vierten Jahrhunderts befassten sich mit der Altertumsforschung und Fragen der Kulturentwicklung.34 Sie taten dies vornehmlich im Rahmen ihrer staatstheoretischen Reflexionen. Ihr Ansatz war dabei in erster Linie entwicklungsgeschichtlich: die Suche nach dem Idealstaat bedingte ein Interesse für die Genese staatlicher Organisationen und die Ursachen ihrer Existenz. So geht Platon im dritten Buch der Nomoi – wie später nach seinem Vorbild Cicero im zweiten Buch von De legibus – den Ursprüngen der menschlichen Rechtsgemeinschaft auf den Grund. Das antiquarische Modell findet sich in Platons weiteren Schriften aber nur beiläufig realisiert. Im Protagoras (320c–323c) lässt er diesen Sophisten den Mythos von der Entstehung der Kultur erzählen. Dabei geht es um die sophistische These von der Erlernbarkeit der Tugend. Die Erfindungen der Menschen gehen nach der Ansicht des Protagoras ebenso auf göttliche Gaben zurück wie ihr Sinn für Gerechtigkeit und Ehrfurcht. Während die Künste aber von Prometheus ungleich verteilt worden seien, hätte Hermes nach Zeus’ Ratschluss die moralischen Vorzüge allen Menschen in gleicher Weise zuteilwerden lassen. Daraus schließt Protagoras, dass alle Menschen notwendigerweise an der politischen Tugend (
Mit Platons Schüler Aristoteles setzte die systematische Sammlung und Ordnung von Verfassungen und Bräuchen ein. Ein Hauptanliegen der peripatetischen Politeiai-Forschung bestand im synoptischen Sichten und Vergleichen von „Bräuchen, Einrichtungen und Lebensweisen“.36 Dies geschah in erster Linie in der Absicht, der philosophischen Suche nach einer ebenso zweckmäßigen wie gerechten Staatsform das nötige Reflexionsmaterial zur Verfügung zu stellen. Das daraus gewonnene Wissen war aber auch für andere Bereiche, besonders die Dichterauslegung, anwendbar. So verteidigt etwa Aristoteles die von Homer beschriebene Praxis, Speere aufrecht mit den Schaftenden nach unten in den Boden zu stecken (Il. 10.153), mit dem Hinweis auf eine heute (
Soweit die Überlieferung ein verlässliches Bild vermittelt, kam es wahrscheinlich im Umfeld des Peripatos erstmals außerhalb der engeren
Aristoteles’ unmittelbarer Nachfolger als Scholiarch, Theophrast von Eresos (372–288 v. Chr.), schrieb unter anderem über die Entwicklungsgeschichte des Opferwesens;46 dessen Schüler, Demetrios von Phaleron, über die Gesetze der Athener, worin er sich mitunter über Gesetzgeber und spezifische Amtsträger, das heißt politische Heuremata äußerte.47 Ein Auszug, den der Neuplatoniker Porphyrios (abst. 2.5–7 = frg. 584A) aus Theophrasts De abstinentia exzerpierte, verdeutlicht die exemplarische Umsetzung des antiquarischen Modells, das hier zur historischen Untermauerung des philosophischen Argumentationsziels (nämlich das Ideal der vegetarischen Lebensweise) herangezogen wurde: Vor einer unzähligen Reihe von Jahren begannen am Nil die ersten Menschen den Göttern des Himmels zu opfern. Die Weihegabe bestand noch nicht aus Myrrhen oder Weihrauch; man verbrannte die Stängel der Kräuter (
Dass man dabei zur regelrechten Feldforschung schritt, verdeutlicht ein anderer Schüler des Aristoteles, der den vielsagenden Beinamen Palaiphatos („der alte Geschichten erzählt“) trug. Im Proömium seiner Unglaublichen Geschichten (
Einem anderen Bereich widmete sich der Peripatetiker Eudemos von Rhodos, der außer logischen und physikalischen Schriften auch mehrere doxographisch-wissenschaftsgeschichtliche Abhandlungen verfasste, in denen die Erfinder der jeweiligen Disziplinen den ihnen gebührenden Raum erhielten.51
Dieselben wissenschaftlichen Interessen wie Aristoteles und sein Kreis teilte auch der Platon-Schüler Herakleides Pontikos, der einerseits als Autor von staatsrechtlichen Dialogen Über die Herrschaft (
