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20. Jahrhundert nachhaltig geprägt hat.
Ein technisches Zeitalter ist angebrochen, konstatiert man einhellig zu Beginn des
20. Jahrhunderts. Und so träumt man von einem neuen, einem technischen Menschen, der zuallererst neu zu erschaffen, zu konstruieren sei. Die Montage ist in den 1920er und 1930er Jahren dasjenige Verfahren, das von den Fabriken über die Kinos bis hin zu den Zeitschriften und dem Alltagsleben genau dieser Aufgabe dient. Es findet sich in allen Feldern der Technik und Ästhetik, versteht sich als visuelle Alphabetisierung, Psycho- und Medientechnik und zugleich auch als Vermittler zwischen den politischen Extremen. Taylorismus und Fordismus, aber auch Reflexologie, Arbeitswissenschaft und Psychotechnik sind die Strategien einer Neukonstruktion des Menschen und der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten, in Europa, aber auch im revolutionären Sowjetrussland. Zwischen Utopie und Dystopie pendelnd wird das Leben in einer technischen Welt entworfen. Der montierte Mensch, dessen Geschichte hier nachgezeichnet wird, hat jene des 20. Jahrhunderts in entscheidender Weise geprägt.
20. Jahrhundert nachhaltig geprägt hat.
Ein technisches Zeitalter ist angebrochen, konstatiert man einhellig zu Beginn des
20. Jahrhunderts. Und so träumt man von einem neuen, einem technischen Menschen, der zuallererst neu zu erschaffen, zu konstruieren sei. Die Montage ist in den 1920er und 1930er Jahren dasjenige Verfahren, das von den Fabriken über die Kinos bis hin zu den Zeitschriften und dem Alltagsleben genau dieser Aufgabe dient. Es findet sich in allen Feldern der Technik und Ästhetik, versteht sich als visuelle Alphabetisierung, Psycho- und Medientechnik und zugleich auch als Vermittler zwischen den politischen Extremen. Taylorismus und Fordismus, aber auch Reflexologie, Arbeitswissenschaft und Psychotechnik sind die Strategien einer Neukonstruktion des Menschen und der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten, in Europa, aber auch im revolutionären Sowjetrussland. Zwischen Utopie und Dystopie pendelnd wird das Leben in einer technischen Welt entworfen. Der montierte Mensch, dessen Geschichte hier nachgezeichnet wird, hat jene des 20. Jahrhunderts in entscheidender Weise geprägt.
Pier Paolo Pasolini hat über dieses Verhältnis zwischen den kraftvollen Lichtern der Macht und dem fortlebenden Dämmerschein der Gegenmächte nachgedacht. Doch schließlich verlor er den Glauben an diesen Widerstand in einem berühmten Text aus dem Jahr 1975 über das Verschwinden der Glühwürmchen. In jüngerer Zeit hat Giorgio Agamben diesen politischen Pessimismus untermauert, angefangen mit seinen Texten über die »Zerstörung der Erfahrung« bis hin zu seinen Analysen der »Herrschaft« und der »Herrlichkeit«.
Dieser düsteren Vorhersage über unser »Unbehagen in der Kultur« soll hier widersprochen werden. Die Glühwürmchen sind nur aus dem Gesichtsfeld derer verschwunden, die nicht am richtigen Ort sind, um zu sehen, wie sie ihre Lichtsignale aussenden. Wir versuchen der Lehre Walter Benjamins zu folgen, für den ein Niedergang kein Verschwinden ist. Man muss »den Pessimismus organisieren«, sagte Benjamin. Und die Bilder – sofern man nur rigoros und unprätentiös über sie nachdenkt, sie beispielsweise als Glühwürmchen-Bilder denkt – öffnen den Raum für einen solchen Widerstand.
Pier Paolo Pasolini hat über dieses Verhältnis zwischen den kraftvollen Lichtern der Macht und dem fortlebenden Dämmerschein der Gegenmächte nachgedacht. Doch schließlich verlor er den Glauben an diesen Widerstand in einem berühmten Text aus dem Jahr 1975 über das Verschwinden der Glühwürmchen. In jüngerer Zeit hat Giorgio Agamben diesen politischen Pessimismus untermauert, angefangen mit seinen Texten über die »Zerstörung der Erfahrung« bis hin zu seinen Analysen der »Herrschaft« und der »Herrlichkeit«.
