I. Einleitung
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts stand im Zeichen des einsetzenden practice turn. Innerhalb der Sozial- und Kulturwissenschaften hat dieser in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum interdisziplinär dazu beigetragen, dass über eine Opposition – die von Theorie und Praxis – nunmehr auch in der Philosophie wieder neu verhandelt wird.1 Dabei ist der Gegenstand »Praxis« für die Philosophie keineswegs neu: Nicht nur galt schon bei Platon und Aristoteles der Praxisbegriff als ein zwar je verschieden ausgelegter, so jedoch auch stets grundlegender Terminus. Praxis- und Praxis-Theorie-Philosophien gibt es daher in einer überraschend hohen Zahl, und ihre Akzente reichen von sozial- oder politikphilosophischen bis hin zu normativ-ethischen.2 Eine kultur- und sozialwissenschaftliche Renaissance des Praxisbegriffs kann für die Philosophie und Geisteswissenschaften vor diesem Hintergrund eine Gelegenheit bedeuten, über eine genuin philosophische Sache neu nachzudenken: die philosophische Reflexion in Hinsicht auf ihren auslegenden Charakter.
Ein solcher Versuch muss jedoch, will dieser praxistheoretisch überhaupt interessant sein, als ein solcher Versuch verstanden sein, die Auslegung als eine Praxis, d. h. als Auslegungspraxis, zu bestimmen. Wie zu zeigen ist, wird dabei eine genuin »praxistheoretisch« zu nennende Zugangsweise nicht ausreichend sein: Rezente Praxistheorien sind vor allem sozialwissenschaftlich geprägt. Als entsprechend konfligierend wird sich der Umstand erweisen, dass hier die sog. »Beobachterperspektive«, die allzu gerne eingenommen wird,3 den Blick auf das genuin Auslegende versperrt. Doch will dieser Beitrag gerade um ein praxistheoretisch bereicherndes und bereichertes Konzept von der Auslegungspraxis bemüht sein.
Damit dies gelingt, wird der Gang der Untersuchung mit einer grundlegenden Problematisierung der Auslegungspraxis aus praxistheoretischer Sicht einsetzen. Auf dieses Problem wird sodann in einem ersten Schritt der Versuch einer Bestimmung der Auslegung als Praxis unternommen, indem diese mit der Bestimmung der philosophischen Reflexion in auslegender Hinsicht bei Eugen Fink in einen Dialog gebracht wird. Die bei Fink angelegte Unterscheidung von operativen und thematischen Begriffen wird zu einer ersten weiterführenden Bestimmung der Auslegungspraxis dienen. Bei Jean-Pierre Schobinger wird die Operationalität positiv auf eine ganze »operative Schicht« ausgeweitet, mit der die genuin mediale Dimension der Auslegungspraxis adressiert werden kann. Um diese Praxis jedoch auch in ihrem über die theoretisch-intellektuelle Tätigkeit hinaus reichenden Charakter zu kennzeichnen, wird über einen Exkurs zu Gilles Deleuzes und Félix Guattaris Bestimmung der Praxis der Philosophie der Vorschlag diskutiert, die Auslegungspraxis implizit mit einem Bezug zum Außen zu verknüpfen. Dieser Bezug zum Außen der Auslegungspraxis wird schließlich in einem letzten Schritt bei Maurice Merleau-Ponty und in dessen Philosophie der Leib-Körper-Differenz konkrete mediale Praktiken der Auslegung zeigen, welche die Operationalität der Auslegungspraxis auch in ihrer performativ-leiblichen Dimension wird einfangen lassen. Die Auslegungspraxis wird sich so schließlich praxistheoretisch als eine mediale Praxis zeigen, an der weit mehr Anteil hat als ›nur‹ der »Körper« oder ›nur‹ der »Geist«.
II. Praxistheoretische Annährung an einen genuin philosophischen Gegenstand: die philosophische Reflexion und ihr auslegender Charakter
Seit dem Ausrufen der praktischen Wende sowie der breiten Rezeption zweier bedeutender Publikationen im vergangenen Jahrzehnt ist die Praxistheorie zu einer ernstzunehmenden Theoriebewegung avanciert.4 Mit ihrem Fokus auf die Praxis und darin auf die Praktik mit ihren ›doings und sayings‹ (Schatzki) als ›kleinste Einheit des Sozialen‹ (Reckwitz) verbindet sich der Anspruch, traditionelle Dichotomien wie Subjekt/Objekt, Individuum/Gesellschaft, Geist/Körper ebenso wie Engführungen durch mentalistische, handlungsnormorientierte oder allzu strukturalistische Forschungen zu überwinden. »Praxis« ist in diesem theoretischen Milieu als ein Geschehen zu verstehen, in welchem ausgehend von der Körperlichkeit und Materialität von Praktiken Vollzüge stets als in einen Kontext gebettet verstanden werden und das vor allem durch die Regelmäßigkeit beim Vollzug von Gesten und Performances Zugriff für eine differenziertere Beschreibung erlaubt.
