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In: "Probiersteine"
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Strukturen des Wettens und seiner literarischen Darstellung
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Wetten kennen wir als alltäglich spielerische Möglichkeit, mit Ungewissheit und Meinungsstreit umzugehen. Doch ein genauer Blick auf die Struktur solcher Abmachungen legt manche Hintergründigkeit offen. Literarische Beispiele erzählen die Wette meist als Scheitern einer naiven Haltung zu Entscheidungs- und Konfliktsituationen. Für Kant war die Wette der „Probierstein“, um die eigene Überzeugung einer Prüfung zu unterziehen. Die Frage, ob man wohl das „Glück des ganzen Lebens verwetten“ würde, mache auch den „stutzig“, der zunächst jeden Irrtum ausschließt. Als Element literarischer Handlung bietet die Wette zwar ästhetisch reizvolle Möglichkeiten. Doch Figuren, die sich ihrer als Werkzeug der Reflexion und Erkenntnis bedienen, scheinen mit ihr durchgängig krachend an der Unberechenbarkeit der Welt und des Mitmenschen zu scheitern – wäre da nicht Goethes Faust, der sich in eine listige Wette mit dem Teufel flüchtet, am Ende aber gerade durch ihren Verlust gerettet wird.
In: Nanotextualität
In: Nanotextualität
In: Nanotextualität
Ästhetik und Ethik minimalistischer Formen
Minimalistische Reduktionen des Textes bieten ästhetische und ethische Differenzierungen, die hier in einem weiten kulturgeschichtlichen Rahmen präsentiert werden.
Der Spruch im Alten Testament, die Fragmente Heraklits oder die Aphorismen von Kafka, die Maximen der Moralisten und das japanische Haiku – sie alle sind Experimente knappster Verdichtung, die sich gerade deshalb als zeitresistent erwiesen haben. Gleichwohl setzt die Linguistik die Textgröße oftmals erst oberhalb des Einzelsatzes an. Der Band versammelt ein weites Spektrum von Beiträgen aus Philosophie, Theologie, Soziologie, Sprach-, Literatur- und Musikwissenschaft zu einem interdisziplinären, vielstimmigen Gespräch – über die Grenzen der Kulturen wie der Zeiten hinweg. Gebündelt sind diese Beobachtungen im Stichwort der Nanotextualität, um die Effizienz extremer Konzentration in ästhetischen, ethischen und logischen Konsequenzen zu vergleichen.