5.2 Die Zeit der hellenistischen Gelehrsamkeit (um 280–145 v. Chr.)
Als fester Bestandteil der alexandrinischen Gelehrsamkeit wird die griechische Altertumsforschung, insbesondere das Interesse an Aitien, im dritten und zweiten Jahrhundert v. Chr. thematisch immer vielfältiger und unüberschaubarer. Die Überlieferung führt jedoch nur selten über vereinzelte Bruchstücke hinaus. Die Diskrepanz zwischen Ausmaß und Stellenwert der literarischen Produktion und dem Umfang des Erhaltenen ist ein Charakteristikum des Hellenismus; für die antiquarische Literatur gilt dies in besonderem Maße. Man erklärt sich das erhöhte Interesse an den Ursprüngen von Bräuchen, Mythen und Namen aus den veränderten politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen, die sich in den griechischen Nachfolgestaaten Alexanders ergaben.55 Dies wird der Tendenz nach durchaus zutreffen, doch sollte dabei der politisch-nostalgische Aspekt nicht absolut gesetzt werden; dasselbe gilt für die damals neuerwachte wissenschaftliche Neugier (curiositas). Zumindest was den hellenistischen Wissens- und Sammeleifer angeht, steht die Neugier an der Frühzeit in nicht zu verkennendem Zusammenhang mit der erstmaligen Verfügbarkeit gewaltiger literarischer Ressourcen. Die Bedeutung der Bibliothek für die antiquarische Schriftstellerei in dieser Zeit und in der Antike im Allgemeinen kann kaum überschätzt werden.56
Obwohl sich gegenüber der vorangehenden Epoche die Schwerpunkte und Rahmenbedingungen im Einzelnen verschoben hatten und mit der gelehrten alexandrinischen Dichtung eine spezifische Literaturform stärker als zuvor in den Mittelpunkt trat, waren es im Großen und Ganzen dieselben literarischen Bereiche, die dem griechischen Antiquarianismus im Hellenismus sein unverkennbares Gesicht gaben.
Im Bereich der Philologie und der Grammatik äußerte sich die neue Gelehrsamkeit in einer wissenschaftlichen Zuwendung zur älteren Literatur, besonders zur Dichtung. Die textkritische Sichtung, die Ordnung und Rekonstruktion des Tradierten erfolgte seit den Anfängen in der erklärten Absicht, sich die Tradition anzueignen und für die eigene literarische Produktion nutzbar zu machen.57 In Alexandria war dieses Unternehmen von umfangreichen lexikologischen und sachkundlichen Kompilationstätigkeiten begleitet, durch welche die in der gewaltigen Textmasse aufgespeicherten Wissensbestände einem interessierten Fachpublikum erschlossen werden sollten.
Die Altertumskunde war für die alexandrinischen Dichterphilologen stets ein Teilbereich unter vielen; die gelehrte Arbeit umfasste neben der Sprache, den Texten und der literarischen Kritik stets auch die Realien, zumal Geographie, Volkskunde und Religion. Die Ergebnisse dieser Studien wurden gesammelt und in Spezialschriften veröffentlicht.58 Kallimachos schrieb in Prosa eine Reihe gelehrter philologischer Abhandlungen, darunter eine nach Sachkriterien geordnete onomastische Sammlung Ortstypische Ausdrücke (
Auf dem Feld der philologisch fundierten Sachforschung, das heißt der wort- und realienkundlichen Erklärung der alten Dichter, besonders Homers, haben auch die späteren alexandrinischen und pergamenischen Grammatiker Bedeutendes geleistet.60 Aristophanes von Byzanz (um 260–180 v. Chr.) verfasste neben einer lexikographischen Sammlung mit mutmaßlich etymologischer Ausrichtung (
Einem anderen Wissensgebiet, jedoch ebenfalls dem aitiologischen Muster folgend, galten die Katasterismoi des Eratosthenes (ca. 276–195 v. Chr.), in denen er zu sämtlichen Sternbildern eine Entstehungssage bereitstellte. In voller Stärke tritt uns das ursprungsbezogene Interesse der Zeit aber erst in der Dichtung entgegen.