Bei aller Verheißung durch diesen ›ganzheitlichen‹ Blick, der möglichst vorurteilsfrei Praxis und Praktiken thematisieren möchte, sind in den Grundcharakteristika jedoch bereits Gefahren angelegt. Zu nennen wäre etwa ein zu reduktiver Körperbegriff, der tendenziell entweder als von außen zu beschreibender objektivistisch verkürzt wird oder aber überfordert wird, indem ihm qua Habitus ein allumfassendes Vermögen in Form von einem ›impliziten Wissen‹ oder ›knowing how‹ resp. ›knowing that‹ zugeschrieben wird.5
Während hiervon noch später die Rede sein wird, zeigt sich zudem eine weitere Veranlagung in der Theorietektonik, die sich gerade auch für den hiesigen Zusammenhang als zentral zu erweisen hat und die nicht zu Unrecht sehr früh als Problem bemerkt worden ist: Praxistheorieforschung wird vor allem in den Sozialwissenschaften betrieben. Nicht nur zeigt sich dabei, dass Praxis vor allem als soziale Praxis etabliert wird. Praxistheorien haben es nicht allzu leicht, sich von diesem zentralen Bezug zum Sozialen und Gesellschaftlichen zu lösen. Vor allem scheinen »Praxis« und »Praktiken« jedoch durchaus ein ›idealer Gegenstand‹ für dieselben zu sein. Denn was zu der Grundbestimmung einer Praktik implizit hinzugehört, ist, dass Praxis als Praxis adressiert werden kann. Damit diese positiv bestimmbar wird, muss sie also überhaupt bestimmbar sein. Und was lässt sich bestimmen, das nicht schon in geläufigen Termini sagbar ist? Praktiken werden daher gerade an ihre (Wieder-)Erkennbarkeit, Reproduzierbarkeit, Wiederholbarkeit und ihren ordnungsstiftenden Charakter zurückgebunden. Sieht man hierbei genauer hin, zeigt sich nun, dass dies insbesondere für die Beobachterperspektive von entscheidender Bedeutung ist: Eine Praktik zeigt sich als Praktik, weil ihre konkreten ›doings‹ und ›sayings‹ bereits diskursiv belegt sind.
Dies markiert nun aber ein bedeutendes Problem: Kann die Auslegung, oder zunächst allgemeiner: die philosophische Reflexion, hinreichend bestimmt werden, wenn man sie nur von außen beschreibt? Würde dem beigestimmt, ließe sich kaum etwas über das eigentlich Auslegende einer Auslegungspraxis aussagen: Diese mag manchmal im Stillen geschehen, manchmal in einer Rede oder klassisch in Form des Textuellen. Aber reicht es hier hin, vom visuellen bzw. sichtbaren Charakter einer solchen Praktik auszugehen? Was genau braucht es, um dieses Mehr in der Auslegungspraxis in den Blick zu bekommen? Was kennzeichnet das doing und saying der Auslegung und der philosophischen Reflexion? Und so es hier etwas zu sagen gibt, hieße das nicht, dass die Bestimmung der Auslegung einen Körperbegriff benötigt, der traditionellerweise gerade bei der Auslegung keine signifikante Rolle spielen sollte, da wir nicht unbedingt zu sagen pflegen, der Körper würde einen Sachverhalt auslegen, nachvollziehen oder gar reflektieren?
Um sich nun also an diesen Problemkreis anzunähern, gilt es zunächst, den Auslegungsbegriff sowie das Konzept der philosophischen Reflexion näher zu bestimmen.
III. Was ist eine philosophische Reflexion in Hinsicht auf ihren auslegenden Charakter?
Zu der Bestimmung einer philosophischen Reflexion ebenso wie einer Auslegung gibt es bekanntlich zahlreiche Angebote.6 Als besonders anschlussfähig für praxistheoretische Erwägungen soll sich jedoch ein Ansatz erweisen, wie er bei Jean-Pierre Schobinger ausgearbeitet worden ist und welcher selbst zurückreicht bis zu Überlegungen, die erstmals Eugen Fink im Rahmen eines Vortrags 1957 anstellte. Dieser Vortrag mit dem Titel Operative Begriffe in Husserls Phänomenologie7 führt ein strukturales Verhältnis in den Schriften Husserls vor und legt den Grundstein für eine Methode, die bis heute verschiedentlich weiterentwickelt worden ist.8 Grundüberlegung Finks ist, dass philosophische Reflexionen zu genuin philosophischen Begriffen ›gerinnen‹ und ausgelegt werden können; sie setzen ein Nachverstehen frei. »Intentionalität« ist dafür ebenso ein Beispiel wie etwa die »Idee« bei Platon. Diese Begriffe, betont Fink, bedürfen jedoch, um als Denkfiguren thematisch zu fungieren, d. h., um also nachvollziehbar zu sein, operativer Begriffe und Elemente, die selbst gerade a-thematisch sind. Sie sind also nicht eigens Gegenstand der je konkreten Auslegung, sondern vielmehr das Medium derselben.