Dieser düsteren Vorhersage über unser »Unbehagen in der Kultur« soll hier widersprochen werden. Die Glühwürmchen sind nur aus dem Gesichtsfeld derer verschwunden, die nicht am richtigen Ort sind, um zu sehen, wie sie ihre Lichtsignale aussenden. Wir versuchen der Lehre Walter Benjamins zu folgen, für den ein Niedergang kein Verschwinden ist. Man muss »den Pessimismus organisieren«, sagte Benjamin. Und die Bilder – sofern man nur rigoros und unprätentiös über sie nachdenkt, sie beispielsweise als Glühwürmchen-Bilder denkt – öffnen den Raum für einen solchen Widerstand.
Der Dichter, der lange im Exil leben musste, möchte eine Geschichte begreifen, deren Schrecken er, wenigstens bis zu einem gewissen Grad, selbst erlebt hat. In seinem Arbeitsjournal wie auch in seiner Kriegsfibel hat Brecht eine große Anzahl von visuellen Dokumenten oder Bildreportagen neu montiert und kommentiert, die Bezug auf den Zweiten Weltkrieg nehmen.
Didi-Huberman zeigt, wie diese Erkenntnis durch Montagen eine Alternative zum historischen Standardwissen bildet, und dank ihrer poetischen Komposition viele Motive, Symptome und Querverbindungen freilegt, die sonst unbemerkt geblieben wären. In Brechts Montagen verbindet sich so auf exemplarische Weise das politische Engagement mit der ästhetischen Dimension.
Abschließend beobachten wir, wie Walter Benjamin, der zu seiner Zeit der beste Kommentator Brechts gewesen ist, subtil die Parteinahmen des mit ihm befreundeten Dramaturgen verschiebt, um uns zu lehren, wie aus Bildern Stellungnahmen gemacht werden können, das heißt: wie Bilder Position beziehen.
Der Dichter, der lange im Exil leben musste, möchte eine Geschichte begreifen, deren Schrecken er, wenigstens bis zu einem gewissen Grad, selbst erlebt hat. In seinem Arbeitsjournal wie auch in seiner Kriegsfibel hat Brecht eine große Anzahl von visuellen Dokumenten oder Bildreportagen neu montiert und kommentiert, die Bezug auf den Zweiten Weltkrieg nehmen.
Didi-Huberman zeigt, wie diese Erkenntnis durch Montagen eine Alternative zum historischen Standardwissen bildet, und dank ihrer poetischen Komposition viele Motive, Symptome und Querverbindungen freilegt, die sonst unbemerkt geblieben wären. In Brechts Montagen verbindet sich so auf exemplarische Weise das politische Engagement mit der ästhetischen Dimension.
Abschließend beobachten wir, wie Walter Benjamin, der zu seiner Zeit der beste Kommentator Brechts gewesen ist, subtil die Parteinahmen des mit ihm befreundeten Dramaturgen verschiebt, um uns zu lehren, wie aus Bildern Stellungnahmen gemacht werden können, das heißt: wie Bilder Position beziehen.
Öffentliche Bilder und damit Beiträge zur politischen Ikonographie liefern Sujets und Themen der Studie. Das klassische Gemälde ist ebenso vertreten wie das Graffito, die Collage wie der Film. Auch Tanz und Theater kommen mit ihren Bildvorwürfen sub specie von Politik, Geschichte und Ästhetik zur Sprache. Dass sich der behandelte Zeitraum weit erstreckt, lässt sich mit dem erwähnten paradigmatischen Vorgehen sowie mit einem berühmten Diktum Giorgio Vasaris, des Gründervaters der Kunstgeschichte, erläutern: Es komme darauf an, Vergangenes als Gegenwart zu erfahren, die Gegenwart als künftige Historie anzusehen. Diers expliziert kein historisches Kontinuum, sondern analysiert charakteristische und repräsentative Einzelfälle, die jeweils für ihre Epoche einstehen.
Öffentliche Bilder und damit Beiträge zur politischen Ikonographie liefern Sujets und Themen der Studie. Das klassische Gemälde ist ebenso vertreten wie das Graffito, die Collage wie der Film. Auch Tanz und Theater kommen mit ihren Bildvorwürfen sub specie von Politik, Geschichte und Ästhetik zur Sprache. Dass sich der behandelte Zeitraum weit erstreckt, lässt sich mit dem erwähnten paradigmatischen Vorgehen sowie mit einem berühmten Diktum Giorgio Vasaris, des Gründervaters der Kunstgeschichte, erläutern: Es komme darauf an, Vergangenes als Gegenwart zu erfahren, die Gegenwart als künftige Historie anzusehen. Diers expliziert kein historisches Kontinuum, sondern analysiert charakteristische und repräsentative Einzelfälle, die jeweils für ihre Epoche einstehen.