In der gelehrten alexandrinischen Dichtung traf das aitiologisch-etymologische Denkmodell auf besonders fruchtbaren Boden. Das berühmteste Beispiel sind die Aitia („Erklärungssagen“), in denen Kallimachos die mythische Aitiologie von lokalen Besonderheiten in Kult, Brauchtum und Natur zum bestimmenden Thema seiner didaktischen Elegie erhob. Während sich Aitien auch sonst im Korpus seiner Dichtungen, etwa in den Hymnen finden, verlieh er hier der Aitiologie den Status eines poetischen Genres.66 Nur in wenigen Fragmenten sind die Gedichte des Apollonios Rhodios über die Gründungslegenden verschiedener Städte erhalten, mit denen er wohl bewusst an die hexametrische Ktisis-Dichtung früherer Zeiten anschloss.67 Die aitiologisch-etymologische Erklärung von Namen, Orten, Bräuchen und Institutionen ist für seine Argonautika ebenso charakteristisch wie für Nikanders Heteroioumena und für eine ganze Reihe hellenistischer Epen.68 Zu erwähnen sind auch die „ethnographischen“ Epen des Rhianos von Bene (FGrHist 265; 3. Jhd. v. Chr.) und des Nikandros von Kolophon (FGrHist 271; um 200 v. Chr., oder der jüngere Lehrdichter gleichen Namens), in denen, soweit erkennbar, „in der Weise der Ethnographie die gesamte Überlieferung über eine Landschaft von der Urzeit bis in die Gegenwart“ zusammengestellt war.69
Das Denkmuster antiquarischer Welterklärung, die das hellenistische Epos (zumindest stellenweise) auszeichnete, prägte auch die geographisch-volkskundliche beziehungsweise kulturgeschichtlich orientierte Literatur in der Tradition von Hekataios und Herodot, allen voran die Schriften des Polemon von Ilion (um 220–160 v. Chr.).70 Die Fragmente zeugen von umfangreichen altertumskundlichen Forschungen, doch bleibt häufig unklar, ob es sich um eigene Monographien oder Abschnitte aus größeren Werken handelt. Dies gilt besonders für eine Reihe von Gründungsgeschichten, unter anderem von griechischen Kolonien Italiens und Siziliens (frgg. 37–38 Preller 1838), aber auch für realienkundliche Miszellen, zum Beispiel über karthagische Gewänder und einen Korbwagen (frgg. 85–86 Preller 1838). Da Polemon verschiedentlich als
Polemons eigentliche Spezialität lag aber offenbar in der Beschreibung von Kunstwerken und Denkmälern, die er nicht aus Büchern, sondern durch Autopsie kannte.71 Vier Schriften mit augenscheinlicher antiquarischer Fragestellung waren den Altertümern Athens gewidmet: Behandelt wurden die Weihegeschenke auf der Akropolis in vier Büchern (frgg. 1–5 Preller 1838), die Gemälde in den Propyläen (frg. 6 Preller 1838), die Eponyme der Demen und Phylen (frgg. 7–8 Preller 1838) sowie die „Heilige Straße“ nach Eleusis (
Im weiteren Rahmen der historisch-geographischen Literatur ist der imaginäre Reiseroman (
Ein einzigartiges Zeugnis antiquarischer Gegenwartserklärung bietet die Anagraphe von Lindos (FGrHist 532; 99 v. Chr.), ein im Tempel der Athena Lindia inschriftlich niedergelegtes Inventar der (angeblich) im Heiligtum aufgestellten Weihgeschenke nebst einer Beschreibung von vier Epiphanien der Göttin. Das Ganze wurde aus einer Reihe einschlägiger Lokalschriftsteller kompiliert (über zwanzig Autoritäten und an einer Stelle auch „amtliche Akten“ werden zitiert), die über die Relikte und ihre (zum Teil mythischen) Stifter informierten.75
In der Tradition der an die Lokalgeschichte angelehnten Kultschriftstellerei des vierten Jahrhunderts stehen die Spezialabhandlungen über das Opferwesen und die Sitten Spartas (
