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Der vorliegende Aufsatz möchte einen Beitrag zur medientheoretischen Einordnung von Traumdarstellungen im Kinderbuch leisten. Im Zentrum steht dabei die Interaktion von Bild und Text. Aufbauend auf europäischen Adaptionen von Dantes Divina Comedia, Mozarts Die Zauberflöte und Franz Marcs Bildmotiv der blauen Pferde werden die medien- wie rezeptionsspezifischen Besonderheiten oneirischer Narrative, die sich an ein kindliches Publikum richten, untersucht. Als entscheidend erweist sich hier die Vereinfachung der Symbolik in Hinblick auf die Leserschaft, die Vermittlung kulturhistorischen Traumwissens, sowie die textuelle und visuelle Ausgestaltung eines Traumraums, der einerseits die Fantasie der Lesenden stimulieren soll, andererseits aber auch den Rahmen einer ›sicheren‹ Leseerfahrung konstituiert.
Die Konstruktion des modernen Kindheitsbildes durch den Erwachsenen ist von einer starken sensorischen Dimension geprägt, da Kindheitserinnerungen maßgeblich durch Sinneseindrücke bestimmt werden. Hinzu kommt, dass viele Kindheitserzählungen gleichzeitig zu einer Art universellem Erinnerungsort werden, in dem Kindheit als synästhetische Erfahrung inszeniert wird. Im Traum wird dies noch verstärkt, denn seit der Romantik gelten Kinder als perfekte Träumer*innen. Ausgehend von drei Klassikern der europäischen Kinderliteratur – Nils Holgersson (1906/1907), Peter and Wendy (1911) und Peterchens Mondfahrt (1915) – untersucht der folgende Beitrag, welche Rolle sensorische Erfahrungen für die Konstruktion kindlicher Traumwelten spielen. Dabei finden auch die jeweiligen Zeichentrickadaptionen Eingang in die Analyse. Zunächst soll untersucht werden, wie sensorische Erfahrungen als Vektor auf der Reise durch ein kindliches Traumreich dienen. Anschließend geht der Beitrag der Frage nach, inwiefern die kindliche Sinnes-Wahrnehmung es ermöglicht, den Traum auf seine Wahrhaftigkeit zu prüfen. Abschließend soll der gestalterische Einfluss der erwachsenen Perspektive eingehender betrachtet werden.