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  • Author or Editor: Henry Keazor x
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In: Display und Dispositiv
In: Das Auge der Architektur
In: Kunst und Kognition
In: Tanzende Bilder
In: Immersion in the Visual Arts and Media
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Zwischen 1907 and 1915 verfasste der Schriftsteller, Arzt und Ethnologe Victor Segalen in Zusammenarbeit mit Claude Debussy das Libretto zu der in der Folge nie realisierten Oper Orphée-Roi. Da die 1921 erfolgte Edition des Textes jedoch bis 1961 nicht problemlos konsultierbar war, wurde das Projekt überwiegend in jenen Studien vernachlässigt, die sich mit dem Werk der beiden Künstler auseinandersetzen bzw. sich der Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte des Orpheus-Stoffes widmen. Doch gerade diese Themenbereiche profi tieren von einer Untersuchung des Orphée-Roi, da sie einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis von Segalens Konzept einer „Ästhetik des Diversen“ leistet, sowie zu Debussys Versuchen, aus dem Schatten seiner Oper Pelléas et Mélisande (1902) herauszutreten, und vor allem die Veränderungen aufzeigen kann, denen der Orpheus-Mythos zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterzogen wird, wenn Segalen ihn unter dem Aspekt synästhetischer Wahrnehmung gestaltet. Diese Neu-Interpretation macht das Opernprojekt zu einem idealen Untersuchungsgegenstand im Kontext der Frage nach Verstehensbegriffen und Sinnkonstruktionen. Denn hinter Segalens und Debussys Adaption steht das Bestreben, den tradierten Orpheus-Mythos der eigenen Ästhetik gemäß zu verstehen, und das heißt hier auch: aus ihm das Benötigte herauszuhören bzw. ihn den eigenen Anforderungen entsprechend zu überschreiben, zu ergänzen. Zugleich wird das Verstehen im Orphée-Roi selbst zum Thema gemacht, denn Grundkonfl ikt der Handlung ist die zumeist scheiternde Kommunikation zwischen dem sich nur durch musikalische Klänge mitteilenden Orpheus und den Worte ausspuckenden Menschen. Aus dieser Opposition zwischen Musik und Sprache gestaltet Segalen das Thema der Alterität aus. Doch obwohl mit der Gestalt der Eurydice eine Vermittlungsfi gur auftritt, kann und soll der Ausgleich gar nicht dauerhaft stattfi nden, denn es ist gerade die ewige Spannung zwischen sich fremden Entitäten, die Segalen zufolge erst die Chance zur bewussten und stets neuen Wahrnehmung der Welt eröffnet.

In: Erzeugen und Nachvollziehen von Sinn