Innerhalb der politischen Geschichtsschreibung hatten sich seit der Zeit Alexanders des Großen Entwicklungen angebahnt, die im dritten und zweiten Jahrhundert v. Chr. zu verstärkten gattungstheoretischen Reflexionen und methodologischen Ausdifferenzierungen führten.76 In der Tradition des Thukydides wandte sich Polybios von Megalopolis (um 200–120 v. Chr.) in polemischer Weise gegen ausufernde Genealogien, Gründungsgeschichten und andere Arten von Exkursen innerhalb der politischen Zeit- und Universalgeschichte (9.1–2). Das bekannte Ergebnis war die folgenreiche Verengung dessen, was fortan als antike „Historiographie“ in die modernen Literaturgeschichten eingegangen ist. Für das weite Feld der Altertumskunde war weder in Ciceros noch in Quintilians Kanon der griechischen und römischen Geschichtsschreiber Platz.77 Von Polybios’ Polemik war auch die aufblühende Lokalgeschichte betroffen, die sich neben den griechischen Poleis zunehmend auch mit der Geschichte und Kultur der von den Diadochen beherrschten Völker befasste: Der babylonische Priester Berossos (FGrHist 680) verfasste eine Babyloniaka, der ägyptische Priester Manethon (FGrHist 609) eine Aigyptiaka, Menander von Ephesos (FGrHist 609) eine Geschichte der Phönizier. Dasselbe tat für die Römer bekanntlich Fabius Pictor, dessen Publikum wohl in erster Linie in der gelehrten griechischen Oberschicht der italischen Halbinsel und Siziliens zu suchen ist.78
Es gab kaum eine Stadt oder Landschaft der bekannten Ökumene, deren Geschichte, Bräuche und Kulte nicht monographisch aufgearbeitet wurden. Inwieweit dabei der antiquarischen Fragestellung Raum gegeben wurde, ist schwer zu beurteilen. Das gilt allgemein für die Ziel- und Schwerpunktsetzungen dieser enorm weitläufigen Literatur. Das Wenige, das von den Hunderten von Werken (345 Autoren in FGrHist) erhalten geblieben ist, bietet insgesamt kein zuverlässiges Bild, und die überlieferten Fragmente sind aufgrund einer tendenziösen Auswahl nur mit Vorbehalt aussagekräftig.79 Gleiches gilt für Italien und Rom, über deren Urzeit sich Griechen wie Alkimos (FGrHist 560 F1–5), Timaios von Tauromenion (FGrHist 566 T9), Antigonos (FGrHist 816 T1–2; F1–2), Promathion (FGrHist 817 F1), Diokles von Peparethos (FGrHist 820 T2; F1), Zenodotos von Troizen (FGrHist 821 F1–3) sowie eine Reihe griechisch schreibender Römer äußerten.80
5.3 Zusammenfassung
Das weite Feld der griechischen Ursprungs- und Herkunftsforschung in klassischer und hellenistischer Zeit ist in seinen Methoden, Techniken und literarischen Darstellungsformen ein offensichtlicher Vorläufer der römischen antiquarischen Literatur. Im Mittelpunkt stand die Suche nach den Gründungsanlässen und Stiftungsakten kultureller Errungenschaften: von Schrift und Sprache, von staatlichen und religiösen Institutionen, von Festen und Zeitordnungen, aber auch von Völkern, Städten und Familienverbänden. Der dabei angewandte heuristische Modus der antiquarischen Zeichenarchäologie (mittels der Denkfiguren der Aitiologie, der Etymologie und der Genealogie) scheint bereits im fünften Jahrhundert im Wesentlichen ausgebildet gewesen zu sein. Frühe methodische Impulse gingen von Seiten der Philosophie und der Naturkunde aus. Die hellenistische Büchergelehrsamkeit hat die antiquarische Heuristik und Hermeneutik verfeinert.
