'Lebendiges Judentum', schreibt Walter Benjamin 1930 an Gershom Scholem, 'habe ich in durchaus keiner anderen Gestalt kennengelernt als in dir.' Scholem, Historiker der Kabbala, früher Zionist, scharfer Kritiker der jüdischen Assimilation, Freund und Herausgeber Benjamins ist eine schillernde Gestalt und Autor faszinierender Texte. Die in den letzten Jahren veröffentlichten Jugendtagebücher und -briefe geben Einsicht in die Entwicklung des jungen Scholem und die Werkstatt seines Schreibens. Nach heftigen persönlichen Krisen und vehementen Auseinandersetzungen mit seinen Mitzionisten lernt Scholem, 'im Namen' des Judentums zu sprechen. Er eignet sich die jüdische Überlieferung an und entwirft eine Philosophie und Theologie des 'Kommentars'. Als Historiker der Kabbala macht Scholem die verschlossene Welt mystischer Texte durch eine dynamische Lektüre zum Kraftfeld jüdischer Identität. Der Band führt einen jungen Intellektuellen auf der Suche nach sich und dem Judentum vor, er untersucht die Verflechtung von politischen, theologischen und wissenschaftlichen Schriften und leuchtet deren intellektual-geschichtliche Kontexte aus.
'Lebendiges Judentum', schreibt Walter Benjamin 1930 an Gershom Scholem, 'habe ich in durchaus keiner anderen Gestalt kennengelernt als in dir.' Scholem, Historiker der Kabbala, früher Zionist, scharfer Kritiker der jüdischen Assimilation, Freund und Herausgeber Benjamins ist eine schillernde Gestalt und Autor faszinierender Texte. Die in den letzten Jahren veröffentlichten Jugendtagebücher und -briefe geben Einsicht in die Entwicklung des jungen Scholem und die Werkstatt seines Schreibens. Nach heftigen persönlichen Krisen und vehementen Auseinandersetzungen mit seinen Mitzionisten lernt Scholem, 'im Namen' des Judentums zu sprechen. Er eignet sich die jüdische Überlieferung an und entwirft eine Philosophie und Theologie des 'Kommentars'. Als Historiker der Kabbala macht Scholem die verschlossene Welt mystischer Texte durch eine dynamische Lektüre zum Kraftfeld jüdischer Identität. Der Band führt einen jungen Intellektuellen auf der Suche nach sich und dem Judentum vor, er untersucht die Verflechtung von politischen, theologischen und wissenschaftlichen Schriften und leuchtet deren intellektual-geschichtliche Kontexte aus.
Jenseits von Ursprungsmythen oder der Suche nach einer europäischen ›Identität‹ fragt der Band an präzise umgrenzten historischen Konstellationen nach Praktiken, Symbolisierungsformen, Medien und Diskursen, die zur Genese Europas beigetragen haben. Europa verändert heute sich und sein Verhältnis zur Welt. Das hat methodische Relevanz: Anstatt kulturwissenschaftliche Forschung von vornherein an Unterscheidungen wie zwischen Recht und Politik, Ost und West, Wissenschaft und Religion zu orientieren, müssen diese Unterscheidungen selbst befragt werden. Wie sind sie konstituiert und stabilisiert worden, welche Effekte haben sie, welche Formen der Ordnung haben vor und neben ihnen bestanden?
Jenseits von Ursprungsmythen oder der Suche nach einer europäischen ›Identität‹ fragt der Band an präzise umgrenzten historischen Konstellationen nach Praktiken, Symbolisierungsformen, Medien und Diskursen, die zur Genese Europas beigetragen haben. Europa verändert heute sich und sein Verhältnis zur Welt. Das hat methodische Relevanz: Anstatt kulturwissenschaftliche Forschung von vornherein an Unterscheidungen wie zwischen Recht und Politik, Ost und West, Wissenschaft und Religion zu orientieren, müssen diese Unterscheidungen selbst befragt werden. Wie sind sie konstituiert und stabilisiert worden, welche Effekte haben sie, welche Formen der Ordnung haben vor und neben ihnen bestanden?