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Abstract
Betrachtet man die gegenwärtigen philosophischen Arbeiten über die Natur und den Status von kollektiver Intentionalität und Wir-Intentionen, fällt auf, wie viel Aufwand betrieben wird, um die Struktur gemeinsamer Handlungen zu analysieren und um nachzuweisen, ob die Intention, beispielsweise einen gemeinsamen Spaziergang zu unternehmen oder das Haus gemeinsam zu streichen, auf irgendeine Form der Ich-Intentionalität reduziert werden kann oder nicht. Viel weniger Arbeiten haben sich der Analyse geteilter Stimmungen und Emotionen gewidmet. Dies ist nicht nur deshalb bedauerlich, weil das Teilen von Emotionen (emotional sharing) in der Entwicklung aller Wahrscheinlichkeit nach gemeinsamen Handlungen vorangeht und logisch betrachtet grundlegender ist, sondern auch, weil es eine Art des Zusammenseins mit Anderen konstituiert, die wir untersuchen müssen, wenn wir die Natur des Wir verstehen wollen. Mein vorrangiges Ziel in diesem Beitrag ist es, eine Antwort auf die folgende Frage zu geben: Setzt die Wir-Erfahrung, die Erfahrung, Teil eines Wir zu sein, die Differenzierung von Selbsterfahrung und Fremderfahrung voraus, geht sie ihr voraus, erhält sie sie aufrecht, oder hebt sie sie auf? Um diese Frage zu beantworten, werde ich das Teilen von Emotionen näher betrachten und Quellen heranziehen, die in der gegenwärtigen Sozialontologie zu häufig ignoriert werden, nämlich Einsichten, die sich in der klassischen Phänomenologie und in der gegenwärtigen Forschung zu sozialer Kognition finden lassen.
Abstract
In this article, we describe the history and impact of the Center for Subjectivity Research (cfs) since its inception in 2002 and until 2020. From its very beginning, cfs was structured to facilitate and carry out interdisciplinary research on human subjectivity, taking phenomenology as an important source of inspiration. We cover some of the most important research areas in which cfs has had a national and international impact. These include developing the field of existential hermeneutics, opening a dialogue between phenomenology and analytic philosophy, creating a multi-dimensional account of the self, exploring the interrelations between I, you and we, and conceptualizing and assessing self-disorders in schizophrenia spectrum disorders. Over the years, research at cfs has demonstrated the vitality of the phenomenological tradition, and shown how phenomenology can contribute to contemporary theoretical and scientific debates.
Wichtige Impulse für diese Entwicklung gaben Denker wie Emmanuel Levinas und Michel Henry. In jüngerer Zeit rückten zudem die Ideen von Jean-Luc Marion und Marc Richir in den Mittelpunkt des Interesses.
Die einstige Fixierung auf die aktive Leistung des konstituierenden Subjekts ist zunehmend einer Konzentration auf die Momente und Prozesse der Erfahrung gewichen, die das Subjekt überraschen, seine Erwartung durchkreuzen und sich ihm als Widerfahrnis aufdrängen. Statt als subjektive Sinnstiftung wird die Bildung von Sinn seitdem mehr und mehr als Sinnereignis begriffen.
Mit Blick auf die Leiblichkeit und die Psychopathologie ergeben sich daraus neue Perspektiven, aber auch für das Denken des Ethischen und des Politischen hat dieser Wandel in der phänomenologischen Philosophie Konsequenzen.
Wichtige Impulse für diese Entwicklung gaben Denker wie Emmanuel Levinas und Michel Henry. In jüngerer Zeit rückten zudem die Ideen von Jean-Luc Marion und Marc Richir in den Mittelpunkt des Interesses.
Die einstige Fixierung auf die aktive Leistung des konstituierenden Subjekts ist zunehmend einer Konzentration auf die Momente und Prozesse der Erfahrung gewichen, die das Subjekt überraschen, seine Erwartung durchkreuzen und sich ihm als Widerfahrnis aufdrängen. Statt als subjektive Sinnstiftung wird die Bildung von Sinn seitdem mehr und mehr als Sinnereignis begriffen.
Mit Blick auf die Leiblichkeit und die Psychopathologie ergeben sich daraus neue Perspektiven, aber auch für das Denken des Ethischen und des Politischen hat dieser Wandel in der phänomenologischen Philosophie Konsequenzen.