Dieser Gedanke steht in einer Verwandtschaft zu differenzphilosophischen Ansätzen, wie diese etwa auch im Ausgang von de Saussures Cours de linguistique générale (1916) versucht wurden: Ein Zeichen für sich allein gibt demnach noch keine Auskunft über dessen Bedeutung, da die Beziehung von Signifikat und Signifikant arbiträr ist. Bedeutung bzw. Sinn stellt sich erst durch die differenzielle Beziehung zwischen den Zeichen ein bzw. ist nicht aus der Referenz abzuleiten, sondern Effekt der Differenz der sprachlichen Zeichen untereinander. Mit Finks Ansatz liegt nun gerade ein genuin philosophischer Gedanke vor, der sich von der Saussure’schen Linguistik und ihren Fortführungen in einem entscheidenden Punkt unterscheidet:9 Ein Grundanliegen der Philosophie – und dies trifft im Besonderen auf Husserl zu – ist es, die Praxis des Denken selbst zu thematisieren. Vor diesem Hintergrund wendet sich Fink Husserls Phänomenologie zu und bestimmt dessen Philosophie zunächst als die Entwicklung einer Methode, um »die innere Unruhe des menschlichen Denkens durch eine methodische Erfassung derselben zu ›fixieren‹«10; er adressiert somit zuallererst die allgemeine menschliche Praxis, noch bevor es um die philosophische Reflexion selbst gehen kann. Das Vorhaben ist sodann, die thematische Tätigkeit des menschlichen Seins auf seine operativen, d. h. a-thematischen, Voraussetzungen hin zu prüfen, um eigens hierfür eine Methode zu entwickeln: die phänomenologische Reduktion.
In Husserls Unternehmung geraten derweil nicht nur verschiedene Modi der Intentionalität in den Blick: etwa das gewöhnliche Zugekehrtsein zu den Gegenständen in unserer mundanen Praxis oder die verschiedenen Einzelthemen, die sich vor dem Hintergrund eines »universellen Themas«11 im Fokus zeigen. Besonderes Gewicht erhält bei Husserl der Blick auf jene bereits erwähnten a-thematischen Voraussetzungen selbst: Das, »womit wir sozusagen vor dem erlebend operier[…]en«12, wird als Untersuchungsfeld eigener Art erkannt. Bei Husserl zeigt sich dies als das Feld der transzendentalen Subjektivität. Dies wird für die noch folgenden Überlegungen nicht unwesentlich sein.
Als genuin philosophische Reflexion erweisen sich nun jedenfalls nach Fink Husserls Überlegungen dort, wo sie nicht nur einen beliebigen Gegenstand thematisiert, sondern wo die Reflexion gerade das Nicht-Thematische mit zu reflektieren versucht: Wodurch ist überhaupt das intentionale Gerichtetsein auf etwas möglich, das in Husserls Philosophie gerade für jede menschliche Regung einsteht und nicht etwa nur das Philosophieren betrifft (sondern auch etwa das ›intentionale Gerichtetsein‹ etwa beim Zubereiten eines Kaffees oder beim Buchen eines Zugtickets)?
Ein Grund, weshalb sich Husserl diesem Problem überhaupt stellt, ist sicherlich der Umstand, dass für ihn philosophiehistorisch die Idee der Intentionalität sich nicht schlicht als die »Gerichtetheit auf etwas (als etwas)« ausnimmt, sondern dies zugleich immer auch »Bewusstsein von etwas (als etwas)« bedeutet (dies ist eines der zentralen Probleme, das letztlich dazu beitrug, dass alle nachhusserlsche Philosophie als »postheideggerianisch« gilt, da das Bewusstsein bekanntlich zu einer Reihe von Missverständnissen wie etwa dem Egologismus- und Subjektivismusvorwurf führt). Würde man vom schlichten »Gerichtetsein auf etwas« sprechen, ergäben sich nicht nur diese Probleme des Subjektivismus nicht, sondern denkbar würden von hier aus zudem Überlegungen, die Intentionalität in einen Vergleich mit dem Konzept der Praxis selbst zu setzen.13
Es ist jedenfalls diese Denkfigur der Intentionalität, deren je schon a-thematisches Fungieren als zentrales Thema die philosophischen Reflexionen Husserls prägt und der sich Fink zuwendet, um das genuin Philosophische dieser Reflexionen zu problematisieren.
An diesem Punkt wird zunächst deutlich, dass Husserl in Finks Sicht die Intentionalität als Grundfigur gebraucht, um mit diesem zu operieren. Intentionalität jedoch wird bei Husserl geradezu immer wieder vorausgesetzt und dies vor allem überall dort, wo er gerade »von etwas« spricht: Nimmt man die Redeweise von der Intentionalität ernst, wird schließlich dieses »etwas« selbst stets nur in der Weise eines »etwas als etwas« fungieren können. Wir haben es – um dies in einen Satz zu fassen – bei Husserl also immer damit zu tun, dass ein Gegenstand (das etwas) nur im Modus des als etwas erscheint. Mit der Intentionalität ist also eine Denkfigur eingeführt, die selbst operativ einen Sinn freisetzt, die über das Buchstäbliche hinausweist. Denn etwas im Modus des etwas als etwas zu thematisieren, bedeutet, operativ mit etwas zu reflektieren, das selbst entzogen bleibt.
