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Abstract
Eine neue Phase der Boccaccio-Rezeption in deutscher Sprache wird von der literaturwissenschaftlichen Kritik ins 19. Jahrhundert verlegt, als Sophie Mereau Brentano die Elegia di Madonna Fiammetta und Karl Witte das Decameron neu übersetzten. Dieses Phasenmodell muss nun, nach der Entdeckung der frühesten Übertragung (16./17. Jahrhundert) der Fiammetta im ehemaligen Jesuitenkolleg zu Passau, korrigiert werden. Das Manuskript, das zur privaten Bibliothek Maria Catharina Fuggers (1630-1703) gehörte, überliefert nicht nur die erste Übertragung eines anspruchsvollen Textes, sondern es dokumentiert vor allem den Versuch, eine Kunstprosa als literarisches Ausdrucksmittel zu schaffen. Der soziologische Aspekt, gebunden an die Leserschaft eines potentiell explosiven Werkes wie Boccaccios Fiammetta, in dem zum ersten Mal in der europäischen Literaturgeschichte eine weibliche Erzählerin ihre erotische Leidenschaft analysiert und der Außenwelt offenbart, kann durchaus erklären, warum das Buch unediert blieb. Erste Hypothesen zur Urheberschaft der Übersetzung führen zu Johann Engelbert Noyse von Campenhouten, dem versierten Übersetzer von Baldassare Castigliones Il cortegiano (Dillingen 1593).
Abstract
Eine neue Phase der Boccaccio-Rezeption in deutscher Sprache wird von der literaturwissenschaftlichen Kritik ins 19. Jahrhundert verlegt, als Sophie Mereau Brentano die Elegia di Madonna Fiammetta und Karl Witte das Decameron neu übersetzten. Dieses Phasenmodell muss nun, nach der Entdeckung der frühesten Übertragung (16./17. Jahrhundert) der Fiammetta im ehemaligen Jesuitenkolleg zu Passau, korrigiert werden. Das Manuskript, das zur privaten Bibliothek Maria Catharina Fuggers (1630-1703) gehörte, überliefert nicht nur die erste Übertragung eines anspruchsvollen Textes, sondern es dokumentiert vor allem den Versuch, eine Kunstprosa als literarisches Ausdrucksmittel zu schaffen. Der soziologische Aspekt, gebunden an die Leserschaft eines potentiell explosiven Werkes wie Boccaccios Fiammetta, in dem zum ersten Mal in der europäischen Literaturgeschichte eine weibliche Erzählerin ihre erotische Leidenschaft analysiert und der Außenwelt offenbart, kann durchaus erklären, warum das Buch unediert blieb. Erste Hypothesen zur Urheberschaft der Übersetzung führen zu Johann Engelbert Noyse von Campenhouten, dem versierten Übersetzer von Baldassare Castigliones Il cortegiano (Dillingen 1593).
Die Legende vom Engel und Waldbruder über Gottes Gerechtigkeit, die in einem kurzen Reimgedicht (um 1350 entstanden) und in einer unlängst aufgefundenen, durchaus schlichten Prosaauflösung (1. H. 15. Jh.) überliefert ist, gehört zu den bekanntesten Theodizeetexten des christlichen Erzählraums sowie anderer monotheistischer Religionen. Der deutsche Text (das Reimgedicht), gewiss kein literarisches Meisterwerk, bietet eine interessante Umgestaltung des ihm zugrunde liegenden narrativen Musters. Die Spannung zwischen Erzählschema und punktueller Bearbeitung bzw. die Arbeit am Muster steht im Fokus des Beitrags. Es stellt sich die Frage, ob das narrative, traditionelle Wissen in dieser konkreten Realisierung weiter affirmativ transportiert wird, oder ob sich Brüche zeigen, die vermochten, die normative Aussage in Frage zu stellen.
Mit Beiträgen von:
Klaus Beitl (Wien), Stefano Cavazza (Bologna), Fabio Dei (Pisa), Diane Dingeldein (Mainz), Francesco Faeta (Messina/ Roma), Annemarie Gronover (Tübingen) Burkhart Lauterbach (München), Stefania Massari (Roma), Luigina Rubini Messerli (Lausanne), Emanuella Rossi (Firenze), Daniella Seidl (München), Alessandro Simonicca (Roma) Angela Treiber (Eichstätt)
Mit Beiträgen von:
Klaus Beitl (Wien), Stefano Cavazza (Bologna), Fabio Dei (Pisa), Diane Dingeldein (Mainz), Francesco Faeta (Messina/ Roma), Annemarie Gronover (Tübingen) Burkhart Lauterbach (München), Stefania Massari (Roma), Luigina Rubini Messerli (Lausanne), Emanuella Rossi (Firenze), Daniella Seidl (München), Alessandro Simonicca (Roma) Angela Treiber (Eichstätt)