Die Geschichte Westfalens nach dem 2. Weltkrieg lässt sich nur nach einer intensiven Beschäftigung mit der britischen Besatzung und späteren Truppenstationierung schreiben. Und dennoch ist der Einfluss der britischen Besatzungspolitik sowie des britischen Militärs auf die Gesellschaft in Westfalen wenig erforscht. Zugleich ist mit dem Abzug der britischen Truppen aus Deutschland ein gesteigertes Interesse an Themen der Besatzungsgeschichte zu verzeichnen. Der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens hat deshalb gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität Paderborn im Jahr 2017 zu einer Tagung eingeladen, auf der deutsche und britische WissenschaftlerInnen die Frage der Beziehungen zwischen Briten und Deutschen in Westfalen in das Zentrum der Diskussion gestellt haben. Ihre Vorträge bilden den Kern des nun vorgelegten Tagungsbandes. Wir danken allen ReferentInnen, dass sie bereit waren, die Tagung mitzugestalten und ihre Beiträge für den Tagungsband zur Verfügung zu stellen.
Tagung und Tagungsband waren zentraler Bestandteil des Forschungs- und Ausstellungsprojekts „Briten in Westfalen“, das von der Stadt Paderborn, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dem Verein für Geschichte und Altertumskunde, der Universität Paderborn und dem Arbeitskreis ostwestfälisch- lippischer Archive getragen wurde. Die umfassende Erforschung erschien dringlich, da mit dem Rückzug der britischen Streitkräfte aus Deutschland auch deren sachkulturelle Zeugnisse sowie die britischen Zeitzeugen Deutschland verlassen werden. Es galt somit die Chance zu ergreifen, noch vor dem endgültigen Abzug mit der Aufarbeitung der Geschichte zu beginnen. Dies sollte auf einer breiten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Basis geschehen. Aus diesem Grund trafen sich erstmals im Mai 2014 auf Einladung des Paderborner Bürgermeisters Heinz Paus MitarbeiterInnen aus den Archiven, Museen und deutsch-britischen Vereinen, um ein Konzept zur Aufarbeitung und Dokumentation der britischen Präsenz in Westfalen zu erarbeiten. Die Stadt Paderborn erklärte sich bereit die Projektleitung zu übernehmen und gründete eine Planungswerkstatt zur Geschichte der Briten in Westfalen.
Diese Planungswerkstatt, an der etwa 60 WissenschaftlerInnen teilnahmen, traf sich regelmäßig, um sich über Forschungs- und Ausstellungsvorhaben auszutauschen. Drei Schwerpunkte wurden gesetzt: die Erschließung von Quellen, die Arbeit mit Zeitzeugen und die Sicherung der sachkulturellen Zeugnisse. Die Ausstellung „Briten in Westfalen – Beziehungen und Begegnungen 1945-2017“, kuratiert von Dr. Bettina Blum, präsentierte ein breites Spektrum der Beziehungen zwischen Deutschen und Briten im Spiegel zahlreicher Alltagsgegenstände. Der gleichnamige Katalogband, herausgegeben von Dr. Ulrike Gilhaus und Dr. Andreas Neuwöhner, dokumentiert die zentralen Aspekte der Ausstellung. Eine Quellenedition, erstellt vom Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive, wird online im Internetportal „Westfälische Geschichte“ zugänglich gemacht.
Mit dem Tagungsband ist das Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Briten in Westfalen“ abgeschlossen. Wir möchten uns bei allen Mitwirkenden für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken, vor allem bei dem Organisationsteam der Tagung. Unser Dank gilt auch der Sparkasse Paderborn, die durch ihre großzügige Förderung die Tagung und den Tagungsband ermöglicht hat.
Dr. Andreas Neuwöhner, Direktor des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn.
Prof. Dr. Peter Fäßler, Arbeitsbereich Zeitgeschichte, Universität Paderborn
Florian Staffel, Arbeitsbereich Zeitgeschichte, Universität Paderborn