IV. Die Auslegungspraxis in operativer und thematischer Hinsicht
»Intentionalität« scheint in seinen Verwendungsweisen bei Husserls stets eine These mitzuführen, die verstanden und nachvollzogen sein muss, damit sich einem Husserl’sche Gedanken überhaupt erst erschließen können. Ausgehend von Fink wurden nun verschiedene reflexionslogisch und hermeneutisch perspektivierte Ansätze entwickelt, welche allgemeine Strukturen herausstellen helfen, die in der Lektüre eines philosophischen Textes den sinnhaften Vollzug garantieren sollen. Vermittels der Husserl’schen Intentionalitätsbestimmung und Finks Auslegung Husserls unter besonderer Berücksichtigung der operativen Elemente und der Thematisierung kann vorgreifend gesagt werden: Die These ist nun, dass es dieser Entzug des vermeinten »etwas« ist, der für eine konkrete Asymmetrie sorgt und philosophische Reflexionen auf etwas hin strukturiert. »Intentionalität« erweist sich als Denkfigur, die sich auch in anderen Texten wird ausweisen lassen, namentlich überall dort, wo das sich notwendig entziehende »etwas«, d. h. das Partikulare, als asymmetrische Struktur durch die operationale Verfasstheit einer Reflexion selbst erscheint. In der Thematisierung der ›bezüglichen Gerichtetheit‹ wird stets dieser operativ wirkende Entzug auszuweisen sein. Dieser kann die operative Schicht der Zeichen oder eines Textes bezeichnen, wird sich jedoch auch als das Mediale erweisen müssen, welches neben dem Zeichenhaften etwa auch das Leibliche wird meinen können.
Doch mit Fink kommt man nicht weiter als bis hierher. Jean-Pierre Schobinger hat bereits zu Fink bemerkt, dass aus dessen Unterscheidung von »operativ« und »thematisch« weder eine Theorie noch eine Methode hervorgegangen ist und dass selbst noch »operative Begriffe« keiner hinreichenden Bestimmung zugeführt wurden.14 Und tatsächlich ist mit Fink das Operative nur der nicht gesehene Schatten oder das Medium des Verstehens bzw. Erfahrens von Sinn. Mit Schobingers Überlegungen wiederum liegt nun ein Ansatz vor, der die operativen Elemente eines Texten konkret zu adressieren hilft: Er unterscheidet »operative Faktoren«, die eine »operationale Schicht« bilden, worunter zunächst auch Aspekte wie die Grammatik fallen.15 Interessant wird es, wenn Verhältnisse im Text oder Positionen außerhalb des Textes ebenfalls in den Blick geraten. Insgesamt bilden die verschiedenen Faktoren bzw. Elemente ein Gewebe oder eine Textur, die eigens thematisiert werden kann. Sodann ist dies keine Frage einer positionierten Auslegung mehr: Diese ist zwar auch positioniert, aber die Struktur herausarbeiten, die eigentliche Wirkarbeit eines Textes herausstellen, ist objektiv: Die Methode und das Ergebnis sind universal.
Wodurch sich indes der Sinn eines Textes einstellt (der sich in jeder Lektüre anders einstellen muss, da die Lektüre stets durch jemanden in einer bestimmten Hinsicht vollzogen wird), bleibt selbst von der Leserin zunächst unausgelegt. Der Blick auf eben diese Schicht kann nicht nur reflexionslogische Entzugsmomente herausstellen helfen, sondern zudem Aufschluss über die ›doings‹ und ›sayings‹ der Auslegungspraxis geben.
V. Jean-Pierre Schobinger und die Auslegungspraxis
Jean-Pierre Schobinger hat sich Finks Überlegungen zu der Differenz von operativ und thematisch in den 1990er Jahren zugewandt und hermeneutisch grundlegend weiterentwickelt. Bei Schobinger weist eine philosophische Reflexion nicht lediglich zu Konzepten/Denkfiguren geronnene Reflexionen/Ideen auf, die als operative Begriffe fungieren. »Operativ« wird von Schobinger auf signifikante Weise auf all jene Elemente von Reflexionen angewandt, die überhaupt sinnstiftend sind. Er bezeichnet diese operativen Elemente als »operative Schicht«16. Bei ihm weist eine philosophische Reflexion daher zwei Schichten auf: die thematische Schicht, die den Inhalt der Auslegung bezeichnet, und die operative Schicht, durch welche die thematische Schicht überhaupt erst thematisch werden kann.
Das Besondere bei dieser Differenz, die jede Reflexion begleitet, ist, dass jedes Element einer Reflexion mal thematisch, mal operativ betrachtet werden kann. Während sich Schobinger für diese Latenz nicht weiter interessiert, wird genau dieses Phänomen für den vorliegenden Argumentationsgang entscheidend sein. Denn als was das genuin »Auslegende« einer sogenannten Auslegungspraxis in praxistheoretisch erweiterter Fassung zu bestimmen ist, wird über diesen Punkt nun näher betrachtet werden können.
Exkurs: Beispiel einer »operational aufmerksamen Auslegung« bei Platon
Es wurde bereits an Husserls Intentionalitätsbegriff die Fink’sche Auffassung eines operativen Begriffes vorgeführt. Für die praxistheoretisch gefasste Auslegungspraxis kann nun in einem ersten konkreten Schritt diese anhand eines Beispiels gezeigt werden.