Wie in der römischen, so ist auch in der griechischen Literatur die antiquarische Fragestellung allgegenwärtig. An einer relativ frühen Monographisierung dieser Wissensbestände kann aufgrund der Vielzahl von Fachabhandlungen, die sich für verschiedene Autoren aus unterschiedlichen Epochen nachweisen lassen, trotz der spärlichen Überlieferung kaum gezweifelt werden. Die Formen dieser Verschriftlichungen sind im Detail nicht mehr zu eruieren, doch spiegelt die Bandbreite der bezeugten literarischen Umsetzungen die vielfältigen Möglichkeiten einer monographischen Präsentation antiquarischer Wissensbestände anschaulich wider.
Dies wurde insbesondere für die Aitiologie festgestellt, so bereits Mercklin 1848, 267: „Der ätiologische Trieb […] war in den Völkern des Alterthums früh erwacht und hat in ihren Litteraturen sich vielfach betheiligt. Er ist ein charakteristisches Moment der griechischen Mythenbildung und begleitet ihre Geschichtsschreibung durch alle Stadien.“ Zur griechischen Faszination für Anfänge siehe Cherniss 1953; Chassignet 2008, iii–vii; zum vielfältigen Modus der Kausalitätsergründung im griechischen Denken, besonders der Philosophie, siehe Hankinson 1998.
Zu Geschichte und Methode der griechischen Paradoxographie siehe Giannini 1964; Schepens/Delcroix 1996; Pajón Leyra 2011. Die Fragmente der kaiserzeitlichen Autoren versammelt FRHist cont IV E fasc. 2.
Zur fehlenden exegetischen Bestrebung des Genres, die sich im bewussten Unterdrücken erklärender Passagen der Vorlage äußert, siehe Schepens/Delcroix 1996, 390–394.
Vgl. z. B. Arist. hist. an. 606. 25 ff. zum Phänomen, warum Zikaden an bestimmten Orten vorkommen und an anderen nicht. Der Grund (
Hankinson 1998, 51–69 (zur Frühzeit), 295–322 (zur theoretischen Reflexion über die Möglichkeiten und Grenzen kausaler Erklärungen innerhalb der späteren medizinischen Schulen) und 373–379 (zu Galen).
Diller 1934, 44–45. Zur Verbindung zwischen Medizin, Historie und Aitiologie siehe Desclos 2003, 67–120.
Siehe dazu Risch 1947, 72–91; von Kamptz 1982; Kanavou 2015. Das bekannteste Beispiel ist Od. 19.406–409 zum Namen „Odysseus“, abgeleitet von
Eine gute Textsammlung bietet hier Woodhead 1928. Für die jüngere Forschungsliteratur siehe Lallot 1991; O’Hara 1996, 7–18; für einen allgem. Überblick über die griechische Philologie vor dem Hellenismus Novokhatko 2015 mit weiterer Literatur.
Zur Sprachursprungsfrage im Kratylos siehe u. a. Schrastetter 1989. Die parodistische Komponente betont Baxter 1992, vgl. aber Sedley 2003. An Kritik oder Spott über Etymologien aufgrund klanglicher Ähnlichkeit hat es in der Antike nicht gefehlt, vgl. z. B. Ov. Met. 5.187–188: at Nileus, qui se genitum septemplice Nilo / ementitus erat.
Krat. 407a; 410c; 418c; 420b.
Cic. nat. deor. 3.63: Magnam molestiam suscepit et minime necessariam primus Zeno post Cleanthes deinde Chrysippus, […] vocabulorum cur quidque ita appellatum sit causas explicare. Siehe dazu Müller 1910, 42–66; Woodhead 1928, 74–81; Dahlmann 1932, 6–10; Barwick 1957, 58–69 sowie 70–79; O’Hara 1996, 19–21; Allen 2005; de Jonge 2008, bes. 65–70; ferner Blank 2008. Zur berüchtigten, unter anderem aus Augustinus (dial. 6) bekannten Herleitungstechnik ex contrario (
Siehe dazu unten S. 301–315.
FGrHist 1 F1 (= Demetr. de eloc. 12):
Plat. Hippias maior 285d–e. Aus dem Begriff der
Siehe dazu mit Blick auf die Sophistik im Allgemeinen Pfeiffer 1968, 75.
Pfeiffer 1968, 75. Zu Hippias’ Anagraphe siehe Christesen 2007, 45–160. Zu Liste und Katalog als Medienformat antiquarischer Wissensbestände siehe unten Kap. 6.3.1. § 6.
