Die Ubiquität digitaler Bilder ist ein Effekt ihrer distributiven Versatilität. Sie können nahezu unbegrenzt gespeichert, instantan übertragen, aufwandlos vervielfältigt, vielschichtig visualisiert, verdatet und verarbeitet werden. Ihre Mobilisierung vollzieht sich nicht regellos, sondern folgt einer komplexen Medienlogistik aus Formatstandards, Infrastrukturen und Transportkalkülen. Digitale Bilder werden und sind verteilt: nicht als sessile Objekte, verbindlich feststehende Entitäten, sondern als streamförmig modulierte Prozesse.
Die Studie konzeptualisiert Akteure und Agenden des Bilddatenverkehrs, untersucht retrodigitalisierte Archivbildkorpora medienhistoriografisch auf Verteilungsgeschichten – das Fallstudienmaterial bilden tatortforensische Fotografien aus den 1910er Jahren und heimlich übertragene Hochfrequenzvideos, die zu Claude Lanzmanns SHOAH Collection gehören – und befasst sich mit den ›kalmierten‹ bildsensorischen Operationen in intelligenten Umgebungen.
Copyright Year:
2018
The ubiquity of digital images is an effect of their distributive versatility. They can be stored almost indefinitely, transmitted instantaneously, reproduced without transformations, visualized in many layers, dated and processed. Their mobilization does not take place randomly, but follows a complex media logistics of format standards, infrastructures and transport calculations. Digital images will be and are distributed: not as sessile objects, bindingly fixed entities, but as stream-like modulated processes. The study conceptualizes actors and agendas of image data traffic, examines retro-digitized archive image corpora in terms of media history and distribution histories, and deals with 'calmed' image sensor operations in intelligent environments.
Simon Rothöhler ist Juniorprofessor für Medientechnik und Medienphilosophie an der Ruhr-Universität Bochum und Leiter des DFG-Forschungsprojekts „Streaming History“.