»Intentionalität« als bezügliche Intention, als Charakterisierung eines jeden Aktes, in welchem etwas erscheint, weist zurück auf die Vorsokratiker und ihre Problematisierung der Erscheinungsweise von Seiendem, woraus die unmögliche Existenz des »Nichtseienden« gefolgert wird. Es ist nun Platon, der eine Form strukturaler Asymmetrie an der vorsokratischen Problematisierung des Nichtseienden demonstriert. Platon greift aus der Reihe der Vorsokratiker v.a. Parmenides auf – so etwa im Dialog Sophistes, in welchem Parmenides zitiert wird: »Nimmer vermöchtest du ja zu verstehn, sagt er, Nichtseiendes seie sondern von solcherlei Weg halt fern die erforschende Seele.«17 Das Problem, das im Folgenden als performativer Widerspruch explizit wird, zeigt die Differenz auf zwischen einer Seinssetzung und einem thematischen »etwas«: In der Reflexion selbst erscheint das »Nichtseiende« bereits als dieses je bestimmte »etwas« (das »Nichtseienden«), das deswegen noch keinen ontologischen Status ›außerhalb der Reflexion‹ besitzt. »Denn ich, der ich festsetzte, das Nichtseiende dürfe weder an der Einheit noch Vielheit teilhaben, habe es doch vorher und jetzt geradezu eins genannt. Denn ich sage das Nichtseiende. Merkst du was?«18
Die Struktur, die sich an dieser Reflexion im Sophistes ablesen lässt, ist eine asymmetrische Struktur: Platon problematisiert hier die Operationalität gebrauchter Begriffe. Bei ihm erweist sich die Reflexion auf das Problem des Nichtseiendes als reflexionslogisch. Das »Nichtseiende« wird je schon als bestimmtes Etwas, als thematisiertes, intentionales Korrelat expliziert: »Wer daher nicht einmal etwas sagt, muß ganz notwendig, wie es scheint, ganz und gar nichts sagen.«19 Qua dieser Demonstration der Operationalität einer Reflexion auf die philosophische Rede vom Nichtseienden ist der Entzug bezeichnet: Das »Nichtseiende« als »als etwas« ist das intentionale Korrelat, während das gemeinte »etwas als etwas« sich entzieht, als Rest auf der Ebene der operativen Schicht eingeschlossen bleibt.
Platons Überlegungen demonstrieren, was auf der thematischen Schicht widersprüchlich ist. Um das etwas zu thematisieren, muss von dem Thematisierten abgesehen werden. Man kann diese Demonstration als die Demonstration einer genuin philosophischen Reflexion mit den Mitteln der philosophischen Reflexion bezeichnen.
VI. Das Problem der philosophischen Reflexion und das praxistheoretisch erweitere Konzept der Auslegungspraxis
Was bislang mit Bezug auf die genuin philosophische Reflexion und ihren Auslegungscharakter gesagt worden ist, kann über Schobingers Beitrag hinaus noch um einen wichtigen Aspekt erweitert werden, der auf direkte Weise in die Praxistheorie-Diskussion hineinzuführen vermag. Denn Ziel der Untersuchung soll nicht lediglich die genuin philosophische Reflexion als Auslegungspraxis sein. Ziel soll es sein, die allgemeine Auslegungspraxis praxistheoretisch erschließbar zu machen und den Begriff desselben zu bestimmen. Denn die philosophische Reflexion, die hier bestimmt worden ist als eine Reflexion, die das operativ fungierende Reflektieren selbst auf der thematischen Ebene adressiert, bildet nur ein Beispiel einer Auslegungspraxis. Eine andere findet sich überall dort, wo allgemein überhaupt etwas ausgelegt, d. h. verstanden oder nachvollzogen werden kann. Dies bedeutet im Folgenden, dass hier eine Praxis gemeint ist, die auch außerhalb der Disziplin »Philosophie« von Relevanz ist – namentlich überall dort, wo im Sprachlichen durch Zuhören, Vernehmen, Nachlesen, aber auch Verfassen und Formulieren Sinn gestiftet wird, der eine operative und eine thematische Schicht ausweist, die nicht einfach in Text und Nachvollzug des Textes aufzulösen sind. Dabei wird sichtbar werden müssen, dass die Trennung von operativ und thematisch also auch auf nichtsprachliche Elemente ausgeweitet werden muss. Denn führt man sich das bisher Entfaltete noch einmal eigens vor diesem Hintergrund vor Augen, lässt sich über die operativ aufmerksame Auslegung noch Folgendes sagen: Gerade durch die operative Verfasstheit einer Reflexion wird die Auslegende befähigt, überhaupt auszulegen und somit Zeugin einer Sinnstiftung, eines zu verstehenden Gedankens resp. Sachverhalts zu werden. Das Operationale einer Reflexion ist stets zugleich das Medium des Verstehens. Um diese grundlegend mediale Dimension muss es nun im Folgenden gehen.