Mit einer differenzierten Art der Aitiologie arbeitet Thukydides, der zwischen Veranlassung (
Zum Beispiel über Attika (2.15) und Sizilien (6.1–5); in der Behandlung der Vorzeit beruht die Beweisführung häufig auf gegenwartsbezogenen Analogieschlüssen (1.5.3 ff.; 1.7.1; 1.8.1); die Urgeschichte ist damit notwendige Voraussetzung der Gegenwart. Umfangreiche Exkurse über Gründungen und Wanderungen enthielt auch die Historia des Ephoros von Kyme, siehe dazu Walter 2020, 93–103.
Zu Polemon siehe unten S. 194 f.; zu Pausanias und der griechischen Periegesen-Literatur der Kaiserzeit siehe unten S. 473 f.; dort auch zur (problematischen) Differenzierung zwischen „geographischer“ und „antiquarischer“ Periegese. Zum schwer fassbaren Begriff der Periegese siehe Falaschi 2021.
Ein anderes Beispiel ist die Einführung der ionischen Frauenkleidung durch die Athener (5.87–88).
Die Frage nach der Herkunft des Alphabets kennt eine reiche literarische Tradition, die vor Herodot einsetzt, vgl. Hekataios, FGrHist 1 Frg 20; Dionysios, FGrHist 687 Frg 1; Anaximander, FGrHist 9 Frg 3; Andron, FGrHist 10 Frg 9. Dass Herodots Methode einem zeitgenössischen Usus entsprach, zeigt Fowler 1996, bes. 70–74; das gilt auch für sein Interesse für Heuremata, dazu bes. Kleingünther 1933, 46–65.
Zur griechischen Lokalgeschichte siehe die Synthese von Harding 2007; für Athen ist Jacoby 1949 grundlegend; vgl. ferner Clarke 2008, bes. 167–230 und Schmid 1947.
Thraede, RAC 5 (1962), 1194–1200 mit zahlreichen Beispielen.
Der Titel ist wahrscheinlich eine spätere Bildung, vgl. FGrHist 534 Kommentar p. 456; ferner Lasserre 1976, 119–120. Zur fast verlorenen Ktisis-Dichtung der Archaik siehe Jacoby 1947, 4–5; Dougherty 1994.
Die Chronik reichte weit in die mythistorische Zeit hinein, vgl. FGrHist 4 frg. 79b (= Dion. Hal. ant. 1.22.3):
Jacoby, RE 8 (1913), 143.
Ephoros aus Kyme (FGrHist 70 F 2–5; 4. Jhd. v. Chr.); Herakleides Pontikos d. Ä. (frg. 152 Wehrli. = Diog. Laert. 5,88; um 360 v. Chr.); Aristoteles (frg. 924 Gigon 1987 = Clem. strom. 1.16.77.1); Theophrast (frg. 728–734 FHS&G.); Straton von Lampsakos (frg. 144–147 Wehrli); Phylarchos (von Athen?, FGrHist 81 T 1 (= Suda); 3. Jhd. v. Chr.); Kydippos von Mantineia (Clem. strom. 1.16.77); Antiphanes (Clem. strom. 1.16.77.1); Aristodemos (von Alexandrien?, FHG Müller III, 311 = Clem. strom. 1.16.77.1; 2. Jhd. v. Chr.?); Philostephanos (FHG Müller III, 32 frgg. 28–31; um 200 v. Chr.). Im Einzelnen ist die Verlässlichkeit der Angaben allerdings strittig, zumal die Testimonien zuweilen eher einen Abschnitt (einen Rollentitel?) bzw. ein Exzerpt aus einem größeren Werk und weniger eine unabhängige Schrift zu bezeichnen scheinen. Siehe dazu und zum Folgenden Schwitter 2023b.
Siehe dazu die Diskussion weiter unten S. 455–466.
Eichholtz 1867; Kremmer 1890; Wendling 1891. Ihre Versuche, die erhaltenen Heuremata-Kataloge auf die peripatetische Tradition zurückzuführen, verbleiben im Spekulativen.
