Der Weinkeller als Schlachtfeld. Die »Société des antisobres« als militärischpolitischer Geheimbund zwischen Sachsen und Preußen

In: Geheime Netzwerke im Militär 1700–1945
Author:
Anne-Simone Rous
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In den sächsisch-preußischen Beziehungen war es vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges den beiden Nachbarn noch gelungen, aufkommende Spannungen durch Konfliktmanagement abzubauen. Ein Zollstreit konnte 1728 mit einem Handels-und Freundschaftsvertrag beigelegt werden, den die Potentaten während des Karnevals feierten. Anlässlich dieses Festes wurde, möglicherweise nach russischem Vorbild, die »Societé des antisobres«, ein Trunkbündnis, geschlossen. Diesem gehörte fast die gesamte militärische Elite beider Staaten an, mithin auch das halbe »Tabakskollegium « des preußischen Hofes. Die Statuten des als Geheimgesellschaft konzipierten Bundes sahen regelmäßigen Weinkonsum zur Beziehungsstabilisierung vor. Die vom Militärischen inspirierten Decknamen der Mitglieder sowie gegenseitige Erzählungen über Trunkenheit sind in der diplomatischen Post über mehrere Jahre hinweg anzutreffen. Nach eigenem Bekunden gelang es, durch diese Form der »lukullischen Diplomatie« die Union zu zementieren. Mit dem Generationswechsel sollte die freundschaftliche Verbundenheit jedoch abrupt enden.

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