Exkurs 2: Deleuzes und Guattaris Beitrag zu einem Auslegungspraxis in praxistheoretischer Hinsicht
Reflexionen bestehen gemeinhin aus sprachlichen Elementen. Blickt man auf die operative Ebene, also jene Ebene, die ein Nachvollziehen trägt und daher Medium der Auslegung ist, dann gehören in dieses Feld etwa die Grammatik, aber auch Denkfiguren, die bereits einen Sinn freisetzen. Geht man nun in der Textauslegung etwa auf die Suche nach weiteren Elementen als die, die von Fink und Schobinger eingeführt worden sind, stößt man noch auf andere, die genuin operativ resp. medial Sinn und Nachvollzug bewirken. Eine Quelle, die man zu diesem Zweck heranziehen kann, ist das zuletzt von Gilles Deleuze und Félix Guattari publizierte Werk Was ist Philosophie? (1991; dt. 2000). Dort wird analog zu Fink das genuin Philosophische einer Reflexion im »Begriff« gefunden. Doch anders als bei Fink führen Deleuze und Guattari eine konkrete Praxis der Auslegung ein, die hier als Zwischenschritt diskutiert werden soll. Denn als diese Praxis wird hier gerade das Schöpfen von Begriffen eingeführt. Diese Praxis als creatio continua von Begriffen weist jedoch über das lediglich Sprachliche hinaus. Denn Grundvoraussetzung für diese Auslegungspraxis der Philosophie ist ein irreduzibler Bezug zum Außen: »Stets ein Ereignis aus den Dingen und Wesen freisetzen – das ist die Aufgabe der Philosophie, wenn sie Begriffe, Entitäten erschafft. Das neue Ereignis der Dinge und Wesen entwerfen, ihnen stets ein neues Ereignis bieten: den Raum, die Zeit, die Materie, das Denken, das Mögliche des Ereignisses.«20 Die Praxis der Philosophie, die hier als Auslegungspraxis gedacht werden kann, weil es in ihr um das Verstehen geht, erscheint als eine Form des Denkens, die nur vermittels eines Eingebettetseins denkbar ist.
Mit diesem Ansatz geht es Deleuze und Guattari gerade um ein Verständnis von Philosophie, welches die Mauer zwischen Theorie und Praxis zu sprengen versucht. Für den hiesigen Zusammenhang von Bedeutung ist dies, da hieran deutlich wird, dass Begriffe, damit sie diesen Bezug zum Außen tragen, selbst über eine Zeitlichkeit verfügen müssen. Sie müssen werden können.
Um werden zu können führen Deleuze und Guattari ihre sogenannte »Geophilosophie«21 ein, jedoch verbleiben sie bei der subversiven Kraft der Begriffe, die, so sie nachvollzogen werden, politisch werden. Für den Zweck dieses Beitrags wird dies nicht weiter von Bedeutung sein. Aber es ist dieser Punkt, an dem das »Werdenkönnen« vermittels eines Bezugs zum Außen einer jeden Reflexion einen letzten Schritt ermöglicht, um den praxistheoretischen Rahmen einer Auslegungspraxis ganz abzustecken. Hierfür gilt es nun, dieses Außen selbst zu thematisieren.
VII. Das Außen der Auslegungspraxis: Merleau-Pontys Beitrag zur Leiblichkeit der Auslegungspraxis
Wird das bisher Gesagte rekapituliert, zeigt sich die Auslegungspraxis bislang insbesondere als eine Sache des Denkens. Diese Tätigkeit, die zumeist im Stillen vollzogen oder nur mit den Mitteln des Sprachlichen vollzogen wird, findet ihre Medialität also auf der Ebene der operativen Schicht eines Textes.
Performativ nun wird diese Medialität dort, wo das Außen der Auslegung selbst auf nichtsprachlicher Ebene statthat. Gibt es eine nichtsprachliche Ebene der Auslegungspraxis?
Maurice Merleau-Ponty, dessen im deutschsprachigen Raum wesentlicher Beitrag in der Leib-Körper-Differenz zu suchen ist, bietet Anlass, diese Frage affirmativ zu beantworten.
Während der Körper bei Merleau-Ponty als die objektiv adressierbare Dimension der Korporalität gefasst wird und somit etwa den Körper bezeichnet, den der Mediziner untersucht und mit Begriffen positiv bestimmen kann, erscheint der Leib als Medium der Welthabe und des Weltzugangs. Ein anderer Terminus für den Leib ist daher auch das Zur-Welt-sein. Als Medium unserer Praxis hilft der Leib also all jene Phänomene näher zu fassen, in denen etwas getan wird, ohne dass wir intellektualistisch daran einen Anteil haben. Vorgeführt werden kann dies etwa anhand der sogenannten Doppelempfindung, bei der man versucht, mit der linken Hand die rechte Hand zu ertasten. Dabei wird die Erfahrung sinnfällig, dass die ertastete rechte Hand ›wie von selbst‹ beginnt, tastende zu sein.22 Diese Oszillation von berührt-berührend fungiert bei Merleau-Ponty als Ausweis einer Reflexivität des Leibes. Wenngleich der Aspekt der Reflexivität als solcher für diesen Zusammenhang nicht weiter wichtig ist, ist es gerade dieses Beispiel, das den letzten Schritt hin zu einer praxistheoretisch gefassten Auslegungspraxis selbst markieren wird.