Zhmud 2006; Zhmud 2020. Neben den gesonderten Disziplingeschichten behandeln die meisten antiken Fachtraktate im Vorspann die Geschichte der jeweiligen Disziplin und ihrer „Technologien“. Siehe dazu Thraede, RAC 5 (1962), 1201–1204.
Kremmer 1890, 6–7.
Zhmud 2006, 42–43; Billings 2021, 33–34. Vgl. Kleingünther 1933, 146: „Von Kulturgeschichte kann in unseren Katalogen gar nicht die Rede sein, dazu fehlt ihnen vor allem das chronologische Moment.“
Billings 2021, 34–35: „Such catalogs of inventions and their sources suggest a view of culture as a composite of heterogeneous practices. This is a very different tendency from that of the developmental narratives discussed above: rather than presenting culture as governed by laws of necessity leading logically from past to present, invention narratives trace present culture backwards and suggest its contingency. Invention narratives thus have a tendency to denaturalize their objects, pointing to the local and specific origins of familiar practices and technologies.“
Eine konzise Übersicht der Kulturentwicklungslehre dieser Zeit bietet Müller 2003, 203–281.
Protag. 323a, nach der Übersetzung von F. Schleiermacher, Platon. Werke, Bd. 1, hrsg. von G. Eigler, 1977, 119; zum philosophischen Zusammenhang siehe Hansen 2019.
Cic. fin. 5.11: Omnium fere civitatum non Graeciae solum, sed etiam barbariae ab Aristotele mores, instituta, disciplinas, a Theophrasto leges etiam cognovimus.
Aporemata Homerica frg. 160 Rose 1886 (383 Gigon 1987), aufgegriffen in Poet. 25 (1460b 6–22); ein weiteres Beispiel ist frg. 166 Rose 1886 (389 Gigon) zum Brauch, menschliche Leichen um Gräber zu schleifen. Zu Kontext und Intention der aristotelischen Homerapologie siehe Pfeiffer 1968, 94–98; Herklotz 1999, 189.
So auch Thuk. 1.6.6. Vgl. den Kommentar ad loc. in Flashar/Dubielzig/Breitenberger 2006, 400.
Ferner archaische Kulturgegenstände (Waffen, Kleider: frg. 498 Rose 1886 = 504, 1–4 Gigon 1987) und Honiggewinnung (frg. 512 Rose 1886 = 517, 1 + 2 Gigon 1987).
Frg. 568 Rose 1886 (585 Gigon 1987); frg. 593 Rose 1886 (610 Gigon 1987).
FGrHist 342 mit Komm.
Erstmals belegt für Philochoros’
Ax 2006a. Siehe dazu unten S. 337 f.
Siehe die entsprechenden Ausführungen bei Porph. abst. 4.2.1–9 (= F6a.1).
Zu Dikaiarchs „archaeological approach to history“ siehe FGrHist cont. IV B fasc. 9, 48–49.
Wohl ursprünglich Teil einer Schrift „Über die Frömmigkeit“ (
FHG Müller II, 363–365, in frg. 12 geht es um die Nomophylakes.
Siehe dazu Bernays 1866, 51–52; Müller 1972–1980, 1: 212.
Stern 1996 mit Einleitung und Kommentar.
Siehe dazu Brodersen 2005; Hawes 2014, 37–91; Zucker 2016; Van den Berg 2017; Koning 2022.
Frgg. 133–150 Wehrli 1967, 54–72.
Einen nicht erschöpfenden Katalog der Schriften bietet Diog. Laert. 5.6.86–88; zum Werk siehe Wehrli 1983.
Zur Tradition und den Fragmenten siehe Tresp 1914.
Erhellt durch die Scholienliteratur, z. B. zu Apollonios Rhodios und dessen Verwendung von Stesimbrotos’
Siehe dazu u. a. Gabba 1981; Zanker 1987, 1–37.
Zur „Buchkultur“ des Hellenismus siehe Pfeiffer 1968, 128–134; vgl. ferner Harder 2013.
Zu unterschiedlichen Aspekten siehe Pfeiffer 1968, 135 ff.; Bing 1988, 50–90; Ax 1991; Krevans/Sens 2006; Pagani 2011; zusammenfassende Überblicke bieten Matthaios, HGL 2, 502–553 und Montana 2015.
