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Gegenstand des Beitrags ist der Einsatz von Geschichte bzw. „Erinnerung“ in den politischen Reden des demokratischen Athen der Epoche der Klassik (5./4. Jh. v. Chr.). Die Redner vor der Volksversammlung und den Geschworenengerichten verwendeten Vergangenheitsbezüge, um damit ihre Argumentation zu unterstützen. Die Instrumentalisierung dieser Exempla war dabei nicht auf bloße Topoi ohne tiefere Bedeutung beschränkt, vielmehr wird deutlich, rückt man den Wissens- bzw. Erwartungshorizont der Zuhörerschaft in den Mittelpunkt, dass die Argumentation nur funktionieren konnte, wenn sie vom Publikum auch verstanden und akzeptiert wurde. Im Mittelpunkt steht damit das überaus dynamische soziale bzw. kommunikative Gedächtnis und dessen Bedeutung im klassischen Athen, das, wie die neuere Forschung betont hat, noch wesentliche Eigenschaften einer „oral society“ aufwies. Besonderes Interesse gilt dabei der Frage, zu welchen Umdeutungen der Geschichte es nach der Katastrophe des Peloponnesischen Kriegs kam, welche Zielsetzungen mit diesen verbunden waren und inwieweit dies Rückschlüsse auf die Wahrnehmung der Gegenwart im Verhältnis zur ‚glorreichen‘ Vergangenheit erlaubt.