Denn sieht man nun genau hin, wird sich vor allem eines zeigen: Durch die Schilderung des Beispiels der Doppelempfindung wird die Auslegungspraxis selbst in einem grundlegenden Problem berührt, wenn diese nicht auch auf das oben eingeführte »Außen« ausgeweitet wird. Mit Merleau-Ponty begegnet der philosophischen Reflexion und der Auslegung der Fall eines operativen Elements, das nicht nur medial, sondern zudem noch performativ ist. Denn um das Beispiel der Doppelempfindung auszulegen, d. h. nachzuvollziehen, bedarf es einer Ausführung von tastend-ertasteten Händen in der Doppelempfindung. Führt man diese nicht aus, wird also das Beispiel nicht über das Lesen hinaus auch eigens angewandt, verbleibt es bei einer Lektüre ohne Nachvollzug. Der auslegende Charakter eines Beispiels wie das der Doppelempfindung ist also notwendig performativ. Die Medialität der Auslegung kann also auch eine Frage der Leiblichkeit sein.
Merleau-Pontys Werk weist verschiedene Beispiele auf, die ohne Ausführung sinnleer bleiben (etwa bei einem weiteren Beispiel zur Praktognosie, das die Reflexivität des Leibes verdeutlichen soll, die ohne Nachahmung unverstanden bleibt)23. Für die Fragestellung in diesem Beitrag wird jedoch bereits an der Doppelempfindung deutlich, dass die operative Schicht einer Reflexion auch Elemente meinen kann, die zu einer Ausführung auffordern.
Doch das Außen einer auszulegenden Reflexion muss nicht lediglich solche Beispiele gebrauchen. Das Außen einer Auslegung findet sich etwa überall dort, wo auf außerhalb des Textes Liegendes verwiesen wird. An Husserls Intentionalitätsphilosophie ließe sich das etwa mit Blick auf den stets implizit mit zu bedenkenden Verweis auf Kants Beitrag des »Ding an sich« zeigen, der zuweilen notwendig ist, um eine Reflexion auszulegen.
VIII. Schluss
Für die praxistheoretische Auffassung der Auslegungspraxis gilt vor diesem Hintergrund, dass diese, solange sie in ihrer sozialtheoretischen Prägung verbleibt, in ihrem Bezug auf die doings und sayings das genuin Auslegende einer black box gleich kaum wird näher bestimmen können – weist die Auslegungspraxis dann doch kaum hinreichende Charakteristika auf, die Auslegung von Lesen ohne Nachvollzug zu unterscheiden.
Um dieses spezifische Nachverstehen praxistheoretisch zugänglich zu machen, wurde ein Gang der Argumentation gewählt, der bei einer bei Fink eingeführten Unterscheidung ansetzte: die zwischen operativen Begriffen und thematischen Begriffen. Diese Begriffe, die zur Kennzeichnung einer genuin philosophischen Reflexion dient und Grenzen der Auslegung auszuweisen imstande sind, reichten jedoch nicht hin, einen Begriff von Auslegung zu formulieren, der diese als hinreichend bestimmbare Praxis zeigte – auch deswegen nicht, da Fink besonders das Thematisieren des A-Thematischen in einer genuin philosophischen Reflexion als eigentlichen und einzigen Gegenstand bestimmt. Ein nächster Schritt bestand sodann darin, die Weiterentwicklung dieser Fink’schen Unterscheidung bei Schobinger nachzuverfolgen. Dieser weitet die Operationalität einer Auslegung auf eine ganze »operative Schicht« von Texten (neben der thematischen Schicht) aus. Damit wurden nun weitere positive Bestimmungen der Auslegungspraxis möglich. Doch auch diese verblieben bei einer Auffassung von »philosophischer Reflexion«, die das ›eigene Geschäft der Philosophie‹ in ihrer Wirkarbeit allein thematisiert. Um einen breiteren und insofern allgemein relevanten Auslegungspraxis-Begriff zu erhalten, wurde daher ein Umweg eingeschlagen: über Deleuzes und Guattaris Auffassung der Philosophie, die sodann einen inhärenten Bezug zum Außen einer Auslegungspraxis nachweisen konnte. Während dieser Bezug zum Außen Deleuze und Guattari vor allem dem Zwecke der Begründung einer politischen Philosophie (»Geophilosophie«) dient und daher keine weiteren Charakteristika einer spezifischen Auslegungspraxis liefern konnte, fand sich in einem letzten Schritt mit Blick auf Merleau-Pontys Philosophie der Leib-Körper-Differenz ein positives Beispiel zu diesem Bezug zum Außen, der die Auslegungspraxis um ein weiteres Charakteristikum zu erweitern vermochte: Der zuvor als medial fassbare operative Charakter der Auslegung zeigte nunmehr eine performative Dimension, die eine Auslegung nur insofern ermöglicht, als die Auslegung über ein sprachlich-intellektuelles Nachverstehen hinaus auch eine leibliche Performanz ausweisen muss, um zu einem vollen Nachvollzug zu führen.