Bravo 2007, 521: „Interpretation involved at every step not only questions about language (vocabulary, syntax, morphology), but also questions concerning subject matter: places, peoples, divinities, cults, myths, legends, institutions, customs, implements, and so forth. Such questions led many of the grammatikoi to write separate treatises, ones that we might characterize as being antiquarian.“
Die Fragmente 403 und 405 Pf. machen Erklärungen im Kontext von Gründungsgeschichten wahrscheinlich.
Pfeiffer 1968, 213–285. Zur Etymologie in der alexandrinischen und pergamenischen Dichter-Auslegung siehe Broggiato 2003. Die etymologischen Erklärungen des Krates von Mallos sammelte Broggiato 2002, Index s. v. Etimologia.
Ed. Slater 1986; zu seinen philologischen Studien siehe Callanan 1987.
Schironi 2018.
FGrHist 244 F154–207; zu Apollodor siehe Pfeiffer 1968, 306–321.
Barwick 1957, 60–61. Zum etymologischen Verfahren in
Dion. Thrax, ars gram. 1 ed. Lallot 2003:
Aus der Fülle der Literatur siehe u. a. Harder 2012; Walter 2020, 103–110; vgl. ferner HGL 2, 66–72 mit weiteren bibliographischen Angaben.
Sistakou 2011.
Zur Aitiologie in den Argonautika siehe Zanker 1987, 122–123; Klooster 2014; Walter 2020, 120–134; zu Nikander siehe Loehr 1996, 51–59. Zur Etymologie als einer „poetischen Ressource“ alexandrinischer Dichter siehe Cusset 2021 mit weiterer Literatur.
Jacoby, FGrHist III a, 88.
Fragmente: Preller 1838; FHG Müller III, 108–148; Capel Badino 2018. Zum antiquarischen Interesse siehe Angelucci 2003; Angelucci 2011; Engels 2014; Capel Badino 2018, 37–43; zum geistesgeschichtlichen Kontext Pergamons in dieser Zeit Pfeiffer 1968, 301 ff.
Aus diesen Studien entstand eine Schrift, in der er die entsprechenden Ausführungen des Eratosthenes kritisch ergänzte, siehe Deichgräber, RE 21.2, 1309–1310; Pfeiffer 1968, 303.
Die Fragmente seiner paradoxographischen Schrift(en) versammeln Giannini 1964 und FGrHist 1751.
Fragmente: FGrHist 63; Winiarczyk 1991. Zu Leben und Werk siehe Winiarczyk 2002; zur notwendigen Differenzierung zwischen Euhemeros und dem sog. Euhemerismus Thraede, RAC 6 (1966), 880–882.
U. a. durch Etymologien, z. B. Uranos (T49 u. T62), sowie Heuremata, z. B. Venus als Erfinderin der Prostitution (T75) oder Aeacus als Entdecker von Gold (T81–82B). Zum Motiv der Entdeckung einer Stele, in die geheimes Wissen von Göttern eingeschrieben war, siehe Winiarczyk 2002, 101–102.
Lendle 1992, 276–277; Higbie 2003; Hartmann 2o10, 505–510.
Lendle 1992, 180–205; HGL 2, 638–667 mit den einschlägigen Verweisen.
Momigliano 1990, 59 sieht darin die Differenzierung zwischen Antiquaren und Historikern begründet. Siehe dazu oben Kap. 1.1.
Auch die Alexandergeschichtsschreibung enthielt je nach Vorlieben des Autors längere ethnographische Exkurse über Ursprünge, Bräuche und Heuremata der von den Makedonen eroberten Völker, vgl. z. B. Antikleides, FGrHist 140 F1 und F11.
Mehr als auf ein Interesse an Ursprüngen und Gründungssagen kann aus ihnen meist nicht geschlossen werden. Siehe dazu mit Beispielen Clarke 2008, 196–197.
FGrHist 809–815. Siehe dazu unten S. 204–208. Einen Überblick über die griechischen Varianten der Gründung Roms bietet Wiseman 1995, 43–61; siehe ferner Strasburger 1968 und Bickerman 1952.