Praxistheoretisch gefasst zeigt sich die Auslegungspraxis somit als eine grundlegend mediale Praxis mit einem spezifischen Bezug zum Außen, die den Leib, den Körper, den Geist und schließlich das Auszulegende umfasst.
Vgl. etwa Alkemeyer, Thomas u. a. (Hg.), Praxis denken. Konzepte und Kritik, Wiesbaden 2015.
Vgl. etwa Bedorf, Thomas/Gerlek, Selin (Hg.), Philosophien der Praxis. Ein Handbuch, Tübingen 2019.
Schäfer, Frank u. a. (Hg.), Methoden einer Soziologie der Praxis, Bielefeld 2015.
Vgl. Reckwitz, Andreas, Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive, in: Zeitschrift für Soziologie 32 (2003), 4, 282-301; Schatzki, Theodore R. u. a. (Hg.), The Practice Turn in Contemporary Theory, London 2001, 1-14.
Dies geht indes auf einerseits einen zentralen Bezug auf Pierre Bourdieu und andererseits auf Michael Polanyi zurück; eine Überblicksdiskussion unter besonderer Berücksichtigung der Praxis findet sich etwa in Schäfer, Hilmar, Die Instabilität der Praxis. Reproduktion und Transformation des Sozialen in der Praxistheorie, Weilerswist 2013, 13-43; sowie besonders zugespitzt auf die korporale Dimension bei Bedorf, Thomas, Selbstdifferenz in Praktiken. Phänomenologie, Anthropologie und die korporale Differenz, in: Phänomenologische Forschungen (Schwerpunktausgabe » Phänomenologie und Praxistheorie«) 2 (2017), 57-76.
In historischer Hinsicht vgl. Zahn, Lothar, Art. Reflexion, in: Gründer, Karlfried, Ritter, Joachim (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 8, Darmstadt 1992, 396-405; Gadamer, Hans-Georg/Boehm, Gottfried (Hg.), Seminar: Philosophische Hermeneutik, Frankfurt a. M. 21979; mit Blick auf in einer Nähe zum Folgendem stehenden Versuchen vgl. etwa Zorn, Daniel-Pascal, Vom Gebäude zum Gerüst. Entwurf einer Komparatistik reflexiver Figurationen in der Philosophie, Berlin 2016, sowie Meyer-Drawe, Käte, Zum Sinn verdammt. Heidegger und Merleau-Ponty zum menschlichen Verstehen, in: Lessing, Hans-Ulrich/Liggieri, Kevin (Hg.), » Das Wunder des Verstehens«. Ein interdisziplinärer Blick auf ein ›außer-ordentliches‹ Phänomen, Freiburg i. B. 2018, 63-79.
Fink, Eugen, Operative Begriffe in Husserls Phänomenologie (1957), in: ders., Nähe und Distanz. Phänomenologische Vorträge und Aufsätze, Freiburg i. B. 2004, 180-204.
Vgl. etwa Schobinger, Jean-Pierre, Operationale Aufmerksamkeit in der textimmanenten Auslegung, in: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 39 (1982), 5-38.
Wenngleich die Fortführungen bereits etwa mit Claude Lévi-Strauss rasch über die Linguistik hinausführten, liegt im Folgenden der Schwerpunkt insbesondere auf der Praxis des Denkens und Nachvollzugs. Für eine Diskussion allgemeiner praxis-thematisierender Forführungen saussurescher Grundgedanken siehe etwa Vf., Poststrukturalismus: Die Mauer zwischen Theorie und Praxis durchstoßen, in: Bedorf, Thomas/Gerlek, Selin (Hg.), Philosophien der Praxis. Ein Handbuch, Tübingen 2019, 283-319.
Fink, Operative Begriffe, 191.
Ebd.
Ebd., 193.
Dies ist jedoch nicht Gegenstand des vorliegenden Beitrags. Lohnenswert scheint mir dieses Thema allerdings sehr wohl zu sein.
Vgl. Schobinger, Operationale Aufmerksamkeit, 25; vgl. auch Zorn, Vom Gebäude zum Gerüst, 79.
Schobinger, Operationale Aufmerksamkeit, 6.
Ebd.
Platon, Sophistes, in: Ders., Theaitetos. Der Sophist. Der Staatsmann, bearb. v. Peter Staudacher, übers. v. Friedrich Schleiermacher, Darmstadt 1970, 219-402, 237a.
Platon, Sophistes, 238e.
Platon, Sophistes, 237e.
Deleuze, Gilles/Guattari, Félix, Was ist Philosophie? (1991), aus dem Franz. v. Bernd Schwibs u. Joseph Vogl, Frankfurt a. M. 2000, 40.
Ebd., 97.
Merleau-Ponty, Maurice, Phänomenologie der Wahrnehmung (1945), Deutsch von Rudolf Boehm, Berlin 1965, §8.
Vgl. Gerlek, Selin, Der blinde Fleck des Verstehens, oder: die performative Dialektik von Operationalität und Thematisierung, in: z. B.: Zeitschrift zum Beispiel 1 (2019), 113-126.